30.07.2007

Zettelkasten

Hier ein etwas älterer Eintrag aus meinem Zettelkasten - der Text stammt aus Stephen Kings Roman "tot" (The waste lands), die Kommentare von mir:
Im Arbeitszimmer seines Vaters roch es nach Zigaretten und Ehrgeiz. *** der Beginn des Abschnitts *** Ortsbestimmung: Jack und sein Vater wurden schon vorher eingeführt (intratextuelle Referenz): hier ist das Arbeitszimmer - in Bezug auf den vorangegangenen Abschnitt - die Markierung einer Schwelle: vorher war Jack auf dem Weg, jetzt ist er im Arbeitszimmer drinnen: Ort (komplexive Vernetzung) und Handlung (Skript) vermischen sich *** Zigaretten: Spur: der Vater raucht *** Zigaretten und Ehrgeiz: heterogene Nebeneinanderstellung; riechen ist hier einmal der Ausdruck einer konkreten Passion (Zigaretten riechen), einmal einer abstrakten Konzeption (den Ehrgeiz riechen), also eine Metapher: die Vermischung macht aus dem Satz etwas überraschend "Unpassendes": eine Katachrese (zugleich werden Zigaretten und Ehrgeiz "irgendwie" ineins gesetzt: auch hier haben wir es mit einer Metapher zu tun, mit einer vergleichweise kühnen).

Es wurde von einem riesigen Teakholzschreibtisch be­herrscht. Auf der anderen Seite des Zimmers, an einer Wand, die sonst mit Büchern voll gestellt war, waren vier Mitsu­bishi-Fernsehmonitoren eingelassen. *** hier wird der Ort (das Arbeitszimmer) in sich differenziert: die Beschreibung ist nichts anderes als das "Auffüllen" eines Ortes, der vorher abstrakt angekündigt worden ist *** King erzählt hier deutlich auktorial: was garnicht gewusst werden kann (die Bücher im Bücherregal), wird hier in die Erzählung mit eingebracht.

Jeder war auf einen der großen Konkurrenzsender eingestellt, und nachts, wenn sein Vater sich hier aufhielt, gab jeder seine Abfolge der Beste-­Sendezeit-Bilder von sich, aber der Ton blieb ausgeschaltet. *** Hinweis auf die Tätigkeit des Vaters: hier ist es allerdings nur eine Schein-Spur, denn die Fernseher werden erst durch einen Rückgriff auf die Vergangenheit zu dem, was sie sind: ein Arbeitsinstrument des Vaters; ansonsten bleiben die Fernseher sehr indifferent gegenüber dem, wozu sie dienen (die Multifunktionalität des Fernsehers).

Hier habe ich nicht explizit die Konntationen und den literarischen Code angegeben. Ich werde später noch einmal ein Beispiel mit den entsprechenden Codes posten.

Der Fettdruck markiert den Originaltext. Nach den "***" kommt jeweils ein Gedanke oder Gedankengang zu dem Text. Das Ganze ist nicht systematisiert, sondern "aus purer Lust" entstanden.

Wer am Zettelkasten - als Computerprogramm - Interesse hat, findet ihn unter Zettelkasten.

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