30.12.2011

Atlantean Kodex: Pilgrim

Weil Wolfgang auf seinem Blog Pilgrim von Atlantean Kodex als geile Musik angepriesen hat, habe ich mir das Lied mal besorgt. Hier könnt ihr es in einem typischen Ich-bin-zu-doof-um-ein-Video-zu-sein-Video ansehen:
Und tatsächlich: die Musik ist garnicht so schlecht. Zieht man die quengeligten Gitarren raus, lässt es dreimal so schnell ablaufen und pitcht es um eine Oktave höher, erhält man Staying alive. Und das Lied ist ja wirklich nicht schlecht.

Was ich besonders faszinierend an dem Video (von Staying Alive) finde, ist, ob diese Unmasse an Zähnen von Barry Gibb seinen Gesang beeinflusst hat. Manche Menschen glauben ja, dass es eher an einem Loch in seinem Kopf liegt (wie bei einem Delfin), das für seine Töne knapp unter dem Bereich des Ultraschalls verantwortlich ist.
Hat Erich von Däniken dieses Phänomen eigentlich schon mal gründlich untersucht?

Intelligenz siegt

Bettina und ich vergleichen in unseren Telefonaten gerne mal die Verkaufszahlen unserer E-Books. Sie: Vampirporno (sorry, Bettina, aber das muss mal gesagt werden), ich: systemische Theorie. Heute habe ich sie deutlich überholt. Ich war so frei.

29.12.2011

Die Hyperbel

Bei meiner Arbeit an der Rhetorik des Humors habe ich zumindest einen der Bösewichte, die diese Arbeit so schwierig machen, identifiziert: die Hyperbel (die Übertreibung). Ich hatte dazu vor einigen Wochen bereits einen kurzen Artikel veröffentlicht, der mehr eine Anmerkung zu Judith Butler war, denn eine richtige Auseinandersetzung.
Jedenfalls ist die Interpretation von Hyperbeln deshalb problematisch, weil diese sich immer auf eine Norm beziehen. Diese Norm, so wird behauptet, werde durch die Hyperbel übertrieben. Doch der Interpret muss sich immer entscheiden, ob er die Norm anerkennt oder nicht und damit natürlich, ob er die Hyperbel für unsachlich oder für kritisch hält.

Dahinter allerdings steckt noch ein ganz anderes Problem. Es gibt neben der Produktion und der Konsumption von Wissen auch noch die Verteilung, die Distribution von Wissen. Dieser Aspekt wird häufig nicht beachtet, gerade auch, weil er schwierig zu entschlüsseln ist. Durch die Hyperbel habe ich vor einiger Zeit damit begonnen, die Normen dieser Distribution zu untersuchen (allerdings bisher sehr rudimentär) und festgestellt, dass es hier offensichtlich keine Lösung gibt. Zumindest ist das mein bisheriger Stand.
Dann aber stellt sich die Frage, ob man sich über die Verteilung von Wissen überhaupt lustig machen kann. Oder anders gesagt: ob man die Verteilung von Wissen kritisieren kann. (Da die Kritik immer eine Kritik an Werturteilen ist, kann sie auch nur an Gebieten ausgeübt werden, die Werturteile implizieren.)
Dies ist auch mit ein Grund, warum Deleuze und Guattari den Nomaden so stark in ihrer Philosophie thematisieren: der Nomade kritisiert nicht (er müsste die Produktionsbedingungen der Distribution kritisieren), sondern erschafft neu, wodurch er der Distribution etwas hinzufügt und diese dadurch verschiebt.

(Jetzt ist gerade mein Sohn gekommen und wird gleich meinen Computer besetzen. Deshalb hier: Ende des Kommentars.)

27.12.2011

Einführung in die systemische Kommunikation

Aber vielleicht darf ich noch einen persönlichen Erfolg vermelden. Mein Buch Einführung in die systemische Kommunikation wurde im Dezember bisher 255 mal verkauft.

Es ist eigentlich ein Stück sperrige Theorie, die ich (hoffentlich) recht salopp formuliert habe, so dass die Einführung nicht nur informativ ist, sondern auch Spaß macht. Jedenfalls hat sich bisher kein Käufer beschwert.

Für Beschwerden, allerdings auch für Lob, stehe ich natürlich per E-Mail zur Verfügung.

