31.01.2012

Geologe, du alte Drecksau

Bisher dachte ich bei einem Geologen an einen Menschen, der friedlich vor sich hinkichernd auf seinen Steinen herumklopft, während ihm sein liebes Weibchen gerade den Dotter aus dem Bart wischt. Doch werch ein Illtum! Geologen sind fiese Erpresser, wie ja schon der Name vermuten lässt, den geos ist die Erde und Sau muss deshalb logos heißen.
Erst haben die Geologen nämlich sämtliche Ölvorräte an die Araber und die Chinesen verkauft, die nativerweise Deutschland gehörten. Sehen wir uns nur den Gazastreifen an: Wo sich früher der deutsche Kleinbauer darbend auf seinen preußischen Steckrüben tummelte, verprassen heute sogenannte Flüchtlinge in Luxusabenteuerhütten den finanziellen Gewinn aus wirtschaftskriminellen Handlungen. Leider wurden ob dieser Globalisierungsgewinnler auch die Geologen arbeitslos. Denn irgendwann gab es keine deutschen Ölquellen mehr und damit auch kein Fachgebiet, auf dem sich die Geologen sinnfrei tummeln konnten.
Jetzt ist mir allerdings von dritter Seite (es handelt sich um das ausgeschlossene Dritte, das sich durch Hegelt schlegelt, wahlweise auch umgekehrt) ein erpresserischer Brief zugespielt worden, den Geologen an gehobene Autoren verschicken, um dann deren Ruf Schicht für Schicht dem Erdboden gleich zu machen. Um diese erpresserische Kriminalität zu dokumentieren, veröffentliche ich den Brief ganz:
Lieber Herr Arscht!
Dies ist nicht die übliche Fanpost. Auch keine Werbung oder eine Amazonrechnung oder eine Einladung zu einer Galerieeröffnung mit Lesung, Schnittchen und Sekt. Dies ist nämlich eine Erpressung.
Keine Angst! Ich werde nicht Ihr Privatleben in die Öffentlichkeit zerren. Ich bin ein anständiger Mensch. Es interessiert mich garnicht, was Sie im geheimen Kämmerlein treiben und ob das für oder wider die Biologie [heißt bios = Leben, logos = Sau, also Lebenssau, Anm. von mir, FW] geht. Oder was der Papst dazu sagt. Oder ob Sie massenhaft Drogen konsumieren. Oder an einer psychischen Dysfunktionalität leiden.
Lieber Herr Arscht! Ich gehe hier weitaus subtiler vor. Sie haben nämlich mit Ihrem Buch Hanslix-Grytel. Das Doppelgelege die Geschichte von zwei Kindern erzählt, die nicht nur Nahrungsverschwendung, sondern dann auch Steinverschwendung betreiben, den Tatbestand des Kannibalismus genauso entschönigt, wie den Charakter einer liebenswerten älteren Frau vermutlich urdeutschen Ursprungs ("Hexe" von Ihnen genannt) denunziert und schließlich deren Tod in einem Ofen, also eine Verschwendung deutschen Kulturguts befürwortet. Außerdem lassen Sie die Kinder ganz zum Schluss Enten quälen, sagen aber nicht, ob diese aus Fleisch oder Papier sind. Mit diesem Buch haben Sie so gehobene Literatur veröffentlicht, dass halb Deutschland an Genickstarre leidet und nicht mehr arbeitsfähig ist. Der Schaden für die Volkswirtschaft ist enorm und das Maß Ihrer persönlichen Bereicherung daran reichlich maßlos. Zudem leiden Ihre Leser nach dem Lesen Ihres Buches (bereits nach wenigen Seiten) unter heftiger Dyskalkulie und können zum Beispiel nicht mehr unterscheiden, ob ihnen nun ein Stern oder fünf Sterne um die Birne schwurbeln.
Stimmen diese Annahmen? Wenn ja, ist Ihr Geheimnis gut bei mir aufgehoben. Das verspreche ich Ihnen. Aber natürlich sollte Ihnen mein Schweigen auch etwas wert sein. Denn immerhin haben Sie viel Geld verdient und ich meines natürlich bereits verprasst. Und da ist es nur gerecht, wenn ich ein wenig von Ihrem Saus und Braus abgekomme. Darum bitte ich Sie um folgendes: Hinterlegen Sie eine Million Euro wahlweise am Briefkasten der Gelsenkirchener Oper oder dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen (bei Ihnen um die Ecke).
Es verbleibt achtungsvoll in freudiger Erregung,
Ihr Geologe
Ein solches Vorgehen macht mich sprachlos. Da wird eine Hoffnung der deutschen Literaturszene unschuldig angemacht und mit Unterstellungen überhäuft. Denn Herr Arscht hat sich beim Verfassen seines Romans Hanslix-Grytel nichts gedacht und gilt seither als herausragender Vertreter der deutschen Nirvana-Literatur. 
Über Jahrzehnte hinweg hatte sich die deutsche Literatur das Genre des Vampirromans von der Globalisierungstendenz diktieren lassen. Man denke nur an Machwerke wie Die Blechzahntrommel, Die verlorene Ehre der Katharina Blut oder Mein Name sei Gantenzahn.
Doch dann kam Arscht mit seinem Erstling, dem NieGelungenLied und schon war in Deutschland alles ganz anders. Hoffnung strömte in die deutsche Seele. Aus dunklen Kellern schwurbelte sie, der literarischen Müdigkeit müde geworden, empor. Ihre auffallend mystisch türkisfarbene, leicht grünliche Gesichter, die vorne am Kopf auf dem Hals zu finden waren, zogen die steife Brise der frischen Luft ein.
Und damit soll jetzt Schluss sein? Nur weil ein eindeutig arbeitsloser Geologe nichts besseres zu tun hat, als sich ein Stück vom Kuchen zu holen? Ruf doch jemand die Polizei oder zumindest um Hilfe!
Verklagt irgendwen oder irgendwas. Die Nachbarin, das Internet, die Erdgeschichte. Nur so können wir den Sumpf auf Literaturkriminalität trocken legen.

Anmerkung:
Bei diesem Text handelt es sich selbstverständlich um eine "Satire". Die Satire wird als eine der größten Erfolge der Nirvana-Literatur gefeiert. Sie bedeutet nichts. Insbesondere hat sie keinen Bezug zur Realität. Darüber lässt sich nicht klagen.

