28.09.2014

Steigerungen (Qualität und Quantität in der Argumentation)

Zu einem der wichtigsten Stolpersteine bei der Argumentation gehört die Einschätzung der Merkmale und die Auswahl der Schlussformen. Es wird nämlich immer behauptet, dass die Deduktion oder Induktion das wichtigste sei, und wenn man diese erst verstanden hätte, dann sei Argumentieren ganz einfach. Tatsächlich aber sind die Schlussformen selbst, wenn man sie einfach nur anwenden muss, ziemlich simpel. Viel mehr Fehler werden bei der Auswahl der Merkmale und bei deren Einschätzung gemacht. Einer der wichtigsten und schwer wiegendsten Fehler ist dabei die Verwechslung von Qualität und Quantität. Diese Verwechslung wird meist durch Metaphern hervorgerufen. Zu diesen Metaphern zählen Wörter wie die Steigerung oder der Fortschritt.

Zum Beispiel glauben viele Menschen, dass eine höhere Intelligenz automatisch zu einem besseren Leben führt. Das ist nun alles andere als wahr. Menschen mit einer besonders hohen Intelligenz, Hochbegabte und Höchstbegabte, haben oft große Anpassungsschwierigkeiten in der Gesellschaft, verkennen soziale Situationen und sind dadurch für Verhaltensauffälligkeiten prädestiniert.
Wie ein befreundeter Kollege das sagte [bezüglich eines kriminellen Jugendlichen]: er ist einfach zu schnell für diese Gesellschaft. Die können und wollen sich nicht vorstellen, dass der das kann. Also nehmen sie ihn nicht ernst.
Es mag sein, dass die Intelligenz tatsächlich eine quantitative Eigenschaft ist (obwohl das bei einem so chaotisches System wie dem Gehirn eher unwahrscheinlich ist); als soziale Eigenschaft führt sie allerdings relativ rasch zu zahlreichen qualitativen Sprüngen.

Bei meinem guten Quine gibt es nicht nur Sonnenschein. Geärgert habe ich mich schon immer über den folgenden Satz:
„Unwissenheit … ist eine Sache des Grades.“ (26)
Und da ist es wieder, dieses Wissen um das Maximum und die Homogenität. Man weiß also, dass an der anderen Seite der Unwissenheit das Wissen steht. Und man weiß, dass der Weg von der einen zur anderen Seite geradlinig läuft.
Aber seien wir doch mal ehrlich: woher weiß man das?
Ist das Wissen um die Unwissenheit nicht rein spekulativ?

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