Neidrezensionen und Gralshüter der deutschen Unterhaltungsliteratur

Kindle halte ich weiterhin für eine ganz hervorragende Neuerung auf dem Buchmarkt. Leider gibt es auch Schattenseiten und dazu gehören so genannte Neidrezensionen (bösartige Rezensionen, die nur vernichtend sind und einen Stern vergeben, wohl mit der Absicht, ein Buch madig zu machen), aber auch die (vermutlichen) Selbstlobe (also Selbstbewertungen des Autors unter einem anderen Namen).
Wie das im einzelnen tatsächlich ist, lässt sich kaum feststellen, außer, man unterstellt zusätzliche Informationen. Denn es gibt natürlich die Möglichkeit zu Pseudonymen und es gibt natürlich auch recht dümmliche Rezensionen, deren Absicht nicht die Bewertung, sondern die Denunziation ist.

Vampire weinen nicht von Bran Stark
Mir ist nun auch die Ehre zuteil geworden, in diese Praxis der Unterstellung hineingeraten zu sein.
Zu dem Buch "Vampire weinen nicht" von einem Bran Stark schrieb ein Stefan S.:
Ein Vampir-Rockstar, der neben einer Vampirdame und 2 Werwölfen als Opfer aus militärischen Genmanipulations-Experimenten hervorging und nach Jahren der Ahnungslosigkeit von seinen Leidensgenossen für den lang geplanten Rachefeldzug herhalten soll ...
Auf (gedruckten ca. 150) Seiten brennt der Autor hier ein Feuerwerk an Abstrusitäten ab. Zudem spricht der Autor die sowieso schon mehr als platten Anspielungen auf Filme wie "The Fantastic Four" oder "Die Hard" auch noch selbst aus und jubelt dem Leser zudem ganz "subtil" irgendwelche abstrusen Weltverschwörungstheorien unter.
Platte Dialoge, dünne Sprache, flache Charaktere und eine absolut lächerliche Story ... zudem runden zahlreich vorhandene Tipp- und Rechtschreibfehler das entäuschende Gesamtbild ab ... sorry, aber schade um jede Minute und jeden Cent.
Er vergab einen Stern.

Neidrezension?
Darauf antwortet ein Andre Mertens (von mir gekürzt):
Ach, es geht doch nichts über eine nette Neidrezension, nicht wahr? Mit Ihrer Kritik stellen Sie mich - ich habe das Buch sehr gut rezensiert - als Idioten dar. Das würde mir wenig ausmachen, denn jeder hat ein Recht auf seine Meinung, allerdings suche ich vergeblich die vielen Rechtschreibfehler und Vertipper. Ist ein Volkssport bei Kindle-Romanen geworden, dem Autor (oder Verlag) in der Hinsicht Schlamperei zu unterstellen, vermutlich weil man selbst kdp-Autor ist und weniger erfolgreich. Dieser Roman ist schlicht und einfach originell. Mal was anderes.
Ihre Zusammenfassung bringt es auf den Punkt: Eine außergewöhnliche, turbulente und spannende Handlung. Dass Sie allerdings so viel verraten, werden Leser Ihrer kritik weniger schön finden.
[...]
Sie kritisieren die einfache Sprache? Genau das hat mir gefallen. Cool, locker und lesbar. Wenn ich Anspruch suche, lese ich nicht so einen Roman, sondern Klassiker. Wenn ich Unterhaltung suche, kaufe ich mir VAMPIRE ...
[...]
In meiner eigenen Rezension zu diesem Buch habe ich übrigens ähnliche Argumente ins Feld geführt: der Roman will nicht "hochliterarisch" sein und wer mit diesem Anspruch rezensiert, ist weltfremd. Man kann genau diese Art der Literatur erwarten und darf sich nicht darüber beschweren, wenn man sie bekommt.

1-Sterne-Bewertungen
Ein Herr Letcis bemerk dann dazu:
ich selbst habe gerade zu einer 1-Sterne-Bewertung, die ein anderer Roman von Frau Farmer bekommen hat, ein paar Sätze gesagt. Ich beobachte diesen 1-Sterne-Trend auch bei anderen 'kleinen' Romanen, die günstig angeboten werden. Es sind stets wenige Zeilen, und Bewertungen, die sich nicht im mittleren Bereich befinden, sondern stets einen Stern ausmachen. Ich habe den Eindruck, hier handelt es sich um gesteuerte Bewertungen, um die günstigen Anbieter von den oberen Plätzen der Charts zu vertreiben. Dies wird auch dadurch deutlich, dass die 1-Sterne-Rezensenten i.d.R. nur diese eine bis max 3 Rezensionen geschrieben haben und diese meistens an einem Tag, also ganz zielgerichtet vorgehen.
Was zumindest eine plausible Befürchtung ist. Der Kindle-Markt verunsichert tatsächlich die großen Verlage sehr und treibt natürlich auch die selbsternannten Besserkönner aus ihren Löchern hervor (ähnlich wie bei den Blogs, weshalb ich ja einige Zeit die Kommentar-Funktion auf meinem Blog abgestellt hatte).

