27.09.2014

Ein Schutzengel für Kausalitäten

Nicht nur in der Rhetorik gibt es seltsame Verdrehungen, sondern auch in der Logik. Besonders beliebt für solche Entstellungen ist die Kausalität, sei es, dass eine Kausalität unterstellt wird, obwohl sie nicht vorhanden ist, sei es, dass eine Kausalität geleugnet wird, obwohl man sie feststellen könnte. Siehe zum Beispiel den Unterschied zwischen Kausalität und Disposition.

Ich liebe den Spiegel online. Es gibt einiges, was ich dort bereits heraus gesammelt habe. Heute liefert mir der Spiegel wieder ein Paradebeispiel. Dort steht:
Glaube an Schutzengel macht vorsichtig
Man könnte jetzt annehmen, dass Menschen, die an Schutzengel glauben, vorsichtiger sind. Doch weit gefehlt. Wenn man sich die dazugehörige Studie ansieht, dann schätzen Menschen, die an Schutzengel glauben, die Gefahren der Raserei im Straßenverkehr höher ein.
Es handelt sich um eine Koinzidenz, ein Zusammentreffen. Dass der Glaube an Schutzengel die Ursache für ein vorsichtigeres Verhalten sei, besagt die Studie mit keinem Wort. — Diese Überschrift ist fast so gut wie jene, mit der Spiegel Online behauptete, Säuglinge könnten Grammatik lernen [Nachtrag: dieser Artikel ist nicht mehr erreichbar]. Dabei hat die Forschung nur nachgewiesen, dass Säuglinge wesentlich früher Vorbedingungen zum Grammatikerwerb beherrschen als bisher angenommen.

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