27.02.2008

Der Sternenwanderer

Nein, Cedric wollte sich diesen Film nicht im Kino ansehen. Also habe ich gewartet, bis er auf Video zu haben war. Leider! - denn wahrscheinlich wäre er im Kino doch noch besser gekommen.
Den Autor der Geschichte, Neil Gaiman, schätze ich bedingt, und Der Sternwanderer fand ich - als Buch - eher mittelprächtig. Der Film dazu ist jedoch kurzweilig, und schon allein deshalb sehenswert, weil die schauspielerischen Leistungen hervorragend sind. Wegen technischer Tricks wird man ihn sich nicht ansehen dürfen. Die gibt es zwar und sie sind durchaus gut, aber sie ordnen sich - glücklicherweise - ganz dem Geschehen unter.
Hervorragend sind hier vor allem Peter O'Toole als fieser König - eine wunderbare Nebenrolle - und Rupert Everett als schmieriger Prinz - auch dies eine herrliche, kleine Nebenrolle; dann Robert deNiro als böser Pirat und Michelle Pfeiffer als böse Hexe. Charlie Cox spielt mit Tristam Thorne die Hauptrolle als naiver Bauernsohn, der eigentlich nur eine Sternschnuppe finden will und stattdessen Yvaine findet, die - herrlich zynisch - von Claire Danes gespielt wird.

Der Film lebt nicht nur durch die guten Schauspieler, sondern auch durch eine spannende und kurzweilige Geschichte, und - nicht zuletzt - durch einen teilweise sehr schwarzen Humor.
Sehr empfehlenswert für einen kurzweiligen Abend.

No country for old men

No country for old men hat sich bei dem Oscar-Gerangel durchgesetzt, und man darf froh sein: denn dieser Film hat nicht die seichte Hollywood-Ästhetik und die banalen Geschichtchen, die man aus früheren Zeiten von Oscar-Verleihungen kannte.
Das ist mindestens großartig.

Besonders hat mir Javier Bardem gefallen, der für seine Rolle den Oscar für die beste Nebenrolle bekommen hat. Angesichts der Geschichte ist Nebenrolle wohl trotzdem als Beleidigung aufzufassen, denn ohne diese Rolle funktioniert in diesem Film garnichts. Hübsch übrigens, wie hässlich Bardem sein kann, wie widerlich und schmierig von seiner ganzen Art. Er gibt keinen eiskalten Killer, auch keinen psychopathischen, und doch hat die ganze Rolle etwas davon.

Insgesamt kann ich dem Film kein Muss-man-gesehen-haben bescheinigen, aber wer ihn sich ansehen möchte, wird sich auf jeden Fall einen guten Film ansehen.

24.02.2008

Keine Bücher ....

Ich wollte keine Bücher mehr kaufen, bin jetzt aber doch schwach geworden: Die Grenzen der Interpretation von Umberto Eco; ich habe es schon öfter gelesen, und immer wieder geliebt. Nachdem ich es vergeblich in den Bücherhallen gesucht habe, musste ich also Geld ausgeben.

11.02.2008

Kleiner Zwischenbericht

Seit mehreren Tagen ordne und glätte ich das Material, das ich in den letzten Monaten zusammengesammelt habe. Welches Material? Die Figuren, die ich aus verschiedenen Büchern zusammengetragen habe.
Figuren - das sind kleine Einheiten, die sich auf dem Weg zum Begriff befinden. Ein Begriff besteht ja aus Elementen/Quasi-Objekten und Argumenten/grammatologischen Verkettungen. Ein Begriff ist selbst ein Quasi-Objekt, immateriell und ein reines kognitives Gebilde, aber wir tun so, als sei es real vorhanden.
Eine Figur nun bezeichnet zweierlei, und zweierlei sehr verschiedene Sachen: zum einen werden damit Begriffe im Moment ihres Gebrauchs erfasst, als ob es sich um ein Kochrezept handelt und nicht um einen Begriff (ähnlich findet sich bei Wittgenstein der Begriff Lebensstil als ein Sprachspiel plus seinen nonverbalen Anteilen); zum anderen ist eine Figur ein unscharfer Begriff, einer, der sich noch nicht aus dem impliziten Verstehen gelöst hat und damit noch nicht seine arrogante Schärfe gegenüber der Welt ausgeprägt hat: eine solche Figur ist dann ein fröhliches Werkzeug, bei dem man sich nicht allzuviel Gedanken machen sollte, warum und wie es funktioniert.

