Die Antifa der Spaßgesellschaft
Nun ist es also passiert: dem Wachshitler aus dem Berliner Tussaud ist der Garaus gemacht worden. Mit ein wenig Bewunderung habe ich das gelesen. Zunächst fand ich die Tat mutig, und natürlich hoffte ich auf einen politischen Hintergrund. Dabei ging es mir nicht um die Zerstörung, sondern um den Skandal, der dann aber auch ein Forum für Debatten schaffen könnte. (Zugegebenermaßen ist aber eine solche Zerstörung schon etwas einfältig, auch wenn sie ernsthaft politisch gemeint ist.)
Jetzt liest man, dass die ganze Zerstörung nur aufgrund einer Wette entstanden ist und ein politischer Hintergrund fast völlig fehlt.
Symptome
Nun, man mag sich darüber streiten, ob sich ein Wachshitler in einem Wachsfigurenkabinett als gefährlich oder normal ausnimmt. Interessant ist hier doch auch eine Konstellation, an der jeder Familientherapeut seine Freude haben dürfte: es gibt hier eine Art Elterninstanz, die einen moralischen Streit von Zaun bricht, bei dem man nicht genau weiß, um was es eigentlich geht. Genauer gesagt ist der Wachshitler nur das Sinnbild eines Symptoms, hinter denen agonistische Anschauungswünsche stehen.
Damit möchte ich keineswegs das Aufstellen der Figur verharmlosen. Natürlich wird es immer wieder Menschen geben, die dann sagen "endlich ist er zurück", und damit vor allem zeigen, was Hitler ihnen ist: ein Püppchen, mit dem sie beliebig spielen können. Doch selbst das gehört noch zu dem Symptom dazu.
Was aber ist ein Symptom? Peter Widmer erläutert in seinem Buch Subversion des Begehrens:
Zunächst ist der Wachshitler ein ikonisches Zeichen. Ikonische Zeichen ähneln den Wahrnehmungen. Das sind zum Beispiel Bilder, wenn sie visuelle Wahrnehmungen umsetzen. Als ikonisches Zeichen kann man aber auch zum Beispiel die street cries aus Porgy and Bess bezeichnen: Gershwin setzt hier nicht nur den Straßenlärm um, sondern auch die Rufe von Verkäufern. Diese sind also direkten Wahrnehmungen nachempfunden. Ebenso komponiert Janacek seine Stücke nach Satzmelodien, die er aufgeschnappt hat. Die orchestralen Melodien ahmen also Satzmelodien nach, haben also ein ikonisches Verhältnis zur Alltagssprache.
Der Wachshitler ahmt den echten Hitler nach und ersetzt ihn zweifellos, da niemand von uns den echten Hitler jemals gesehen hat (man bedenke, dass auch Filme nur ikonische Abbildungen sind). Hier wird also das ikonische Zeichen zur Metapher des realen Hitlers und zwar in einer Art und Weise, dass die "realistische" Abbildung verfehlt, was der reale Hitler in der heutigen Zeit hätte sein können. Das Abbild wird hier zur Barre des echten Hitlers, während das öffentliche Sprechen auf genau dieser Barre herumturnt.
Ist aber der Wachshitler ein Symptom? Zweifellos in dem Sinne, dass sich hier eine Mehrdeutigkeit fängt, wie der jaulende Wind im Schornstein. Auf unsere Formel von Symptom und Metapher angewendet ergibt das folgendes: Wachshitler/(öffentliche Meinung/...[realer Hitler]), wobei der reale Hitler keinesfalls nur in seiner geschichtlichen Bedeutung aufgeht, sondern zugleich ein komplexes psychisches System war. Und der Streit, der hier in aller Öffentlichkeit ausgetragen wird, ist der Streit um das, was der Wachshitler metaphorisiert.
Rhetorisch gesehen ist der Streit auch deshalb interessant, weil er aus dieser Puppe eine kühne Metapher macht, also eine Metapher, die sich durch gewagte Bildbereiche auszeichnet. Üblicherweise gibt es bei kühnen Metaphern, sobald sie häufig gebraucht werden, eine Gewöhnung, die diese Metapher nach und nach verdunkelt und uns schließlich vergessen lässt, dass uns eine Metapher vorliegt. Den Wachshitler ereilt aber ein fast umgedrehtes Schicksal. Seine Übermetaphorisierung, seine Symptomatizität lässt uns das Metaphorische an diesem Ding vergessen.