5-Sterne-Bewertungen
Das wiederum hat mich dazu veranlasst, auch die Praxis der 5-Sterne-Bewertung zu hinterfragen. Ich schrieb also folgenden Kommentar zu der Anmerkung von Herrn Letcis:
Es sind aber leider auch die 5-Sterne-Rezensenten, die häufig nur 1-3 Rezensionen geschrieben haben. Man lässt eben Freunde erstmal rezensieren. Ist auch nicht so toll, oder?
Wohlbemerkt habe ich nicht (sic!) dem Herrn Stark unterstellt, sich hier willentlich mit 5-Sterne-Rezensionen zu schmücken, sondern dies allgemein als eine "falsche" Praxis des Kommentierens in die Runde geschmissen. Die Leser werden das schon spitz kriegen, welchen Kommentaren sie vertrauen wollen und werden. Auffällig ist jedenfalls, dass bestimmte Autoren ihre Bewertungen von wenigen Rezensenten bekommen, die nur genau diese Bücher bewerten und diese Bewertungen dann besonders "prachtvoll" ausfallen, was dem Buch meist nicht "gerecht" wird.

Gralshüter deutscher Unterhaltungsliteratur
Auf meinen Kommentar hin schrieb dann ein morris folgendes:
Upps! Der gute Herr Weitz, Sprach-Coach, etc., schwingt sich nun zum Gralshüter deutscher Unterhaltungsliteratur auf? Das haben wir noch gebraucht.- Wie wäre es mit einem eigenen Roman, Herr Weitz, um Ihre Kompetenz zu beweisen? Oder handelt es sich hier um einen ausgelebten Fall von Profineurose? Ich hoffe nicht ...
Das überspitzt meinen Kommentar in einer geradezu unerträglichen Weise und unterstellt mir eine Meinung, die sich nur mit einiger Blindheit und Boshaftigkeit finden lässt. Mich als Gralshüter der deutschen Unterhaltungsliteratur zu bezeichnen ist jedenfalls eine dümmliche Übertreibung, die wenig über mich aussagt.
Folglich habe ich verschärft geantwortet:
Lieber Morris!
Das ist dämlich und bösartig. Ihr "Missverständnis" ist verräterisch und tendenziös. Ich habe Herrn Stark nicht vorgeworfen, dass er sich die Bewertungen erbeten hat und ich habe auch nichts gegen "niedere" Literatur. Ich habe nur auf eine Praxis hingewiesen, die ich kenne. Von Unterstellungen halte ich nichts, und wenn Herr Stark mit seinen Büchern sein Geld verdienen kann, soll mir das recht sein. Dass ich persönlich andere Literatur mag, soll nicht verschwiegen werden. Ich muss auch meine Kompetenz nicht beweisen; ich denke, dass ich Ihnen gegenüber, der mein doch recht simpel gehaltenes Argument nicht versteht, nichts rechtfertigen muss. Es gibt auch eine Lesekompetenz, die ein Leser zu haben hat. Außerdem haben Sie bisher ebenfalls keinen Roman geschrieben, wie also wollen Sie davon Ahnung haben, was es heißt, ein Buch zu schreiben? Wie also steht es mit Ihrer Profilneurose (mit einem L, denn es heißt Profil, nicht Profi), die Sie auf blödsinnigste Art in mich hineinprojezieren?
Mit freundlichen Grüßen,
Frederik Weitz
Die Antwort von Morris interessiert mich eigentlich garnicht mehr, da er mich nicht kritisiert hat, sondern nur irgendetwas rausgeplärrt hat. Trotzdem bin ich natürlich neugierig, wie diese Diskussion weitergeht. Ich habe Morris hier angegriffen; ich bin gespannt, ob Amazon diesen Kommentar stehen lässt.

