16.07.2012

Dewey und das Erzählen

Es gibt bei Dewey, vor allem in der Logik, eine enge Verbindung zum Erzählen. Die wissenschaftliche Logik "erbaut" sich gleichsam aus den Erzählungen der Menschen, die Weltverhältnisse ausdrücken, bzw. Interessenverhältnisse. Vor allem das 12. Kapitel seiner Logik ("Das Urteil als räumlich-zeitliche Bestimmung: Erzählung und Beschreibung") inspiriert mich derzeit sehr. Nebenher arbeite ich an einem Aufsatz von Anthony Kenny: "Handlung, Emotion und Wille", der in dem Buch "Philosophie der Gefühle" (Hrsg.: Sabine Döring) erschienen ist.
Meine Blogleser wissen, dass ich in den letzten Jahren immer wieder zu diesem Problem des Willens gearbeitet habe. Meine Begeisterung für Schopenhauer (die, zugegeben, mehr eine lyrische als eine philosophische ist: d.h. ich schätze seinen Stil, nicht unbedingt seine Philosophie) und Nietzsche, meine immer wieder aufkochenden Arbeiten zum Rubikon-Modell, mein neu belebtes Interesse an der Frankfurter Schule, aber auch an Karl Marx, all dies weist auf eine neue Phase meines Schaffens und Nachdenkens hin.
Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, darüber wieder mehr Artikel zu verfassen und die eine oder andere vergleichende Studie zu erstellen.

Heute habe ich mich allerdings mit dem Entwurf von Geschichten befasst. Am Freitag hatte ich ein kurzes Telefonat mit einem Nicht-Kunden. Nicht-Kunde deshalb, weil ich mich nicht in der Lage sah, ihn weiter zu qualifizieren. Ok, ich hätte es schon tun können, aber in eine andere Richtung, als es für diesen Menschen wichtig gewesen wäre. Doch natürlich hat das Telefonat und die Aufgabenstellung mal wieder in mir rumort und so habe ich heute den halben Tag an Geschichtsentwürfen herumgebastelt. 
Es geht, genauer gesagt, um das Schreiben symbolischer Geschichten, die ich bedingt den Spannungsromane gegenüberstelle. Spannungsromane werden durch eine logische Handlung zusammengehalten, symbolische Romane durch einen ausgewählten Bedeutungs- und Ausdruckshintergrund. Die großen klassischen Romane sind dabei eigentlich immer symbolische Romane, wie die von Max Frisch, Günther Grass, Fontane, Broch, und so weiter, Ulla Hahn, Elfriede Jelinek oder Herta Müller. Spannungsromane sind fast alle "populären" Romane (Ausnahme: Humor und Lebensbekenntnisse), zum Beispiel alle Krimis und Horrorromane, aber auch die ganze romantic fantasy. Natürlich gibt es Mischformen, wie viele (oder alle?) Romane von Stephen King, wie auch Harry Potter.
Wie aber schreibt man symbolische Romane? Worauf gründet die Auswahl der Szenen, und worauf, wenn nicht (immer) auf Spannung, die Abfolge der Szenen? Das waren also die Fragen, mit denen ich mich heute beschäftigt habe. Während ich mittlerweile eine ganz gute Systematisierung für Spannungsromane besitze (Abenteuergeschichten plotten und schreiben: obwohl mir dieses Buch vom Stil und der Leserfreundlichkeit nicht wirklich gefällt, enthält es doch die meisten Grundlagen sehr richtig dargestellt), fehlt mir diese für die symbolischen Romane. Das liegt aber auch daran, dass spannende Handlungen sehr konventionell daherkommen und deshalb gut systematisierbar sind.
Nun, der Anrufer war sich selbst sehr im klaren, was er schreiben wollte. Ich hätte ihn auf einem absolut neuen Terrain begleiten müssen, was sich für mich nicht lohnt. Dahinter steckt einfach zu viel Arbeit, die ich mir garnicht hätte bezahlen lassen können. Ich denke hier nur an meinen Artikel über die Konnotation (der Nachfolgetext zu meinem Artikel über die Isotopie), an dem ich seit Februar arbeite, bzw. hier regelmäßig weiterkommentiere, ohne zu einem Endergebnis zu kommen. 

Alles ging heute langsam von sich. Ich bin wohl etwas krank, weil ich Freitag bis in die tiefe Nacht gelesen und kommentiert habe und es doch recht kühl war. Das hat mir wohl meine Abwehrkräfte geschwächt.

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