Versuchen wir das an einem eher unverfänglichen Beispiel abzuarbeiten:
Wenn jemand schreibt, er wolle Hitler seine Aufwartung machen, dann überspringt dieser Mensch genau dieses Zwischenglied und wirft sich in den Trugschluss, dass ein ikonisches Zeichen die Realität benennt. Damit verleugnet dieser Jemand nicht nur die Symptome der Abbildung, sondern vor allem das Funktionieren der Sprache.
In dem ganzen Streit wird also eigentlich nicht Hitler verhandelt, der Hitler an sich, sondern die Position des sprechenden Subjekts zu Vergangenheit und Zukunft, und letztlich das, was man mit der Sprache noch bedeuten kann. Die Hitlers, sowohl der reale Hitler als auch der Wachshitler, sind die Pole einer Bedeutungslosigkeit, die die Sprache immer wieder bedroht.
Arne jedenfalls verwechselt zweierlei: 1. die Debatte um den Wachshitler, so wie sie bis heute geführt worden ist, mit der Unfähigkeit, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen; 2. sich "diesen Mann vor Augen zu führen" (also dessen Puppe) mit einer Ethik nach Auschwitz (oder dem Holocaust, oder den KZs oder dem Krieg überhaupt).
Im Großen und Ganzen mache ich die Beobachtung, dass, wer hier nicht genauer auf das Wirken der Zeichen und ihre Entstellung eingeht, die Phrasen genauso anzieht wie die Übersprungshandlungen.
Nun ist es also passiert: dem Wachshitler aus dem Berliner Tussaud ist der Garaus gemacht worden. Mit ein wenig Bewunderung habe ich das gelesen. Zunächst fand ich die Tat mutig, und natürlich hoffte ich auf einen politischen Hintergrund. Dabei ging es mir nicht um die Zerstörung, sondern um den Skandal, der dann aber auch ein Forum für Debatten schaffen könnte. (Zugegebenermaßen ist aber eine solche Zerstörung schon etwas einfältig, auch wenn sie ernsthaft politisch gemeint ist.)
Jetzt liest man, dass die ganze Zerstörung nur aufgrund einer Wette entstanden ist und ein politischer Hintergrund fast völlig fehlt.
Der 41-jährige Berliner, der der Hitler-Figur im neuen Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds den Kopf abgerissen hat, bereut seine Aktion inzwischen. „Gestern hätte ich gesagt, ich fühl´ mich gut. Aber heute tut es mir ehrlich gesagt schon wieder leid, was ich da getan habe“, sagte er „Welt Online“. Bei der Wette mit Freunden, die der Auslöser für die Tat war, sei es nicht um Geld, sondern nur um Ruhm gegangen.Wenn es stimmt, dann ist die Tat nicht nur dumm, sondern auch reaktionär. Das wäre die Antifa der Spaßgesellschaft: der vermeintliche Nazismus wird angegriffen, weil Skandale Aufmerksamkeit erregen. Damit wird aber nur ein System gefüttert, das längst nicht mehr eine ordentliche Informationskultur schaffen kann; entweder, weil die meisten Leser sich nicht darum bemühen, oder weil ein Medium es nicht mehr bedienen möchte oder kann. Der Skandal wird verpuffen, weil dahinter nicht eine intensive Analyse steht, sondern nur ein schwankender Ruhm. Deutschland sucht den Super-Antinazi.
(Quelle: Fokus-Online)
Symptome
Nun, man mag sich darüber streiten, ob sich ein Wachshitler in einem Wachsfigurenkabinett als gefährlich oder normal ausnimmt. Interessant ist hier doch auch eine Konstellation, an der jeder Familientherapeut seine Freude haben dürfte: es gibt hier eine Art Elterninstanz, die einen moralischen Streit von Zaun bricht, bei dem man nicht genau weiß, um was es eigentlich geht. Genauer gesagt ist der Wachshitler nur das Sinnbild eines Symptoms, hinter denen agonistische Anschauungswünsche stehen.
Damit möchte ich keineswegs das Aufstellen der Figur verharmlosen. Natürlich wird es immer wieder Menschen geben, die dann sagen "endlich ist er zurück", und damit vor allem zeigen, was Hitler ihnen ist: ein Püppchen, mit dem sie beliebig spielen können. Doch selbst das gehört noch zu dem Symptom dazu.
