03.01.2011

Semiogene Romane, metasprachliche Transformationen

Diese Kraft des Labyrinths ist die der ERZÄHLUNG: starke, glühende Narrativität → Eine vage, verschwommene Erzählung: fruchtbarer Boden für das Gedeihen von Symbolik (semiogen), während eine starke, sehr gut gegliederte Erzählung das Symbolische blockiert → Nötig wäre eine Abteilung der NARRATOLOGIE, die sich mit den differentiellen narrativen Intensitäten beschäftigen würde → Labyrinth (vgl. Detienne) = mythos = einzige Geschichte (ohne Verzweigung): absolut erinnerbar → Überschuss an Gedächtnis: lähmt, fasziniert, blockiert die metasprachliche Transformation - das, was Mannoni das »Verstehen« nennt → Labyrinth = nichts zu verstehen (lässt sich nicht resümieren).
Barthes, Roland: La Préparation du Roman, auf deutsch: Die Vorbereitung des Romans, Frankfurt am Main 2008, S. 200.
Es ist schade, dass ich dieses Zitat nicht schon früher kannte. Während meines Studiums habe ich meiner Professorin in Literaturwissenschaft eine Arbeit über Konsalik vorgeschlagen. Das führte zu einem recht entsetzten Gesicht. Tatsächlich war diese Arbeit aber gut und hat die Professorin überzeugt. Ich habe damals zum Arzt und zur Wunde geschrieben (und von dort her kommt unter anderem die Methode, Symbole in Texte hineinzukonstruieren, wie etwa bei Pans Labyrinth).
Hätte ich das Zitat früher bekannt, hätte ich besser für meine Arbeit argumentieren können. Tatsächlich schreibt Konsalik "schlechte" , d.h. verschwommene Romane. Gerade dadurch eröffnen sie aber eine Spielwiese für metasprachliche Transformationen. Es gibt viel an ihnen zu verstehen.
Andererseits kann man natürlich jeden Text problematisieren, d.h. mit den entsprechenden Methoden in einem Zustand der Unruhe überführen.

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