Ich sehe sehr viel vorurteilsbewusste Leute, die im Internet schreiben. Leute, die zum Teil antidemokratisch sind. Was ich verfolge im Internet, ist nicht, dass es eine neue Stimme gibt, die wichtig ist für eine gesellschaftliche Diskussion, sondern es gibt eine unglaubliche Vorverachtung gegenüber jedermann. Ich hab das Gefühl, dass im Internet ganz viele Menschen schreiben, weil sie irgendwas mal rauslassen können, was man sonst nicht mehr am Stammtisch rauslassen kann. Unqualifiziert, zum Teil. Ich hatte gedacht, dass durch das Internet und durch die Blogs auch eine Sicht reinkommt (die gibt’s auch mitunter, das muss man auch sagen … ) Aber der Grossteil der Sachen, die ich lese, ist böse, ist zynisch, ist verachtend, ist gegen jedermann. Und das ist eigentlich nicht die Vorstellung, wie man einen gesellschaftlichen Diskurs zu führen hat. Nun wird man abwarten müssen, ob es beispielsweise Blogs gibt, die die Situation in der Stadt oder so beschreiben. Dass man das, was die Zeitungen nicht leisten können, was der Rundfunk nicht leisten kann, ob man das da hinbekommt. Das gibt’s in Amerika ja, solche Geschichten, das Menschen sich da auch wiederfinden. Nur ich find, in Deutschland (das was ich jedenfalls sehen kann) ist eine unglaubliche antidemokratische, antiparlamentarische Form, die eigentlich von der Vorverachtung lebt. (gefunden bei: medienlese)
17.10.2007
Hans Leyendecker zu Weblogs
Ich bekenne mich hier schuldig, vorurteilsbewusst über zum Beispiel Eva Herman zu schreiben.
Ich mag diese Frau nicht. Ich dachte, ich müsse nach meinem letzten Eintrag zu ihr eine etwas bessere Gegendarstellung schreiben - tatsächlich finde ich zahlreiche Gegenpositionen genauso unkritisch oder schwierig -, aber irgendwie interessiert es mich nicht und irgendwie tut es auch gut, einfach mal doof seine Meinung herauszuposaunen, sei diese auch noch so unqualifiziert.
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3 Kommentare :
Ich weiss nicht, welche Blogs dieser Herr liest. Ich finde witzige, ironische, fundierte, themenspezifische, intelligente, unterhaltsame Blogs im Netz. Natürlich gibt es auch die von H.L. beschriebenen Blogs, aber ich habe so den leisen Verdacht, dass er die anderen - die nicht in sein Vorurteilsbild passen - schon gar nicht gesucht hat.
Auf jeden Fall könnte ich ziemlich auf Anhieb eine ganze Liste guter Blogs herunterraspeln.
Wo er allerdings recht hat: NOCH lösen Blogs bei uns in Mitteleuropa keine Bewegungen aus, anders als in den Staaten oder zum Beispiel in Italien, wo ein Pepe Grillo fast im Alleingang via Blog eine politisch Massenbewegung ausgelöst hat.
Alice
Ich finde, der Umstand, dass so viele verschiedene subjektive Meinungen in den verschiedenen deutschen Blogs geäußert werden, ist Demokratiebeweis genug. Der Facettenreichtum ist großartig - ohne Demokratie, ohne Recht auf freie Meinungsäußerung wäre das doch unmöglich! Subjektiv zu schreiben und die eigene Meinung zu äußern ist nicht gleichbedeutend mit schlecht recherchiert und antidemokratisch. Leyendeckers Argumentation vermißt Logik.
Liebe Zappadong, lieber Lev!
Ich bin sehr einverstanden. Als ich diesen Text gefunden habe, habe ich deutlich mit der Stirn runzeln müssen. Tatsächlich wollte ich aber nicht - wie medienlese - nochmal die Kritik wiederholen, sondern habe einen ironischen Kommentar dazu abgegeben, angefangen bei dem lächerlichen Wort "vorurteilsbewusst", was ja heißt, dass man sich seiner Vorurteile bewusst ist, also diese auch kritisch betrachten kann: nur wirft Leyendecker den Blogs genau dies vor, nämlich nicht bewusst mit Vorurteilen umzugehen. Dass er zahlreiche Blogs nicht kennt und summa summarum einfach alle abqualifiziert, ist zwar nicht so richtig (ich habe ja nur einen Teil zitiert), aber es liest sich hier so und schon diese Arroganz macht deutlich, dass Leyendecker "vorurteilsunbewusst" ist, also das, was er den Blogs vorwirft, selbst ganz gut praktiziert. - Die größten Kritiker der Elche / sind leider oftmals selber welche.
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