02.09.2009

Lesen?

Ich solle, schreibt mir Herr F. per mail, mehr zum Lesen schreiben, was ich heute morgen nur angedeutet hätte.
Dieser Bitte mag ich gerne nachkommen, nur nicht jetzt.
Der Grund liegt darin, dass ich zunächst dem Begriff des Programms nachgehe, so wie Luhmann ihn formuliert. Um hier kurz zu skizzieren, was mich daran interessiert: Programme sind Regeln des Entscheidens. Sie hängen also in Unterscheidungen Folgeoperationen ein. Krude gesagt: Ich lese: Auschwitz hat es nie gegeben! und operiere Entsetzen. Und - etwas feiner ausgedrückt -: Programme orientieren Anschlussfähigkeit. Ein Buch ist mir unverständlich, also beginne ich mit einer semantischen Mikroanalyse: ich schaffe mir - durch konditioniertes Lesen - verständliche Abschnitte.
Nun deutet Luhmann - meiner Ansicht nach - in Das Recht der Gesellschaft an, dass Programme Normen in das System "einlagern", indem sie Kognitionen "auslagern", das heißt, in der Umwelt suchen. Für das Rechtssystem heißt das im Konkreten, dass die Norm Wissenschaftsorientierung gilt, und für die Kognition, also die 'empirische Basis' von Rechtsentscheidungen, dann externe Berater hinzugezogen werden. Programme könnten, so meine These, systeminterne Normen aufrecht erhalten, indem Kognitionen in die Umwelt hineinprogrammiert und als umweltspezifische Leistungen zurückgeholt werden.
Wenn Programme also Norm und Kognition entlang der System/Umwelt-Differenz aufteilen, könnte man für das Lesen behaupten, dass gewisse, je spezifische Normen beim Lesen aufrecht erhalten werden, während die Kognition in den Text eingelagert werden, oder schlichter: man liest einen Text und lernt dabei.
Dieser Gedankengang ist sehr frisch, sozusagen noch in der Geburtsphase. Das mag die sehr seltsamen Beispiele begründen, die ich hier gebe. Demnächst dazu mehr.


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