29.04.2009

Es war sehr eindeutig die Nachtigall

Sohnemann und ich: ich lese ihm abends, zum Einschlafen, Heine vor. Nachdem wir das neunte Gedicht hintereinander mit einer Nachtigall hatten, sagte mein Sohn: "Besonders viele Vögel kennt der ja nicht." Im zehnten kam dann zusätzlich noch eine Spatzenfamilie vor, aber das wollte Cedric nicht mehr hören.


Drucker

Ich war ein wenig abgelenkt, die letzten Tage: mein Drucker hat halb gestreikt. Die Software ließ sich nicht neu aufspielen und so war ich einigermaßen verzweifelt. Aber Hewlett-Packard hat es sich nicht nehmen lassen, bei mir anzurufen und mich dann so durch mein Betriebssystem zu schleusen, dass ich jetzt wieder alle meine Funktionen habe.
Bedenkt man, dass ich mir eine recht billige Klitsche gekauft habe, für gerade mal 79,- €, und dass dieses Gerät seit fast drei Jahren läuft, hat HP wenig an mir verdient. Dann ist es umso lobenswerter, dass es einen solchen Kundenservice gibt. 


Georg, der Blog

Noch ein netter Blog, gut, abseits vom Gewöhnlichen.
Wenn man seine Gedanken über Gott (entfällt, seit Pro Reli gescheitert ist) und die Welt veröffentlicht, gerät man in eine kreative Position zu dem ganzen Geschehen, das so tagtäglich um einen herumwirbelt. Nicht immer, aber doch häufig. Was ja nur zeigt, dass Schreiben eine kritische Tätigkeit ist, selbst Kommentieren ist eine kritische Tätigkeit, was man als fleißiger Foucault-Leser wissen darf.


28.04.2009

Metaphern und moralisierte Bereiche

Eigentlich wollte am Sonntag nur damit beginnen, Zitate zu Metaphern zusammenzustellen. Dann aber bin ich bei Bateson hängen geblieben und mittlerweile arbeite ich wieder mit seinen Schriften. Es ist noch zu früh, hier irgendetwas zu dem ganzen Komplex bei Bateson zu sagen, aber meiner Ansicht nach passen seine theoretischen Erarbeitungen in gewisser Weise gut zu dem Problem des sozialen Gedächtnisses.
Jedenfalls zeigt mir Bateson noch einmal sehr deutlich, wie kritisch man mit bestimmten metaphorischen Feldern umgehen muss. So ist es ja durchaus üblich, Verhaltensweisen mit Metaphern aus dem Bereich der Energie zu illustrieren. So wird dann Ermüdung als fehlende (psychische) Energie wahrgenommen. Gerade das aber muss biologisch nicht so sein: wenn die Energie in einen anderen Teil des Organismus abgleitet als den motorischen, wird eben keine Energie wahrgenommen. Was auch immer hier Energie dann bedeutet.
Neben einer radikaleren Beobachterperspektive gerade in den Bereichen, die wir metaphorisieren, muss man (und muss ich) noch einmal lernen, solche allzu raschen, da allzu eingängigen Metaphern besser wahrzunehmen.
Gerade stark moralisierte Bereiche, wie Empathie, wie Gewalt, ziehen Metaphern und metaphorische Modelle an. Eigentlich kann man hier nur dann zu einer wissenschaftlicheren Perspektive kommen, wenn man zuvor Metaphernkritik betreibt, also zuerst genau und auf diese Punkte hin liest. 


Trennen und Verbinden

Jammere ich? Ja, ich jammere. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge, wenn ich mir mal diese Schmonzette von einem Spruch erlaube.

Gerade habe ich das Buch Trennen und Verbinden. Soziologische Untersuchungen zur Theorie des Gedächtnisses von Marco Schmitt fertig rezensiert. Und ich kann sagen: ein selten gutes Buch. Es geht, vor allem, aber nicht nur, um Luhmanns Theorie des sozialen Gedächtnisses. Schmitt hat hier, jedenfalls für mich, eine Bresche geschlagen, die es mir wesentlich erleichtert, an diesen Theoriepart von Luhmann heranzugehen.
Das ist das eine. Zum zweiten schreibt er aber so klar, dass sich sofort in mir Widerspruch geregt hat. Am Ende kritisiert er Luhmann in einem bestimmten Aspekt und gerade hier stimme ich nicht mit dem Autor überein. Dass ich hier also meinerseits Kritik übe, ist aber kein Fehler dieses Buches, sondern eine Leistung. Hätte Schmitt nicht so klar geschrieben, wäre eine Kritik meinerseits vielleicht nicht so rasch zustande gekommen. Und auch das ist eben eine wissenschaftliche Leistung: so klar zu schreiben, dass rasch Anschlüsse möglich sind, und seien es solche, die eine solche Position ablehnen.
Nichtsdestotrotz: Schmitt kennt sich hervorragend mit Luhmann aus. Ich mag hier gar keine Abstriche machen und sehe meine Kritik als insofern zufällig an, als ich hier mit meinen eigenen Ideen zur Systemtheorie recht weit gediehen bin.
Drittens aber ergänzt dieses Buch gerade eine Problemkonstellation, an der ich arbeite, so, dass ich einen Riesenschritt vorangekommen bin. Die Frage nach Empathie und Gewalt treibt mich ja immer noch um (und wird es auch in Zukunft, also gewöhnt euch daran). Das soziale Gedächtnis kann hier wesentlich zu einer schärferen Problemformulierung verhelfen und damit natürlich auch zu präziseren Lösungsvorschlägen.

Ein Jammer dagegen ist es, dass ich so wenig Zeit finde, mich mit all dem präziser auseinanderzusetzen. Vielleicht sollte ich doch mal das Schlafen aufgeben. Letzten Endes ist das ein recht unnötiges, biologisches Artefakt.

Es ist getan!

Jetzt habe ich - endlich und endgültig - meinen kleinen Kurzroman an den Arcanum-Verlag geschickt. Der war eine kleine Fingerübung für zwischendurch und nett zu schreiben.Die letzten zwei Tage habe ich noch einmal gekürzt und ergänzt.
Ehrlich gesagt: auch nachdem ich weitere Kapitel gleich zu Beginn herausgekürzt habe, ist die Geschichte noch kompliziert, da sie dreimal umgebrochen wird, und äußerst straff organisiert. Ein kleines bisschen Abseits, ein wenig Idylle hier und da, eine Verschnaufpause auch für den Leser, hätte nicht geschadet.
Immerhin aber ist die Handlung turbulent, ohne zu einem eintönigen Hin- und Hergehetze zu werden. Wenn ich etwas hasse, dann diese "Hase und Igel"-Ideen, wie man sie, wenn man sich das antun will, in manchen Büchern von Kai Meyer aus der Serie "Sieben Siegel" finden kann. Siehe dazu meine Kritik zu Der schwarze Storch.
Und auch ein anderes Problem konnte ich durch meine Planung bannen. Viele Fantasy-Romane sind derart üppig, verzettelnd gestaltet, dass die eigentliche Geschichte darunter verschwindet. Ein krasses Machwerk habe ich mit Asche zu Asche rezensiert. Aber eine solche Gefahr sehe ich sowieso nicht bei mir.
Hier ist, ein wenig notgedrungen, fast der gegenteilige Effekt eingetreten


27.04.2009

Wachsender Rassismus

Etwas verschüttet gegangen ist bei der ganzen Volksabstimmung mein Augenmerk auf die neue Gewaltstudie.
Diese wurde am 17.03 von Christian Pfeiffer vorgestellt. Insgesamt ist die Jugendkriminalität rückläufig. Nur der Rechtsextremismus gewinnt mehr und mehr Boden. 14,4% aller Jugendlichen seien als extrem ausländerfeindlich einzustufen. Eindeutig rechtsextrem gelten 4,9%.
Zweierlei muss man dazu anmerken.

Erstens schreibt der Spiegel:
Bemerkenswert: Die Ausländerfeindlichkeit ist in jenen Regionen am höchsten, wo eher wenige Ausländer leben. "Wo die direkte Erfahrung mit dem Fremden fehlt, sind die Vorurteile am größten", erklärte Pfeiffer.
Im Zuge der Pro Reli-Debatte wurde, man denke daran, genau das umgedrehte Argument verwendet: erst die eigene Identität, dann die fremde (aber, wie ich schon sagte, selbst Goethe hat hier ein eher dialektisches Verhältnis, das von einem sich ausdifferenzieren verschiedener Identitäten ausgeht).
Tatsächlich ist es die Erfahrung mit Fremden und Fremdem, die zu einer differenzierteren Sicht kommen lässt und die Erfahrung mit einer eigenen Kultur, die sich in so Fremdartigem wurzelt wie Nathan, der Weise oder Faust, die einen nuancierteren Blick auf die eigene Kultur nahebringen.
Auch dafür ist Bildung geeignet.

Pfeiffer sagte auch:

Damit seien diese Gruppierungen wesentlich erfolgreicher bei der Anwerbung von Jugendlichen als etwa alle demokratischen politischen Nachwuchsorganisationen zusammen, betonte Pfeiffer. "Es ist erschreckend, dass die Rechten beim Einsammeln der Jugendlichen mehr Erfolg haben als die etablierten Parteien."
Wenn aber die politischen Gruppierungen sich einer Sprache bedienen, die den Begriffen ihren Ethos nimmt, die eine politische Debatte auf unsachliche und unklare Weise herunterbrechen, dann kann man hier kaum von einer strukturellen Distanzierung zur Nazi-Propaganda sprechen. Und dann spielen andere Faktoren plötzlich eine große Rolle, die die etablierten Parteien nicht bieten, die Neonazis aber schon: zum Beispiel ein bestimmtes Aussehen, Kameradschaft, gemeinschaftliche Unternehmungen.