Was aber ist ein Symptom? Peter Widmer erläutert in seinem Buch Subversion des Begehrens:
Lacan spricht vom Symptom als von einer Metapher. Es weist genau die Struktur auf, die wir bei ihr gefunden haben: Ein Term verfällt der Sprachlosigkeit und wird ersetzt durch einen andern, der mit dem verdrängten eine Beziehung unterhält, ihn aber zugleich entstellt. Was scheinbar oberhalb des Strichs erscheint, ist der Signifikant eines Zeichens. Das Symptom entspricht aber Lacan zufolge keinem Zeichen; der Vergleich mit Rauch und Feuer wäre unzutreffend. In der Substitution versteckt sich vielmehr ein gefangener Sinn, den es zu entdecken gilt, Ort einer Wahrheit, die das Subjekt nicht weiß, obwohl es doch seine Wahrheit ist. Wie kommt es denn, dass ein Wort ein anderes ersetzt und dabei ein Nicht-Wissen entsteht; an der Substitution scheint doch nichts geheimnisvoll zu sein? Was dem Symptom seine überraschende, oft witzige Dimension verleiht, kommt von der Mehrdeutigkeit her, die die scheinbare Zugehörigkeit von Signifikant und Signifikat stört. Mehrdeutigkeit gibt es nur, weil das Symbolische wesensmäßig das Reale verfehlt und von ihm unterhalten wird, weil Metonymie und Metapher unaufhörlich den phallischen Signifikanten substituieren. Somit ist keine Metapher genügend; darin liegt die Bedingung für die Mehrdeutigkeit, in der sich das Rätsel des Signifikanten darstellt. Im Symptom als Metapher bezeichnet der Signifikant, das Wort oberhalb des Balkens, etwas anderes, als es den Anschein macht, aber doch etwas, das mit dem Verdrängten in einer Beziehung steht, was sich, wenn der verborgene Sinn aufgedeckt wird, oft in einem Lacheffekt zeigt. Das Signifikat muss vorgängig selber Signifikant gewesen sein, um von seinem Substitut erreicht zu werden.Halten wir zunächst einige Erklärungen fest:
- Ein Zeichen besteht aus drei Teilen: einem Signifikanten (oder Lautbild), einem Signifikat (oder Vorstellungsbild) und der Relation zwischen beiden, die Lacan barre (fr.: Stange, Stab, Grenze, Reck) nennt. Der Signifikant ist nicht mehr, wie bei de Saussure, nur eine willkürliche Zeichenfolge, die sich gewohnheitsmäßig an das Signifikat heftet. Die Einheit des Signifikants leiht dem Signifikat eine mystische Einheit, als ob man, wenn man Hund sagt, auch eine einheitliche Vorstellung eines Hundes habe. Trotzdem funktioniert die Sprache nur dann, wenn ich bereit bin, mich auf diesen Trugschluss einzulassen.
- Die Metapher nun ist, wie Widmer oben erklärt, der Signifikant eines Zeichens. Das muss man sich ein wenig auf der Zunge und im Hirn zergehen lassen: Das Zeichen selbst besteht aus Signifikant und Signifikat. Dies bezeichnen wir mal als Sn/St, wobei Sn für Signifikant steht und St für Signifikat, der Querstrich für die Relation zwischen beiden. Dieses Zeichen steht aber nun auf der Position eines Signifikats und in Beziehung zu einem zweiten Signifikanten, so dass sich folgende Formel ergibt: Sn2/(Sn1/St), was also die Metapher bezeichnet. Nehmen wir uns ein konkretes Beispiel: "...tröste mich, Lämpchen, indes, lieblicher Bote der Nacht!" (Goethe, Römische Elegie XIV) Hier handelt es sich um eine metaphorische Ersetzung. "lieblicher Bote der Nacht" ist die Metapher, "Lämpchen" der Signifikant und das Vorstellungsbild des Lämpchens das Signifikat. In die Formel zur Metapher eingetragen sieht all dies dann so aus: "lieblicher Bote der Nacht"/("Lämpchen"/Vorstellungsbild).
- Nun ist die Relation zwischen Signifikant und Signifikat besonders wichtig. Bei de Saussure galt diese Relation als arbiträr, als willkürlich. Bei Lacan entstellt der Signifikant das Signifikat. Diese Entstellung verschiebt und verdrängt das Signifikat: wir müssen nicht mehr genau daran denken, über was wir sprechen, sondern die Wörter nehmen häufig den Platz dessen ein, was wir uns vorstellen könnten.
