Mein Blog ist ein kleines Phänomen. Kaum Kommentare, eigentlich gar keine, aber zahlreiche Besucher und bisweilen umfangreiche E-Mails.
Christof hat sich meinen Text zu Fluch der Karibik durchgelesen und dazu einige Fragen gehabt. Zu meiner eher amerikanischen Schreibpädagogik habe ich bereits Stellung genommen. Hier möchte ich auf andere Fragen direkt zu meinem Text eingehen.
Ich habe diese Fragen von Christof etwas gekürzt und teilweise aufgeteilt.
An wen richtest du diesen Text?
An alle, die schreiben wollen und nach Methoden des Plottens und Techniken des Erzählens suchen. Mit ein bisschen Transfer sind diese Techniken in andere Bereiche als die der Abenteuergeschichte übertragbar.
Warum setzt du eine gute Kenntnis von Fluch der Karibik voraus?
Irgendetwas muss man voraussetzen. Ich wollte eben nicht ganz allgemein zu Abenteuergeschichten schreiben, sondern mich auf eine konkrete beziehen. Da Fluch der Karibik eine sehr bekannte Abenteuergeschichte ist, habe ich sie bewusst ausgewählt. Ich hätte natürlich auch die Jugendbücher von Allende, die Romane von Karl May oder die Thriller von Cussler (die ja eigentlich Abenteuergeschichten sind) heranziehen können. Aber die kennen viel weniger Menschen.
Warum nutzt du einen Kinofilm?
Darauf muss ich eine dreifache Antwort geben.
Erstens hat Fluch der Karibik typische Elemente einer Abenteuergeschichte und unterscheidet sich dort nicht von geschriebenen Abenteuergeschichten.
Zweitens helfen manche Bilder, die typischen Strukturen zu verstehen. Ich kann also den Film dazu nutzen, um Textmuster deutlich zu machen. Gerade wenn es um Perspektivenwechsel geht, erscheinen mir viele deutsche Jungautoren als sehr hilflos. Da der Perspektivenwechsel aber ein machtvolles Instrument sowohl der Spannung als auch des Humors ist, sollte dieser natürlich gepflegt werden. Und da Filme es mit dem Perspektivenwechsel sehr viel einfacher haben, bieten sie ein gutes Raster an, um daran zu lernen.
Drittens kann ein Film als Vorlage auch deshalb sinnvoll sein, weil er gerade nicht schon einen fertigen Text anbietet. Meine Erfahrung ist, dass unsichere Schreiber beginnen, sich am Text festzuhalten und diesen nicht nur zu benutzen, sondern teilweise abzuschreiben. Dann kommt allerdings eher eine ungute Mischung aus Nachahmung und Kommentar heraus, nicht aber eine eigenständige Geschichte. Das andere Medium kann also befreiend sein.
Warum kritisierst du zu Beginn so viel an aktuellen Moden?
Findest du wirklich, dass ich so viel kritisiere? Es sind zwei Sätze, in denen ich ein allzu rasches Schreiben ablehne. Letzten Endes wird man ohne einen guten Plot keine gute Geschichte schreiben. Und selbst gute Geschichten werden ja selten von Verlagen genommen. Ich möchte also Enttäuschungen vermeiden.
Abgesehen davon behaupte ich ja nicht ohne Grund, dass es sich bei meinen Techniken um ein konstruktives Schreiben handelt, denn wie du selbst schreibst, sind die Tipps und Tricks ja konstruktiv.
Warum unterscheidest du zwischen einem theoretischen und einem praktischen Teil?
Aus zweierlei Gründen.
Erstens dient der theoretische Teil als Übersicht und Glossar. Als Übersicht kann man rasch die behandelten Elemente in den Blick bekommen. Als Glossar kann man sie rasch nachschlagen.
Zweitens dient der theoretische Teil als Modell, wie man sich aus Geschichten Elemente zieht. Ich habe Fachwissen vermieden, damit es nicht so aussieht, als bräuchte man dieses. Man kann auch mit einfachen Worten beschreiben, um was es sich handelt, auch wenn dies linguistisch nicht immer korrekt ausgedrückt wird. Aber ich erwarte ja keine Linguisten als Leser.
Beziehst du dich mit deinen Begriffen auf Expertinnen?
Zum Teil, wie ich es für sinnvoll halte. Da ich aber keinen wissenschaftlichen, sondern lediglich einen anregenden Text schreiben wollte, ist das hier ziemlich egal, oder?
Warum machst du eine offene Analyse?
Weil jeder Text unendlich interpretiert, also auch unendlich analysiert werden kann. Ich habe gar nicht den Anspruch, etwas Vollständiges abzuliefern.
Vertrittst du das Unzulängliche?
