21.01.2009

Bankenkrise

Es ist schlimm, wie wenig die Wirtschaft aus der Bankenkrise gelernt habe. Ericsson streicht alleine deshalb 5000 Stellen, weil der Gewinn letztes Jahr um die Hälfte zurückgegangen ist. Wohlgemerkt: der Gewinn, nicht der Umsatz. (HIER)
Karl Marx hat schon im Kapital analysiert, wie sich Regionalisierungen durch den Warenverkehr auswirken, nämlich zum Guten und zum Schlechten. Heute, da kongolesische Hilfsarbeiter New Yorker Strafzettel eintippen, da es billiger ist, eine Ware zur Zwischenverarbeitung nach China zu schicken, um die Endverarbeitung wieder in Deutschland zu leisten, hat man wohl vergessen, wer oder was die Wirtschaft stützt: der Konsument und der Konsum.
Marx hat die anarchistische Tendenz des Kapitalismus so zusammengefasst: "Je ein Kapitalist schlägt viele tot." (MEW 23, 790); doch muss man heute noch dazu diagnostizieren, dass je ein globales Unternehmen viele Konsumenten totschlägt und wenn nicht kurzfristig, so doch auf Dauer die Äste absägt, auf denen sie sitzen.
Zunächst aber wird der Konsum geringer, wodurch sich gerade Unternehmen, die Luxusartikel herstellen, um einen immer engeren Markt streiten (müssen). Zwangsläufig kommt es dann zu einem verschärften Konkurrenzkampf, und zwangsläufig dann auch zu Firmenbankrotten.
Noch auf einem anderen Gebiet aber gibt es eine self-fulfilling prophecy: wenn man den Aktieneignern immer mit besonders guten Gewinnen und natürlich einer guten Rendite winkt, gewöhnen sich diese daran. Über Aktien kann man streiten. Aber dass die Spekulation mit Aktien und alleine nur die sinkende Gewinnchance zum Rückzug von Krediten aus der Firma führt und diese zusätzlich instabilisiert, hängt natürlich mit der angewöhnten Renditerate zusammen.
Nebenbei: Aktien sind nicht Kapital, sondern Kredite. Kapital - auch wenn dies heute meist nicht mehr so genutzt wird - ist das Geld, das der Kapitalist zurückbehält, wenn er eine Ware nicht zum Selbstverbrauch einkauft, sondern zum Wiederverkauf. Kapitalakkumulation entsteht also nicht aus dem Zurückhalten von Geld. Das nennt Marx Schatzbildung. Kapitalakkumulation entsteht, wenn auf dem Weg des Warentransfers ein Teil des Warenwerts oder der Wertsteigerung durch den Arbeiter in der Hand des Kapitalisten zurückbleibt, und dieses Geld dazu genutzt wird, um weitere Kapitalleistungen aufzubauen. Wie gesagt gilt diese Erklärung nur, wenn man Kapital nicht mit Geld verwechselt und wenn man Kapitalakkumulation nicht mit Wohlstand verwechselt. Wohlstand kann nämlich durchaus eine geregelte und teilweise planbare Wirtschaft ergänzen, während die Kapitalakkumulation irgendwann in anarchische Zustände umkippt. Man lese dazu nochmal Marx. Bitte auch manche Linken, die glauben, Marx sei für die Anarchie (im kommunistischen Gewand).
Luhmann schreibt ähnliche Dinge: über die Preise beobachten Firmen den Markt. Je mehr der Markt ausdünnt, aber auch umkämpft wird, desto besser sieht das zunächst für den Konsumenten aus. Die Preise fallen. Aber hinterrücks werden damit natürlich auch Firmen destabilisiert, Märkte werden unsicher, Arbeitsplätze unsicher. Kommen dann noch Ersatzbeobachtungen wie Aktienmärkte hinzu, kann es hier zu langfristig für die Wirtschaft unklugen Entscheidungen kommen.
Meiner Ansicht nach lohnt es sich hier darüber nachzudenken, wie man Kleinfirmen, vom Selbstständigen bis zu den kleinen Handwerksbetrieben das Leben möglichst leicht machen kann. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass eine der größten Hürden der ganze Papierkram ist, den zum Beispiel viele Handwerker nicht verstehen. (Deshalb gibt es mittlerweile so viele Bäckereien in Berlin, die dieselben pappigen Brötchen verkaufen, eine fatale Mischung aus ostdeutschen Mehlkonservativen und türkischen Backnomaden.)
 

Keine Kommentare :