30.01.2012

Männer, Frauen

"Der größte Unterschied zwischen Männern und Frauen ist, dass Männer Irre sind und Frauen Idioten."
Rebecca West

Machenschaften des Sinns

Wer sich seinen unfreiwillig unterhaltsamen Blog antut, wird jedoch darüber nicht besonders überrascht sein: die allzu übliche esoterisch-narzisstische, sexistische, überdies leicht ins Faschistoide abdriftende Kost eben - wenig bis gar nichts dort zeugt von einer gewissen Reflexion oder gar Ansätzen (selbst-)kritischen Denkens (Vorerst erspare ich Ihnen Links und Zitate). Stattdessen krude Macht- und Reinheitsfantasien.
Schreibt jemand in einem Kommentar zu John Asht "droht".
Ja und nein.

Probleme der Literaturwissenschaft
Die Literaturwissenschaft hat mit Sicherheit ein Problem. Im weitesten Sinne kann man sagen, dass sie den Sinn von Texten untersucht. Nun ist dieser Sinn während des ganzen 19. Jahrhunderts, von Schelling an (aber eigentlich schon bei Kant) auf eine probeweise empirische Basis gestellt worden. Spätestens seit Husserl muss man den Wertmaßstab von Sinn (guter Roman, weil "viel" Sinn, schlechter Roman, weil "wenig" Sinn) in Frage stellen. In der kognitiven Psychologie (siehe John Anderson: Kognitive Psychologie) entsteht der Sinn erst beim Lesen. Texte haben keinen Sinn. Aber sie machen eben Sinn, wenn sie gelesen werden. Um dem Text einen Sinn zu geben, brauche ich Muster. Und solche Muster sind Gewohnheiten, angelernte Gewohnheiten, was zusammengehört und was nicht.
Nun entsteht hier ein erstes Problem: in Texten macht es sowohl Sinn, gewöhnliche Lesemuster zu bedienen, als auch mit ihnen zu brechen. Michael Crichton bedient mit seinem Buch Lost World sicherlich konventionelle Lesemuster, aber er tut es hervorragend. Friederike Mayröcker bedient mit ihrem Roman mein Herz, mein Zimmer, mein Name sicherlich keine konventionellen Lesemuster. Und hier muss ich vorsichtiger sagen: ich finde sie hervorragend.
Schon hier zeigt sich dann ein weiteres Problem. Texte sind zwar anschaulich, aber salopp formuliert anschaulich als schwarze Striche auf weißem Grund. Der Sinn von Texten dagegen ist nicht anschaulich. Man kann zwar einen Text "zitieren", aber man kann nicht den Sinn eines Textes zitieren. Den Sinn, den man in einem Text sieht, muss man entfalten. Die Literaturwissenschaft hat hier das Problem, dass sie nur eine sehr fragwürdige Basis des empirischen Beweises hat. 
Auch Lesemuster haben ein Problem: wenn sie aus Gewohnheiten entstanden sind, dann kann ich auch einen Text deshalb nicht verstehen, weil ich die passenden Gewohnheiten noch nicht besitze. Dann müsste ich sie erst erlernen. So erlerne ich seit zwanzig Jahren die Gewohnheit, Friederike Mayröcker zu lesen und traue mich heute noch nicht, über sie zu schreiben. So hatte ich neulich mit Robert von Oz eine Diskussion, der zwar von üblichen Geschichtsstrukturen abweichen möchte, aber als er einen Tipp von mir haben wollte, wie er eine Stelle ausgestalten soll, konnte ich ihm nicht viel dazu sagen: ich kann ja niemandem vorschreiben, wie er mit konventionellen Mustern brechen muss und ob dann eine Vermittlung beim Leser gelingt.

Faschistische Sprache I
Was die faschistische Sprache angeht: diese entsteht durch Strukturen im Sinn. Es ist also garnicht so einfach, eine Sprache als faschistisch zu bezeichnen. In meiner pädagogischen Vergangenheit habe ich immer wieder Unterhaltungen mit jungen Neonazis gehabt, deren einer Einwand so lautete: Aber mein Großvater war auch bei den Nazis und der ist ein ganz toller Mensch. Nun konnte ich diesen Einwand immer leicht verstehen. Auch mein Großvater war in der NSDAP und - wie er das selbst gesagt hat - auch "glühender" Anhänger. Und auch für mich war mein Großvater einer der tollsten Menschen in meinem Leben. Allerdings hat mein Großvater mir diese Ansicht einfach gemacht: er selbst hat seine Haltung im Dritten Reich als Fehler angesehen und hat gesagt, dass er die ganze Verwerflichkeit des Systems hätte sehen können, aber nicht sehen wollte. Er hat dann auf seine Art und Weise versucht, Verantwortung dafür zu übernehmen. Ob das gelungen ist, mag dahingestellt sein. Die Essenz aus diesen Beispielen kann man allerdings so formulieren: macht ein Mensch die faschistische Sprache oder macht die faschistische Sprache den faschistischen Menschen? Und wenn letzteres der Fall ist: wo liegt dann die Verantwortung des Einzelnen?
Hier scheint es mir zwei Strategien der Opposition zu geben: (1) die Aufklärung über die Probleme der Sprache, also ungefähr das, was ich gerade versuche, oder (2) die poetische Revolution, also das bewusste Andersgestalten von Sprache, eventuell: das Anders-erleben-machen der Sprache.
Dasselbe Problem haben wir auch bei sogenannten faschistischen Schriften: sind diese Schriften für sich faschistisch oder werden diese nur faschistisch gelesen? Anders gefragt: ist Hitlers Mein Kampf ein faschistisches Buch oder wird es nur (aber eben nicht von allen Menschen) faschistisch gelesen? Und noch anders gefragt: Gäbe es nicht auch Lesegewohnheiten, die aus dem Grundgesetz ein faschistisches Pamphlet machen könnten (auch wenn das zunächst unwahrscheinlich erscheint)?

Wertung in der Literatur
Und hier kommen wir dann auf das Problem der literarischen Wertung zurück. Im Grund genommen kann man garnicht literarisch objektiv werten, weil diese Wertungen sich nicht an eine empirische Basis zurückbinden lassen. Dazu müsste der Sinn zitierbar sein. Zitierbar sind aber nur die materiellen Seiten des Textes, also die Schrift.