Was aber am besten gegen Rassismus und Faschismus hilft ist Spaß am Lernen und Spaß an Bildung, und zwar der Bildung, die einen Jugendlichen zu kreativem und konstruktivem Arbeiten befähigt. Spaß am Lernen, Spaß an der Bildung muss manchmal seine eigenen Wege gehen und der Lehrer und die Eltern müssen kompetent sein, diese Wege zu sehen (zu diagnostizieren) und zu unterstützen (in Methoden zu packen).
Wer das Lernen lernt, der kann dieses gelassener führen (beim Lernen gibt es nur bedingt Steuerungsmöglichkeiten, aber diese kann man natürlich ausnutzen); wer Spaß am Lernen hat, überschreitet Grenzen: das muss nicht mit dem Überschreiten von Rassengrenzen oder politischen Grenzen einhergehen - solche Erwartungen fände ich zu hochgestochen -, aber es kann mit anderen Grenzen, disziplinären Grenzen oder Grenzen der Lebenswelt anfangen.
Die Steuerung solcher Prozesse kann sich übrigens nicht an Scheinidentitäten entfalten, sondern nur an ethischen Begriffen. Ethische Begriffe sind Begriffe, die sich nicht verwirklichen lassen, und denen auch niemand realerweise entspricht. Es sind eher Leitgedanken, Idealitäten, die genau dann dem Realen am nächsten kommen, wenn sie sich in einer kritischen Struktur wiederfinden. Die streitbare Demokratie ist ein solches Beispiel: die endgültige, die absolute Demokratie wird fortlaufend vertagt, aber nicht mehr für sie zu streiten, weil es keinen Zweck habe, weil sie sowieso nie existieren wird, wird die politischen Prozesse ins Gegenteil kippen lassen.
Ein anderes Beispiel ist der humorvolle Lehrer; humorvoll in dem Sinne, wie Freud dies für Eltern beschrieb: Ansprüche zu stellen aber das Scheitern als Erkenntnismöglichkeit und nicht als Versagen zu nehmen.



Kurzes Lebenszeichen

Der Respighi war furchtbar. Tolle Sängerinnen und Sänger, das Orchester möglicherweise gut, aber das lässt sich bei einer solchen Musik schwer sagen, das Bühnenbild unbedeutend, aber die Geschichte gab auch wenig her, was sich hätte transzendieren lassen. Einmal musste ich fast lachen, weil die Passage so offensichtlich von Mahler geklaut war. Und auch anderes war sehr zitathaft.

Das Wochenende habe ich über Metaphern bei Gregory Bateson gesessen, also seiner Theorie der Metaphern, bin von hier aus zum Humor, zur Codierung, zur Schismogenese und zur Kontextmarkierung gekommen. Zahlreiche Zettel vollgeschrieben und von hier dann ins Coaching und in die Soft-Skills gewandert. Insgesamt eine spannende Sache.

Dann war natürlich der Volksentscheid. Am Samstag haben wir noch Material verteilt, Susanne und ich. Sonntag war ich erst spät wählen: ich hatte mich den Morgen über eben an Bateson festgelesen.
Glücklicherweise ist der Entscheid mit einem Nein ausgefallen. Vielleicht war die Kampagne von Pro Reli doch zu dick und zu eindeutig unsachlich aufgetragen.
Trotzdem muss ich mich auch im Nachhinein von der Wortwahl und den Argumenten der Pro Ethik-Fraktion distanzieren. Hier wurde zwar etwas sachlicher gearbeitet, aber nicht dicht genug an den Möglichkeiten.
Mein Nein entstand lediglich aus den Befürchtungen, dass 1. der ganze Aufwand organisatorisch nicht zu bewältigen ist und 2. ein separater Werteunterricht eher nicht zu einem gemeinsamen Wertebild oder gut gegeneinander konturierte Wertebilder führt. Befürchtungen: denn empirisch gesehen gibt es nur eine Tendenz, dass gemeinsamer Unterricht heterogener Gruppen zu einer stärkeren Identitätsbildung führt.
Und noch einmal muss ich sagen, dass die ganze Wertedebatte zwar höchst aufgeheizt, aber in der methodisch-praktischen Umsetzung sehr phantasielos geführt word. Hier verweise ich auf alternative Diskussionsforen wie zum Beispiel das World-Café


24.04.2009

Respighi

Otto Respighi dürfte durch seine fadenscheinig verlorenen Traummusiken bekannt sein, die er mit Pini di Roma und Fontane di Roma, und wohl auch noch ein paar anderen di Roma-Werken zum besten gab. Ein Klangkünstler, doch irgendwie ohne rechten Witz, möchte man meinen.
Ich gehe heute Abend in die Oper, in die Marie Victoire. Die Zeit nennt dieses Stück eine speckige Schwarte. Vielen Dank für diese Vorabinformation. Da weiß ich schon, was ich hinterher essen muss.


Lernwiderstände

Wenn man sich weiter und weiter mit der "Metaphorologie" der Begriffe auseinandersetzt (ich erhebe ja eigentlich Einspruch gegen diese leichtgängige Verwendung der Metapher), stößt man auf zahlreiche weitere Beispiele.
Wahlfreiheit und Wahlzwang sind nicht die einzigen Begriffe, die hier zu einem Gegensatz hochstilisiert werden.
Eben stoße ich auf eine andere Stilisierung, die dazu auch noch den Begriff der Stilisierung verwendet:
Im Kontext der »pädagogischen« Lernforschung müssen die Lernwiderständigkeiten der SchülerInnen sich auf irgend eine Weise als mangelnde »Lehrerfolge« im Unterricht wiederfinden. Auf einer unmittelbaren Ebene pflegt man die »Schuld« dafür (quasi systemexklusiv) den SchülerInnen in die Schuhe zu schieben: Im »Unterricht« gängige Verbalisierungen wie »Faulheit«, »Unmotiviertheit«, »ungünstiges« Elternhaus, »schlechte Gesellschaft« der SchülerInnen sind ein Indiz dafür. Disziplinierungsmaßnahmen, »Bestrafungen«, »Sitzenlassen« usw. sind die organisatorische Folge. Eine »wissenschaftliche« Stilisierung solcher unmittelbaren »Schuldzuschreibungen« ist die »auslesende« psychologische Diagnostik, in der mittels »Leistungstests« der Eliminierung der »ungeeigneten« SchülerInnen eine pseudowissenschaftliche Rechtfertigung gegeben wird.
(aus einem Buch, dessen Autor ich nicht mehr kenne und bei dem ich auch keine Seitenzahl angeben kann. Es heißt Lernen und Lernwiderstände.)
Was sich hier im ersten Moment als eine kritische Stellungnahme zu einer gängigen Praxis liest, prozessiert aber den gleichen Mechanismus. Dass ein Nicht-Lernen ein Lernwiderstand ist, greift auch auf die Beobachtung von Phänomenen zurück, die unter der Schädeldecke passieren, mithin nicht beobachtbar sind.
In diesem Fall aber haben wir es noch mit ganz anderen Bedingungszusammenhängen zu tun. Damit der Lehrer überhaupt sein Tun als sinnvoll empfinden kann, muss er kausal denken, und sei es kausal in einer Konstellation, die er nur bedingt mitbewirken kann. Kausalität heißt auch, dass man Ursache und Wirkung zurechnet, oder, im übertragenen Sinn, Schuld und Unschuld, Gewinn und Schaden. In Interaktionen braucht man genau diese Trugschlüsse. Oder anders formuliert: Man beginnt doch mit niemandem ein Gespräch, wenn man vorher schon weiß, dass es nichts bringt (und verbaut sich Chancen, wenn man vorher schon zurückweicht, weil man diesem Glauben aufsitzt).
An genau dieser Stelle wird die strategische Interaktion interessant. Alles, was ich zuvor für die Interaktion beschrieben habe, vermischt sachliche und soziale Sinnzusammenhänge. Dabei wird grundlegend versucht, der Interaktion durch Verdinglichung von psychischen Systemen Halt zu geben. Die Paradoxie, die am Anfang der Interaktion steht, wird durch diese Verdinglichungen unsichtbar gemacht. Die strategische Interaktion kommt natürlich nicht ohne solche Zuschreibungen aus, reflektiert sie aber viel stärker in ihrer Willkürlichkeit und dass sie zu Effekten kommt, deren man selbst und der andere nicht Herr sind.
Auch diese Begrifflichkeit aber bleibt ambivalent, zumindest, wenn man sie nicht in einer bestimmten Art und Weise durchdefiniert hat. So jedenfalls, so undefiniert, hat die strategische Interaktion den Beigeschmack von jemanden in eine Position hineindrängen, die ihm schadet.

Stilisierung, Selbststilisierung, der Vorwurf der Stilisierung - man müsste dies durch ein Umschwenken auf die mindestens semiotische Ebene, oder auf die systemische Ebene so weit aushebeln, dass dieser Zusammenhang selbst schwierig wird, ohne dann zu einer unreflektierten Praxis zurückzukehren.
Zudem kann man und muss man, wie zum Beispiel bei der Praxis der schulischen Selektion, auf die Vielfalt von Systemen zu sprechen kommen, die an dieser Praxis, am Zustandekommen dieser Praxis beteiligt sind. Nicht zuletzt erlebt man doch Eltern, die wollen, dass selegiert wird, vor allem, wenn es nicht ihr eigenes Kind betrifft. Und Organisationen wie die Schule stehen unter Entscheidungszwängen, die sie sich von außen herbeiirritieren müssen. Vielleicht liegt das ganze Dilemma der Schule, ihre betonstarrige Unbeweglichkeit, in der Tatsache, dass die Verhaltensmuster von Schülern eine irritierende Varianz erzeugen, die so beeindruckend ist, dass die irritierende Stabilität des Erziehungssystems nicht mehr in den Blick gerät, oder nur über komplexe Analysen und eruptive Verbesserungsbedürftigkeit (zum Beispiel nach Amokläufen).

