Souveränität ist eigentlich ein politischer Begriff. Das vergisst man heute häufig. Er wird mittlerweile eher im Bereich des Alltags und Berufslebens gebraucht.
Was versteht man unter dieser alltäglichen und beruflichen Souveränität?
Vier Aspekte
Zunächst teilt diese sich in vier Bestandteile oder Aspekte auf: Selbstsicherheit, Unabhängigkeit, realistisches Selbstbild, Zugewandtheit. Die vier Aspekte überschneiden sich und bedingen einander (was auch immer sie nun konkret bedeuten mögen: denn letzten Endes wird hier ja ein undefinierter Begriff durch vier andere, undefinierte Begriffe ersetzt, wobei undefiniert heißt: weder leiten diese Begriffe das Handeln, noch strukturieren sie das diagnostische Wahrnehmen).
Selbstverständliche Fehler
Was versteht man unter dieser alltäglichen und beruflichen Souveränität?
Vier Aspekte
Zunächst teilt diese sich in vier Bestandteile oder Aspekte auf: Selbstsicherheit, Unabhängigkeit, realistisches Selbstbild, Zugewandtheit. Die vier Aspekte überschneiden sich und bedingen einander (was auch immer sie nun konkret bedeuten mögen: denn letzten Endes wird hier ja ein undefinierter Begriff durch vier andere, undefinierte Begriffe ersetzt, wobei undefiniert heißt: weder leiten diese Begriffe das Handeln, noch strukturieren sie das diagnostische Wahrnehmen).
Selbstverständliche Fehler
Statt sich Fehler vorzuwerfen, kann man diese "Fehler" als selbstverständlich ansehen. Wieso das? - Nun, nicht, weil diese Fehler gut sind, sondern zunächst, um kausale Ketten aufzubrechen.
Kausale Ketten sind natürlich nicht wirklich kausal: die Welt ist komplex, und in der Gesellschaft entstehen Wirkungen häufig durch vielfältige Beeinflussungen und durch kreisförmiges Aufschaukeln, so dass man keine Ursachen isolieren kann. Gerade aber Fehler rufen immer wieder einen Automatismus hervor: eine Suche nach dem Schuldigen, einem Vorausgreifen der Folgen.
Das "selbstverständlich" isoliert nun den Fehler, bricht mit den Kausalitäten.
Sagen Sie sich also häufiger: Selbstverständlich musste ich das so und so machen ... - und ergänzen Sie: ..., denn ... (Seien Sie dabei ruhig erfinderisch.)
Emotionale Intelligenz
Ein Schlagwort, zugegeben. Trotzdem: seine Gefühle wahrzunehmen (und nicht: ihnen nachzugeben) ist ein wichtiger Bestandteil des realistischen Selbstbildes. Vermutlich kennen Sie auch Personen in Ihrer Umgebung, die sich gerne ihren Gefühlen hingeben und diese mehr oder weniger ungebremst ausleben, aber zugleich kaum eine realistische Selbsteinschätzung haben. Sie können ihre Gefühle nicht als Mitwirkung begreifen.
Deshalb ist die Selbstbeherrschung eine der Grundlagen der emotionalen Intelligenz. Selbstbeherrschung heißt nicht, die Gefühle zu verdrängen und immer rational, unterkühlt, emotionslos durch die Gegend zu laufen. Selbstbeherrschung heißt zuallererst, dass man die Gefühle so lange zurückhält (oder es zumindest versucht), bis man diese wahrgenommen hat und sich ein Stück Freiheit erobert hat, eine Wahlmöglichkeit, mit diesen umzugehen. Nicht also Verdrängung, sondern Wahrnehmung und Entscheidungsfreiheit sollen durch die Selbstbeherrschung erzielt werden. Die Gefahr der Blockade ist natürlich gegeben. Aber mit dem Bewusstsein dieser Gefahr kann man diese gut umgehen.
Entschluss
Der Weg zur Souveränität führt über den Entschluss, souverän zu werden.