Wie also interpretieren? 
Zunächst geht es um semantische Kontraste. 
Schreibt Crichton "Im Licht des Vormittags ragten zwei gigantische Tyrannosaurier - jeder fast sieben Meter hoch - vor ihm auf." (Lost World, S. 190), dann kann man zunächst einen semantischen Kontrast zwischen Vormittag und Tyrannosaurier feststellen. Der Vormittag ist eine Tageszeit, während der Tyrannosaurus keine Tageszeit ist. 
Schließt die Eigenschaft eines Phänomens die Eigenschaft eines anderen Phänomens aus, spricht man von einer Opposition. So ist eine Leiche per Definition tot, womit zugleich eine Opposition zu lebendig besagt wird. 
Ist ein Kontrast hierarchisch, spricht man von einer Hierarchie. Solche Hierarchien bilden sich allerdings nur aus, wenn stützende Abwertungen und Aufwertungen stattfinden. Man bezeichnet das eine Buch als "Weltliteratur" und das andere als "besinnungsloses Geschwurbel". Wer ein Buch wie Peter Bretts "Das Flüstern der Nacht" liest, möchte keine experimentelle Prosa vorgelegt bekommen, sondern spannende und überzeugende erzählerische Kompositionen. Was auch immer das jetzt konkret bedeutet. 
Solche stützenden Auf- und Abwertungen sind auch konventionell, d.h. aus Gewohnheit entstanden. Wer Martin Walser auf dem Buchtitel liest, erwartet keinen Vampirporno (hoffentlich nicht! er würde enttäuscht), während ein nackter Frauenrücken, bzw. ein nackter Männeroberkörper plus (derzeit) entsprechenden Tattoos auf dem Cover geradezu suggeriert, dass es sich um eine heiße, konfliktreiche und übersinnliche Romanze handelt. Damit werden Erwartungshaltungen vorgegeben und wenn diese dann gebrochen werden (was ja an sich nicht schlecht ist), dann ist man enttäuscht. 
Allerdings spielt hier auch der Nimbus eines Autors eine große Rolle. Bretts Buch ist durchaus sehr schlecht geschrieben. Finde ich. Trotzdem hat er mit seinem Erstling einen Bestseller gehabt und der ist dann - bei seinem Zweitling - auch geschehen. Ich kenne seinen Erstling nicht. Aber sein Zweitling hat sicherlich auch von dem Nimbus des Erstlings profitiert.

Jedenfalls zeigt dies, dass die literarische Wertung nicht einfach zu treffen ist, will man sie mit Halt versorgen. 
Von hier aus müsste man dann semantische Reihen, pragmatische Funktionen (wozu dient eine Szene im Gesamtzusammenhang?) und so weiter erstellen; man müsste einheitliche Bedeutungsschichten (sogenannte Isotopien) erstellen, man müsste auf der expliziten Ebene (Personen, Orte, Handlungen) und auf der impliziten Ebene (rhetorische Struktur) präzise Übersichten erstellen und daraus dann eine Art "Gesamtwert" ableiten. 
Roman Jakobson und Claude Lévi-Strauss haben dies einmal für das Gedicht "Die Katzen" von Baudelaire versucht (in: Jakobson, Roman: Semiotik, S. 206-232) und Michael Riffaterre antwortet mit einem Kapitel in seiner "Strukturalen Stilistik" (S. 232-282). Dieses zwölfzeilige Gedicht veranlasst also die Autoren mal zu einem Text von 26 Seiten, mal zu einem Text von 50 Seiten. Das ist enorm!
Folgten wir Bachtin, so müsste der Literaturwissenschaftler sämtliche semantischen Kontraste und sämtliche Ebenen gleicher Bedeutung aus einem Text herausarbeiten, um darauf aufbauend Leserreaktionen abzuschätzen. Wenn das schon bei einem Werk wie dem kurzen Sonett von Baudelaire zu einer solch enormen Aufblähung im Kommentar kommt, wie würde es dann erst bei einem Roman von annähernd tausend Seiten sein? Man sehe sich dazu auch Sartres Flaubert-Monografie an, die annähernd so dick ist wie meine Ausgabe von Flauberts Werken (allerdings besitze ich eine französische Dünndruckausgabe, während mein Sartre auf dem schön dicken Papier des Rowohlt-Verlages zu finden ist). Sartre hat den Flaubert recht tendenziös gelesen. Eine objektivere Gesamtinterpretation stelle ich mir ebenfalls "enorm" vor.
Anders gesagt: wer Rezensionen haben will, muss immer mit Wertungen rechnen. Bisher hat sich zum Beispiel noch niemand in dieser ausführlichen Weise über den Wüstenplaneten (Frank Herbert) ausgelassen. Trotzdem würde niemand an dem Weltrang dieses Science-fiction-Romans zweifeln. Und doch kann man das Buch dann noch gut oder schlecht finden. Aber das ist eben, ob geschrieben oder nicht, auch nur eine Rezension.

Faschistische Sprache II
Was die Macht- und Reinheitsfantasien jenes besagten Herrn angeht, so mag ich im Moment dazu garnichts sagen. Es scheint mir der übliche Quark zu sein. 
Ich hatte neulich ein sehr nettes Telefonat mit der Inhaberin eines Kleinverlags (Reichel-Verlag), einer enorm sympathischen Frau, herzlich und gebildet. Ich schreibe, bzw. arbeite gerade zu einem von ihr herausgegebenen Buch, einem esoterischen Werk. Dieses Werk ist - meiner Ansicht nach - ein reines Machwerk. Es zeigt zu Beginn deutlich, wie ein gefühlter Kontrast durch rhetorische Strategien zu einer ideologischen Opposition umgebaut wird.
Insgesamt finde ich den Argumentationsgang "faschistisch". Da ich dazu schon seit längerer Zeit etwas veröffentlichen wollte, habe ich um Erlaubnis gefragt, dieses Buch benutzen zu dürfen. Natürlich war das der Verlegerin nicht recht. Ich habe auch gefragt, weil ich mit dem "negativen" Bescheid gerechnet habe. Und das ist in Ordnung. Weil nicht jeder, so wie ich, dieses Buch so lesen wird. Es gibt viel faschistoides Zeugs in der esoterischen Literatur. Man findet das aber auch in der Ratgeber-Literatur, insbesondere für Manager. Eine sehr bedenkliche Strömung.
Und doch auch hier noch einmal die Frage, ob ein einzelner Mensch nicht einfach nur unreflektiert auf der Strömung gesellschaftlicher Tendenzen mitgetragen wird oder ob er "faschistisch" ist. Bei den logischen Brüchen, die er in seinem Verhalten zeigt (was ja letzten Endes auch der Auslöser des "Shitstorms" war), dürfte man dies bezweifeln. Was übrigens nicht damit zusammenhängt, ob er ein guter oder ein schlechter Autor ist. (Ich mag Stefan George ganz gerne, aber was ist das für ein faschistischer Hampel; und Brecht liebe ich, aber wie der mit Frauen umgegangen ist: zum Davonlaufen, oder: zum Kommunistisch-werden.)