Nein. Zwischen dem Offenen und dem Unzulänglichen sehe ich einen großen Unterschied. Das Offene weiß um seine Begrenzungen und reflektiert diese mit. Das Unzulängliche ist eine Rohfassung auf dem Weg zum Offenen. Wenn man nur irgendetwas schreibt, dann ist das vielleicht mal nicht unzulänglich, meistens aber doch. (Der Unterschied zwischen dem Offenen und dem Unzulänglichen ist qualitativ, während viele glauben, er sei (auch) quantitativ).
Wenn man sich um das Offene bemüht, muss man nicht zu guten Ergebnissen kommen. Aber es ist sehr viel wahrscheinlicher als beim blinden Herumstochern.
Warum gehören Ereignis-Eltern zu der Rubrik Grenzen überschreiten?
Weil Ereignis-Eltern zwar – wie du richtig anmerkst – zufällig sein können, aber häufig genug auch motiviert sind. Wenn etwa ein Jugendlicher ständig gepiesackt wird, kann das seinen ganzen Charakter ändern und mit neuen Motivationen versorgen. Daran ist aber nichts Zufall. Und wenn jemand einen schrecklichen Krieg miterleben muss, wollte er diesen vielleicht nicht und war nie motiviert dazu, erlebt hat er ihn aber trotzdem und beeinflusst wurde er auch. Ereignis-Eltern beziehen sich also darauf, wie neue Motivationen in Erzählungen auftauchen.
Unter Zufall habe ich eher solche Ereignisse abgehandelt, wie zwei Ereignisse zusammengebracht werden, ohne dass dies aus der Geschichte heraus motiviert ist.
Um ein Beispiel zu geben: wenn Sparrow in die Schmiede von Will Turner gerät, ist das Zufall. Wenn aber Turner dabei Sparrow kennen lernt und daraus dann später seine Motivation entwickelt, Sparrow zu befreien, dann gehört dieses Kennenlernen mit zu den Ereignis-Eltern. Hineingeraten also Zufall, Kennenlernen also Ereignis-Eltern; die Grenze zwischen beiden Begriffen ist allerdings fließend.
„Bei den Strategemen bin ich teilweise ausgestiegen.“
Ich werde sie wohl noch mal ausführlicher schildern müssen. Und vielleicht mit Bildern versehen. Dazu durchstöbere ich gerade wieder meinen Goffman (Rahmen-Analyse).
Zur Zeit arbeite ich noch zu vereinzelt mit diesen Strategemen und daher werde ich unverständlich, wenn ich über sie schreibe. Mein Fehler.
Christof hat sich meinen Text zu Fluch der Karibik durchgelesen und dazu einige Fragen gehabt. Zu meiner eher amerikanischen Schreibpädagogik habe ich bereits Stellung genommen. Hier möchte ich auf andere Fragen direkt zu meinem Text eingehen.
Ich habe diese Fragen von Christof etwas gekürzt und teilweise aufgeteilt.
An wen richtest du diesen Text?
An alle, die schreiben wollen und nach Methoden des Plottens und Techniken des Erzählens suchen. Mit ein bisschen Transfer sind diese Techniken in andere Bereiche als die der Abenteuergeschichte übertragbar.
Warum setzt du eine gute Kenntnis von Fluch der Karibik voraus?
Irgendetwas muss man voraussetzen. Ich wollte eben nicht ganz allgemein zu Abenteuergeschichten schreiben, sondern mich auf eine konkrete beziehen. Da Fluch der Karibik eine sehr bekannte Abenteuergeschichte ist, habe ich sie bewusst ausgewählt. Ich hätte natürlich auch die Jugendbücher von Allende, die Romane von Karl May oder die Thriller von Cussler (die ja eigentlich Abenteuergeschichten sind) heranziehen können. Aber die kennen viel weniger Menschen.
Warum nutzt du einen Kinofilm?
Darauf muss ich eine dreifache Antwort geben.
Erstens hat Fluch der Karibik typische Elemente einer Abenteuergeschichte und unterscheidet sich dort nicht von geschriebenen Abenteuergeschichten.
Zweitens helfen manche Bilder, die typischen Strukturen zu verstehen. Ich kann also den Film dazu nutzen, um Textmuster deutlich zu machen. Gerade wenn es um Perspektivenwechsel geht, erscheinen mir viele deutsche Jungautoren als sehr hilflos. Da der Perspektivenwechsel aber ein machtvolles Instrument sowohl der Spannung als auch des Humors ist, sollte dieser natürlich gepflegt werden. Und da Filme es mit dem Perspektivenwechsel sehr viel einfacher haben, bieten sie ein gutes Raster an, um daran zu lernen.
