Typen von Konflikten
1. Es gibt in Geschichten sechs Typen von Konflikten. Bevor ich diese selbst erläutere, ist es wichtig zu wissen, warum man ein Phänomen in Typen aufteilt. In einer Geschichte kommen diese verschiedenen Konflikttypen nebeneinander und nacheinander vor. Dabei gibt es dann typische Abläufe. Hat man Konflikttypen, kann man nicht nur die Geschichte gliedern, sondern auch Abläufe schematisch darstellen. Diese Abläufe kann man wie Schablonen für eigene Geschichten benutzen oder von ihnen abweichend schreiben.
2. Die verschiedenen Konflikttypen sind: 1. Zustandskonflikt; 2. Anpassungskonflikt; 3. Erkenntniskonflikt; 4. Informationskonflikt; 5. Werkzeugkonflikt; 6. Herstellungskonflikt.
3. Je zwei der Konflikt hängen eng zusammen. Wer mit einem Zustand im Konflikt ist, hat auch einen Anpassungskonflikt. Ebenso gehören Erkenntnis und Information zusammen, und Werkzeuge und Herstellung. - Wozu die Aufteilung in zwei unterschiedliche Konflikttypen gut ist, erläutere ich später.
4. Zustandkonflikte sind: arm sein, ungeliebt sein, missverstanden sein. Diese Konflikte weisen eine längere Dauer auf (man kann auch kurzzeitig missverstanden werden, ohne dass dies ein Zustandskonflikt ist). Kristin möchte Schriftstellerin werden. Keiner in ihrer Umgebung glaubt daran: im Gegenteil wird sie noch entmutigt. Das ist ein Zustandskonflikt. Zustandskonflikte weisen einen misslichen IST-Zustand auf.
5. Wer IST-Zustand sagt, sagt natürlich auch SOLL-Zustand. Wenn jemand nicht in eine bestimmte Zukunft treiben will, entsteht ein Anpassungskonflikt. Anpassungskonflikte sind: nicht Erzieherin werden wollen (aber dazu gezwungen werden), nicht zu den Großeltern fahren wollen (aber dazu gezwungen werden), nicht ins Gefängnis gehen wollen (aber dazu gezwungen werden). Anpassungskonflikte weisen einen misslichen SOLL-Zustand auf.
6. Natürlich gehen Konflikte dann meist so: ein misslicher IST-Zustand verknüpft sich mit einem noch viel schlimmeren SOLL-Zustand. Du glaubst, die Orkhorde war schlimm, die euren Bauernhof niedergebrannt und deine Familie umgebracht hat? Dann warte erstmal, bis die eigentliche Orkarmee hier eintrifft. - Diese Abfolge - misslicher Ist-Zustand, noch misslicherer Soll-Zustand - ist typisch für Spannungsromane.
7. Kriminalromane zeigen dahingehend eine etwas andere Grundstruktur: der Ist-Zustand ist unerwünscht (Mord z.B.), während der Soll-Zustand ohne große (innere) Anpassungen des Ermittlers geschieht. Zumindest oft. "Blackout" fällt da als untypisch heraus, da Alices Protagonist einen sehr starken Anpassungskonflikt hat. Auch Thriller zeigen öfter Anpassungskonflikte als Krimis.
8. Ein wesentlich auf einem Anpassungskonflikt aufgebautes Genre ist der Bildungsroman. Für den klassischen Fantasybereich: "Erdsee" von LeGuin, und "Herr der Ringe". Berühmt: Catcher in the Rye von Salinger, Beyond Eden von Steinbeck, Into the Heart of Darkness von Conrad, Lord of the Flies, Felix Krull, Die Blechtrommel, etc.
9. Erkenntniskonflikte sind mit einem Zwiespalt verbunden: bisher habe ich immer geglaubt, Mama wäre nur für mich da, und jetzt ist da dieser Peter, der nie mit mir spricht. Liebt Mama mich noch? Erkenntniskonflikte kommen im Herrn der Ringe vor: Frodo wird mehr und mehr vom Geiste Saurons besessen und will dies doch nicht. Er "erkennt", dass er zwiespältig handelt.
10. Im Gegensatz dazu sind Informationskonflikte immer mit Fragen an die Umwelt verbunden: was passiert hinter dieser Tür? wie ist dieser Mann umgebracht worden? warum wurde diese Frau entführt? weshalb schreit die Biologielehrerin immer so herum?