Ein paar Links
In den letzten Jahren hatte ich mich immer mal wieder mit ähnlichen Problemen herumgeschlagen. Besonders hübsch finde ich immer noch folgenden Artikel von mir:
Zur Ideologie und Kreativität:
Schließlich zum faschistischen Sprechen:

29.01.2012

Alle möglichen Genres?

Nein, 
liebe Andrea, 
keine Angst. Wenn Genres unscharf sind und damit eher eine Tendenz ausdrücken, dann heißt das noch lange nicht, dass man die jetzt beliebig verteilen kann. Anders gesagt: Genres sind keine wissenschaftliche Kategorien, können aber als Tendenzen natürlich dem Leser sagen, was er ungefähr zu erwarten hat.
Insofern sollte man auf einen Liebesroman nicht die Bezeichnung Horror draufpappen. Oder umgekehrt.

Sehr geehrter Herr M.!
Sie haben natürlich Recht: es gibt umfassende Systematisierungsversuche, was allerdings kritisch zu bewerten ist (siehe das Zitat von Wilpert). Soweit ich das in den letzten Jahren mitbekommen habe, ist vor allem auch die Textlinguistik dabei, die Großformen der Gattungen "von unten her" aufzurollen, also durch Kleinformen oder abschnittsweise Textmuster.
Solche Versuche kann man ja gerne sehen, wie man will. Und meinetwegen kann auch jeder Mensch auf seinen Roman draufkleben, was er will. Nur sollte er eben nicht erwarten, dass andere Menschen genau diese Einteilung auch mitmachen und vor allem auch nicht, dass diese präzise geklärt ist. Was die phantastische Literatur angeht, so gibt es die beiden Bücher von Lem, aber soweit ich mich erinnere, führt dieser auch keine umfassende Typisierung ein. Da müsste ich allerdings noch einmal nachschauen.
Ansonsten interessiere ich mich wenig für diese Streitfrage um Gattungen. Für mich sind einzelne Textmuster wie die Beschreibung oder die Schilderung viel spannender.
Mit freundlichen Grüßen,
Frederik Weitz

Orgasmus-Rezensionen

Grade gefunden: Projekt Orgasmus.
Bitte auch die Kommentare lesen. Zu köstlich.

28.01.2012

Adjektivitis und einiges anderes

Ich glaube, ich muss mal wieder eine kleine Serie zur normativen Stilistik (wie schreibe ich gut?) verfassen. Normen haben natürlich ihre Probleme: man muss sie nicht anerkennen. Insofern finde ich die normative Stilistik auch nicht sonderlich spannend. Trotzdem: als Anregung und als Reibungsfläche kann sie durchaus qualifizieren.
Weil sich gerade die Gelegenheit dazu ergeben hat, gibt es hier einige Anmerkungen zu dem Roman "Das Flüstern der Nacht" (im Original: Desert Spear) von Peter Brett, immerhin ein Bestseller. Der deutsche Text fängt folgendermaßen an:
"Es geschah in der Nacht von Neumond, in der dunkelsten Stunde, als nicht einmal die Spur eines silbernen Streifs zu sehen war [when even that bare sliver had set]. Aus einer kleinen, stockfinsteren Stelle [a small patch of true darkness] unter den mächtigen Ästen einer Baumgruppe stieg eine bösartige Substanz aus dem Horc [Core] auf.
Der düstere Nebel verdichtete sich langsam zu einem Paar riesenhafter Dämonen, deren grobe, braune Haut knorrig und rau war wie Baumrinde. Sie hatten eine Schulterhöhe von neun Fuß, und ihre gekrümmten Klauen gruben sich in den mit gefrorenem Gestrüpp und Kiefernadeln bedeckten Boden, während sie witternd die Luft einsogen. Ein leises Grollen drang aus ihren Kehlen, und mit schwarzen Augen überprüften sie die nähere Umgebung der Baumgruppe [A low rumble sounded in their throats as black eyes scanned their surroundings].
Zufriedengestellt rückten sie ein Stück weit auseinander [they moved apart] und nahmen eine geduckte, sprungbereite Haltung ein [squatted on their haunches, coiled and ready to spring]. An der stockfinsteren Stelle hinter ihnen vertieften sich noch die Schatten, und Verdorbenheit schwärzte den Waldboden, als zwei weitere nebelhafte Umrisse aufstiegen." (Seite 9)

Die Übersetzung

Zunächst muss man etwas zur Übersetzung sagen. Schon der Titel wurde äußerst fragwürdig eingedeutscht. Offensichtlich lagen hier Marketing-Entscheidungen vor.
Der Übersetzer allerdings scheint es sich einfach zu machen. Aus dem "kleinen Fleck wahrer Dunkelheit" wird eine "kleine, stockfinstere Stelle"; aus der Umgebung wird die "nähere Umgebung der Baumgruppe"; aus "hockten sich auf ihre Hinterteile" (haunch ist sowohl die Hüfte, als auch die Lende, ein amerikanisches Idiom, das man nicht wörtlich ins Deutsche übersetzen kann) wird "geduckte Haltung einnehmen".
Diese Entscheidungen sind befremdlich. Andererseits hat das amerikanische Original deutliche Schwächen, die dann auch in der Übersetzung auftauchen.

