12.11.2009

Sprachlosigkeit

Nach Enkes Tod also raisonnieren die Medien, mal wieder, über Sprachlosigkeit. Wie nach Winnenden, nur dass diesmal kein Amoklauf, sondern ein Selbstmord Anlass gibt. Da mittlerweile auch zahlreiche 'kritische' Beobachter über die Unkultur der wortstarken Sprachlosigkeitsbeschwörung plappern, erspare ich mir hier die Medienschelte. Wie immer beobachten wir hier die Eigendynamik der Massenmedien.
Statt dessen Adorno.
Sprache wird als physei, nicht als thesei erfahren, >taken for granted<; am Anfang ist der Fetischismus, und dem bleibt die Jagd nach dem Anfang stets untertan. Freilich ist jener Fetischismus kaum zu durchschauen, weil schlechterdings alles Gedachte auch sprachlich ist, der besinnungslose Nominalismus so falsch wie der Realismus, der der fehlbaren Sprache die Attribute der geoffenbarten erteilt. Heidegger hat für sich, dass es kein sprachloses An sich gibt; dass also Sprache in der Wahrheit ist, nicht diese in der Sprache als ein von ihr bloß Bezeichnetes. Aber der konstitutive Anteil der Sprache an der Wahrheit stiftet keine Identität beider. Die Kraft der Sprache bewährt sich darin, dass in der Reflexion Ausdruck und Sache auseinander treten. Sprache wird zur Instanz von Wahrheit nur am Bewusstsein der Unidentität des Ausdrucks mit dem Gemeinten.
Adorno, Theodor: Negative Dialektik

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