11. Erkenntniskonflikte bestehen also aus zwei widersprüchliche Informationen, mit denen ein Protagonist umgehen muss. Deshalb sind sie mit Informationskonflikten eng verbunden. Andererseits verlangen Erkenntniskonflikte vom Protagonisten, sich an eine neue Situation anzupassen und haben einen engen Bezug zu Anpassungskonflikten. - Informationskonflikte sind nicht nur mit Erkenntniskonflikten verbunden, sondern auch mit Zustandskonflikten. Wer nicht weiß, wo die bewunderte Kusine ist, aber darunter leidet, hat einen Zustands- und einen Informationskonflikt. Darauf baut Alice unter anderem ihren Krimi auf.
12. Schon hier merkt ihr: so ganz sauber lassen sich diese Konflikttypen nicht trennen. Man könnte hier klagen und sagen: alles noch nicht ordentlich ausgearbeitet. Frederik, machs noch einmal. Aber: soll Bewegung in die Konflikte kommen, müssen sich diese vermischen können. Keine Geschichte ohne Bewegung, und deshalb auch keine Geschichte ohne unklare Begriffe. Wer an dieser Stelle schon einen Drehwurm vor lauter Analyse hat, darf sich jetzt zurücklehnen und sagen: ich muss garnicht alles verstehen. Wer lebendig erzählen will, darf eben nicht totanalysieren. (Das sage ich wirklich, auch wenn ihr mir das nicht glaubt. Es gibt dazu natürlich auch eine etwas längere und wissenschaftlichere Ausführung, aber die erspare ich euch jetzt wirklich. Noch!)
13. Werkzeugkonflikte werden von einem bestimmten Fragetyp begleitet: "Mit was ....?" Mit was kann ich meine Mutter davon überzeugen, mich auf diese Party gehen zu lassen? Mit was kann ich den Drachen so ablenken, dass ich das Goldene Ei schnappen kann? Mit was kann ich den Mörder zu einem Fehler verleiten? Mit was kann ich den Lektor von meinen schriftstellerischen Qualitäten überzeugen?
14. Herstellungskonflikte betreffen dagegen Pläne. "Wie ...?", so lautet hier die Frage. Wie kann ich nach Mordor gelangen? Wie löse ich den Fall? Wie finde ich meine Kusine? Wie werde ich Schriftsteller?
15. Werkzeug- und Herstellungskonflikte sind wieder engstens miteinander verbunden: Wie überzeuge ich meine Mutter davon, dass ich auf die Party gehen darf? Mit was überzeuge ich sie? - Hier sind die Konflikte bis zur Unentscheidbarkeit verschmolzen. - Oder: Wie repariere ich das Auto? Mit was repariere ich es? Hier lassen sich die Antworten besser trennen.
16. Man kann die sechs Konflikttypen in zwei andere Kategorien einteilen: die eher äußerlichen - hierzu gehören Zustands-, Informations- und Werkzeugkonflikt -, und die eher innerlichen - hierzu gehören Anpassungs-, Erkenntnis- und Herstellungskonflikt.
17. Wenn ihr solche Konflikttypen einüben wollt, sammelt zunächst mal, und das möglichst unbedarft. Die Typen sind - ich hatte es oben schon gesagt - unscharf. Das heißt auch, dass ihr dieses Gefühl, mit unscharfen Begriffen zu arbeiten, unbedingt beachten müsst. Die Unschärfe bedeutet nämlich, das hier eine Bewegung stattfindet. Und die Bewegung bedeutet, dass hier der Keim einer Geschichte drinnen steckt. Die Konflikttypen finde ich wichtig - wobei ich nur für mich sprechen möchte -; noch wichtiger finde ich, dass sie diese Bewegungen deutlich machen und damit ständig neue Geschichten und Geschichtchen liefern.
18. Einen Kurs zur Verbindung von Konflikten und fiktivem Schreiben würde ich mir so vorstellen: Konflikte sammeln, aus der Umwelt, aus Romanen, aus wissenschaftlichen und philosophischen Büchern - Konflikte den verschiedenen Typen zuordnen - die Probleme bei der Zuordnung diskutieren und die Unklarheit als Chance für den Schriftsteller erkennen - aus Konflikten Plots entwerfen - zu den Plots einzelne Szenen schreiben - Konstellationen von Konflikten sammeln (welcher Schriftsteller benutzt wie welche Konflikte?) und ein Gefühl für Konfliktabfolgen entwickeln - selbst Konfliktabfolgen entwerfen (also Plots unter dem Gesichtspunkt des Konflikts) - eine Konfliktabfolge weiter ausarbeiten, zunächst als Kurzfassung/Zusammenfassung, dann als einen ersten, ausgearbeiteten Text.
Es gibt noch andere Möglichkeiten, mit Konflikten zu arbeiten. Ich glaube, hier haben wir eine mögliche Ausgangsbasis.
Falls ihr Fragen habt: stellt sie bitte. Nichts finde ich klärender als Fragen und ich suche ja schon lange nach guten "Kriterien", um gute Plots zu entwerfen.