Adjektive

Wo das Original schon verschwenderisch Adjektive benutzt, wird die Übersetzung fast grotesk. Aus "a small patch of true darkness", das man durchaus mit einer Genitiv-Konstruktion hätte eleganter lösen können, wird eine Adjektivhäufung. Ebenso wird in "geduckte, sprungbereite Haltung" die im Original wesentlich komplexere Konstruktion wiederum in Adjektive übersetzt.
Ein Problem solcher Adjektive bei Übersetzungen ist auch, dass die englischen Adjektive meist wesentlich kürzer sind als die deutschen. Wo sich im englischen Original häufig einsilbige oder zweisilbige Wörter finden, stehen in der Übersetzung oft viersilbige. Dadurch überwuchern die Adjektive den deutschen Text sehr viel stärker als das Original. Verschlimmernd wirkt hier, dass der Übersetzer andere Möglichkeiten des Beschreibens nicht nutzt, selbst wenn die Übersetzung unproblematisch ist, wie zum Beispiel bei "patch of true darkness".
So wird gerade der deutsche Text fortwährend ausgebremst und der Lesefluss verlangsamt. Ich möchte jedoch behaupten, dass dies nicht die Absicht des Autors war: solche Romane sollen, wie das der englische Ausdruck "pageturner" so treffend sagt, rasch durch die Geschichte führen.
Adjektive sollten deshalb sparsam gebraucht werden, seltener jedoch gehäuft (geduckte, sprungbereite Haltung), ebenso selten als Komposita (stockfinster, kastanienbraun, telefonzellenhäuschenmagenta) oder als berühmt-berüchtigte Einschübe (den mit gefrorenem Gestrüpp und Kiefernnadeln bedeckten Boden).
Dann gibt es auch noch diesen Manierismus, Adjektive zu erweitern. Die Dämonen sind nicht riesig, sondern riesenhaft; die Substanz ist nicht böse, sondern bösartig. Und schon wird das schlankere Adjektiv aufgebläht und besagt trotzdem nicht mehr.

Infodump

Doch schon das Original bringt viel zu viel unnütze Informationen. So hätte es gereicht, die Dämonen als riesig zu bezeichnen. Dem wird aber eine präzisere Angabe nachgeschoben (9 Fuß), ein wenig so, als handele es sich um eine naturwissenschaftliche Beschreibung.
Warum sich unbedingt die gekrümmten Klauen in den mit gefrorenem Gestrüpp und Kiefernadeln bedeckten Boden graben müssen, warum diese Informationen hier nützlich sein soll, kann ich nicht nachvollziehen.

Die Logik der Verbindung I

Besonders schlimm ist aber die innere Logik dieser Textstelle. Betrachten wir einfach mal den folgenden Satz:
"Sie hatten eine Schulterhöhe von neun Fuß, und ihre gekrümmten Klauen gruben sich in den mit gefrorenem Gestrüpp und Kiefernnadeln bedeckten Boden, während sie witternd die Luft einsogen."
Abgesehen davon, dass "witternd" eine Freiheit des Übersetzers ist: was hat die Schulterhöhe der Dämonen damit zu tun, dass sich ihre gekrümmten Klauen in den Boden graben? Auch bei einer Beschreibung sollte man auf eine gewisse, logische Konsistenz achten. Das Wörtchen "und" signalisiert einen Zusammenhang, der sich allerdings bei näherer Betrachtung als geradezu absurd erweist.
Peter von Polenz untersucht in seinem Buch Deutsche Satzsemantik die semantischen  Verknüpfungsformen im Satz. Dabei muss man das Wörtchen "und" zu den kopulativen Verknüpfungen (siehe Seite 268 f.) zählen. Doch selbst von Polenz führt hier nicht das Problem an, dass eine Anhäufung mittels "und" oder eine Koordination mehrerer Teile logisch gesehen zwei sehr unterschiedliche Dinge sind. Die Anhäufung kann auf der einen Seite einfach nur das Nebeneinanderliegen verschiedener Dinge bedeuten, während eine Koordination auf ihren funktionalen Zusammenhang anspielt.
Doch so weit kommen wir hier gar nicht. Im Original deutet das Gerundium einen fast noch stärkeren Zusammenhang an, der zwischen der Schulterhöhe und den Klauen zu ziehen sei, als das "und" im Deutschen.
Die Frage muss also immer lauten: Ist der Zusammenhang, den ich durch logische Partikel suggeriere, gerechtfertigt?

Die Logik der Verbindung II

So finden wir hier auf der einen Seite eine zu scheinhafte Logik. Auf der anderen Seite allerdings unternimmt der Erzähler nichts, um Sätze miteinander zu verbinden. Schon die ersten beiden lassen einen guten Zusammenhang vermissen:
"Es geschah in der Nacht von Neumond, in der dunkelsten Stunde, als nicht einmal die Spur eines silbernen Streifs zu sehen war. Aus einer kleinen, stockfinsteren Stelle unter den mächtigen Ästen einer Baumgruppe stieg eine bösartige Substanz aus dem Horc auf."
Hier fehlt in irgendeiner Weise eine Einordnung der Baumgruppe in ihre größere Umgebung, einen Bezug zwischen den folgenden Geschehnissen und dem (vom Autor) ausgewählten Ort.
Überhaupt wirft diese Stelle zahlreiche Probleme auf. Während das amerikanische Original durch die Konstruktion "that bare sliver" noch auf den Mond hinweist, der nun vollständig verschwunden ist, kann man hier der deutschen Version alles mögliche unterstellen, worauf sich der "silberne Streif" bezieht.
Der erste Satz hätte schlanker sein dürfen, zum Beispiel: "Es geschah in der Nacht von Neumond." Dies ist ein ganz übliches Vorgehen: ein Ereignis wird angekündigt und im folgenden näher ausgeführt.
Dann aber erweist sich die ganze folgende Passage als erzähltechnisch ungünstig. Die Geschichte beginnt nicht mitten im Geschehen, sondern an einem Nebenschauplatz. Der eigentliche Handlungsort ist die auf den Seiten 12-15 geschilderte Schlacht. Und sofern nicht dieser eine oder dieser andere Dämon eine wichtige Rolle in der Geschichte einnimmt, geht es auch nur um die Schlacht. Der Anfang ist also "überflüssig".
Bei der Schlacht allerdings ist bis zum Ende unklar, wer diese gewinnt. Wenn man sich den ganzen Prolog genauer ansieht, liegt das auch daran, dass einzelne Stellen des Textes aus der Logik des Gesamtzusammenhanges herausbrechen, bzw. dieser Gesamtzusammenhang gar nicht erst hergestellt wird.