Um ein Beispiel zu geben:
"Mit weiten Schritten lief Jolly über den Ozean. Ihre nackten Füße versan­ken fingerbreit im Wasser. Unter ihr gähnte der tintenblaue Abgrund der See, bis zum Meeresboden mochten es einige hundert Mannslängen sein.
Jolly konnte seit ihrer Geburt über Wasser gehen. Mit den Jahren hatte sie gelernt, sich mühelos auf der schwankenden Oberfläche zu bewegen. Für sie fühlte es sich an, als liefe sie durch eine Pfütze. Flink sprang sie von einer Woge zur nächsten und wich den schaumigen Wellenkämmen aus, die manch­mal zu tückischen Stolperfallen wurden." (Kai Meyer: Die Wellenläufer)
Trivialisieren: etwas Ungewöhnliches oder Neues so schildern, dass es seinen Platz in seiner Umwelt findet. Etwas seinem Platz zuzuweisen heißt, es gewöhnlich, trivial zu machen.
1. Jolly kann auf dem Wasser gehen. Meyer beginnt hier aber nicht mit dieser Aussage (sie folgt im vierten Satz), sondern mit einer Art Platzierung: dort, an dieser Stelle wird diese ungewöhnliche Fähigkeit getan: „Mit weiten Schritten lief Jolly über den Ozean. Ihre nackten Füße versanken fingerbreit im Wasser. Unter ihr gähnte der tintenblaue Abgrund der See, bis zum Meeresboden mochten es einige hundert Mannslängen sein. ...“
2. Um etwas zu trivialisieren, werden Verbindungen in die Umwelt gezogen. Meyer folgt in den ersten beiden Absätzen einem bestimmten Schema: was wird Ungewöhnliches getan? (Tätigkeit: 1. Satz); wie sieht das genau aus? (Spezifikation: 2. Satz); wo passiert es? (Verortung: 3. Satz); seit wann passiert es? (Herkunft: 4. Satz); wie hat sich die Fähigkeit entwickelt? (Lehre: 5. Satz); welche sinnliche Erfahrung bringt dies für den Tätigen (Gefühl: 6. Satz).
3. Die Trivialisierung „reagiert“ auf Fragen, die der Leser an den Text stellt. Hat der erste Satz ein Ereignis oder Geschehnis eingeführt, das rätselhaft erscheint, so antworten die folgenden Sätze ausweichend. Denn der wahre Grund, warum Jolly über Wasser laufen kann, enthüllt sich erst nach und nach im Roman. Die Trivialisierung erklärt nicht, sondern verankert. Sie weicht aus, indem sie ein Phänomen so in eine Umwelt setzt, dass der Leser dies als normal hinnimmt. (Damit lässt die Trivialisierung zugleich Platz für die Intrige, hier nämlich dem wahren Grund, warum Jolly diese Fähigkeit hat.)
4. Was konkret ist, setzt die Imagination in Gang: und auch das ist eine Funktion der Trivialisierung; sie baut ein Bild für den Leser. Dieses Bild bietet nicht nur Sichtbares, sondern vor allem Anhaltspunkte, was sich der Leser vorzustellen hat. Der tintenblaue Abgrund ist ebenso eine Übertreibung, wie die Herkunft dieser Fähigkeit nur ein undeutlicher Anhaltspunkt bleibt.