- Das Symptom nun ist - so Widmer - wie eine Metapher strukturiert: die Metapher ersetzt ein Zeichen, das Symptom dagegen ersetzt einen "gefangenen Sinn, den es zu entdecken gilt". Beim Symptom jedoch wird die Formel Sn2/(Sn1/St) abgewandelt in Sn2/(Snx/...), wobei Snx für die Mehrdeutigkeit steht, die das Symptom zu schließen versucht, aber beständig verfehlt, weil jeglicher Signifikant zwar das Signifikat erreichen möchte, dadurch aber - bei Lacan - nur weiter das Spiel von Metapher und Metonymie, von Ersetzen und Verketten spielt. Das Symptom äußerst sich gerade darin, dass es keinem Signifikat aufsitzen kann. Während wir in der "normalen" Sprache jenem Trugschluss aufsitzen, dass der Signifikant ein Signifikat bezeichnet (und eben nicht: produziert, projeziert), so verfehlt das Symptom diesen Trugschluss. Trotzdem kommt es nicht zur Realität, sondern umzingelt eher jene Bedeutungslosigkeit des Signifikats, als sei es ein Reales.
- Das Symptom ist - kurz gesprochen - das Funktionieren des Sprechens selbst: Verfehlen der Realität, und das Auflösen dieses Verfehlens in Metonymie und Metapher.
Zunächst ist der Wachshitler ein ikonisches Zeichen. Ikonische Zeichen ähneln den Wahrnehmungen. Das sind zum Beispiel Bilder, wenn sie visuelle Wahrnehmungen umsetzen. Als ikonisches Zeichen kann man aber auch zum Beispiel die street cries aus Porgy and Bess bezeichnen: Gershwin setzt hier nicht nur den Straßenlärm um, sondern auch die Rufe von Verkäufern. Diese sind also direkten Wahrnehmungen nachempfunden. Ebenso komponiert Janacek seine Stücke nach Satzmelodien, die er aufgeschnappt hat. Die orchestralen Melodien ahmen also Satzmelodien nach, haben also ein ikonisches Verhältnis zur Alltagssprache.
Der Wachshitler ahmt den echten Hitler nach und ersetzt ihn zweifellos, da niemand von uns den echten Hitler jemals gesehen hat (man bedenke, dass auch Filme nur ikonische Abbildungen sind). Hier wird also das ikonische Zeichen zur Metapher des realen Hitlers und zwar in einer Art und Weise, dass die "realistische" Abbildung verfehlt, was der reale Hitler in der heutigen Zeit hätte sein können. Das Abbild wird hier zur Barre des echten Hitlers, während das öffentliche Sprechen auf genau dieser Barre herumturnt.
Ist aber der Wachshitler ein Symptom? Zweifellos in dem Sinne, dass sich hier eine Mehrdeutigkeit fängt, wie der jaulende Wind im Schornstein. Auf unsere Formel von Symptom und Metapher angewendet ergibt das folgendes: Wachshitler/(öffentliche Meinung/...[realer Hitler]), wobei der reale Hitler keinesfalls nur in seiner geschichtlichen Bedeutung aufgeht, sondern zugleich ein komplexes psychisches System war. Und der Streit, der hier in aller Öffentlichkeit ausgetragen wird, ist der Streit um das, was der Wachshitler metaphorisiert.
Rhetorisch gesehen ist der Streit auch deshalb interessant, weil er aus dieser Puppe eine kühne Metapher macht, also eine Metapher, die sich durch gewagte Bildbereiche auszeichnet. Üblicherweise gibt es bei kühnen Metaphern, sobald sie häufig gebraucht werden, eine Gewöhnung, die diese Metapher nach und nach verdunkelt und uns schließlich vergessen lässt, dass uns eine Metapher vorliegt. Den Wachshitler ereilt aber ein fast umgedrehtes Schicksal. Seine Übermetaphorisierung, seine Symptomatizität lässt uns das Metaphorische an diesem Ding vergessen.
Versuchen wir das an einem eher unverfänglichen Beispiel abzuarbeiten:
Die Aufnahme der Hitler-Figur hingegen war umstritten, aber mit den Sicherheitsvorschriften durchaus gerechtfertigt. Ein Weglassen hätte wieder einmal die Unfähigkeit der heutigen Gesellschaft vor Augen geführt sich intensiv mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. Sich diesen Mann vor Augen zu führen, könnte in Zukunft Schlimmeres verhindern, stattdessen wird versucht, dieses Kapitel der deutschen Geschichte zu leugnen.Der von Arne [dem ehemals aktiven, jetzt - 27.05.2014 - verschwundenden Blogger] gepostete Beitrag verhält sich moderat. Das missing link zwischen dem echten Hitler und dem Wachshitler wird sehr indirekt gesetzt: sich mit der Geschichte auseinandersetzen, Schlimmeres zu verhindern. Das heißt, dass die Abbildung vor allem für eines steht: dem Verhältnis eines Volkes zu seiner Geschichte. Damit bedeutet der Autor aber das Symptom als Symptom, d.h. er zeigt eine gewisse "Krankheitseinsicht", wie es in der kruden Sprache der Psychiatrie so schön heißt (das soll natürlich keine Abwertung des Autors dieses Artikels sein).
