Der Primärprozess sei, so Bateson, metaphorisch, habe aber keine Metaphern. Die Metaphernbildung überzieht die unbewussten Assoziationen gleichsam mit einer ersten, intelligiblen Haut. Freilich scheint es nicht ganz so einfach zu sein, denn es gibt zahlreiche Assoziationen, die sprunghaft vonstatten gehen.
Wie und wo also soll man sich diese Metaphernbildung vorstellen? Lacan hat mal gesagt, die Metapher verstopfe den Ausgang eines Symptoms (in: Le stade-miroir...). Das Symptom, so scheint mir das auch bei der Analyse der Tagebücher von Anais Nin, konstruiert eine Art partisanischen Komplex aus Metaphern, ein kleines, bewegliches Sprachvolk. So könnte man entlang einer Analyse der Metaphern auf Symptome stoßen. Freilich: bei der psychoanalytischen Kur kommt jetzt alles auf die Analyse des Widerstands an, auf die Analyse der Übertragung. Eine solche gibt es im Text nur sehr indirekt. Das Symptom, das man sich erliest, ist so eher ein verzerrter Spiegel eigener Bedürfnisse.
Das Faszinierende an Metaphern ist zudem, dass die wirklich reizvollen Metaphern selten in Substantiven zu finden sind. Sie erscheinen eher bei Verben und Adjektiven. So hat mich in letzter Zeit das Wort "offenes Denken" beschäftigt (oder, bei Vattimo, das "schwache Denken"). Das Wort "Einfühlung" ist schon eine Metapher für etwas wesentlich seltsameres (und wilderes). Der ganze Bereich der Empathie, der Einfühlung, des offenen Denkens ist mit solchen Metaphern durchsetzt, teilweise recht fatal: denn oft wird zwar in blumigster Sprache das tolle Ziel von empathischer Kompetenz angegeben, aber bei den Methoden und der Reflexion geht es deutlich metaphorisch zu.
Das Fatale daran ist auch, dass man viele dieser Metaphern zunächst garnicht wahrnimmt. Sobald man sie aber liest, geraten einem die zuvor so leichtgängigen Texte zu wahren Rätselfiguren.
Walter Benjamins Leib- und Bildraum nun liefert hier einige Möglichkeiten der Analyse an die Hand - dazu werden sicherlich noch einige Textchen entstehen -, durch die die Einfühlung zu einer recht invasiven Kompetenz wird, mithin eng mit der psychischen Gewalt und dem Mobbing verknüpft ist. Die Metaphern entstellen den 'eingefühlten' Menschen; und das wiederum erinnert an Benjamins Spruch: "ich war in Ähnlichkeit entstellt mit allem, was um mich herum war" (kein wortwörtliches Zitat). Ist die Metapher also ein Zwischenschritt in der Entfremdung, so ist die Empathie die dazugehörige Methode.
All diese kleinen Gedankengänge führen mich dann abermals zu Brechts V-Effekt zurück, die Frage nach der satirischen Intervention, nach der Polemik, der Kritik. Und natürlich geht es darum, sowohl die Metapher als auch die Empathie als positives zu retten, ohne sie leichtfertig zu übernehmen.
An dieser Stelle weise ich auf metaphorik.de hin, ein online-Journal mit - soweit ich das jetzt überblickt habe - hervorragenden wissenschaftlichen Texten.
Wie und wo also soll man sich diese Metaphernbildung vorstellen? Lacan hat mal gesagt, die Metapher verstopfe den Ausgang eines Symptoms (in: Le stade-miroir...). Das Symptom, so scheint mir das auch bei der Analyse der Tagebücher von Anais Nin, konstruiert eine Art partisanischen Komplex aus Metaphern, ein kleines, bewegliches Sprachvolk. So könnte man entlang einer Analyse der Metaphern auf Symptome stoßen. Freilich: bei der psychoanalytischen Kur kommt jetzt alles auf die Analyse des Widerstands an, auf die Analyse der Übertragung. Eine solche gibt es im Text nur sehr indirekt. Das Symptom, das man sich erliest, ist so eher ein verzerrter Spiegel eigener Bedürfnisse.
Das Faszinierende an Metaphern ist zudem, dass die wirklich reizvollen Metaphern selten in Substantiven zu finden sind. Sie erscheinen eher bei Verben und Adjektiven. So hat mich in letzter Zeit das Wort "offenes Denken" beschäftigt (oder, bei Vattimo, das "schwache Denken"). Das Wort "Einfühlung" ist schon eine Metapher für etwas wesentlich seltsameres (und wilderes). Der ganze Bereich der Empathie, der Einfühlung, des offenen Denkens ist mit solchen Metaphern durchsetzt, teilweise recht fatal: denn oft wird zwar in blumigster Sprache das tolle Ziel von empathischer Kompetenz angegeben, aber bei den Methoden und der Reflexion geht es deutlich metaphorisch zu.
Das Fatale daran ist auch, dass man viele dieser Metaphern zunächst garnicht wahrnimmt. Sobald man sie aber liest, geraten einem die zuvor so leichtgängigen Texte zu wahren Rätselfiguren.
Walter Benjamins Leib- und Bildraum nun liefert hier einige Möglichkeiten der Analyse an die Hand - dazu werden sicherlich noch einige Textchen entstehen -, durch die die Einfühlung zu einer recht invasiven Kompetenz wird, mithin eng mit der psychischen Gewalt und dem Mobbing verknüpft ist. Die Metaphern entstellen den 'eingefühlten' Menschen; und das wiederum erinnert an Benjamins Spruch: "ich war in Ähnlichkeit entstellt mit allem, was um mich herum war" (kein wortwörtliches Zitat). Ist die Metapher also ein Zwischenschritt in der Entfremdung, so ist die Empathie die dazugehörige Methode.
All diese kleinen Gedankengänge führen mich dann abermals zu Brechts V-Effekt zurück, die Frage nach der satirischen Intervention, nach der Polemik, der Kritik. Und natürlich geht es darum, sowohl die Metapher als auch die Empathie als positives zu retten, ohne sie leichtfertig zu übernehmen.
An dieser Stelle weise ich auf metaphorik.de hin, ein online-Journal mit - soweit ich das jetzt überblickt habe - hervorragenden wissenschaftlichen Texten.
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