Um also eine Figur zu konstruieren, bedarf es kaum einer Anstrengung: ein vorhandenes kleines Muster wird in eine Beschreibung gegossen, und diese Beschreibung analysiert auf der einen Seite dieses Muster und gibt auf der anderen Seite Hilfestellung, dieses Muster in etwa selbst herzustellen.
Auf der anderen Seite gibt es hier trotzdem eine Menge zu tun. Diese Arbeit gründet sich darin, dass solche Figuren wie die Trivialisierung massenhaft im Text auftauchen, und man würde sich ewig wiederholen, wollte man jede einzelne Figur, die ein Text konkret bietet, aufzählen. Man muss also auswählen, und man muss so auswählen, dass die Figuren ineinandergreifen, auf der einen Seite, und genügend abgegrenzt sind, auf der anderen Seite.

Die Arbeit hat mich zu zahlreichen Autoren geführt, insbesondere meine Lieblinge der "Unterhaltungsliteratur", Stephen King, Martha Grimes, Dashiell Hammett, Eoin Colfer, Joan Rowling, Tolkien, Otfried Preußler und Nöstlinger, aber auch zu gewichtigeren Namen wie Gottfried Keller, Thomas Mann, Ernest Hemingway, Handke, Murakami oder Rushdie. Einige unbekanntere Autoren wie von Kayserling oder Klabund finden sich auch dabei.

Ziel und Zweck der ganzen Übung ist, hier eine Art Katalog herzustellen, eben Figuren, aus denen eine Erzählung zum größten Teil besteht, eine Art summa summarum des Narrativen.
Ziel und Zweck des Ganzen ist aber auch, aus diesen Figuren konkrete Übungen zu ziehen, mit denen sich die alltägliche Schreibpraxis herumschlägt. Es geht nicht um die großen Formen, die Abschnitte und das aristotelische Schema des Dramas, sondern um die kleinen Wendungen.
Schreibhilfe, sensible Analyse - und letzten Endes auch eine Schreibwerkstatt, die sich auf das Einüben solcher Figuren stützt, und die ich gerne vorstellen und ausprobieren möchte: an der Volkshochschule vielleicht. Dazu muss jede Figur noch mit Übungen versehen werden und da ich dies in eine "echte" Werkstatt und einen "echten" Werkstattunterricht umsetzen möchte, muss natürlich auch entsprechendes Material gebastelt werden.

06.02.2008

Der Krieg des Charlie Wilson

Am Montag habe ich mir im Kino Der Krieg des Charlie Wilson angesehen, ein ganz wundervolles Politmärchen mit einem großartig verlotterten Tom Hanks. Die Karte habe ich wieder über meine Kollegin Chris bekommen.
Charlie Wilson ist ein kleiner texanischer Abgeordneter im Repäsentantenhaus der USA; er kokst, und er hat gerne schöne Frauen um sich. Sein Spruch, was Frauen angeht, ist: Du kannst einer Frau alles beibringen, nur nicht, wie sie große Titten bekommt.
Nun, Charlie Wilson gerät etwas unfreiwillig an den Afghanistan-Konflikt: die Russen marschieren dort ein, und die USA ist entschlossen, etwas dagegen zu tun. Nur was sie dagegen tun möchte, weiß niemand so genau. Charlie Wilson dagegen hat eine einfache Strategie: man trete den Sch***-Kommunisten einfach in ihren kleinen, roten Hintern. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf: über diverse diplomatische Verwicklungen schafft Wilson es, die afghanischen Streitkräfte statt mit einem Etat von 5 Millionen Dollar mit 1 Milliarde Dollar auszustatten. Das Ergebnis ist bekannt: die Russen zogen sich aus Afghanistan zurück.
Charlie Wilson - der echte Charlie Wilson - gab zu dem Film übrigens folgenden Kommentar: Sie haben mich sehr nett behandelt. - Großer Gott, denkt man sich da, wenn Tom Hanks einen solch verlotterten Typen spielt, wie mag es da beim echten Charlie Wilson gewesen sein?
Jedenfalls ist der Film großartig. Nie schweift die Kamera ab. Man sieht einfach die ganze Brutalität des Krieges und trotzdem ist dieser Film auch eine ganz hervorragende Komödie; bitter und lustig zugleich eben.

