07.08.2008

Solution-Talk (grrr ....)

Wie ich dieses Wort hasse! Wie ich es verabscheue! Wie es mich anekelt!
Problem-Talk schaffe nur noch mehr Problemorientierung, Solution-Talk dagegen Lösungsorientierung. Stimmt natürlich irgendwo: wenn man nur über Probleme redet, kann man sich herrlich in seiner Suhle einigeln; ob man dies nun für sich alleine oder mit anderen zusammen macht. Insofern natürlich: hurra, Solution-Talk und hin zu kreativen und konstruktiven Lösungen.
Aber: wenn man ein Problem nicht ausdifferenziert hat, wenn man nicht die Reichweiten, Wirkungsweisen und Strukturen eines Problems abgeschmeckt hat, dann baut der Solution-Talk auf dünnem Fundament.

Folgendes also: ein Problem braucht zwei Seiten, um gelöst zu werden: einmal eine gute Wahrnehmung des Problems, einmal gute Auswege aus dem Problem.
Für die gute Wahrnehmung des Problems ist ein Problem-Talk unablässig. Man nennt das dann auch Diagnostik, Analyse, oder - wenn man dies mal in gutem Coaching-Deutsch formulieren möchte - Abchecken der Symptomlandschaft.
Denn das Problem eines Problems ist meist, dass es nicht differenziert und systemisch wahrgenommen wird, sondern aufgrund unterschiedlicher Perspektiven ausagiert wird und dieses Ausagieren dann in Teufelskreise mündet. Solche Teufelskreise werden dann meist dadurch ausgehebelt, dass ein oder mehrere Mitglieder des Konfliktsystems entweder innerlich oder real aussteigen.

Ausagieren kann sich einen professionellen Anstrich geben: und der Solution-Talk ist dazu geeignet, die Farbe und den Pinsel dazu zu liefern. Aber genau hier sollte jeder Professionelle in der Lage sein, ein Stück zurückzutreten, sich von seinem eigenen Engagement einen Moment lang zu verabschieden und zu sehen, ob sich hier nicht andere Interpretationen ziehen lassen, als man sie im "heißen" Tagesgeschäft zieht.
Er muss also seine Schublade verlassen und sich fragen: haben wir dem Problem genug Raum gegeben, haben wir es ausreichend diagnostiziert, oder sind wir zu rasch zu Lösungen übergegangen und können jetzt dabei zusehen, wie das schöne Gebäude teils oder ganz in sich zusammenstürzt, und wir stehen mittendrin?

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