Peter Handke darf man durchaus zu den Vielschreibern rechnen. Allerdings: was für eine Sprache.
Auf dem Grabbeltisch habe ich "Der Bildverlust" erstanden. Zuerst hatte ich Mühe, mich in das sprachliche Universum Handkes hineinzuversetzen. Jetzt - drei Tage später - liebe ich diesen Roman.
Ich hatte das eine oder andere Mal, meist in meinen Rezensionen, beklagt, dass die Schriftsteller ihre Szenen zu wenig gegeneinander abgrenzen. Alles fließt ineinander über. Bunter Misch-Masch.
Handke ist da ganz anders. Seine Szenen sind klein, präzise, gut aufeinander abgestimmt. Vielleicht wird den meisten Lesern dieses handlungslose Schreiben auf die Nerven gehen: aber Peter Handke ist eben kein Markus Heitz. Trotzdem sei dieser Roman, zumindest als Studienobjekt, jedem Leser von Krimis, Thrillern oder Horror ans Herz gelegt. Vor allem all jenen Lesern, die sich zugleich am Schreiben versuchen.
Denn Handke weiß sehr genau, wie er eine Geschichte abfolgen lassen muss, um ihr eine große Sinnlichkeit und Spannung zu verleihen, und trotzdem in einzelnen Fragmenten zu schreiben, die in sich klingen und aufzeigen.
"Und auch er, der Formenforscher und Rhythmenmensch, ... Rhythmenmensch? Welcher Art Rhythmen? "Vor allem der Rhythmus des Verstehens, als des umfassendsten der Gefühle, Hand in Hand mit dem Rhythmus des Schweigens und Verschweigens." (Der Bildverlust, S. 17)
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