Reaktion/Behandlung
Nach Luhmann ist das Verstehen die Einheit von Information und Mitteilung und die Entscheidung für die eine oder die andere Seite. Die Information sagt etwas über die Welt, bzw. führt in sie einen Unterschied ein. Die Mitteilung sagt etwas über den Sprechenden. Wenn also jemand sagt: Du bist ein dummer Trottel!, dann ist die Information, dass der Angeredete ein dummer Trottel ist, die Mitteilung, dass der Sprechende sich ärgert (zum Beispiel).
Nun gilt für einen souveränen Umgang: Nicht auf die Information reagieren, sondern die Mitteilung behandeln.
Wer souverän werden will, sollte sich in einer Situation oder spätestens nach einer Situation fragen, was der Sprechende mitteilen wollte, nicht, worüber er uns informieren wollte. Zwar ist hier Vorsicht geboten, denn man soll sein Gegenüber ja nicht in eine Schublade stecken, aber zumindest kann man mit einer hypothetischen Persönlichkeit rechnen und hat das Recht darauf, sich auf diese eine Zeit lang zu stützen.
Mit Rahmen spielen
Jede Situation hat ihre Rahmen. Rahmen in sozialen Situationen sind Hintergrundannahmen und wie diese in eine Situation mit eingebracht werden. Sagt jemand: "Das ist so und so!" oder "Das bedeutet dieses und jenes!", dann ist die Hintergrundannahme dieses Menschen, dass er das Recht hat, etwas genau so zu interpretieren.
Es ist zwar nicht immer angebracht und manchmal extrem konfliktträchtig, an solchen Rahmen mitzuwirken, aber es zeugt nicht von Souveränität, wenn man die Rahmendefinition aus der Hand gibt und den oder die anderen machen lässt.
Hier vier Techniken, an dem Rahmungen mitzuwirken:
Das eigene Urteil
Vertrauen Sie dem eigenen Urteil. Sie müssen sich ja nicht endgültig darauf festlegen, aber solange es Ihnen als eine naheliegende Wahrnehmung oder eine praktikable Lösung erscheint, können Sie ruhig daran festhalten, auch wenn andere Menschen anderer Meinung sind.
Dazu gehört allerdings auch, mit diesem eigenen Urteil umgehen zu können. Man sollte sich überlegen, was dieses Urteil bewirkt. Wer könnte dafür, wer dagegen sein? Wie notwendig ist dieses Urteil? etc.
Und natürlich gehört auch dazu, dem Anderen seine Sicht der Dinge zu lassen: Missionieren Sie nicht! Strafen Sie nicht! Fragen Sie lieber nach.
Stärken und Schwächen
Zur Souveränität gehört, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen. Ab und zu tut es ganz gut, sich hier eine Liste anzulegen: Eigenschaften, die man an sich schätzt und Fähigkeiten, die man genießt; aber auch Eigenschaften, die man an sich nicht schätzt und Fähigkeiten, die man nicht mag.
Diese Liste kann man einteilen: die Schwächen kann man ordnen nach dem, was man an sich am meisten und am wenigsten verändern will und nach dem Aufwand der Veränderung; die gesamte Liste kann man ordnen nach der eigenen Einschätzung, wie realistisch/unrealistisch man sich wahrnimmt und wo man sich zu mehr Realismus verhelfen möchte, eine bessere Selbsteinschätzung erreichen möchte.
Gelassenheit im Spiel
Souverän ist, wer das Spiel zwischen Selbst- und Fremdbild gelassen sehen kann und gelassen damit umgeht. Bleiben Sie neugierig und offen, empfinden Sie sich als einen Menschen, der sich selbst überraschen kann und den man ernst genug, aber nicht bierernst nehmen muss. - Haben Sie eine drollige oder skurrile Seite an sich (wieder-)entdeckt, nehmen Sie das mit Humor. Sagen Sie sich: Das ist halt so, basta!
