16.01.2011

Sind Schulbücher generell anspruchsloser als früher?

Nein, so wie Ursula Sarrazin dies gegenüber dem Focus darstellt, kann man das nicht sagen. Das Oberstufenbuch für Deutsch aus dem Duden-Verlag zum Beispiel ist ziemlich anspruchsvoll. So findet sich in diesem sowohl ein Abschnitt zur Sprachtheorie von Wilhelm von Humboldt, als auch das berühmte Organon-Modell von Karl Bühler. Zum Thema Rhetorik bietet das Buch die Antrittsrede von Barack Obama sowohl in Deutsch als auch in amerikanisch an. Eine der dazugehörigen Aufgaben lautet: Tauschen Sie sich über Schwierigkeiten der Übersetzung und gelungene Übertragungen aus.
Nein, so wie Ursula Sarrazin dies gegenüber dem Focus darstellt, kann man das nicht sagen. Zu meiner Schulzeit wurde Humboldt nicht besprochen. Ich hätte ihn vermutlich auch nicht verstanden. Intelligente Gespräche, gebildete Gespräche gab es auch in meiner Familie nicht. Ich wäre gar nicht auf diesen faszinierenden Denker vorbereitet gewesen. Meine damaligen Ausflüge zu Nietzsche und Sartre waren vermutlich schon ungewöhnlich. Heute wird es von den Gymnasiasten wieder verlangt. Zu Recht und zu Unrecht. Denn Lehrer können hier nicht alles vermitteln, vor allem nicht die selbstverständliche Neugier für kritische und historische Schriften.

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