04.02.2008

Dieter Bohlen? - Nö, nö! (Ghostwriter anno dunnemal)

Wer sich heute so alles seine Biographie schreiben lässt! Dieter Bohlen zum Beispiel, oder Helmut Kohl, um nur einige berühmtere Personen zu nennen. Dass Herr Bohlen nicht selbst schreibt, nehmen wir dankbar entgegen, dürfte seine Biographie sich eher im Bereich heißer Luft bewegen (wobei er als Komponist mittlerweile wirklich erträglich ist); dass Herr Kohl mit seiner Biographie unspektakulär bleibt, ist oft bemängelt worden.
Das Geschäft des ghostwriters muss ein müßiges Geschäft sein, und ein lukratives. Im übrigen ist es ein sehr altes Geschäft, vielleicht so alt wie das horizontale Gewerbe. Ghostwriter haben neben dem Schreiben der Biographie noch eine viel wichtigere Funktion: das Bilden von Mythen. Und diese Funktion ist schon immer gerne genutzt worden.
So hat sich Gustav II. Adolf - der Schwedenkönig, der im 30jährigen Krieg feder-, bzw. schwertführend war - systematisch zum Verfechter des protestantischen Glaubens stilisiert, mit Bildern, die ihn als von Gott geführt auszeichnen, geführt gegen den Drachen der katholischen Kirche.
Dass man sich mit Büchern gerne ein Mahnmal setzt, zeigt auch der "Fall" Torquato Tasso: Gerusaleme liberata, für Alfons II. Herzog von Ferrara und Modeno geschrieben, der Prinzessin d'Este gewidmet, der Schwester des Herzogs. - Bekannt ist hier ja auch, hoffentlich, Goethes dramatische Bearbeitung dieses Lebensabschnittes. (Tasso wurde im späteren Leben "verrückt", offensichtlich gab es bei Hof ein massives Mobbing gegen ihn, zudem kam er mit der Inquisition in Konflikt.)
Jetzt lese ich, dass Maximilian I. nicht nur der letzte Ritter genannt wurde, sondern er hat sich selbst in mehreren autobiographischen Epen stilisieren lassen, die nach seinen Vorgaben geschrieben wurden. Eines dieser Epen ist Fragment geblieben, die anderen beiden hat er zum Teil selbst geschrieben, zum Teil von anderen verfassen lassen. Diese Selbststilisierung geschah zum Teil systematisch und ist nicht mehr eine "Huldigung", sondern eine "Werbung durch Mythisierung".
Wir treffen hier auf ähnliche soziale Konstellationen wie bei Helmut Kohl und Dieter Bohlen, vielleicht nicht ganz, aber zumindest ist das Phänomen des Ghostwriters und der Stilisierung in der Auto-/Mytho-Biographie.

Journal für Kunst, Sex und Mathematik

Was es nicht alles gibt!
Ich habe bei diesem Blog zwar kein Wort verstanden [sic!], aber wenigstens die Bilder sind hübsch.

Firefox

Man wird übermütig: so langsam schmeiße ich das ganze Microsoft-Zeugs von meinem Computer runter. Statt dem Windows-Explorer verwende ich jetzt den UltraExplorer, und statt dem Internet-Explorer befindet sich jetzt der Mozilla Firefox auf meinem Desktop.

Das Wochenende habe ich mit Cedric verbracht, heute Abend noch ein wenig am Java rumgebastelt, aber nur auf dem Papier. - Alles in allem kein besonders ereignisreiches Wochenende.