02.05.2013

Lutz Schulenburg ist tot und eine kleine Anekdote zu Hans Blumenberg

Nun ist er tot. Schulenburg starb viel zu früh, mit sechzig und hinterlässt die Edition Nautilus, die sich immer durch ungewöhnliche, aber sehr lesenswerte Romane ausgezeichnet hat (oder durch deren Neuauflage) und durch gute, anarchistische oder oppositionelle Texte. Anarchie, nebenbei bemerkt, ist nicht mit dem Chaos gleichzusetzen, das so genannte Anarchisten das eine oder andere Mal verursachen, sondern hat als Prinzip, dass sich die Menschen in freier Meinungsäußerung und Gleichberechtigung ihre Gesetze selbst geben.
Dieses Prinzip der Anarchie halte ich übrigens für absolut irrealistisch, da eine soziale Ordnung nicht von der Basis ausgehandelt werden kann. Das zerbricht in dem Moment, indem man genügend Menschen mit unterschiedlichen moralischen Vorstellungen an einen Tisch setzt und diese über gemeinsame Gesetze diskutieren lässt. Da reichen manchmal schon 5-8 Personen. Oder, wie Niklas Luhmann mal gegen Habermas geunkt hat: man könne 80 Millionen Menschen nicht zu einer freien Diskussion an einen Tisch setzen.

Blumenberg

Hans Blumenberg ist 1996 gestorben. Zu der Zeit hatte ich von ihm zwar gehört, aber noch nichts gelesen. Blumenberg gehört zu einem der belesensten Menschen, die ich kenne. Mein Lieblingsbuch von ihm war lange Zeit Höhlenausgänge, konkurriert aber seit letztem Jahr mit dem Buch Löwen.
Jedenfalls stand ich damals, im März 1996, in der Heinrich-Heine-Buchhandlung in Hamburg, wohl, um mir einige wichtige Semester-Lektüren zu bestellen oder abzuholen. Auf einmal kam einer der Buchhändler aus dem hinteren Bereich des Buchladens und informierte uns mit Tränen in den Augen und zittriger Stimme, dass Blumenberg gestorben sei. Und die Frau, die vor mir stand, fasste sich mit einer Art überraschtem Entsetzen mit der Hand vor den Mund, so als wolle sie einen Schrei unterdrücken und sagte dann irgendetwas wie: Oh Gott! Was für ein Verlust!
Mittlerweile kenne ich Blumenberg besser. Höhlenausgänge zum Beispiel ist ein ganz bezaubernd geschriebenes Buch. Die Gefahr ist dabei, dass man rasch vergisst, dass es zugleich sehr philosophisch ist. Wer mit Blumenberg einsteigen möchte und mit Philosophie nicht so viel am Hut hat, dem sei zum Beispiel das Buch Löwen empfohlen, ein ganz vergnügliches und intelligentes Buch, mit über 30 Glossen nur zu Löwen.

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