Diskontinuierliches Denken

Was jene Art Wissenschaft der Gliederung, des Diskontinuierlichen, angeht, die ich ein wenig ironisch »Arthrologie« nannte, möchte ich dennoch sagen, dass diese Begriffe des Diskontinuierlichen und der Kombinatorik für mich wichtig und lebendig bleiben. In jedem Augenblick, den ich lebe, wenn ich gehe, sogar auf der Straße, wenn ich denke, wenn ich reagiere, jeden Augenblick finde ich mich auf seiten eines Denkens des Diskontinuierlichen und der Kombinatorik. Erst heute las ich einen wie immer bewundernswerten Text von Brecht über die chinesische Malerei, wo er sagt, dass die chinesische Malerei die Dinge nebeneinander, eines neben das andere stellt. Das ist eine sehr einfache, aber sehr schöne und sehr wahre Formel, und im Grunde genommen suche ich gerade, jenes »Neben« zu fühlen.
Das haben Sie in L'Empire des signes (Das Reich der Zeichen) versucht, nicht wahr?
Genau. Es scheint recht einfach, nicht sehr revolutionär, und dennoch, wenn man sich die Art und Weise vorstellt, wie die Geisteswissenschaften denken, Begriffe bilden, formalisieren und verbalisieren, dann bemerkt man, dass sie überhaupt nicht an ein wirkliches Denken des Diskontinuierlichen gewöhnt sind: sie sind noch vom Über-Ich der Kontinuität beherrscht, einem Über-Ich der Evolution, der Geschichte, der Filiation usw. Jede Vertiefung des Denkens des Diskontinuierlichen bleibt also wesentlich häretisch, revolutionär im eigentlichen Sinne und notwendig.

Barthes, Roland: Gespräch mit Stephen Heath, in: ders.: Die Körnung der Stimme, Frankfurt am Main 2002, S. 141-165, hier S. 144f.
Der Text von Brecht findet sich in Brecht, Berthold: GW Band 18, S. 278-279 (Über die Malerei der Chinesen).
Zunächst muss man davon ausgehen, dass Barthes hier dem zerbrochenen, diskontinuierlichen Begriff das Wort redet, so wie er auch von Pro Reli für den Begriff der Freiheit genutzt wird. Barthes dagegen will hier aber den Begriff in seiner Kausalität problematisieren. Pro Reli verkausalisiert den Begriff der Freiheit (Es geht um die Freiheit), also ist das Kreuzchen an der richtigen Stelle schon die Verwirklichung von Freiheit. Dagegen steht hier der immanente Bruch, der die Wahl, auch jede andere Wahl gerade nicht in einem kausalen Zusammenhang mit Freiheit stellt, sondern in einen konstellativen und problematischen.
Parteien erschaffen ja nicht bessere Kausalzusammenhänge, sondern verwirklichen Erschaffungs- und Simulationszusammenhänge. Natürlich passiert dasselbe in der Wissenschaft, wenn auch unter anderen Vorzeichen und mit anderen Werten. Die Vornehmheit eines Wissenschaftlers liegt dann in seiner Ironie, dass andere (wissenschaftliche) Betrachtungsweisen eben auch möglich sind.
Ein Politiker, der heute im Wahlkampf zu ironischen Selbstdistanzierungen Zuflucht nimmt, wäre so unglaubwürdig, wie der, der hinterher seine Wahlkampfversprechen nicht hält. Aber das ist wieder und letzten Endes das Problem eines Volkes, dass sich, müde geworden, nicht mehr mit den Parteiprogrammen auseinandersetzt und hier von unten Druck auf eine Sprache der politischen Werbung ausübt.

Brecht nun geht in diesem Text Über die Malerei der Chinesen darauf ein, dass diesen chinesischen Bildern die Zentralperspektive fehlt und damit auch der Zwang, sich einer Macht unterzuordnen (man fühlt sich an Foucaults Untersuchung zum Panoptismus erinnert, siehe Foucault, Michel: Überwachen und Strafen, S. 251ff.). Die fehlende Unterordnung ermöglicht stattdessen ein wesentlich offeneres Gefüge. Es gäbe über die Familie hinaus Verbindungen und Verbünde und wenn man ein chinesisches Bild zerschnitte, hätte man immer noch einen gleichen Wesenszug, wenn auch nicht mehr das gleiche Bild.
Brecht setzt hier also eine gleichsam holistische Auffassung einer parzellierenden Auffassung entgegen. Der holistischen Auffassung (im Sinne Brechts) entsprechen plurale Perspektiven, "unendliche" Teilbarkeit, heterogene Gefüge. Die parzellierende Auffassung dagegen (obwohl Brecht von ihr hier nicht explizit spricht) besteht aus: einer Zentralperspektive, die gleichzeitig einen Ort des unsichtbaren Zwangs konstruiert und unteilbare Funktion der Elemente zueinander.

Barthes Denken des Diskontinuierlichen scheint mir daneben ein Drittes zu sein. Es konstelliert einen Erschaffungs- oder Schöpfungszusammenhang, eine evozierende Kombination, die sich kritisch gegen die Kausalität wendet, gegen das Denken der Kontinuität. Dieses Denken ist kritisch, weil es sich gegen eine Herrschaft der Zentralperspektive wendet (gegen die Kontinuität), selbstlegitimierend, weil es sich schon als Bruch einführt, und sich nicht kausal, sondern polemisch erklärt, polemisch, insofern es den Konflikt, Widerspruch oder die Unreinheit in den Begriff hineinerklärt, und verwirrend, als diese Konflikte, Widersprüche und Unreinheiten nicht wegerklärt, sondern gerade herauspointiert werden. Hier ist die Spannung also am Größten. Es geht wider den Geschmack der reinigenden Kausalität.
Brechts Holismus dagegen erscheint - zumindest in diesem kleinen Fragment - geradezu idyllisch.

Was die kausalen Begriffe angeht, so simulieren diese eine Oberfläche. Gerade wenn man sie hinterfragt, wenn man ihre Reichweite, ihren Problemgehalt zu formulieren anfängt, werden die Gegendarstellungen von Brecht und Barthes aber attraktiv. (Im übrigen scheint mir, aber das müsste man genauer untersuchen, Goethes Nachschrift zum westöstlichen Diwan mit ähnlichen Denkfiguren zu spielen.)

Es geht um die Freiheit

So bewirbt Pro Reli derzeit die Ja-Stimme beim Volksentscheid. Ein schlechter Scherz übrigens, denn wie ich weiter oben ausgeführt habe, ist dieser Volksentscheid keineswegs ein Volksentscheid um Wahlzwang und Wahlfreiheit. Um was es sich handeln wird, lässt sich wahrscheinlich erst dann sagen, wenn man sich die Praxis ansieht.
Neulich meinte eine Frau zu mir, sie fände es schade, dass aus diesem Volksentscheid eine politische Vorwahl für die Bundestagswahl gemacht wird. Und so sieht es allerdings aus. Bei Pro Reli geht es kaum noch um die Sache, eigentlich garnicht mehr, wenn man sich die Konstellation der Begriffe ansieht. Das ist eine dermaßen ungeheuerliche Verflachung der Argumentation, dass man sich nur schütteln kann.
Es geht um die Freiheit - so wirbt man hier mit den Gesichtern von Günther Jauch und etlichen anderen B- und C-Promis. Aber um was für eine Freiheit denn? Mir ist der Gebrauch dieses Begriffes in diesem Zusammenhang garnicht klar.
Dass sich Günther Jauch für so etwas hergibt. Andererseits, was soll man von einem Menschen erwarten, der das Abfragen obskurer Wissensbestände mit dem Reich-Werden verknüpft? (Neulich träumte mir, dass ich ein Gespräch mit ihm hätte, über die Bedeutung von Bildung. Am Ende weinte er vor Scham und schlechtem Gewissen.)


Giftige Wertpapiere

Das ist ein äußerst seltsamer Ausdruck, finden Sie nicht auch? - Ich hatte anderswo schon einmal darauf hingewiesen, dass die Wirtschaft derzeit mit Metaphern des Krankseins, des kranken Leibes bedacht wird. Hier haben wir also einen weiteren Ausdruck, der dies stützt.
Bedenkt man, dass Wertpapiere ihre Funktion in der Spekulation haben, also genau auch in ihrem Wertverlust und ihrer möglichen "Minderwertigkeit", dann ist dies in dem Zusammenhang der Wirtschaftskrise (auch eine Metapher) keineswegs ein harmloser Ausdruck. Denn dass es giftige Wertpapiere gibt, suggeriert ja, dass das Gift nur in einigen Wertpapieren steckt, während eine gesunde Spekulation nur gesunde Bestände aufbauen würde. Doch genau dies widerspricht der Spekulation.
Die Spekulation nimmt dort Wert weg - Mehrwert! -, wo sich dies zu lohnen scheint. Dieser Mehrwert ist auf den Marktwert von Waren und Dienstleistungen aufgebaut. Bricht dieser Marktwert zusammen, weil dieser sich umgedreht auch wieder von dem Wert der Spekulation bestimmen lässt, wird also das Aufheizen von spekulativem Wert und Marktwert unterbrochen, dann gerät die Spekulation in die Krise, d.h. sie zerfällt in ihrem Versprechen auf Gewinn. Das ist nun keineswegs krank, sondern die gleichsam natürliche Variation der Spekulation: dass sie zwischen Erfüllung und Enttäuschung pendeln kann.
Es lohnt sich also nicht, über giftige Wertpapiere nachzudenken, vielmehr über den Zusammenhang von Spekulation, wirtschaftlichen Krisen und individueller Arbeit.