... und eine E-Mail: die Wahrheit!
Gestern bekam ich noch folgende E-Mail:
Sehr geehrter Herr Weitz,

sorry, dass ich Sie unbekannterweise einfach so anschreibe und eigentlich ist es auch überflüssig... ich habe mich nur gerade bei Amazon amüsiert, als ich mal wieder die Bewertungen für die e-books von Bran Stark (alias Volker Ferkau bzw. Vanessa Farmer etc.) las.  : )

Falls Sie der Herr Frederik Weitz sind, der in einem Kommentar zu diesem Buch als "Gralshüter deutscher Unterhaltungsliteratur" bezeichnet wird, wollte ich einfach mal Danke sagen, dass endlich mal jemand ausspricht, dass diese ganzen 5-Sterne-Bewertungen keine Leser-Bewertungen sind.

Schon seit Monaten verfolge ich mit Verwunderung und (Entsetzen!), wie ein Autor alle seine positiven Bewertungen selber schreibt und die paar Leser, die ihre ehrliche, schlechte Meinung schreiben, beschimpft.

Na ja, es gibt sicher wichtigeres im Leben. Fand ich trotzdem interessant.

Mit freundlichen Grüßen
K.
Auf diese Mail habe ich mit einer Mail geantwortet:
Sehr geehrte Frau K.!

Genau dieser Herr Weitz bin ich.

Diesem Morris habe ich eine recht böse Antwort gegeben. Mich stört die Aufgeregtheit, die bei "Fans" existiert, dieses maßlos Hysterische. Dabei habe ich garnichts gegen "niedere" Literatur, die ich vorsichtshalber schon nicht so benenne, wie ich es aus der Kulturpsychologie gewohnt bin, nämlich als folkloristische Literatur (wobei ich diese Bezeichnung auch wirklich als unglücklich empfinde). Aufgabe der Literaturwissenschaft ist nicht die Bewertung der Literatur, sondern die Struktur eines Werks zu erörtern und mit der Struktur anderer Werke zu vergleichen.

Übrigens wollte ich den Vergleich zwischen Vanessa Farmer und Bran Stark ebenfalls ziehen, habe es aber unterlassen, weil ich nicht noch einen Topf öffnen wollte. Aber die Schreibweise, insbesondere die Satzlogik und manche Vokabeln, und die Plotstruktur sind gar zu ähnlich, nicht wahr?

Ebenfalls kopfschüttelnd,
und mit freundlichen Grüßen,
Frederik Weitz
Ich möchte nicht so weit gehen und behaupten, dass diese hervorragenden Rezensionen alle vom Autor selbst kommen, doch zumindest wirken sie durch Freundschaften "erkauft", da andere Bücher desselben Genres (die in großen Verlagen veröffentlichten) meist keine in diesem jubilierenden Stil gehaltenen Rezensionen bekommen.
Ich widerspreche Frau K. nicht, bestätige aber auch nicht die Behauptung, die Rezensionen seien vom Autor selbst.

Lehrstück Kindle
Jedenfalls ist es literatursoziologisch interessant, was derzeit mit dem Kindle Publishing geschieht. Wenn ich mal Zeit habe, schaue ich mir an, wie das im englischsprachigen Raum läuft. Ich möchte behaupten, angenehmer, sachlicher.
Die Deutschen offenbaren sich - zumindest die, die an die Öffentlichkeit treten - in puncto Kritik und Diskussion als unvorsichtig, zum Teil eben auch profilneurotisch.

Schöne Weihnachten!

Die Feiertage sind vorüber. Ich räume gerade meine E-Mails auf, die ich in den letzten Tagen erhalten habe. Mit Antworten usw. wird das wohl noch einige Zeit dauern, bis ich damit fertig bin.

Vom 23.-24. war mein Sohn bei mir. Am 23. abends auch mein jüngster Bruder Wieland. Cedric hat mir eine nette Karte gemalt, mit seinen typisch witzigen Figuren. Zu essen hatten wir Putenbruststücke, die ich mit einer Kräuter-Hackfleisch-Farce gefüllt habe (sehr lecker).

Ab dem 24. bis gestern (26.) war ich bei meinem Onkel. Wieland war da (natürlich!) und ab dem 25. auch Matthias, worüber ich mich besonders gefreut habe, da wir uns jetzt schon einige Jahre nicht gesehen haben. Weihnachten gab es Lachs, am 1. Feiertag Käse-Chili-Ravioli mit einer Avocado-Creme, am 2. Feiertag Ente.
Wir haben Wizard gespielt, und Siedler von Katan.
Außerdem habe ich in den Mußestunden Stephen King Duma Key weitergelesen.

