02.01.2008

Die Wellenreiter

Aus einer Laune heraus habe ich von Kai Meyer die drei Bücher um Jolly und Munk aus der Bibliothek ausgeliehen: und meinem Sohn haben sie hervorragend gefallen. Wir haben innerhalb zweier Tage das erste Buch fast zu Ende gelesen.
Ich hatte mich schon einmal mit Meyer beschäftigt und einige seiner Werke analysiert. Mittlerweile stehe ich von meinem Nachdenken ganz woanders: und nehme seine Bücher neu in Angriff.
Was mich in meinen ersten Gehversuchen sehr frappiert hat, war eher, dass ich einen kurzen Artikel zu Meyer geschrieben habe, den ich immer noch sehr gut finde. Diesen hatte ich in die wikipedia-Seite integriert. Darum gab es dann unter den anderen wiki-Nutzern einen heftigen Streit: mein Artikel sei parteiisch - nun, er ist parteiisch, insofern ich Meyer mit einiger Ironie "gut" heiße. Aber all dies ist ironisch gemeint gewesen. Schließlich hat es mich genervt, über Sinn und Zweck einer Enzyklopädie zu streiten, und ob diese essayistische Inhalte haben darf, oder immer "objektiv" sein muss (objektiv ist ein scheußliches Wort, ein richtiger Totschläger). Enzyklopädien sind nicht objektiv. Selbst d'Alembert wusste darum (und d'Alembert ist Mitherausgeber der großen französischen Enzyklopädie gewesen). Schließlich habe ich den Teil des Artikels zu Kai Meyer entfernt.

Meyer selbst ist in seinen Büchern anti-enzyklopädisch: wenn man seine Werke betrachtet, dann sind es Entstellungen der offiziellen Geschichtsschreibung, Fantasyromane eben, die ein Stück realer Welt mit so viel Zauber anreichern, dass es genausogut Fantasyromane hätten sein können. Nur hat Meyer dabei immer wieder den Übergang zu wirklichem, zu "objektivem" Wissen im Blick. Der eigentliche Skandal bei Meyer ist, dass er uns die Flickschusterei, die wir Wirklichkeit nennen, vor Augen führt und behauptet, es könne alles auch ganz anders sein. Wie Nostradamus seine Prophezeiungen gemacht hat, so hat uns Meyer die Zukunft unserer Vergangenheit umrissen: als eine Vorratskammer aus Mythen.
Der zweite Band schwächelt etwas, insgesamt ist die Trilogie um Jolly und Munk, Die Wellenläufer, Die Muschelmagier, Die Wasserweber, aber sehr lesenswert.

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