Frederik
29.10.2007
Konflikte für Schriftsteller ...
26.10.2007
Alice! Warst du das?
"Die Männer-Partei (MP) wurde am 16. Juni 2007 als Reaktion auf den sich immer deutlicher manifestierenden Radikal-Feminismus und der damit einhergehenden Männerdiskriminierung gegründet. Männer werden in der gegenwärtigen Gesellschaft deutlich von den herrschenden Frauen ausgegrenzt und ausgenutzt oder müssen ganz einfach mehr leisten, als dies vom weiblichen Geschlecht verlangt wird."
In zahlreichen Scheidungsfällen können Männer aus den Händen von diktatorischen Richterinnen lebenslängliche Knebelungsverträge entgegennehmen. Am Arbeitsplatz wird der Mann zu deutlicher Mehrleistung angetrieben; er hat buchstäblich als gutes Arbeitspferd Frondienste und Überstunden zu leisten und kann es sich nicht erlauben, einmal kürzer zu treten.
Und mal im Ernst ...
Die häusliche Gewalt wird noch immer zu großen Teilen von Männern ausgeübt. Wichtige Posten im Staat sind vorwiegend von Männern besetzt. Und eine Chefin, die mobbt, ist dann vielleicht so etwas wie höhere Gerechtigkeit zu dem Chef, der grabscht. Beides muss nicht sein. Über beides kann man sich beschweren. Aber wer hat gesagt, dass der Feminismus ein Allheilmittel gegen Nieten in Chefetagen ist? Niemand. Nur sind dort jetzt auch mal Frauen zu finden.
Alice Schwarzer
"Die Emanzen um Alice Schwarzer treiben bewusst einen Keil zwischen die Geschlechter: Schwarzer rühmt sich, das Zusammenleben zwischen Frau und Mann erschwert zu haben! Dabei geht es nur miteinander."
Ich hoffe, dass ich damit einen sachgemäßen Artikel zum Schweizer Feminismus liefern konnte. Sollte sich im Zuge der Machtergreifung durch die Männerpartei allerdings erweisen, dass die Löcher aus dem Käse verschwinden, ziehe ich diesen Artikel zurück und beantrage, das Matterhorn in Archaischer Spitzbusenberg umzubenennen.
Schuldeutsch und Wiederholungen
23.10.2007
Fußkrimis und Holzteilverarbeitung - oder: Lernt man bei Andreas Franz keine Rechtschreibung?
17.10.2007
Hans Leyendecker zu Weblogs
Ich sehe sehr viel vorurteilsbewusste Leute, die im Internet schreiben. Leute, die zum Teil antidemokratisch sind. Was ich verfolge im Internet, ist nicht, dass es eine neue Stimme gibt, die wichtig ist für eine gesellschaftliche Diskussion, sondern es gibt eine unglaubliche Vorverachtung gegenüber jedermann. Ich hab das Gefühl, dass im Internet ganz viele Menschen schreiben, weil sie irgendwas mal rauslassen können, was man sonst nicht mehr am Stammtisch rauslassen kann. Unqualifiziert, zum Teil. Ich hatte gedacht, dass durch das Internet und durch die Blogs auch eine Sicht reinkommt (die gibt’s auch mitunter, das muss man auch sagen … ) Aber der Grossteil der Sachen, die ich lese, ist böse, ist zynisch, ist verachtend, ist gegen jedermann. Und das ist eigentlich nicht die Vorstellung, wie man einen gesellschaftlichen Diskurs zu führen hat. Nun wird man abwarten müssen, ob es beispielsweise Blogs gibt, die die Situation in der Stadt oder so beschreiben. Dass man das, was die Zeitungen nicht leisten können, was der Rundfunk nicht leisten kann, ob man das da hinbekommt. Das gibt’s in Amerika ja, solche Geschichten, das Menschen sich da auch wiederfinden. Nur ich find, in Deutschland (das was ich jedenfalls sehen kann) ist eine unglaubliche antidemokratische, antiparlamentarische Form, die eigentlich von der Vorverachtung lebt. (gefunden bei: medienlese)
16.10.2007
Hmm ... die Lehrer
Spiderman III
09.10.2007
Teufel im Hirn, oder: Lieblingsblondine
"Diejenigen, die schon immer den Verdacht hatten, der Teufel suche sich bevorzugt schwache Frauenleiber und -hirne aus, um in diese hinein zu fahren, dürften sich dieser Tage bestätigt fühlen. ... Aber vielleicht steckt hinter dieser ganzen bizarren Geschichte ja auch etwas völlig anderes: Der Wunsch der gestressten Fernsehfrau, endlich Zeit zu haben, um zu Hause in Ruhe Apfelkuchen zu backen." Thea Dorn zu Eva Herman