21.10.2012

Ausgebucht - der Fall Adlon

Nachtrag 08.11.2012: ich musste aus verschiedenen Gründen eine Replik schreiben, auf die ich hier vorher hinweisen möchte, obwohl sie auf die Wirkung dieses Artikels eingeht: Kleiner Tadel an einige meiner Leser und an mich in Sachen Andreas Adlon.

Nein, niemand muss gute Bücher schreiben. Schöner wäre es, klar! Aber: Ich bin der festen Überzeugung, dass das Schreiben von Büchern immer etwas Gutes ist, von seltenen Ausnahmen abgesehen. Man sollte nicht mit einem Bestseller rechnen und die Leser dürfen entsprechend freundlich und bitte auch etwas konstruktiv mit dem jungen Autoren oder der jungen Autorin umgehen.
Von welchen seltenen Ausnahmen spreche ich? Es gibt eine Sorte von Menschen, die ich mal als lernunwillig und mal als statusverliebt bezeichne. Beides geht für mich allerdings Hand in Hand. Das sind solche Menschen, denen eine grundlegende Neugierde völlig fremd zu sein scheint und die sich auch nicht besonders gerne mit Problemen intellektuell auseinandersetzen; allerhöchstens wollen sie die Probleme aus dem Weg räumen, aber nicht verstehen.
Typisch für solche Menschen ist, dass sie auf Kritik nicht argumentativ eingehen, sondern (immer) aus der sozialen Hierarchie heraus. Und je höher sie stehen, umso mehr meinen sie, die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu besitzen.

Wer mich in letzter Zeit immer wieder sehr genervt hat, war Andreas Adlon. Dieser Autor hat mit seinem Buch Ausgehandelt eine Zeit lang ganz guten Erfolg gehabt (ich erinnere mich an irgendetwas von Platz 50 auf der Kindle-Bestsellerliste). Ich „kenne“ ihn über Facebook.
Schon dort fand ich seine Art und Weise, mit anderen Menschen umzugehen, etwas gruselig. Und zumindest in zwei Fällen hat er sich auch sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Im einen Fall hatte ihn eine Freundin wegen eines Regelverstoßes in einer Gruppe vorsichtig zurechtgewiesen; worauf Herr Adlon in einer anderen Gruppe über sie gelästert hat und zwar mit einer deutlichen Falschdarstellung als Begründung für seine Meinung.
Sehr bezeichnend ist allerdings auch das neuste Ereignis im Fall Adlon. Ruprecht Frieling hat eine Rezension verfasst, die ich mehr als freundlich finde. Gut: wäre Adlon einfach irgendein Schriftsteller gewesen, der frisch ein Buch veröffentlicht hätte, wäre ich vielleicht auch sehr gemäßigt gewesen. Ab und zu mache ich das ja bei jungen Autoren, wo ich vom Titel her schon ahne, dass es sich eher um schlechte Literatur handelt. Da Adlon aber äußerst selbstbewusst auftritt, und sich gleich als zukünftigen wichtigsten deutschen Thrillerautor zu sehen scheint (was er, meiner Ansicht nach, nie wird), darf man ihn auch ein wenig härter anfassen. Das hat Herr Frieling nicht getan. Er hat ihm drei Sterne gegeben, was ich durchaus großzügig finde. Denn die Kritik, die Frieling übt, ist zwar deutlich, aber auch sehr gerechtfertigt, und hört sich inhaltlich eher nach einem Stern an. Adlon versteht einfach viel zu wenig vom guten Erzählen. Er lässt den Leser manchmal komplett orientierungslos zurück.
Zudem gibt es viel zu viele formale Fehler in dem Text, sprich Rechtschreibung und Grammatik erfreuen sich hier einer größeren Kreativität als Stil und Erzählstruktur. Das hätte nicht sein müssen. Schließlich hat jedes Textverarbeitungsprogramm von einem gewissen Niveau eine Rechtschreibprüfung. Es gibt Fehler, die machen Autoren. Damit habe ich eigentlich überhaupt keine Probleme. Aber wenn sehr grundlegende Sachen, solche, die mein Sohn in der Grundschule bereits beherrscht hat, von einem angeblich studierten Autoren nicht geleistet werden, kratzt man sich doch schon ordentlich am Kopf und fragt sich, was das für eine Affigkeit ist.

Nun hat Adlon Herrn Frieling auf Facebook als Hassprediger bezeichnet. Ein Hassprediger allerdings ist jemand, der eine andere soziale Gruppe als Ziel von aggressiven und gewalttätigen Handlungen der eigenen Gruppe etabliert, bzw. etablieren möchte.
Davon ist Herr Frieling wohl denkbar weit entfernt. Er ruft nicht zu gewalttätigen Handlungen gegenüber Herrn Adlon auf und er ist auch nicht in einer Gruppe, als deren hauptsächlicher Meinungsmacher er sich versteht.
Wenn man diese Beleidigung von Herrn Adlon also richtig liest, zeigt sich eher ein politischer Infantilismus bizarrsten Ausmaßes. Das sind genau dieselben Leute, die zwar unglaublich plärren, wenn es um sie selbst geht, teilweise mit den falschesten Vokabeln, aber bei wirklichem Unrecht weder Worte noch eine deutliche (demokratische) Meinung finden.