Interesse
Bleiben Sie interessiert am anderen, aber dosieren Sie dieses Interesse auch. Nehmen Sie den anderen wahr, aber spionieren Sie ihn nicht aus. Was auch immer Sie von einem Menschen wissen: er wandelt sich sowieso und kann Ihr Wissen zu einem kleineren oder größeren Teil hinfällig machen. Insofern sparen Sie sich die Mühe, jemanden möglichst intensiv und tiefgründig zu kennen und genießen Sie es, ihn einfach auch mal Oberfläche sein zu lassen. (Paul Valéry hat mal gesagt: Das Tiefste ist die Haut.)
Kausale Ketten sind natürlich nicht wirklich kausal: die Welt ist komplex, und in der Gesellschaft entstehen Wirkungen häufig durch vielfältige Beeinflussungen und durch kreisförmiges Aufschaukeln, so dass man keine Ursachen isolieren kann. Gerade aber Fehler rufen immer wieder einen Automatismus hervor: eine Suche nach dem Schuldigen, einem Vorausgreifen der Folgen.
Das "selbstverständlich" isoliert nun den Fehler, bricht mit den Kausalitäten.
"Selbstverständlich konnte ich mit der Arbeit erst so spät beginnen: ich hatte ja vorher etwas anderes zu tun."Und ein Fehler, der als selbstverständlich angesehen wird, ist nicht mehr so ganz der Fehler, der sein Gewicht in dem Schuldig-sein findet.
Sagen Sie sich also häufiger: Selbstverständlich musste ich das so und so machen ... - und ergänzen Sie: ..., denn ... (Seien Sie dabei ruhig erfinderisch.)
Emotionale Intelligenz
Ein Schlagwort, zugegeben. Trotzdem: seine Gefühle wahrzunehmen (und nicht: ihnen nachzugeben) ist ein wichtiger Bestandteil des realistischen Selbstbildes. Vermutlich kennen Sie auch Personen in Ihrer Umgebung, die sich gerne ihren Gefühlen hingeben und diese mehr oder weniger ungebremst ausleben, aber zugleich kaum eine realistische Selbsteinschätzung haben. Sie können ihre Gefühle nicht als Mitwirkung begreifen.
Deshalb ist die Selbstbeherrschung eine der Grundlagen der emotionalen Intelligenz. Selbstbeherrschung heißt nicht, die Gefühle zu verdrängen und immer rational, unterkühlt, emotionslos durch die Gegend zu laufen. Selbstbeherrschung heißt zuallererst, dass man die Gefühle so lange zurückhält (oder es zumindest versucht), bis man diese wahrgenommen hat und sich ein Stück Freiheit erobert hat, eine Wahlmöglichkeit, mit diesen umzugehen. Nicht also Verdrängung, sondern Wahrnehmung und Entscheidungsfreiheit sollen durch die Selbstbeherrschung erzielt werden. Die Gefahr der Blockade ist natürlich gegeben. Aber mit dem Bewusstsein dieser Gefahr kann man diese gut umgehen.
Entschluss
Der Weg zur Souveränität führt über den Entschluss, souverän zu werden.
Reaktion/Behandlung
Nach Luhmann ist das Verstehen die Einheit von Information und Mitteilung und die Entscheidung für die eine oder die andere Seite. Die Information sagt etwas über die Welt, bzw. führt in sie einen Unterschied ein. Die Mitteilung sagt etwas über den Sprechenden. Wenn also jemand sagt: Du bist ein dummer Trottel!, dann ist die Information, dass der Angeredete ein dummer Trottel ist, die Mitteilung, dass der Sprechende sich ärgert (zum Beispiel).
Nun gilt für einen souveränen Umgang: Nicht auf die Information reagieren, sondern die Mitteilung behandeln.
Wer souverän werden will, sollte sich in einer Situation oder spätestens nach einer Situation fragen, was der Sprechende mitteilen wollte, nicht, worüber er uns informieren wollte. Zwar ist hier Vorsicht geboten, denn man soll sein Gegenüber ja nicht in eine Schublade stecken, aber zumindest kann man mit einer hypothetischen Persönlichkeit rechnen und hat das Recht darauf, sich auf diese eine Zeit lang zu stützen.
