29.07.2008

Soft-skills: Empathie und Lernzielanalyse

Noch so ein unvollendetes Projekt von mir: die soft-skills durch den Fleischwolf der Lernzielanalyse zu drehen. Fleischwolf ist hier durchaus als Analogie zu nehmen, denn die Lernzielanalyse gliedert in einzelne Stränge auf, zerfasert das Thema, ähnlich wie das Fleisch durch den Fleischwolf zerfasert und durch verschiedene Löcher gepresst wird.

Systematisierung
Wie immer bei solchen doch recht gewalttätigen Systematisierungen habe ich mich längere Zeit davor gescheut. Das ist natürlich aus dreierlei Gründen eher unverständlich: 1. ist die Basis allen Lernens die Aggression, und mit einem recht aggressiven Modell zu beginnen, wie es die Lernzieltaxonomie bereitstellt, ein guter Beginn einer solchen Auseinandersetzung mit soft-skills; 2. ist der Einstieg noch lange nicht das Ergebnis, und insofern kann man im Nachhinein verändern, was im Vorhinein nur befürchtet (oder gewünscht) werden kann; 3. ist meine Erfahrung, dass ein Begriff, der nicht gründlich durchgearbeitet wird, und zudem ein so schwammiger Begriff wie der der Empathie, dort Gewalt erzeugt, gleichsam auf seiner Rückseite, wo er nicht genügend ausdifferenziert wird: wo der Aggression des Lernens nicht genügend Raum gegeben wird, duldet man die Gewalt des Zusammenhangs.

Lernzielanalysen
Was aber ist nun eine Lernzielanalyse? - Ich gehe hier nicht auf neuere Taxonomien ein, die das Konzept durchaus verwässern mögen, sondern halte mich an die Taxonomie von Bloom. Bloom unterscheidet zwischen den Dimensionen des kognitiven Prozesses und den Dimensionen des Wissens.
Die Dimensionen des kognitiven Prozesses teilt er in sechs Bereiche auf: 1. erinnern, 2. verstehen, 3. anwenden, 4. analysieren, 5. bewerten, und 6. erschaffen.
Die Dimensionen des Wissens werden in vier Bereichen dargestellt: 1. faktisches Wissen, 2. begriffliches Wissen, 3. prozedurales Wissen und 4. meta-kognitives Wissen.
Diese Dimensionen werden in einer Tabelle zusammengestellt, so dass sich jeweils ein Schnittpunkt ergibt, also eine Tabelle mit 24 Kästchen entsteht.

Empathie und idealtypischer Beobachter
In Bezug auf die Empathie gibt es nun eine gewisse Komplikation, die mir zwar vorher undeutlich bewusst war, die ich aber erst deutlicher formulieren konnte, als ich dann die Bloomsche Tabelle anhand der soft-skill-Seite von André Moritz ausformuliert haben.
1. Ich selbst setze mich als einen passiven Beobachter, der die andere Person als gegeben voraussetzt, und dessen Weltbild rekonstruiert, als ob ich selbst nicht an dieser Konstruktion beteiligt wäre. Ich behandle mich selbst also als eine Art extramundanes Wesen, eine Art Gott, für den die Heisenbergsche Unschärferelation nicht gilt.
2. Ich sehe mich als einen Mensch an, der die Empathie lernen will (und sehe davon ab, dass ich auf bestimmte Weise schon empathisch bin).
3. Ich sehe mich als einen Mensch, der empathisch ist und diese Empathie anwendet (und sehe davon ab, dass es keine Totalität der Empathie geben kann).
Das heißt, dass ich in allen drei Fällen einen idealtypischen Beobachter/Handelnden konstruiere und danach natürlich auch die Lernzieltaxonomie von Bloom jeweils unterschiedlich ausfüllen muss.

Sie sehen hier schon, wie komplex das Ganze insgesamt wird, und tatsächlich sind meine Aufzeichnungen dazu ein Wirr-Warr an vielerlei Formulierungen, die erst nach und nach in der Bloomschen Taxonomie selbst zu einem halbwegs sinnvollen Ergebnis gekommen sind, und zweitens erst im Ausformulieren die verschiedenen idealtypischen Beobachter getrennt haben.
Ich werde wohl in den nächsten Tagen diese ganzen Notizen ordnen und das eine oder andere in den Blog stellen. Jedenfalls ist die Tabelle von Bloom hervorragend geeignet, um eine Differenzierung in Begriffe zu bringen, die eher diffus angewendet werden.

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