Als ich nach Hause kam, fand ich eine etwas aufgeheizte Diskussion auf Amazon. Dazu aber gleich mehr.

23.12.2011

Gute Dialoge schreiben

Und für alle, die sich im Schreiben guter Dialoge üben wollen, sei dieses Buch empfohlen. Es ist leider nur auf Englisch, aber einfach geschrieben, so dass auch Menschen mit nicht so guten Englisch-Kenntnissen damit arbeiten können.
Ich lese es zur Zeit parallel zur Gesprächsanalyse von Klaus Brinker und Sven Sager, und diese wiederum parallel zu einigen Romanen, die ich, wie immer, möglichst heterogen ausgewählt habe. Großartig sind immer wieder die Dialoge bei Raymond Chandler.

Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe

Dieses Buch, dessen 5. Auflage ich besitze, hat mich während meines Studiums begleitet. In den letzten Wochen habe ich mir die Grundlagen literaturwissenschaftliche Arbeitens wieder einmal genauer angesehen. Dabei habe ich festgestellt, dass dieses Werk mittlerweile vergriffen ist. Sehr schade, denn ich halte es für ziemlich praktisch.

Ewiges Problem der Interpretation


Gerade lese ich in Bernhardt, Rüdiger: Rilke. Das lyrische Schaffen. Hollfeld 2009 folgenden Satz:
"Lyrik ist jene Gattung der Literatur, die den größten Freiraum der Interpretation bietet, weil es ihre Eigenart ist, dass nicht jedes Wort, jeder Vers und jede idiomatische Wendung eindeutig und vollkommen erklärbar sind." (Seite 51)
Das ist natürlich großartig falsch. Nicht zuletzt hat Umberto Eco in seinem Buch Das offene Kunstwerk von der unendlichen Semiose gesprochen, das heißt von einem Bedeutungsprozess, einem Prozess der fortwährenden Bedeutungszuweisung, der eben kein Ende hat. Und dieser gilt für jede Zeichenkonstellation, selbst für zunächst recht schlichte Sätze.
In der Dekonstruktion kommt es zu einer produktiven Interpretation, die herkömmliche Lesarten über den Haufen wirft, entkanonisiert, resignifiziert. (Siehe z. B. von Jacques Derrida: Restitutions, in ders.: La vérite en painture. Paris 1978. "Une analyse veut toujours délier." (p. 389), wobei Derrida mit der triple inutilité (p. 390) die Unentscheidbarkeit der Analyse (woher kommt die Analyse? was analysiert, was nicht?) betont.)

06.12.2011

Stilistik

Stilistik ist die Lehre vom sprachlichen Ausdruck der Gedanken. Zumindest war sie das einmal und kommt von dort her. Heute müsste man auch die Werke von Michel Foucault und Judith Butler diesem Teilgebiet der Rhetorik anrechnen, insofern sie auch die sprachliche Struktur in der Gesellschaft untersuchen, die solche Gedanken erst möglich machen und ihnen Halt geben.

Jedenfalls habe ich mich mit der Stilistik in den letzten Tagen noch einmal gründlich befasst. Mein Lieblingsbuch ist seit meines Studiums die Strukturale Stilistik von Riffaterre; und zudem habe ich "den" Sowinski.
Stilistik ist ein Teilgebiet der Rhetorik, vielleicht ihr wichtigstes. Weitere Teilgebiete, bzw. angrenzende Gebiete sind: die Topik, die Argumentationslehre, die Aufsatzlehre, die Poetik, die Erzählforschung.

Hintergrund dieser Beschäftigung sind zahlreiche Anmerkungen, die ich zu Walter Moers, Matthias Pöhm, Botho Strauß, Osho und einigen weiteren in den letzten Tagen geschrieben habe. Daraus sollen kleine Bücher entstehen, die über den Sprachgebrauch der betreffenden Autoren aufklären.

01.12.2011

Christa Wolf ist tot

Schade! Eine große Schriftstellerin. Ich hätte bei ihr gerne den Literaturnobelpreis gesehen (obwohl ich mit Hertha Müller auch sehr einverstanden bin) und hätte ihr diese Auszeichnung zu Lebzeiten sehr gegönnt.