Sinnlich und konkret

Nur scheinbar sind viele Adjektive sinnlich. Die wirkliche Sinnlichkeit einer Geschichte besteht allerdings in den konkreten, aktiven Verben. Solche Verben schaffen von Satz zu Satz einen Zusammenhang, eine Handlungslogik. Auch darauf sollte ein Autor achten.
Brett verknüpft nicht nur einzelne Sätze nicht miteinander, sondern wechselt auch häufiger die Perspektive, so zum Beispiel auf Seite 14 oben. Plötzlich befinden wir uns nicht mehr auf der Seite der Dämonen (und diese wurden als Perspektive im Prolog eingeführt), sondern auf der Seite der Menschen.
Ebenso inhaltsleer ist folgender Satz: "Schreie ertönten, als der Mann vortrat." (Seite 14) Zum einen bietet dieser Satz keine Information, die für die Geschichte wesentlich ist. Zum anderen muss es in der Geschichte etwas geben, vor das man treten kann: man tritt vor einer Gruppe, ein Zelt. Doch was dies hier genau ist, erfährt der Leser nicht. Es fehlt der sinnlich-konkrete Zusammenhang.
Besonders schlimm aber ist dann der nächste Absatz. "Unter der Führung des neu hinzu gekommenen Kriegers erinnerten sich die Übrigen an ihre Pflichten und stellten den früheren Zusammenhalt wieder her." (Seite 14)
Dieser Satz ist eine reine Zusammenfassung. Geschichten bestehen aber daraus, dass Handlungen (auch Kriege oder Schlachten) exemplarisch erzählt werden, d.h. in Beispielen. Die Zusammenfassung gehört in das Exposé, nicht in die Geschichte selbst. Jeder Autor sollte also überprüfen, ob er nicht noch konkreter werden kann, noch besser eine Handlung durch konkrete Verben schildern kann. Dazu gehört natürlich auch, dass man die größere Komposition auf solche Handlungen anlegt. Und dazu gehört wiederum die Frage, was man als Autor eigentlich erzählen will.
Brett möchte (das unterstelle ich ihm) die Opposition zwischen Speer und Dämonen einführen (siehe Seite 14). Dass dieser Speer den Dämonen gefährlich werden könnte, hätte man kompositorisch allerdings auch anders lösen können. So hätte man zum Beispiel die Geschichte dieser Schlacht als Mythos erzählen können oder als ein objektives Geschehen, also von einem auktoriale Erzähler aus, der keine Ausflüge in die personale Erzählperspektive unternimmt, oder man hätte gleich aus der Sicht eines Menschen schildern können, was passiert. Wie auch immer: der Prolog, so wie er zu lesen ist, zerbricht an der fehlenden Funktionalität genauso wie an den logischen Brüchen oder den zu unkonkreten Handlungszusammenhängen.

Der Unsinn des Genres

Antje Roder schreibt:
"Sie sind keine studierte Literaturkritikerin – das sieht man allein schon daran, dass Sie den fantastischen Abenteuerroman „Twin-Pryx, Zwillingsbrut“ fälschlicherweise in die Kategorie „Fantasy“ abgeheftet haben. Fantastische Abenteuerromane sind z. B. das Genre des Jules Verne. Fantasy hingegen ist das Genre der modernen Märchengeschichten, wo Fabelwesen um den Menschen agieren."  (Hier nochmal der Stein des Anstoßes: Myriels Rezension auf Bücherzeit; der Kommentar, aus dem ich zitiere, findet sich auf den 18. Dezember datiert.)
Da sich ein Teil der Kritik an Myriel darauf bezieht, sie habe in ihrer Rezension das Buch von John Asht in eine falsche Kategorie eingeteilt, gibt es hier ein paar Anmerkungen zum Sinn und Unsinn des Genres.
(Ich bin übrigens auch kein studierter Literaturkritiker, sondern habe nur Germanistik auf Lehramt studiert. Allerdings würde ich gerne wissen, wo man Literaturkritik als solche studieren könnte. Und soweit ich mich zurückerinnere, gab es auch so etwas wie "Literaturkritik" nicht als eigenständiges Seminar; klar allerdings ist, dass natürlich in jedem literaturwissenschaftlichen Seminar auch "kritisiert" wurde.)

Poetik in Stichworten

Zunächst, in der alltäglichen Verwendung, möchte man doch meinen, dass ein Genre sich durch bestimmte typische Merkmale auszeichnet.
Die von Ivo Braak geschriebene "Poetik in Stichworten" merkt allerdings zum alltagssprachlichen und wissenschaftlichen Gebrauch folgendes an:
"Gattung
Im heutigen Sprachgebrauch Oberbegriff und Unterbegriff."
Schon dass hier keine klaren Grenzen gezogen werden, vor allem bei so engen Beziehungen wie zwischen Oberbegriff und Unterbegriff, sollte zeigen, dass der Begriff der Gattung, bzw. des Genres unklar ist.
Übrigens bezieht sich der Begriff der Gattung stärker auf formale Aspekte und ist besonders in der Lyrik ausgearbeitet worden. Hier wird die Einteilung zum Teil auf formale Kriterien gestützt (zum Beispiel beim Sonnett), zum Teil trotzdem auf inhaltliche Kriterien (zum Beispiel bei der Ballade). Der Begriff des Genres dagegen wird (heute) stark inhaltlich verwendet. So gibt es zahlreiche "Untergenres" für den Fantasy-Roman, zum Beispiel die high fantasy (die tatsächlich in erfundenen Ländern spielt und meist in einer Art romantisierter, vorindustrialisierter Gesellschaft), die urban fantasy, der Vampirroman (der heutzutage häufig ein Derivat des Liebesromans ist und weniger der Fantasy), oder zum Beispiel das Genre des Zombiefilms (zu dem es kein wirklich entsprechendes Gegenstück in der Literatur gibt).
Braak schreibt in seinen Stichworten:
"Fantasy-Roman: Schilderung von Abenteuern in Welten jenseits der tatsächlich erfahrbaren Wirklichkeit. Während utopische Romane oder Science Fiction-Romane das gesellschaftspolitische bzw. technokratische Moment in den Vordergrund stellen …, lebt der Fantasy-Roman aus der Konstruktion seiner eigenen phantastischen Mythologie." (Poetik in Stichworten, S. 250)
Braak ordnet den Fantasy-Roman unter die Abenteuerromane ein. Zu diesen gehören zum Beispiel auch der Schelmenromanen (Don Quichote, Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch, Gil Blas, neuerdings zum Beispiel: Die Blechtrommel, Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull), der Reiseroman, die Robinsonade oder der Wildwestroman. Jedenfalls, wenn man Braaks Einteilung folgen möchte.
(Im übrigen merkt man deutlich, dass dieses Buch in einer Zeit geschrieben wurde, als die Unterhaltungsliteratur noch nicht selbstverständlich in den Bereich der Literaturwissenschaften gehörte. So fehlen äußerst wichtige Einteilungen, wie zum Beispiel der damals schon bekannte Kriminalroman oder der Spionageroman. Das ist auch deshalb nicht verständlich, weil zwar die erste Ausgabe von 1964 ist, die siebte Auflage allerdings 1990 überarbeitet wurde und zwar nicht mehr vom Autor selbst, sondern von einem Dr. Martin Neubauer. Dieser hat immerhin auch als Comic-Zeichner gearbeitet; man hätte hier doch eine etwas vollständigere Aufzählung erwarten können.)