22.04.2009

Papa, lies

mir doch mal was von Goethe vor, aber nicht so etwas Kurzes.
Also habe ich meinem Sohn aus dem Faust I die Szene in der Studierstube vorgelesen.

Noch gelesen haben wir: Heinrich Heine, Caput I aus Deutschland. Ein Wintermärchen; Schiller: Die Bürgschaft; Droste-Hülshoff: Der Knabe im Moor.

Warum klassische Bildung?
Bildung ist kein Selbstzweck. Wer meinen Blog kennt, der weiß, wie hohl ich dieses Leerlaufwissen finde. Andererseits ist die Befriedung mit pragmatischem Wissen auch immer eine Erstarrung in der "Lebenswelt" und Denkweise.
Klassische Bildung ist deshalb sinnvoll, weil sie 1. abweicht: das heißt, sie trägt ihre Funktion in der Differenz (zu unserem Denken), nicht in der Identität als Kulturgut; 2. Vergleiche anbietet: je mehr man einen Vorrat an unterschiedlichem Wissen aufbringen kann, umso mehr Möglichkeiten hat man, diese untereinander zu vernetzen, gegeneinander abzugrenzen, Schnittmengen zu bilden; 3. Mischungen anbietet: Mischungen aus verschiedenen Wissensbereichen, und sei es aus unterschiedlichen historischen Phasen, ermöglichen neue, "kreative" Impulse.
Klassische Bildung ist also durchaus nicht Selbstzweck, sondern hat sehr deutliche Funktionen für das aktuelle Denken. Natürlich gibt es auch Alternativen zu den Klassikern, ethnologische Studien oder der weite Bereich moderner, bedeutungsvoller Romane. Aber Alternativen sind eben nicht dazu gedacht, dass man sagen kann: jetzt kenne ich das eine, dann brauche ich das andere nicht mehr zu kennen. Alternativen sind dazu gedacht, dass man vielleicht aus pragmatischen Gründen nur das eine lesen kann und das andere auf später verschiebt.


21.04.2009

Schreibprobleme

Schreibprobleme sind Schreibherausforderungen.
Um sich das einzuüben, habe ich für mich einen Selbstgänger entdeckt: ich schreibe auf, wo am Ende meine fünf wichtigsten Personen stehen sollen, sozial, statusmäßig, und welche Wandlung sie durchgemacht haben. Dann setze ich mir - willkürlich! - zwei Zwischenhalte.
Damit habe ich das definiert, was Psychologen ein Problem durch Lücken nennen. Hier finden wir natürlich große Lücken. Diese müssen gefüllt werden. Zunächst mit einem durchgängigen Plot.
Die Strategie ist also, statt den Problemen auszuweichen, sie herzustellen.

Übrigens ist diese Methode nicht ganz so neu. So schreibt Niklas Luhmann, eine Methode der funktionalen Theorie bestünde darin, Tatsachen als Lösungen zu sehen und dazu entsprechend die Probleme zu suchen. Damit könne man für das Problem neue Lösungen (er-)finden und dadurch die Tatsache unter Vergleichsdruck setzen. Nachzulesen ist dies etwas genauer als ich es hier salopp beschrieben habe in: Luhmann, Niklas: Die Wissenschaft der Gesellschaft, Frankfurt am Main 1994, S. 421.

Man darf an solchen Problemen auch grandios scheitern. Finde ich. Nur aufhören sollte man nicht, sich neue zu erfinden. Oder mal eine halbe Lösungen umzusetzen.
Auch hier kann ich all meine Gehversuche in den 90er-Jahren (lange ist's her) nicht mehr als Scheitern bewerten, sondern als Einübungen in die Praxis des Schreibens.

Deshalb noch ein Tipp: auch wenn Sie in einem Plot missing links haben, auch wenn Sie merken, dass Sie diesen Roman nie zu Ende schreiben werden, plotten Sie ihn doch, so weit es geht, an einigen Stellen bis zu den Szenen, und schreiben Sie auch ein paar Szenen.
Loben Sie sich hinterher für Ihr Scheitern, denn Sie sind einen Schritt auf einem langen Weg gegangen.

Zitat

Ich bin ganz Ihrer Meinung, was die Bedeutung und den erzieherischen Wert der Methodologie und auch der Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftsphilosophie angeht. Allzuviele Leute – auch praktizierende Wissenschaftler – kommen mir heute wie jemand vor, der tausende von Bäumen, aber nie einem Wald gesehen hat. Eine Kenntnis des historischen und philosophischen Hintergrunds verleiht einem jene Form der Unabhängigkeit von den Vorurteilen der eigenen Generation, unter denen die meisten Wissenschaftler leiden. Diese durch philosophische Einsicht erzeugte Unabhängigkeit ist – meiner Ansicht nach – das Merkmal, das einen bloßen Handwerker oder Spezialisten von einem wirklichen Wahrheitssucher unterscheidet.
Albert Einstein, mitgeteilt durch Rudi Sander


Fröhlich

Fröhliches Weitertummeln: statt mich wieder auf die Theorie zu stürzen, dies war ja noch mein Plan am Sonntag, hat mich gestern erneut die Schreiblust gepackt und ich habe an einem weiteren kleinen Plot herumgefeilt. Allerdings nicht allzulange.
Dann kam Nico vorbei, hat Portraits von mir gemacht, ganz dunkle, mit Hilfe eines Orange-Lichtes, und sehr schöne. Nico ist neben Mathias (meinem älteren Bruder) der einzige, der mich gut fotografieren kann. Das Blogbild ist auch von ihm.

Das praktische Schreiben ist mir auch deshalb im Moment so attraktiv, weil sich daran meine ganze Theoriearbeit noch einmal aufrollt.


Zitat des Tages

Der Einwand, der Seitensprung, das fröhliche Misstrauen, die Spottlust sind Anzeichen der Gesundheit: alles Unbedingt gehört in die Pathologie.
Nietzsche, Friedrich: Jenseits von Gut und Böse, KSA 5, S. 100.

Semantisches Gedächtnis

Der Artikel zum semantischen Gedächtnis ist mittlerweile so häufig nachgefragt worden, dass ich ihn in eine *.pdf-Datei verpackt habe und versende.
Dieser neue Artikel enthält nicht nur meinen Blogeintrag, sondern zudem einige Abschnitte zum Gedächtnistraining und zur Narrativen Didaktik/Training. Außerdem habe ich mehr Literaturangaben und Fußnoten eingefügt, so dass Interessierte hier weiterarbeiten und ihr Wissen vertiefen können.


20.04.2009

Seltsame Geister

Mit was für unsauberen Zeitgenossen man zu tun hat, nämlich denen, die glauben, nur weil man sie lobt, dass man ihnen schon Recht gebe, ja, die sogar denken, dass man zur gleichen Zeit allen anderen nicht Recht gebe und auch nicht loben, sondern tadeln würde. Dabei gibt es nichts Langweiligeres als Menschen, die einen loben, weil sie genauso handeln und denken; - als solches ist es nur Selbstlob und der Gelobte Mittel zum Zweck. - Im Lob wird man beständig missverstanden und kann es sich eigentlich nur bei Menschen leisten, die auch Irrtümer und Missverständnisse mit humorvoller Neugierde betrachten können. Sonst gerät man rasch in die Gesellschaft kleiner Geister und hysterischer Pragmatiker und "gebildeter" Bürger.


19.04.2009

Empathie

Empathie ist ein recht lustiger Begriff.
Zur Zeit kann ich folgendes zum Besten geben: Er erinnert mich an diese seltsamen mathematischen Gleichungen, bei denen man in Fälle unterscheiden musste, nur dass all jene Autoren, die zur Empathie schreiben, nicht deutlich unterscheiden (das würde die Einheit des Begriffs auflösen), beziehungsweise nicht den Schritt wagen, Empathie gänzlich aus der anderen Seele herauszuhalten.
Dass Empathie sich nämlich nicht in eine andere Seele hineinfühlt, sondern ganz andere und notwendig heterogene Strategien verwendet, darauf scheint alles hinauszulaufen. Das wäre der erste Schritt.
In einem zweiten Schritt müsste man Empathie aber wieder eine scharfe Fassung geben, sozusagen eine von allen humanistischen Turbulenzen gereinigte Form. Und, wenn ich hier mal sehr spekulativ vorgehe, dies könnte dann zur Empathie als Mitbetreuung anderer Leute Inklusionssemantiken/-strategien hinauslaufen.
Dies könnte zu einem bestimmten Gewaltbegriff auf der anderen Seite führen, der eine exklusive Mitbetreuung anderer Leute Exklusionssemantiken/-strategien bezeichnet.

Aber das nur im Groben. Im Moment genieße ich die strange loops, die die Autoren von Empathiebegriffen vollziehen, aber nicht reflektieren. - Das ist allemal verrückter als die erzählerischen Verdrehungen bei Artemis Fowl.