Drittens kann ein Film als Vorlage auch deshalb sinnvoll sein, weil er gerade nicht schon einen fertigen Text anbietet. Meine Erfahrung ist, dass unsichere Schreiber beginnen, sich am Text festzuhalten und diesen nicht nur zu benutzen, sondern teilweise abzuschreiben. Dann kommt allerdings eher eine ungute Mischung aus Nachahmung und Kommentar heraus, nicht aber eine eigenständige Geschichte. Das andere Medium kann also befreiend sein.
Warum kritisierst du zu Beginn so viel an aktuellen Moden?
Findest du wirklich, dass ich so viel kritisiere? Es sind zwei Sätze, in denen ich ein allzu rasches Schreiben ablehne. Letzten Endes wird man ohne einen guten Plot keine gute Geschichte schreiben. Und selbst gute Geschichten werden ja selten von Verlagen genommen. Ich möchte also Enttäuschungen vermeiden.
Abgesehen davon behaupte ich ja nicht ohne Grund, dass es sich bei meinen Techniken um ein konstruktives Schreiben handelt, denn wie du selbst schreibst, sind die Tipps und Tricks ja konstruktiv.
Warum unterscheidest du zwischen einem theoretischen und einem praktischen Teil?
Aus zweierlei Gründen.
Erstens dient der theoretische Teil als Übersicht und Glossar. Als Übersicht kann man rasch die behandelten Elemente in den Blick bekommen. Als Glossar kann man sie rasch nachschlagen.
Zweitens dient der theoretische Teil als Modell, wie man sich aus Geschichten Elemente zieht. Ich habe Fachwissen vermieden, damit es nicht so aussieht, als bräuchte man dieses. Man kann auch mit einfachen Worten beschreiben, um was es sich handelt, auch wenn dies linguistisch nicht immer korrekt ausgedrückt wird. Aber ich erwarte ja keine Linguisten als Leser.
Beziehst du dich mit deinen Begriffen auf Expertinnen?
Zum Teil, wie ich es für sinnvoll halte. Da ich aber keinen wissenschaftlichen, sondern lediglich einen anregenden Text schreiben wollte, ist das hier ziemlich egal, oder?
Warum machst du eine offene Analyse?
Weil jeder Text unendlich interpretiert, also auch unendlich analysiert werden kann. Ich habe gar nicht den Anspruch, etwas Vollständiges abzuliefern.
Vertrittst du das Unzulängliche?
Nein. Zwischen dem Offenen und dem Unzulänglichen sehe ich einen großen Unterschied. Das Offene weiß um seine Begrenzungen und reflektiert diese mit. Das Unzulängliche ist eine Rohfassung auf dem Weg zum Offenen. Wenn man nur irgendetwas schreibt, dann ist das vielleicht mal nicht unzulänglich, meistens aber doch. (Der Unterschied zwischen dem Offenen und dem Unzulänglichen ist qualitativ, während viele glauben, er sei (auch) quantitativ).
Wenn man sich um das Offene bemüht, muss man nicht zu guten Ergebnissen kommen. Aber es ist sehr viel wahrscheinlicher als beim blinden Herumstochern.
Warum gehören Ereignis-Eltern zu der Rubrik Grenzen überschreiten?
Weil Ereignis-Eltern zwar – wie du richtig anmerkst – zufällig sein können, aber häufig genug auch motiviert sind. Wenn etwa ein Jugendlicher ständig gepiesackt wird, kann das seinen ganzen Charakter ändern und mit neuen Motivationen versorgen. Daran ist aber nichts Zufall. Und wenn jemand einen schrecklichen Krieg miterleben muss, wollte er diesen vielleicht nicht und war nie motiviert dazu, erlebt hat er ihn aber trotzdem und beeinflusst wurde er auch. Ereignis-Eltern beziehen sich also darauf, wie neue Motivationen in Erzählungen auftauchen.
Unter Zufall habe ich eher solche Ereignisse abgehandelt, wie zwei Ereignisse zusammengebracht werden, ohne dass dies aus der Geschichte heraus motiviert ist.
Um ein Beispiel zu geben: wenn Sparrow in die Schmiede von Will Turner gerät, ist das Zufall. Wenn aber Turner dabei Sparrow kennen lernt und daraus dann später seine Motivation entwickelt, Sparrow zu befreien, dann gehört dieses Kennenlernen mit zu den Ereignis-Eltern. Hineingeraten also Zufall, Kennenlernen also Ereignis-Eltern; die Grenze zwischen beiden Begriffen ist allerdings fließend.
„Bei den Strategemen bin ich teilweise ausgestiegen.“
Ich werde sie wohl noch mal ausführlicher schildern müssen. Und vielleicht mit Bildern versehen. Dazu durchstöbere ich gerade wieder meinen Goffman (Rahmen-Analyse).
Zur Zeit arbeite ich noch zu vereinzelt mit diesen Strategemen und daher werde ich unverständlich, wenn ich über sie schreibe. Mein Fehler.
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