Sachwörterbuch der Literatur

Gero von Wilpert verweist in seinem "Sachwörterbuch der Literatur" zunächst von dem Eintrag "Genre" auf den Eintrag "Gattungen", setzt diese also gleich. Dort findet sich dann folgende Anmerkung:
"Zahlreiche Übergangsformen, besonders in Zeiten bewusster Vermischung der Gattungen, historisch bedingte Abwandlungen der Einteilungsprinzipien durch Strukturveränderung der Gesellschaft oder neue Medien, eigenwillige Benennungen durch den Dichter und fortschreitende Differenzierung der Formen wie der Kategorien erschweren die Zuordnung zu einer bestimmten Untergattung. Sie wollen weder äußeres Etikett noch Verkörperung einer Gattungsidee sein, sondern jede entstehende Dichtung realisiert sie entweder aufs neue oder schafft ihre eigene Gattung; jede schematische Abgrenzung und Systematisierung … verkennt somit ihr Wesen. Überhaupt spielt die Zugehörigkeit der einzelnen Dichtung zu einer bestimmten Gattung weniger für ihr Wesen eine Rolle als für die theoretische Beschäftigung der Literaturwissenschaft, die bei der systematischen Ausweitung ihres Forschungsfeldes gelegentlich auch Didaktik, Gebrauchsliteratur und Essay als Gattung anzuerkennen geneigt ist und sie nach Textsorten gliedert oder überhaupt andere Gliederungsaspekte, zum Beispiel die Kommunikationsfunktion, erprobt." (Ich habe die Abkürzungen aus dem Wörterbuch ausgeschrieben: im Original wird zum Beispiel Gattungen mit G. abgekürzt; außerdem verwende ich hier die neue deutsche Rechtschreibung: im Original steht die alte.)
Halten wir also fest, dass die Gattungsbezeichnung entweder vom Autoren getroffen wird oder, wie es häufiger scheint, vom Verlag. Manche Thriller, zum Beispiel Dickicht von Scott Smith, wären früher eher als Horrorromane herausgegeben worden und davor als "fantastische Literatur". Auf jeden Fall sollte man Wilperts letzte Aussage deutlich ernst nehmen: die Einteilung nach Gattungen dient weniger dem Dichter, als dem Wissenschaftler, der diese Dichtung untersucht.
Hinzuzufügen ist, dass sie natürlich auch den Leser orientiert.

Auf jeden Fall ist die Einteilung der literarischen Gattungen umstritten und deutlich anzweifelbar. Wer hier einer Person vorwirft, sie habe einen Roman fälschlicherweise als Fantasy und nicht als fantastische Literatur eingeordnet, betreibt Korinthenkackerei.
Im übrigen kommt Roder dem Inhalt des Romans in die Quere, wenn sie Fantasy dadurch definiert, dass "Fabelwesen um den Menschen agieren". In dem Roman von Asht taucht auf den ersten Seiten bereits ein Dämon auf, was nach Roders Definition eine Einordnung in die Fantasy zulässt, während es doch deutliche Unterschiede zwischen Asht und Verne gibt, zum Beispiel durch Vernes Fokussierung auf technisch-utopische Geräte und dessen - soweit ich seine Werke kenne - Abstinenz in Sachen fantastischer Lebewesen (sieht man mal von dem Kraken aus 20.000 Meilen unter dem Meer ab).

Nachtrag 30. Januar:
Ich habe noch mal ein wenig herumgeforscht. In vielen Büchern der Literaturwissenschaft findet sich als Gattungseinteilung erstmal die grundlegende Einteilung in Epik, Dramatik und Lyrik. Christoph Bode schreibt in seinem Buch Der Roman: "Denn diese Untergattungen des Romans existieren wohl kaum als platonische Ideen, wie es ein philosophischer Realismus glauben würde, sondern sind sinnvollerweise nur als pragmatisch-konventionelle Gruppierungen zu verstehen, die man vornehmen, aber auch sein lassen kann." (Seite 72)

Literatur
  • Bode, Christoph: Der Roman. Tübingen 2011 (zweite Auflage).
  • Braak, Ivo: Poetik in Stichworten. Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe. Unterägerie 1990 (7. Auflage).
  • Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart 1989.

John Asht "droht"

Auch ich bin jetzt veredelt worden. Dazu kann ich nur zwei Sachen sagen: 
Erstens habe ich meine Urteile begründet und immer nur Verhaltensweisen beurteilt, während der werte Herr in einigen seiner Kommentare dermaßen abwertend ist (gegenüber anderen Personen), dass das tatsächlich gegen jegliche noch erträgliche Auseinandersetzung (zum Beispiel um den Sinn oder Unsinn einer einzelnen Rezension) geht.
Zweitens sollte jemand, der austeilt, auch einstecken können. Kann er offenbar nicht. Besonders befremdlich finde ich dabei, dass der Herr ja offensichtlich schon etwas älteren Semesters ist, man möchte sagen: in einem gestandenen Alter. Zu diesem Zeitpunkt sollte man gewisse Höflichkeitsformen und auch Vorsichtsmaßnahmen verinnerlicht haben. Zum Beispiel Kritiken und Rückmeldungen zunächst, mindestens zunächst, wenn nicht immer, sachlich zu halten.

26.01.2012

Teilgebiete und Nachbargebiete der Rhetorik

Soeben habe ich einen netten Kommentar erhalten:
Tag,
Genial! Am besten empfehlen sie mir ein Buch zur deutschen Grammatik etc.
In dem Buch sollten Dinge wie Inversion, Alliteration etc. erläutert werden.
Ich erhoffe mir dadurch meine Sprachkenntnisse zu verbessern.
MfG
Schüler


Lieber unbekannter Schüler!
Ich wollte schon seit längerer Zeit einen Artikel schreiben, der wichtige Gebiete der Literaturwissenschaft noch mal in knappen Worten und alltäglicheren Beispielen erklärt. Sie haben mich hier motiviert, diesen zu beenden. Hier also eine Übersicht. Ich zeige aber eher Tendenzen auf, wohin die Reise geht, wenn Sie sich mit dem einen oder anderen Gebiet auseinandersetzen werden und liefere keine wissenschaftliche oder vollständige Beschreibung (was Bücher benötigen würde). Allerdings fehlen hier auch wichtige Gebiete, zum Beispiel die Semiotik oder die Semantik, die Satz- und Textlinguistik und die Pragmatik.
Was die rhetorischen Figuren angeht, so schreibe ich gerade an einem Kindle-Buch, das etwas umfangreicher und mit Übungen in dieses Thema einführt.
Wenn du Fragen hast, kannst du mir aber auch eine E-Mail schreiben (findest du ganz unten im Impressum). Ich werde bloß nicht immer so rasch antworten, da ich Geld verdienen muss und zur Zeit auch sehr eingespannt bin.