Zitat des Tages

Je komplexer die Bilder der Intellektuellen sind, um so "einsamer" erfährt sich der Praktiker in seinem Unvermögen, sich mit anderen Praktikern zu verständigen; um so bornierter nimmt er Rücksicht auf den privaten Kontext seiner Arbeit, und um so entschiedener fordert er die Bedeutung pragmatischer Kriterien ein.
Huber, Jörg: Vorwort, in: ders./Müller, Michael: Raum und Verfahren, Basel - Frankfurt am Main 1993, S. 8


Bücher

Bücher machen kurzsichtig und lahmärschig ...
so schreibt Hans Blumenberg in Die Lesbarkeit der Welt, S. 17; allerdings, wie oft bei ihm, indirekt, ironisch.


Kurzroman

Sehr überraschend habe ich gestern abend den Kurzroman beendet. Zum Schluss spulte sich die Handlung so rasch vor meinen Augen ab und ich konnte - jahrelanges Klavierspiel sei Dank! - so rasch eintippen, dass ich kurz nach Mitternacht die Rohfassung vor mir liegen hatte.
Als nächstes habe ich noch zwei Szenen rausgekürzt, die nichts zu der Geschichte beigetragen haben, eindeutig ein Planungsfehler im Vorhinein, aber ich kann's gelassen nehmen. Schließlich ist die Geschichte im Ganzen so rasant und stimmig, dass das kaum ins Gewicht fällt.
Das sehr trickreiche Ende dagegen habe ich ein wenig ausgedehnt, um die drei überraschenden Wendungen in einen logischen Zusammenhang zu bringen. Ich hoffe, dass der Trick dadurch deutlich genug wird, um zugleich den Leser noch einmal in Erstaunen zu versetzen, wie sich diese wilde Fahrt dann noch ineinander fügt, und dann dem Roman zu einem raschen Ende verhilft.

Jetzt habe ich deswegen alles andere liegen lassen, auch meine Rezensionen, und nur heute Nachmittag habe ich mich von meinem Luhmann ein halbes Stündchen mitreißen lassen. Wissenschaft der Gesellschaft, Kapitel 6: Richtige Reduktionen; ein äußerst erstaunliches Kapitel, voller Witz und Charme und auch wenn meine Ausgabe so zerlesen ist, dass sie mir auseinanderfällt, fördert sie immer noch Neues zutage, treibt mich in einen Sturm interessanter und klärender Gedanken.

Zu beidem hoffentlich morgen mehr. (Das heißt wieder mal: heute, nachdem ich geschlafen habe.)

17.04.2009

Last exit

Damit soll es nun heute für mich ins Bett gehen. Ich habe mich geärgert, über einiges, was ich im Internet gefunden habe und einiges, was in der Mailing-Liste zu Luhmann gestanden hat.
Vor allem habe ich die letzten vier Stunden an meinem Kurzroman weitergeschrieben und wenn mich morgen nicht einiges aufhält, werde ich fertig werden. Mit der Rohfassung, versteht sich. Aber jetzt, am Ende, ist die ganze Geschichte ein Selbstgänger, vielmehr ein Selbstschreiber. Alle Rätsel sind gestrickt, alle Spuren gelegt, und der Schluss bringt eben das, was jeder Schluss mit sich bringt: die Auflösung. Viel bleibt also nicht mehr zu tun, außer eben Wort an Wort zu reihen, die Charaktere mit ihren Eigenschaften durchzuhalten und die üblichen Erzähltechniken anzuwenden.
Das Schöne ist: je mehr ich mich dem Ende nähere, umso sicherer bin ich mit meiner Planung. Und mit einem solch guten Gefühl gehe ich gerne schlafen.


16.04.2009

Doof it yourself

So heißt das Nachfolgebuch von Generation Doof. Ich habe schon mit dem ersten nichts anfangen können. Da feiert sich das gutbürgerliche Wissen in seinem selbstverordneten Leerlauf. Die einen lesen dieses Buch - Generation Doof - nicht, die anderen feiern sich als Goethe-Werke-Besitzer und lesen ihn trotzdem nicht.
Diese blinde Selbstbeweihräucherung aber auch diese schwüle Selbstzerfleischung sind mir nach wie vor unsympathisch. Sie sind so sehr Teil des Symptoms der Generation Doof, wie sie sich vermeintlich davon abheben. Ich kann darüber nicht lachen.


Glibbrige Spur

Noch ein Letztes.
Man sagte mir, an der Uni, Luhmann sei kalt, frauenfeindlich, reaktionär, und: er habe über die Pädagogen nur Böses gesagt.

Eine Vorgesetzte während meines Referendariats behauptete, ich sei systemisch nicht versiert. Dies mir! Das war die gleiche Vorgesetzte, die auch behauptete, sie wüsste, was ich denke. Dabei weiß ich das selbst manchmal nicht, so schwirren mir die Fragmente durch den Kopf. Abgesehen davon, dass jedes System sich selbst nur als ein reduziertes Reflexionsbild kennt, also auch Gedanken sich selbst nur sehr reduziert wiederdenken können. Der von Reflexion unbeeindruckte Überhang der Gedanken ist geradezu Bedingungen, dass man denken und dass man Gedanken reflektieren kann.

Jedenfalls möchte ich an dieser Stelle ein hübsches, kleines Dialogfragment aus der Luhmann-Liste einspielen, das sich genau in diesem Dunstkreis des Fast-, dann aber Doch-Nicht-Verstehens der Systemtheorie bewegt.
ich weiß, wie es gemeint ist, ich muss auch uneingeschränkt zustimmen, schließlich habe ich jahrelang nichts anderes gelesen (und wenn anderes, dann dieses Andere ziemlich leichten Herzens verworfen), dennoch: Merken Sie gelegentlich wenigstens noch, wie „inhuman“, wie „unmenschlich“ eine solche Denkweise auch erscheinen kann?

Lieber Herr S.,
ach ja, da ist es wieder, das Canterbury-Gespenst der Luhmannkritik. Was wird denn da gefeiert? Die eigene Humanität, die eigene Menschlichkeit oder gar das Engagement an und für sich? Dieses Weltbild ist bis in die feinsten Verästelungen hinein: kurios. Sehen Sie: Sie stimmen mir zu, ich freue mich und denke so für mich: Mein Gott, jetzt hat er´s. Jetzt könnte man weitermachen. Und dann träufeln Sie doch eine glibberige Spur hinterher. Sie verrät sich am 'wenigstens noch'. Schade, schade ...


Schreiben

Und noch eine private Meldung.
Ich konnte mal wieder eine Geschichte in einer Anthologie unterbringen und diesmal wird das hoffentlich auch veröffentlicht. Nachdem der Intrag-Verlag sich so seltsam sang- und klanglos verabschiedet hat, hatte ich zwar kaum noch an solchen Anthologien-Wettbewerben teilgenommen, aber zumindest einige Zusagen erhalten bei Projekten, die dann doch nicht zustande gekommen sind.
Diesmal ist es auch eine alte Geschichte, aus dem Jahr 2006, Das Konzert. Ich hatte sie zweimal öffentlich vorgelesen und da ist diese Geschichte positiv aufgenommen worden. Ungeschlagen ist allerdings bisher immer noch meine Geschichte Das Einhorn, auch, weil diese einfach drollig, und teilweise sehr sarkastisch ist.

Nicht immer lässt sich das wiederholen. Bei dem Kurzroman, den ich gerade schreibe, habe ich in eine ähnlich humorvolle Richtung gelenkt, aber diese ist längst nicht so sarkastisch geworden, wie ich das geplant hatte. Sie besitzt ironische, skurrile und hier und da auch witzige Teile, ist insgesamt sehr handlungsgeladen und flott wegerzählt, aber die Figuren sind untereinander nicht spannungsgeladen genug.
Anfänglich habe ich das bedauert. Doch jetzt, nachdem ich mich sozusagen im Endspurt befinde, bin ich sogar sehr zufrieden mit der Geschichte. Zudem habe ich den ganzen Plot nach dem ersten Kapitel drastisch reduziert, sonst hätte ich die geforderten 150.000 Zeichen um nochmal die gleiche Anzahl an Zeichen überschritten. 

Jedenfalls habe ich gestern abend den Teil beendet, der zum Show-down führt. Selbst für den habe ich nur noch einen gewissen Platz.  Mal sehen, wie weit ich heute mit diesem Show-down komme.


Design

In den letzten Tagen habe ich mich mehr um Design und Grafik gekümmert als um das Schreiben. Erst gestern abend habe ich mich wieder ernsthafter an meine Texte gesetzt.
Aber ich hoffe, dass ich demnächst meine give-aways und down-loads so gestalten kann, dass sie am Monitor angenehm zu lesen sind. Die ersten Arbeiten dazu zeigen jedenfalls eine Schwäche: je mehr man gestaltet, umso größer sind die Dateien.
Andererseits macht es sehr viel Spaß, schöne, lesbare und übersichtliche Anordnungen zu entwerfen. Demnächst dazu mehr auf diesem Blog.


Die schwarze Seele des Sommers

Noch ein Commissario Montalbano, den ich bisher nicht kannte und, wie ich finde, bisher der Beste, den ich gelesen habe.
Die Geschichte ist trickreich und gleichzeitig sehr charmant.

