31.01.2022

Böhmermann und die Ratten

Und weil sich gerade wieder mal ein gewisses politisches Spektrum über Jan Böhmermann aufregt: dieser habe nämlich, so ihrer Aussage nach, Kinder mit Ratten verglichen.
Sieht man sich aber diesen Vergleich an, stellt man fest, dass es sich um eine Verhältnisgleichheit handelt, also gerade nicht darum, dass Kinder wie Ratten seien, sondern dass sie ein gleiches Verhältnis einnehmen. Gleich aber ist eben nur das Verhältnis, bzw. gleichgesetzt. Logisch gesehen ist dies eine Analogie (= Verhältnisgleichheit), ein für den Humor wichtiges rhetorisches Mittel. Von der Logik her gesehen ist die Analogie allerdings eine schwache und kritisierenswerte Form des Schlusses.
Kinder also durchseuchen derzeit die Gesellschaft mit Covid, wie einstmals die Ratten mit Pest.
Würde man diese etwas widersinnige Logik der Böhmermann-Gegner auf andere Analogien anwenden, dann wäre die Taube Kants von diesem mit dem Bewusstsein gleichgesetzt worden; und wenn sich die Beine zum Hund wie die Räder zum Auto verhalten, dann doch nicht, weil irgendjemand auf die (idiotische) Idee kommt, dass Beine genau dasselbe wie Räder seien. Ansonsten müssten gewisse Herren aus der Welt-Redaktion damit zufrieden sein, wenn man ihnen statt eines Autos einen Hund in die Tiefgarage stellt.
Aber es gehört wohl zu einem gewissen politischen Spektrum auch dazu, logische Haarspaltereien dann zu betreiben, wenn es dienlich ist, und diese komplett zu vergessen, wenn es ebenfalls dienlich ist. Dann mag man immerhin das eine noch logisch nennen, auch wenn es haarspalterisch ist, doch die Idee der Logik, die subjektiven Interessen aus der Argumentation herauszuhalten, wird damit komplett ad absurdum geführt.
Mindestens wird aber diese Art von „Kulturkampf“ nie aufhören, ist doch jedes dichterische Werk, sei es tragisch, sei es komödiantisch, eine subjektive Betrachtung; und dort, wo dies noch in die Politik hineinspielt, bei der subjektive Interessen objektiv vermittelt werden müssen, stößt dies auf besonders umständliche und zum Teil auch schwer zu erfassende Bedingungen. Satire ist darin ein Freiraum, der sich in gewisser Weise von der Komplexität einer umsichtigen politischen Diskussion befreien darf; tragisch dagegen ist, wenn dieser Freiraum auf so unsinnige Weise in die politische Diskussionskultur hineingetragen wird. Dass sich eine Zeitung wie die Welt, vornehmlich auch ein solch politischer Stoffel wie Rainer Meyer (genannt: Don Alphonso), auch die ganzen, sonst nie um eine Herabwürdigung verlegenen AfD-Politiker*innen in gleichem Maße empört geben, zeigt vor allem, wer hier um echte Argumente verlegen ist und mit Gegenpositionen nicht umgehen kann.

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