27.01.2009

Der gute Papst

Nun, da hat sich der Ratzinger ein weiteres Mal vertan. Einen Holocaust-Leugner wieder in die Kirche aufzunehmen. Offensichtlich fällt es dem Pontifex schwer, den Zug in der Bibel zu vertreten, der Toleranz predigt.
Seltsam sind aber auch die Aussagen, 6 Millionen Juden seien in den Gaskammern umgekommen (so der Spiegel). Soweit ich mich erinnere, waren es unter 800.000. Alle anderen sind verhungert, erschossen worden, an Typhus gestorben als Folge ihrer Verfolgung und/oder Inhaftierung durch die Nationalsozialisten. Das macht natürlich keinen Unterschied für die Bewertung dieses Regimes.
Es ist wie mit allem: ohne eine genügende Differenzierung wird auch die Geschichte wischi-waschi.
Andererseits dürfte die israelische Regierung doch bitte für ein transparentes Vorgehen sorgen, angesichts der jüngsten Ereignisse im Gaza-Streifen und der Kritik israelischer Menschenrechtsorganisationen.
Die Israelis mit Gewalt in ein Bild zu pressen, das den Antisemiten dient, ist eine Sache. Selbst dazu Anlass zu geben, eine andere. Und wenn uns der Holocaust eines lehren sollte, wie aber eigentlich jeder andere Krieg auch: Ein Menschenleben lässt sich nicht mit einem anderen vergleichen. Der gewaltsame Tod eines Menschen lässt sich weder rächen, noch anderweitig konsumieren, weder in eine Statistik pressen, noch für ein Theater der Entschuldigungen verpolitisieren. Und selbst wenn es nur - wie Richard Williamson - behauptet hat, 300.000 gewesen wären. Wäre damit dem Terror irgendetwas genommen worden?
Was sind das für Menschen, die auf solchen Zahlen beharren? - Es nimmt doch in nichts von der Pflicht, einer organisierten Tötung von Menschen entschlossen entgegenzutreten. Und die sollte bei einem Menschen genauso heftig ausfallen, wie bei 300.000 oder 6 Millionen.
(So, wie ich mich weigere, hier eine eigene Kategorie Antisemitismus einzuführen. Der Rassismus hat sehr unterschiedliche Ausmaße, je nachdem, ob ein Farbiger in einem demokratischen Staat zusammengeschlagen wird, oder Millionen von Juden in einem faschistischen Regime umgebracht werden. Trotzdem: beides beruht auf terroristischen und despotischen Diskursen, beides wird mitgeschleppt und "verlängert" sich von dem Anschlag zweier neonazistischer Jugendlicher in die faschistische Maschinerie hinein. Beide Diskurse findet man auch immer wieder in der Öffentlichkeit und bei öffentlichen Personen.) 

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