Montalbano wird von seiner Dauerverlobten Livia angerufen, er solle für eine befreundete Familie ein Häuschen mieten. Das schafft Montalbano auch, mehr durch einen Zufall. Nun scheint aber dieses Häuschen wie verhext zu sein. Erst plagen Kakerlakenschwärme die Feriengäste, dann sind es Mäuse und schließlich Spinnen. Schließlich verschwindet der kleine Sohn der Familie und erst Montalbano gelingt es, diesen und die Ursachen all der Plagen zu finden. Unter dem Haus befindet sich ein illegaler Anbau, der versiegelt worden war, bis die Straffrist verjährt wäre. Durch einen Erdstoß ist die Versiegelung aufgebrochen und der kleine Sohn durch Zufall dort hineingeklettert.
Montalbano findet in dieser geheimen Wohnung aber nicht nur den Jungen, sondern auch eine gut verpackte Leiche. Und damit wird aus dem privaten Suchunternehmen eine Mordermittlung. Der Baulöwe, der den illegalen Unterbau vornehmen ließ, scheint am ehesten in Frage zu kommen. Die Ermordete war ein Mädchen und dem Baulöwen sagt man diese gewissen Vorlieben nach. Doch er hat ein sicheres Alibi. Dann käme der Sohn des Besitzers in Betracht, doch der gilt seit sechs Jahren als verschwunden. Der Besitzer selbst könnte es auch gewesen sein. Der aber starb ein halbes Jahr nach Fertigstellen des Hauses an einem Herzversagen.
Die Bauarbeiter, der Vorarbeiter und selbst der Wachmann, der damals die Baustelle gesichert hatte, scheinen bis zum Hals in windigen Geschäften zu stehen und Montalbano hat alles Mühe, die vielen Fäden zu entknoten.
Als schließlich noch die Zwillingsschwester der Ermordeten auftaucht und selbst Catarella, den linkischen Telefonisten der Polizei, den Kopf verdreht, wird die Sache vollständig delikat.


Online-Games

Mittlerweile gibt es eine Menge online-Games und an 31. Juli dann auch die Messe dazu. Panfu gehört zu den erfolgreichsten deutschen online-Games, und, soweit ich das beurteilen kann, Die Stämme.
Ich bin eher von den Veröffentlichungsmöglichkeiten des Internets angetan.


13.04.2009

Ausprobieren

Gerade habe ich eine Möglichkeit entdeckt, über OpenOffice direkt einen Post in meinen Blog zu stellen. Das probiere ich gerade aus.

Nachsatz:
Da werde ich wohl weiter ausprobieren müssen, denn die erste Formatierung, den ich hier ausgegeben hatte, hat mich überhaupt nicht zufrieden gestellt.

Schreiben

Ich fürchte, ich werde meinen Blog weiterhin vernachlässigen. Gerade bin ich zu sehr im Schreiben drin. Gestern habe ich bei meinem Kurzroman, den ich mir letzte Woche entworfen habe, Bergfest gehabt, d.h. die Hälfte ist geschafft. Heute habe ich natürlich weiter geschrieben.

Immer dieser Ärger mit dem Spannungsaufbau

Mit meinen Figuren bin ich unzufrieden. Sie entwickeln für sich zu wenig Spannung, zu wenig Konflikte untereinander. Wahrscheinlich bin ich da sogar zu streng, denn ich hatte vorher die Konflikte zwischen den Figuren gut ausgearbeitet. Was mit fehlt, ist der Punkt, an dem sich dann auch ein gewisser Irrwitz entzündet und damit die Geschichte ins Komische treibt. Also: die Konflikte sind ordentlich, aber nicht gravierend genug, um so etwas wie eine Kette aus Gags zu liefern.
Ein wenig quäle ich mich durch die sehr handlungsorientierte Geschichte. Das kommt nicht so gut, sich auf der einen Seite mit hochsystematischen Konzepten um Soft-Skills zu bemühen, auf der anderen Seite eine eher schlicht gestrickte Geschichte eines Einbruchs zu erzählen. Schlicht, im Sinne von einfachem Lesen. Dass meine Geschichte sich dreimal umdrehen soll und so den Leser dreimal mit einer völlig veränderten Situation überrascht, hatte ich schon weiter oben erwähnt. Insofern ist sie nicht schlicht.

Gute und schlechte Enden

Wenn ich mal wieder eine solche Geschichte schreibe, ärgere ich mich über plumpe Strategien, dem Leser überraschende Wendungen zu präsentieren, umso mehr. Es macht zwar etwas Mühe, aber man sollte dem Leser die Chance geben, den Verlauf vorher zu erraten. Dieses Draufkloppen mit einem deus ex machina am Ende eines Romans ist schließlich nur eine Notlösung. Und Notlösungen sollten sich nicht verkaufen.
Mit diesem deus ex machina meine ich, dass eine Wendung in die Geschichte eingebaut wird, auf die der Leser keinesfalls kommen konnte. Plötzlich taucht ein entfernter Verwandter auf, der alle Familienmitglieder umgebracht hat. Plötzlich stellt man fest, dass der Protagonist sich alles nur zusammengeträumt hat, weil er psychotisch ist.
Dagegen muss ein guter Roman zu Beginn alle wesentlichen Elemente einführen. Wenn die Heldin A irgendwann gegen ein Monster B kämpfen wird und dieser Kampf entscheidend ist, muss das Monster B vorher eingeführt sein. Zum Beispiel könnte die Heldin eine Kneipe betreten, in der irgendjemand prahlt, dem Monster B schon mal Auge in Auge gegenübergestanden zu haben.

Regeln für überraschende Wendungen

Diese Technik habe ich in meinem Roman konsequent beachtet. Es gibt ein Monster B, mit dem die Heldin vorher schon zu tun hatte. Es gibt einen Gegenstand C, der, bevor er eine Rolle für die Geschichte spielt, beiläufig erwähnt wurde.
Joanne Rowling schafft dies ganz hervorragend in ihren Harry Potter-Romanen. Geht es im dritten Band um Gestaltwandler, haben die Schüler natürlich Unterricht dazu. Damit ist das Thema vorbereitet, aber noch nicht als wichtig offenbart. Wenn nun der Leser an die Stelle kommt, an der dieses Thema wichtig ist, hat er schon einmal davon gehört.
Auch Eoin Colfer bereitet seine Geschichten so vor. Allerdings ist er dabei recht hölzern. So spielt im sechsten Band ein Kraken bei der Lösung der Geschichte eine wesentliche Rolle. Colfer legitimiert nun diese Wendung, die gegen Ende des Buches stattfindet, indem er zu Beginn des Buches ein Abenteuer von Holly schildert, in der ein Kraken eine wichtige Rolle spielt. Für meinen Geschmack ist dieses ganze Kapitel zu lang. Es hätte genügt, dass Colfer die Kraken erwähnt.
So ergeben sich zwei Regeln für den Umgang mit wichtigen Ereignissen:
Bereite jedes wichtige Ereignis und jeden wichtigen Gegenstand in deiner Geschichte vor, indem du es vorher erwähnst.
Nutze nicht zweimal ein Ereignis oder einen Gegenstand, um eine längere Episode zu legitimieren.
Ich finde es immer noch faszinierend, wie sich mehr und mehr Regeln des Schreibens herausschälen, seit ich mich mit dem "kreativen" Schreiben beschäftige. Und dass viele junge Autoren zwar meine Tipps toll finden, wenn ich sie ihnen bezüglich ihres Romans gebe; aber wenn ich hier auf allgemeine Regeln zu sprechen komme, finden sie das Ganze zu abstrakt.
Dabei ist es genau das, was ich ihnen vorgeschlagen habe, nur mit anderen Begriffen.

11.04.2009

Selbst-Sabotage

Die ganze Diskussion um Soft-Skills erliegt einer Art Selbst-Sabotage. Je weniger die Begriffe geklärt sind, umso weniger können sie präzise beobachtet, präzise mitgeteilt, präzise unterrichtet werden.
Man könnte auch sagen: Einheitspamp statt außergewöhnliche Geschmackserlebnisse.
Wenn diese weiterhin als hingehuddeltes Aushängeschild genutzt werden, wird sich die ganze Diskussion von selbst erledigen. Irgendwann sind die Begriffe so verdünnt, verwolkt, verwaschen, dass niemand mehr weiß, was man damit meint, wenn man sie benutzt. Und dann wird sie auch niemand mehr benutzen.


Kleiner Zwischenroman

Nachdem ich meinen Krimi recht flott ins erste Drittel geführt habe, habe ich eine kleine Pause eingelegt und letztes Wochenende einen kleinen Roman angefangen, der mehr eine Abenteuergeschichte sein sollte. Hintergrund war da natürlich auch nochmal mein Skript zum Abenteuerromane schreiben.
Der Roman war schnell entworfen. Nachdem ich letztes Jahr wie wild Plots entworfen habe, fließen die mir jetzt rasch aus der Feder. Und dieser Roman - fünf längere Kapitel - wird zudem noch in einer einzigen Nacht spielen, abgesehen vom ersten Kapitel, das am Tag vor dieser Nacht anfängt. Auf diese enge zeitliche Führung bin ich stolz.
Ein weiterer Effekt meiner theorielastigen vergangenen zwei Jahre schlägt sich in der Szenenabfolge nieder. Die ganze Geschichte ist ein einziges Gewusel durch eine Stadt, die zugleich aber auch eine Spurensuche ist, also im Prinzip eine Art Schnitzeljagd. Trotzdem es viel Action gibt, drehe ich das Rätsel dreimal um und bereite dem ganzen eine halb-überraschende Lösung.