Für mich hat sich Herr Adlon ausgebucht, im ironischen Sinne dieses Wortes.

(Aber nein: ich bin nicht unfreundlich. Ich weiß, dass ich von meinem Lebensweg her und meinen Interessen doch recht ungewöhnliche Pfade beschritten habe. Dem muss niemand folgen.
Ich weiß auch, dass mir das manchmal deutliche Mühe macht, wenn ich eine bestimmte Ansicht erklären möchte. Meine Perspektive finde ich einfach viel zu selten in ähnlicher Weise bei anderen Menschen. Ich sage das ohne Arroganz, aber auch, ohne Asche auf mein Haupt zu streuen.
Vielleicht war für mich in den letzten zehn Jahren eine der wichtigsten Arbeiten gar nicht die inhaltliche Auseinandersetzung mit Theorien, sondern die Arbeit an der Vermittlung von Theorien. Ich konnte zwar schon vorher Kindern ganz gut die Buchstaben beibringen und das erste Lesen; mir wurde auch einmal gesagt, ich hätte für einen Wissenschaftler einen sehr charmanten Schreibstil (was ich übrigens nie verstanden habe); jedoch macht mir die Vermittlung gewisser theoretischer Bezüge deutliche Probleme.
So bastle ich seit mittlerweile über einem Jahr an meinem Buch zum Kompetenzaufbau herum. Ich möchte es noch strukturierter, noch praktischer haben und, ein Fehler, ich weiß, ausschließlich zufriedene Leser.)

13 Kommentare :

Elsa Rieger hat gesagt…

Sehr gut! Bravo!

Anonym hat gesagt…

Nur ein gut gemeinter Tipp:

Bevor man über die Rechtschreibung lästert, sollte man sie selbst beherrschen, sonst klingt das wenig glaubwürdig.
Den Text bitte überarbeiten, bevor Sie sich lächerlich machen.

Mon Dieu.

Eitel von Wallerfels hat gesagt…

Kein Kommentar. Fünf Sterne!

Frederik Weitz hat gesagt…

Lieber Anonym vom 7:38!
Welche Rechtschreibfehler? Oder sind Sie einer von diesen Menschen, die einfach nur etwas schreiben? So sinn- und hirnlos?
Sie sind anscheinend so ein typischer Steilwandargumentierer: beherrschen kann vielerlei bedeuten; ich beherrsche die deutsche Rechtschreibung ganz gut, mindestens aber meine Rechtschreibüberprüfung. Ab und zu mache ich Fehler. Im allgemeinen eher nicht.
Ihre künstliche Aufgeregtheit ist also nicht nur fehl am Platz, sondern offensichtlich sogar ziemlich dämlich. Ich habe mir überlegt, ob ich diesen Kommentar nicht lösche, weil er so dämlich ist. Aber ab und zu muss man ja seinen Lesern zeigen, unter welchen Affen man als Blogger zu leiden hat.

PS: Ich habe den Text nicht überarbeitet. Wer in ihm einen Rechtschreibfehler findet, soll sich bitte melden.

Frederik Weitz hat gesagt…

Liebe Elsa (Schreibtalk)!

Tausend Danke. Ich hatte mir noch, nachdem ich Ruprechts Rezension gelesen hatte, überlegt, ob ich dazu wirklich etwas schreiben will.
Es zieht ja, siehe den Kommentar von Anonymus, auch immer wieder die dümmsten Plärrer an. Mit einem ähnlichen Menschen, wahrscheinlich Karsten Sturm von Chichili, mindestens jemandem aus seinem Verlag, hatte ich ja schon einmal einen ähnlich doofen und letztendlich unfruchtbaren Streit (da habe ich nämlich eine Rezension geschrieben). Es gibt Menschen, die können einfach nicht aus Fakten heraus argumentieren.

Glücklicherweise sind die meisten Menschen hier aber noch recht kompetent.

Anonym hat gesagt…

Boah.... Endlich ein gutes Buch, welches die Gemüter regt... Nu brauche ich nicht mehr nachzudenken, ob ich es kaufe :))) Habe ich da eine Perle entdeckt???? Hmmm....

Anonym hat gesagt…

Anonym von/vom? (egal), 7:38:

Danke für den Affen, aber Sie hätten nicht so emotional reagieren müssen, und auch meinen Beitrag hätten Sie nicht veröffentlichen müssen. War ja nur gut gemeint.

Nun weiß ich, dass Sie leider auch nicht besser sind, als jene, die Sie anklagen. Natürlich machen Menschen Fehler, doch wenn man schon die Fehler anderer so emotional an den Pranger stellt, sollte man zuerst bei sich selbst anfangen.

Gleich am Anfang ist mir z.B. aufgefallen: "dem jungen Autoren". Nun, falsch oder richtig?
Den Rest findet sicher Ihr Lektor.