Mit Rahmen spielen
Jede Situation hat ihre Rahmen. Rahmen in sozialen Situationen sind Hintergrundannahmen und wie diese in eine Situation mit eingebracht werden. Sagt jemand: "Das ist so und so!" oder "Das bedeutet dieses und jenes!", dann ist die Hintergrundannahme dieses Menschen, dass er das Recht hat, etwas genau so zu interpretieren.
Es ist zwar nicht immer angebracht und manchmal extrem konfliktträchtig, an solchen Rahmen mitzuwirken, aber es zeugt nicht von Souveränität, wenn man die Rahmendefinition aus der Hand gibt und den oder die anderen machen lässt.
Hier vier Techniken, an dem Rahmungen mitzuwirken:
- Antithese: Ich sehe das genau gegenteilig ...; Andererseits ist aber ...
- den Suchraum erweitern: Du vergisst, dass ...; Hier muss man trotzdem beachten, dass ...
- den Suchraum verengen: Bleib bei der Sache! Wir müssen die Situation erörtern, nicht die Welt!
- das Thema metonymisieren, das heißt, das Hauptthema trivialisieren, ein nebenan liegendes Thema dagegen fokussieren: Das ist schon ganz richtig, allerdings ist hier vor allem der Aspekt xxx wichtig.
Das eigene Urteil
Vertrauen Sie dem eigenen Urteil. Sie müssen sich ja nicht endgültig darauf festlegen, aber solange es Ihnen als eine naheliegende Wahrnehmung oder eine praktikable Lösung erscheint, können Sie ruhig daran festhalten, auch wenn andere Menschen anderer Meinung sind.
Dazu gehört allerdings auch, mit diesem eigenen Urteil umgehen zu können. Man sollte sich überlegen, was dieses Urteil bewirkt. Wer könnte dafür, wer dagegen sein? Wie notwendig ist dieses Urteil? etc.
Und natürlich gehört auch dazu, dem Anderen seine Sicht der Dinge zu lassen: Missionieren Sie nicht! Strafen Sie nicht! Fragen Sie lieber nach.
Stärken und Schwächen
Zur Souveränität gehört, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen. Ab und zu tut es ganz gut, sich hier eine Liste anzulegen: Eigenschaften, die man an sich schätzt und Fähigkeiten, die man genießt; aber auch Eigenschaften, die man an sich nicht schätzt und Fähigkeiten, die man nicht mag.
Diese Liste kann man einteilen: die Schwächen kann man ordnen nach dem, was man an sich am meisten und am wenigsten verändern will und nach dem Aufwand der Veränderung; die gesamte Liste kann man ordnen nach der eigenen Einschätzung, wie realistisch/unrealistisch man sich wahrnimmt und wo man sich zu mehr Realismus verhelfen möchte, eine bessere Selbsteinschätzung erreichen möchte.
Gelassenheit im Spiel
Souverän ist, wer das Spiel zwischen Selbst- und Fremdbild gelassen sehen kann und gelassen damit umgeht. Bleiben Sie neugierig und offen, empfinden Sie sich als einen Menschen, der sich selbst überraschen kann und den man ernst genug, aber nicht bierernst nehmen muss. - Haben Sie eine drollige oder skurrile Seite an sich (wieder-)entdeckt, nehmen Sie das mit Humor. Sagen Sie sich: Das ist halt so, basta!
Interesse
Bleiben Sie interessiert am anderen, aber dosieren Sie dieses Interesse auch. Nehmen Sie den anderen wahr, aber spionieren Sie ihn nicht aus. Was auch immer Sie von einem Menschen wissen: er wandelt sich sowieso und kann Ihr Wissen zu einem kleineren oder größeren Teil hinfällig machen. Insofern sparen Sie sich die Mühe, jemanden möglichst intensiv und tiefgründig zu kennen und genießen Sie es, ihn einfach auch mal Oberfläche sein zu lassen. (Paul Valéry hat mal gesagt: Das Tiefste ist die Haut.)
siehe: Nöllke, Matthias: Schlagfertig. Die 100 besten Tipps. Planegg bei München 2007
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