Als ich einigen Schriftstellerkollegen meine Typologisierung der Szenen vorgestellt habe, meinten die, das sei viel zu intellektuell. Auch, dass ich Harry Potter oder Andrea Camilleri oder Stephen King oder Karl May Szene für Szene auseinandergepflückt habe, erschien diesen als "gruselig". Aber so konnte ich mir genügend Stoff zum Nachdenken erarbeiten, um dann eigene Szenen und Episoden (also mehrere Szenen hintereinander) in einer guten Qualität zu entwerfen.
Gerade bastele ich auch an der Erweiterung zu meinem Abenteuerroman-schreiben-Skript herum und werde auf jeden Fall wieder analytische Übungen einbauen.

Gestern abend jedenfalls habe ich vier weitere Szenen, darunter eine recht lange, geschrieben. Und wenn ich weiter so fleißig bin, bin ich gegen Ende der Woche fertig, mit der Rohfassung zumindest.



Händel schlägt Katze, rein statistisch

Eine ganze Seite ist G. F. Händel gewidmet, der dieser Tage zum 250. mal gestorben wäre.
Bekam ich gerade als Zitat in einer Mail zugeschickt. Vielen Dank, Wim. Händel hat also seinen Todestag mal ausgelassen und stirbt erst nächstes Jahr wieder.


10.04.2009

Aufzeichnungen aus dem Kellerloch

Vermutlich ist dieser Titel geklaut, doch Gott sei Dank klingt er irgendwie, zwischen allem Kellermief, auch ganz frisch.
Das Kellerloch, mithin mein Arbeitszimmer, kommt mir derzeit vor wie dieses Spukzimmer aus Poltergeist I, vor allem die Szene, wo ein aufgeschlagenes Buch der Geisteraustreiberin entgegenwedelt. Solch ein Büchergestöber prägt auch mein Kellerloch und spuken tut's hier auch, real oder in Gedanken, wer weiß?

Empathie. Ich sagte es bereits schon. Langsam kristallisieren sich rote Fäden heraus, die ein denkbar neues Konzept, zumindest für mich, ergeben. Meist finde ich hinterher irgendwo noch ein Buch, das genau dasselbe sagt, was ich mir mühsam erarbeitet habe. Aber dann pinsle ich mir den Bauch, dass ein großer Denker etwas gedacht hat, was ich auch denken konnte. Auch so kann man sich motivieren.

Den gestrigen Abend habe ich damit verbracht, mit InDesign und PhotoShop nutzlose Designs zusammenzuschrauben. Gut, so nutzlos war das nicht. Der Unterhaltungsfaktor lag wahrscheinlich in dem Moment höher als das laufende Fernsehprogramm. Und lernen tut man ja auch was dabei.

Heute morgen hatte ich dann aber noch immer Durst nach einem Bier. Ich habe es mir verkniffen, mein Feierabendbier des Vortages zum Frühstück zu trinken und statt dessen Camilleri gelesen, Das kalte Lächeln des Meeres. Ein Camilleri, der so gut wie die anderen ist.
Dann habe ich einige Mails beantwortet.
Und schließlich bin ich bei meinem eigenen Roman gelandet. Der wird mich dann auch hoffentlich für den Rest des Freitags in Anspruch nehmen.


07.04.2009

Feldforschung (Zitat des Tages)

Forscher, die man mit dem Auftrag, festzustellen, wie es wirklich war, ins Feld jagt, kommen nicht zurück; sie apportieren nicht, sie rapportieren nicht, sie bleiben stehen und schnuppern entzückt an den Details.
Luhmann, N., Ideenevolution, Beiträge zur Wissenssoziologie (hrsg. von André Kieserling), Frankfurt a.M. 2008, S. 234


Noch da II (erzählendes Schreiben)

3. Seit einigen Wochen bin ich auch wieder intensiv am Schreiben fiktiver Geschichten.

Fast das gesamte letzte Jahr habe ich mich mit kleinen Geschichten, Erzählungen auseinandergesetzt. Grund dafür war, dass erstens einige meiner Lieblings-Kinderbuchautoren, Roald Dahl, Otfried Preußler, Christine Nöstlinger, Astrid Lindgren, ihre Romane in Form von Kurzgeschichtenketten schreiben. Nicht ganz, denn meist gibt es Verbindungen, Übergänge, so dass die Kurzgeschichten Episoden in der großen Geschichte werden.
Trotzdem ist hier eine Trennung zwischen den Episoden und der Geschichte deutlich. Kai Meyer finde ich dann am besten, wenn er solche Episoden schreiben kann. Und er ist furchtbar, wenn ihm solche Grenzen verwischen.
Also habe ich mir ein rigoroses Übungsprogramm aufgestellt gehabt. Jeden Tag mindestens eine Kurzgeschichte zu plotten. Einleitung, Durchführung, Abschluss. Personencharakterisierung.
Dies habe ich seit etwa November ruhen lassen, weil ich mich vor allem um Krimis gekümmert habe. Derzeit nutze ich meine alten Plots, aber auch neue, um einfach wieder zu schreiben. Nichts großes, nur als Fingerübung, neben dem Krimi, an dem ich arbeite.
 
Übrigens habe ich zu dem Ineinanderschachteln von Romanen zu Episoden neulich auf dem Blog Schriftsteller-Werden.de eine etwas überamerikanisierte Darstellung der nämlichen Struktur gefunden, unter dem Begriff der Schneeflocken-Methode. Die Schneeflocken-Methode besteht im Prinzip darin, dass die Struktur von Einleitung, Hauptteil, Schluss für jeden einzelnen Teil wieder verwendet wird, so dass aus dieser Dreiteilung im zweiten Schritt folgendes Schema entsteht:
Einleitung (Einleitung, Hauptteil, Schluss), Hauptteil (Einleitung, Hauptteil, Schluss), Schluss (Einleitung, Hauptteil, Schluss)
Und natürlich kann man jetzt diese weiter einteilen, je nachdem, wie umfangreich und komplex die Geschichte werden soll:
Einleitung (Einleitung (Einleitung, Hauptteil, Schluss), Hauptteil (...)), usw.
Das Problem dieser Methode dürfte aber rasch auf der Hand liegen. Eine solch schematische Darstellung erzeugt zu viel Monotonie. Zudem fallen Übergangsszenen aus dem Schema heraus und auch Alltagsszenen.
Übergangsszenen sind Szenen, die vor allem den Leser orientieren. Die Helden sitzen im Auto und fahren von Ort A nach Ort B. In solchen Szenen findet man erstens eine Reflexion auf das bisher erlebte und Überlegungen zu dem Kommenden, vor allem aber werden Ortswechsel deutlich gemacht. Sie haben also keine dramatische Funktion, sondern eher eine didaktische. Fehlen solche Szenen, wirken die Geschichten gehetzt und meist auch die Charaktere farblos.
Alltagsszenen sind gerade dadurch wichtig, weil sie nicht unmittelbar in die Geschichte gehören. Sie kontrastieren zu dieser, schaffen "idyllische Momente", charakterisieren die Welt, in der die Helden leben und diese Helden selbst. Auch sie orientieren den Leser. Vor allem schaffen sie Identifikationen zwischen Held und Leser.

Um seine einzelnen Figuren in einem Roman auszugestalten, empfehle ich auch, zu diesen Kurzgeschichten zu schreiben. Mein Kommissar im Krimi hat hier einige solcher Geschichten ebenso auf den Leib geschrieben bekommen, wie andere, teilweise sogar nebensächliche Figuren.
Dieses Ausarbeiten von kleinen Nebengeschichten, Kurzgeschichten, die zunächst nichts mit dem Krimi zu tun haben müssen, hat mehrere Vorteile. Zum einen muss man den Hintergrund der Figuren genauer beleuchten, zum zweiten übt man das Schreiben, und drittens schafft man sich eine Ausgangsbasis für weitere Geschichten, ohne dass man das Setting vollkommen neu erfinden muss.
Wäre ich Amerikaner, würde ich dies die Comédie-humaine-method nennen. Die Comédie humaine ist mehr oder weniger das Gesamtwerk von Balzac, dem französischen Schriftsteller aus dem 19. Jahrhundert. Er hat seine Romane immer um einige wenige Hauptfiguren herum geschrieben, doch tauchen Hauptfiguren aus dem einen Roman als Nebenfiguren in einem anderen wieder auf. So spinnt sich im Hintergrund ein dichteres, soziales Netz.
Dies als Technik, zumindest in groben Zügen, nutze ich für mein derzeitiges Schreiben. Dass ich mit Kurzgeschichten mittlerweile viel Erfahrung habe, hilft mir natürlich.



Noch da I (Systemtheorie)

Ich bin noch da (liebe Manuela). Es ist nett, dass du dich so um mich sorgst.

Mehrerlei hält mich gerade davon ab, hier viel hineinzuschreiben.
1. Ich arbeite immer noch an der Neurophysiologie herum. Dieses Thema hatte ich seit Jahren brach liegen lassen und gerade im Moment passt es mir ziemlich gut. Zudem habe ich über media-mania gerade ein Buch zur Rezension, in dem es um Emotionale Kompetenz geht. Es ist populärwissenschaftlich geschrieben, aber sehr fundiert.