Der Affe. Nicht verwechseln mit Anonym von 1:51.

Frederik Weitz hat gesagt…

Lieber Anonym von 7:38!

Bitte für den Affen. Jetzt halte ich diese Wette.
Der Dativ Singular (dem jungen Autoren) ist völlig richtig. Das war dann leider ein Schuss ins Knie und lässt mich über Ihre Grammatikkompetenz ins Grübeln kommen. Ich hoffe, Sie sind kein Lektor!
Und nein, Sie sind mit Sicherheit kein gutmeinender Mensch, sondern leider nur einer dieser lästigen Plärrer, arrogant und selbstgefällig.
Es ist übrigens, auch das scheint Ihnen komplett entgangen zu sein, ein Unterschied, ob man korinthenkackerisch auf einzelnen Rechtschreibfehlern herumhackt oder ob man, wie ich, von "viel zu vielen" spricht und gleichzeitig ein gewisses Maß an Fehlern als verzeihlich verteidigt. Wissenschaftliche Abschlussarbeiten dürfen auf anderthalb Seiten etwa einen solche formalen Fehler aufweisen. So hoch würde ich die Latte für Kindle-Autoren garnicht hängen wollen.

Anonym hat gesagt…

Ja, deshalb heißt es ja auch "der Autorinnen", oder?

Von oben herab kommt nicht gut. Über den Umgangston Ihrer Mitbewerber schimpfen und selbst nicht besser sein. Schade, hätte nicht sein müssen. Hätten Sie meine Nachricht einfach ignoriert. Aber Sie mussten ja der ganzen Welt Ihre Überlegenheit zeigen.

Dativ Singular (dem jungen Autoren) ist ungrammatisch.
http://www.duden.de/rechtschreibung/Autor
Und Sie wollen ja gebildet wirken? Und genau deshalb darf man auf jeden kleinen Mist herumhacken.

Das habe ich jetzt noch herausgesucht im WWW:
http://lohmannsland.blogspot.co.at/2007/02/der-fehler-des-autoren-ist-der-genitiv.html
Frohes Schaffen!

allesgold hat gesagt…

Wer sich mit Frederik anlegt, der sollte schon ein gewisses intellektuelles Niveau haben. Sagen wir mal: Lustvoll streiten können, auf der Ebene des platonischen Dialogs (doch, den gibt es). Sonst merken plötzlich wir aufgeweckten Leser: Der aufgeblasene Möchtegern-Kaiser des Wortes ist ja nackt! Geistig gesehen. Bravo, Frederik. LG BL

Frederik Weitz hat gesagt…

Ich hoffe, Sie haben auch die Kommentare zu diesem Artikel gelesen. Da kommt nämlich das ganze Problem des Dudens zur Sprache. Und ich sage es nochmal: meine Wendung ist grammatisch korrekt. Vielleicht etwas archaisierend.

Aber Sie mussten daraus ja ein Drama machen, haben auf diesem "kleinen Mist" herumgehackt und werfen es jetzt anderen vor.
Sie haben ja so etwas von einen an der Klatsche ...

Von oben herab kommt eben wirklich nicht gut. Sollten Sie mal bei sich selbst anwenden. Wenn Sie nicht zu feige sind.

Frederik Weitz hat gesagt…

Lieber Bruder Lustig!

Danke. Man muss einfach sehen, was der Duden leistet und was nicht. Und er leistet nicht: die komplette Aufzählung korrekter Formen. Wer sich also nur am Duden festhält, gehört eher zu den schlichteren sprachlichen Gemütern.
Ich möchte nun überhaupt nicht gegen die Sprachnorm polemisieren. Und für sprachlich unsichere Menschen ist der Duden auf jeden Fall ein hervorragendes Hilfsmittel.
Aber es ist schon, wie du sagst: ohne ein gewisses intellektuelles Niveau geht es bei mir nun mal nicht. Und auch wenn Sprachgeschichte keinesfalls ein Spezialgebiet von mir ist, traue ich mich jedoch ganz brauchbare Urteile zu und auf jeden Fall brauchbarere, als dieser Mensch sie durch die Gegend schleudert. Von der argumentativen Qualität möchte ich erst gar nicht sprechen (grusel, grusel).

Liebe Grüße,
Frederik

Frederik Weitz hat gesagt…

Danke Herr Burson!

Trotzdem möchte ich ja nicht gegen die Rechtschreibung polemisieren. Die Rechtschreibung ist schon wichtig, 1. um Missverständnisse zu vermeiden, 2. weil genormte Formen (also richtige Wörter) schneller erfasst werden können und sich Texte so besser lesen lassen.
Rechtschreibung ist deshalb schon ein wichtiges Hilfsmittel, auch für die schriftliche Kommunikation. Nur wenn sie zum Selbstzweck wird, dann finde ich das immer unbegreiflich. Mit einem Legastheniker kann man auch gut kommunizieren, mit manchem besser als mit einem gut schreibenden Menschen. Wegen ein paar falscher Wörter werde ich den doch nicht aus der Kommunikation aussperren.

Mit freundlichen Grüßen,
Frederik Weitz