(Quelle: am 27.05.2014 habe ich das Fehlen der Quelle festgestellt)
Wenn jemand schreibt, er wolle Hitler seine Aufwartung machen, dann überspringt dieser Mensch genau dieses Zwischenglied und wirft sich in den Trugschluss, dass ein ikonisches Zeichen die Realität benennt. Damit verleugnet dieser Jemand nicht nur die Symptome der Abbildung, sondern vor allem das Funktionieren der Sprache.
In dem ganzen Streit wird also eigentlich nicht Hitler verhandelt, der Hitler an sich, sondern die Position des sprechenden Subjekts zu Vergangenheit und Zukunft, und letztlich das, was man mit der Sprache noch bedeuten kann. Die Hitlers, sowohl der reale Hitler als auch der Wachshitler, sind die Pole einer Bedeutungslosigkeit, die die Sprache immer wieder bedroht.
Arne jedenfalls verwechselt zweierlei: 1. die Debatte um den Wachshitler, so wie sie bis heute geführt worden ist, mit der Unfähigkeit, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen; 2. sich "diesen Mann vor Augen zu führen" (also dessen Puppe) mit einer Ethik nach Auschwitz (oder dem Holocaust, oder den KZs oder dem Krieg überhaupt).
Im Großen und Ganzen mache ich die Beobachtung, dass, wer hier nicht genauer auf das Wirken der Zeichen und ihre Entstellung eingeht, die Phrasen genauso anzieht wie die Übersprungshandlungen.
Faszinierend an der ganzen Debatte ist auch, dass sie ein Netz von Delegationen schafft. Die Delegation ist, laut der Systemischen Therapie, ein Mechanismus, mit dem einem Familienmitglied eine Aufgabe aufgebürdet wird, die ein anderes Familienmitglied nicht ausführen möchte oder nicht ausführen kann, und deshalb meist einem Kind als Stellvertreter zuschiebt. So kann der Vater der Tochter ein liderliches Leben aufdelegieren, weil er selbst sich nicht diese überkorrekte und frigide Frau wünscht, die er geheiratet hat.
In Fall des Wachshitlers erzeugt sich diese Delegation natürlich nicht durch einen langjährigen Prozess: eher setzt sich dieses Ereignisse auf solche Prozesse auf und holt sie wieder ans Tageslicht. Es gibt also ein gewisses Einverständnis zwischen dem Symptom und der Delegation. Zudem ist, ich sagte es ja bereits, die Figur nur eine Figur und der Ort, an dem sich die verschiedenen Delegationen verknoten, bleibt immer noch das Symptom, das in ähnlicher Weise schon vor dem Wachshitler existiert haben dürfte.
Diese Über-/Entmetaphorisierung, dieses Überspringen der Metaphern, das sich so wuchernd metaphorisiert, schafft dann auch einen ganzen Schwarm an Redeweisen: von der pastoralen Anklage zum zwanghaften Moralismus zur hysterischen Identifikation. Oder - wie hier - eine analytische Schizophrenie.
In Fall des Wachshitlers erzeugt sich diese Delegation natürlich nicht durch einen langjährigen Prozess: eher setzt sich dieses Ereignisse auf solche Prozesse auf und holt sie wieder ans Tageslicht. Es gibt also ein gewisses Einverständnis zwischen dem Symptom und der Delegation. Zudem ist, ich sagte es ja bereits, die Figur nur eine Figur und der Ort, an dem sich die verschiedenen Delegationen verknoten, bleibt immer noch das Symptom, das in ähnlicher Weise schon vor dem Wachshitler existiert haben dürfte.
Diese Über-/Entmetaphorisierung, dieses Überspringen der Metaphern, das sich so wuchernd metaphorisiert, schafft dann auch einen ganzen Schwarm an Redeweisen: von der pastoralen Anklage zum zwanghaften Moralismus zur hysterischen Identifikation. Oder - wie hier - eine analytische Schizophrenie.
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