2. Themen wie Aufmerksamkeit, Empathie, Schlagfertigkeit, also das, was man gängigerweise als Soft-Skills zusammenfasst, ziehe ich gerade durch den Blickwinkel der Systemtheorie. Peter Fuchs hat mich hier auf die Spur gebracht.
Zudem sammle ich nebenher zu Gewalt und Langeweile Material. Ich hatte weiter oben zu Langeweile geschrieben und vor allem anhand von Nietzsche und der Psychoanalyse einige, na sagen wir ruhig seltsame Vorschläge gemacht. Es scheint mir mittlerweile so, als würde sich an der Semantik von Gewalt und Langeweile die Diskussion um die Grenzen unserer Kultur entspinnen, sehr indirekt übrigens, und von einigen anderen Begriffen flankiert. Dazu fülle ich gerade meinen Zettelkasten.
Nebenher lese ich Luhmann, Fuchs und Baecker und diskutiere hier einzelne Abschnitte auf meine Themen durch. Vielleicht werde ich hier das eine oder andere veröffentlichen. Allerdings - und du bist da nicht die einzige, Manuela! - wird der Systemtheorie immer noch mit viel Unverständnis begegnet. Auch in den dürftigen Kommentaren und manchen seltsamen Mails, die mich erreichen.
Symptomatisch dafür ist ein Vorwurf, den vorgestern ein Teilnehmer an der Luhmann-Liste an Peter Fuchs richtete. Die Systemtheorie vergesse in ihrer Diskussion der Gewalt die hormonelle, biologische Ebene. Tatsächlich aber wird diese Ebene nicht vergessen, sondern methodisch ausgeblendet. Gewalt mag auch ein Problem eines niedrigen Serotonin-Spiegels sein, auch ein Problem einer psychischen Entfremdung. Aber wenn sich die Soziologie und gerade die Soziologie eines solche scharfen Zuschnitts wie die Systemtheorie um das Phänomen Gewalt kümmert, dann eben nur und ausschließlich mit ihren eigenen Mitteln. Die dabei entstehende Grenzschärfe zur Psychopathologie und zur Biologie mag im zweiten Schritt hilfreich sein, um bestimmte Phänomene zu trennen, die sonst eintopfmäßig ineinander verrührt werden.


02.04.2009

Wann Kinder mit Texten konfrontiert werden sollen

Wissenswertes über Elefanten

Elefanten sind die einzigen Tiere die nicht springen können.
(Ist glaube ich auch besser so)
         
Der Urin einer Katze phosphoriziert im Dunklen.
(Wen bezahlt man eigentlich um so etwas zu erforschen?)
         
Das Auge eines Straußes ist größer als sein Gehirn.
(Ich kenne Menschen, bei denen ist das nicht anders)
         
Seesterne haben kein Gehirn.
(Auch solche Typen kenne ich)
         
Polarbären sind Linkshänder.
(Na und??)
         
Wenn Du Deinen Kopf gegen eine Wand schlägst, verbrauchst du 150 Kalorien.
(Wenn die Reis-Diät von Brigitte nicht wirkt.)


Wusstest du weiterhin, ...
         
... dass das Quaken der Ente kein Echo erzeugt und niemand weiß warum? (Ich auch nicht)
         
... dass weltweit 23% aller Photokopiererschäden von Leuten erzeugt werden, die darauf sitzen um ihren Hintern zu kopieren? (Wer macht denn sowas?)
         
... dass mir gerade langweilig ist?


Zitat des Tages

Im Rennen der Philosophie gewinnt, wer am langsamsten laufen kann.
Wittgenstein, GW (suhrkamp) Band 8, S. 498


01.04.2009

Pro Ethik?

Alle Berliner seien noch einmal aufgefordert, am 26. April wählen zu gehen und gegen einen konkurrierenden Ethik-/Religionsunterricht zu stimmen. Pro Reli behauptet zwar, dass erst der getrennte Unterricht die verschiedenen Religionen wirklich verbinden könne, aber wer kann schon dieses Argument nachvollziehen?

Ein anderer Grund ist, dass getrennter Religionsunterricht bedeutet, dass jede Religion ein Anrecht auf einen eigenen Religionsunterricht hat.
Das bedeutet, dass es in einigen Berliner Schulen demnächst statt einem Ethikunterricht fünfzehn Religionsunterrichte geben könnte. Damit einher geht erstens, dass hier erst entsprechende Religionslehrer ausgebildet werden müssten, was bei einigen Religionen schwierig sein dürfte; zweitens müssten statt einem Ethiklehrer fünfzehn Religionslehrer bezahlt werden. Das dürfte für Berlin teuer werden.
Zwar soll Pro Reli eine Berechnung vorgelegt haben, nach der Berlin sogar Geld einsparen würde, wenn die Unterrichte parallel laufen, aber die Rechnung basiert anscheinend darauf, dass es als Religionsunterrichte ev./kath. Religion und jüdische Religion gibt. - Fällt Ihnen an dieser Aufzählung etwas auf? Genau! Die muslimischen Religionen fehlen. Nun weiß ja jedes Kind, dass die muslimischen Mitbürger in Berlin den allergeringsten Prozentsatz ausmachen ... und vielleicht hat sich der Herr Lehmann genau dort umgehört.
Zudem: wenn fünfzehn Unterrichte parallel laufen, dann muss es auch fünfzehn verschiedene Räume geben, in denen der Unterricht statt findet. Haben die Leute von Pro Reli noch nie etwas davon gehört, dass in den Berliner Schulen Raumnot herrscht?

Pro Reli redet von Wahlfreiheit, Pro Ethik von Wahlzwang.
Beides ist natürlich Unsinn. Wenn Ethik alleiniges ordentliches Unterrichtsfach ist, dann gibt es hier natürlich einen Zwang, den Pro Reli als Zwangsethik bezeichnet. (Zwangsethik ist ein recht dümmliches Wort.)
Andererseits ist die Alternative zwischen Ethik und Religion eben nur eine Alternative, aus der man dann auswählen muss. Mit Freiheit hat das dann auch nicht viel zu tun. Man kann ja nicht wie der Esel zwischen den beiden Heuhaufen stehen bleiben und einfach verhungern.

Zwangsethik ist deshalb ein dümmliches Wort, weil eine Ethik sich immer auf Normen und Regeln einlässt und natürlich einen gewissen Zwang ausübt. Ethik besteht gerade darin, diese Regeln und Normen geistig so zu verarbeiten, dass man das Sinnvolle und Gute darin erkennt. Ethik besteht also in der Reflexion auf gesellschaftliche Zwänge und deren Abschätzen.

Organisationen wie Schulen und Behörden entscheiden. Sie können nichts anderes als zu entscheiden, Entscheiden ist die Operation, aus der sich Organisationen zusammensetzen. Sie sind keine Gebäude, keine Ämter, keine Menschen und keine Akten, zunächst nicht, sondern Akkumulationen von Entscheidungen.
Organisationen müssen sogar entscheiden, was sie nicht entscheiden. Das ist dann das berühmte re-entry à la Spencer Brown, wodurch sich eine Organisation von ihrer Umwelt abkoppelt.
Es ist also ziemlich egal, was die Umwelten tun. Die Organisation muss entscheiden. Insofern behält die Eigendynamik einer Organisation das letzte Wort. Sie entscheidet, ob Entscheidungen in der Umwelt, zum Beispiel von Eltern, für die Organisation entscheidend sind und welche Programme sie dort einhängt.
Bedenkt man nur im Ansatz diesen Volksentscheid in Bezug auf die Organisation Schule, ahnt man vielleicht, dass die Problemlage insgesamt ganz anders formuliert werden müsste, als dies Pro Reli oder Pro Ethik tun. Ich hatte weiter oben ja schon darauf hingewiesen, dass ich die Argumentationen beider Seiten problematisch finde, mit dem Unterschied, dass Pro Reli schlichtweg demagogisch und dümmlich argumentiert und dass ich einen besseren Weg sehe, wenn man die Pflicht Pflicht sein lässt.

Ich hätte jedenfalls gerne eine andere Schule.
Schule, so wie sie heute ist, kommt aus vielerlei Gründen nicht mit ihren Aufgaben zurecht. Lehrer befolgen weder die Empfehlungen der Berliner Rahmenlehrpläne, noch halten sie sich an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Eltern werfen Lehrern ständig Knüppel zwischen die Beine.
Kinder lernen immer noch nach einem höchst problematischen Bildungsbegriff; ich hatte darauf hingewiesen, dass moderne Unternehmensstrukturen häufig ganz andere Arten des Umgangs mit Wissen einfordern, als dies in Schulen ansozialisiert wird. Würde man sich diesen modernen Unternehmensstrukturen in der Schule anpassen, dann wären wir bei einem dermaßen offenen Unterricht, dass all unsere frontalunterrichtsverliebten Lehrkörper Kontrolldefizittraumata erlitten.

In diese offene Schule gehört dann auch die Ethik, nicht als separates Unterrichtsfach, sondern als integratives Element.

Im übrigen zwei kurze Erfahrungen zum Schluss:
Eine Lehrerin berichtete mir, dass sie sich gegenüber einer Mutter nicht getraut habe, mit ihrem Sohn eine Therapie aufzusuchen, da die Mutter so überbehütend war und so dominierend ihren Sohn als unproblematisch geschildert hat, dass sich die Lehrerin dachte, dass sie mit einer solchen Empfehlung den Rest der Beziehung kaputt macht, die sie zu dem Jungen aufgebaut hatte.
Eine Freundin erzählte mir, dass ihre Tochter im Ethikunterricht eine 4 erhalten habe, weil sie mit dem Lehrer Standpunkte kontrovers diskutiert habe. Ich kenne zwar die Tochter nur von einem Telefonat her, aber an das erinnere ich mich gerne. Da hatte ich eine kritische, teils provokative junge Frau am Telefon, aber eine, die Antworten hören wollte, die wissen wollte, wo die Grenzen meiner Argumentation sind. Jede Argumentation hat ihre Grenzen. Und genau das sollen Kinder und Jugendliche austesten dürfen. Auch dazu ist der Ethikunterricht da. Oder die Lehrer. Oder die Eltern.