20.10.2008

Faltungen

Ich möchte noch einmal das Buch Faltungen vom Remigius Bunia empfehlen. Zwar habe ich es noch nicht einmal durchgelesen, und schon garnicht vollständig durchgearbeitet, aber wie selten ein Buch hat es mich gepackt und begeistert. Es wird wohl noch lange auf meinem Schreibtisch herumliegen. Nicht nur weiß Bunia sehr klug über Erzähltexte zu schreiben. Er kann sehr eingängig und als sei es selbstverständlich eine dezidiert wissenschaftliche Reflexion einfließen lassen, die so unerhört fundiert ist, wie ich es sonst nur bei den ganz großen Autoren gefunden habe. Dabei bleibt er, sonst würde sich ja die sachliche Betrachtung und die wissenschaftliche Selbstbetrachtung nicht so natürlich ineinander mischen, dabei bleibt er ganz gelassen, ganz schlicht vom Stil und mit einer gewissen ironischen Distanz zu seinem eigenen Text. Ja, er kann sich wichtig nehmen und möchte genau das, was er mitteilt, dem Leser mitteilen. Aber er zeigt eben auch, dass er zurücktreten kann, sich selbst erklären kann, und die möglichen Grenzen seines Textes durchaus im Blick hat.
Bunia jedenfalls hat mich von meiner Beschäftigung mit Java weggeholt. Stattdessen sind es wieder die Geschichten, Erzählungen, wieder auch mal die Gedichte von Mayröcker, die sich in zahlreichen Kommentaren auf meinem Schreibtisch herumtreiben. Ganz aktuell habe ich einen etwas längeren Text zu Erzählstrategien im Film Der Fluch der Karibik geschrieben. Ich gehe nicht philologisch an die Sache, sondern mehr aus Sicht eines Autoren, der hier Muster für seine eigenen Geschichten lernen möchte. Sobald ich ihn durchgesehen habe, werde ich ihn hier auch veröffentlichen.
Dann sind einige Anmerkungen zu dem Bild des Torso bei Mayröcker entstanden. Das muss ich nochmal in eine Textform gießen. - Schließlich hatte ich Christine neulich einiges zur Langeweile geschrieben, da sie einen Text zum aktuellen Diskurs der Jugendkriminalität schreiben wollte und mit beim Durchfliegen der Zeitungsberichte, Feuilletons und Reportagen aufgefallen ist, wie oft auch die Langeweile als ein wesentlich konstitutives Moment der Jugendkriminalität angesehen wird. Was also nun Langeweile sei, habe ich mich gefragt und bin dann zwischen Sartre und Nietzsche, zwischen Baudelaire und Benjamin ein wenig hin und hergependelt. Heute (beziehungsweise eigentlich schon gestern) habe ich mich weiter mit diesem Thema beschäftigt. Ziel ist weniger eine Klärung des Begriffs oder die Durchleuchtung eines Phänomens, als diesen Begriff, dieses Phänomen so zu differenzieren, dass man nicht mehr so leichtfertig darauf zurückgreift.

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