Die von kai lorentzen aufgeworfende frage halte ich - nicht nur angesichts des sog. spatial turn, der die kulturwissenschaften seit einigen jahren beschäftigt - für absolut relevant. ich glaube auch, dass der raum eine vernachlässigte größe in luhmanns werk ist.
Und man kann m. e., durchaus im sinne des spatial turns, versuchen den raum "tiefer" zu legen als auf die beobachtungsebene. dies insbesondere mit blick auf eine differentialistische Systemtheorie, in der ja mit laws of form eine "räumlich" gedachte logik zugrunde gelegt wird.
Der Raum, ob abstrakt oder konkreter, ist nur ein Begriff, der mit all dem versehen werden muss, mit dem Luhmann Begriffe versieht. Hier einer Vermischung zwischen wissenschaftlichem Begriff und der alltäglichen Kondensation von Erwartungshaltungen mit und durch Räume Vorschub zu leisten, halte ich für einen Rückschritt.
Es ist m.e. den versuch wert, dass abstraktionsniveau der (mathematischen) topologie zu nutzen um ein dynamischen raumkonzept zu entwerfen.
Ich bin diesen gedanken im übrigen in meiner im winter bei transcript erscheinenden diss. nachgegangen, in der ich mich mit luhmann und deleuze an einer "topologie der differenz" versucht habe.
Deleuze (und Guattari) argumentieren mit vielen räumlichen Metaphern: alleine der Begriff Deterritorialisierung weist darauf hin, zugleich aber auch auf die Scheinhaftigkeit des räumlichen Bezugs. Begriffe wie "Ritornell" zeigen hier einen guten Weg auf: in der Rhythmisierung wiederholen sich ähnliche Figuren der "Raumkonstitution" - ähnlich dem Dompfaffmännchen, das sein Revier durch eine zugleich typisch gattungsgetreue, aber auch individuelle Melodie markiert.
So spatial turned ist der spatial turn dann oft nicht: die Heterotopie Foucaults durch Programme, die Idiorrhytmie Barthes ebenfalls und die imaginäre Vektorisierung Ettes schlagen in die gleiche Kerbe: mehr oder weniger strikt festgelegte Programme schwitzen die Räume als "fungierende Ontologie" (P. Fuchs) aus.
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