06.09.2015

Gabriele meint … (Xavier Naidoo abrupt)

Gabriele, eine liebe Kollegin, meint, mein Text über gender-Macht höre zu abrupt auf.
Ich schrieb zurück:
Ja, stimmt: ich habe gemerkt, dass mich dieses Thema immer noch drängt, aber ich hatte es eigentlich beiseite gelegt, weil ich ein paar politische Philosophien lesen wollte, bevor ich weiter darüber schreibe. Ich habe zwar fleißig Werke gekauft, aber die wenigsten bis heute gelesen. Ich hatte einfach keine Zeit. Wie auch immer: als ich zu Xavier Naidoo kam, ergriff mich die Unlust. Zu solchen Menschen würde ich gerne anders schreiben können, drängender, intensiver, boshafter.
Ich gestehe, dass ich mich bisher wenig mit der politischen Philosophie auseinandergesetzt habe. Es gab da mal ein wenig Sartre, aber zum Beispiel Foucault habe ich vor allem von der sprachwissenschaftlichen Seite aus gelesen, andere, wie Rousseau, waren eher Untersuchungsobjekte, als direkte Ideenlieferanten und Vorbilder.

Letztes Jahr hat es mich dann wirklich gepackt. Nein, eigentlich schon im vorletzten: neben den gesammelten Werken von Hannah Arendt kamen die Gefängnisbriefe von Antonio Gramsci, die gesammelten Werke von Machiavelli, einiges von Zizek, Ernesto Laclau, Jean-Luc Nancy und Chantal Mouffe dazu. Wenn ich mir allerdings überlege, wie ich bisher meine Philosophen gelesen habe, auch die Soziologen, dann eigentlich recht explizit unter dem Stern der Erkenntnistheorie, weniger der Politik. Dazu gehören auch Zizek und Nancy.

Ausschlaggebend für den Wandel war, dass ich nach vielen rhetorischen Analysen von Politiker-Reden gemerkt habe, dass mir eine reine Betrachtung der Redestruktur nicht mehr genügte. Natürlich habe ich mich auch vorher zur Politik geäußert. Das war aber mehr aus einem Alltagsverständnis heraus. Eine andere Sache, die mich an der politischen Philosophie interessiert hat, war ihre zentrale Kategorie: der Wille. Den Willen habe ich bis dahin ausschließlich von der Entwicklungspsychologie aus betrachtet. Ich denke aber, dass man sich viel von der Möglichkeit zur Reflexion nimmt, wenn man den Willen nicht auch politisch untersucht, denn schließlich ist der Individualwille womöglich der vergesellschafteteste Aspekt des menschlichen Bewusstseins.

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