Grammatik
Was die Grammatik angeht, so muss ich gleich eine wichtige Einschränkung machen: was Sie in der Schule lernen, ist Schulgrammatik. Die "echte" Grammatik dagegen ist philosophisch hoch anspruchsvoll und - ich möchte das mal so behaupten - für den Normalbürger nicht geeignet. Hier eine umfassendere Anmerkung.
Falls Sie sich aber dennoch mit der philosophischen Grammatik beschäftigen wollen, dann seien Ihnen folgende zwei Werke von mir empfohlen (Achtung! Beide sind "knackig", das heißt nicht so rasch zu lesen.):
  • Schneider, Hans Julius: Phantasie und Kalkül. Über die Polarität von Handlung und Struktur in der Sprache. Frankfurt am Main 1999.
  • Stetter, Christian: Schrift und Sprache. Frankfurt am Main 1999.

Rhetorik
Die Rhetorik ist die Lehre von der (guten) Rede.
Was solche Figuren wie Inversion und Alliteration angeht, so finden Sie hier eine Liste mit rhetorischen Figuren.
Außerdem habe ich zu Metaphern einen recht beliebten Aufsatz geschrieben, und einen zu Techniken der Schlagfertigkeit.

Stilistik
Die Stilistik ist im weitesten Sinne die Lehre vom sprachlichen Ausdruck der Gedanken. Als praktische Anweisung des verständlichen Schreibens wird sie auch Stillehre genannt. Hier empfehle ich das Buch Deutsch! Das Handbuch für attraktive Texte von Wolf Schneider (Reinbek bei Hamburg 2007), obwohl man nicht alles ganz so dogmatisch nehmen darf.
Was die wissenschaftliche Stillehre angeht, so ist diese höchst umstritten. Welchen Stil ein Autor "hat", hängt nämlich davon ab, was der Untersuchende als wichtig in einem Text ansieht. Und natürlich auch, ob sich verschiedene Ebenen eines Textes (zum Beispiel bestimmte rhetorische Figuren und die Komposition der Handlung) überhaupt in einen begründeten Zusammenhang setzen lassen.
Mein Lieblingsbuch:
  • Riffaterre, Michael: Strukturale Stilistik. München 1973
Die Stilistik wird aber auch mit der lexis, bzw. elocutio vermischt (was angemessen ist): diese ist als dritte, bzw. vierte Phase des Redenschreibens die Bemühung um den sprachlichen Ausdruck der Rede und gehört damit zur Rhetorik.
Die fünf, bzw. sechs Phasen der Rede sind (die erste Phase fehlt häufig, bzw. die ersten beiden Phasen werden oft zusammengenommen):
  • intellectio: Klärung des Redegegenstandes
  • invention: Finden und Erfinden des Stoffes (siehe unten: Topik)
  • dispositio: Ordnen des Stoffes (siehe unten: Aufsatzlehre)
  • elocutio: Sprachlicher Ausdruck der Gedanken (also: Stilistik)
  • memoria: Einprägen der Rede ins Gedächtnis
  • pronuntiatio, actio: Vortrag (pronuntiatio) und "körperliche Beredsamkeit" (actio)

Poetik
Die Poetik ist von der Stilistik häufig nur schlecht zu unterscheiden. Das liegt an einem zum Teil sehr begrenzten Poetik-Begriff, zum Teil aber auch daran, dass es hier normative (vorschreibende) und deskriptive (beschreibende) Poetiken gibt.
Die Poetik ist zunächst die Lehre und Wissenschaft von Wesen, Gattungen und Formen der Dichtung sowie den ihnen eigenen Gehalten, Techniken, Strukturen und Darstellungsmitteln (vgl.: Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart 1989, hier: Seite 688).

Nehmen wir ein konkreteres Beispiel, den Kriminalroman. Zunächst kann man diesen in typische Tendenzen aufteilen. Es gibt den klassischen Whodunnit: jemand wird umgebracht, alle möglichen Verdächtigen sind an einem Ort versammelt, der Detektiv oder Kommissar untersucht den Fall und findet schließlich heraus, wer der Mörder ist. Es gibt den Hard-boiled: jemand wird umgebracht, und es ist ungefähr klar, wer es gewesen sein könnte, der Detektiv muss die Beweisführung "dingfest" machen, doch der Mörder sperrt sich dagegen (es kommt zu weiteren Toten, der Beseitigung von Zeugen, zu falschen Spuren, verführerischen und verräterischen Frauen, Verfolgungsjagden und Schießereien, schließlich oft zu einem großen Showdown).
Damit haben wir zwei typische "Gehalte" von Kriminalromane: den Whodunnit für den Mord in kultivierteren Kreisen, den Hard-boiled für den Mord in "niederen" gesellschaftlichen Kreisen. Und wir haben typische Strukturen: der Whodunnit endet mit der großen Beweisführung des Detektivs, der sich der Täter dann beugt, während der Hard-boiled nach der Entlarvung des Täters noch die "Dingfestmachung" des Täters schildert.
Es gibt typische Darstellungsmittel in solchen Romanen, die aber auch von Autor zu Autor verschieden sein können, zum Beispiel den running gag in den Montalbano-Krimis von Andrea Camilleri (der eine burleske Version des Whodunnit schreibt) oder die harten, knappen Dialoge von einsilbigen Typen in den Krimis von Raymond Chandler (einer der Urväter des hard-boiled).
Dies in etwa untersucht die "wissenschaftliche" Poetik. Da sich die Literaturwissenschaft heute nicht nur für hohe Literatur, sondern auch für niedere Literatur und Gebrauchstexte interessiert, gibt es dann auch vereinzelt hier Poetiken. Allerdings ist dieses Gebiet in einem gewissen Sinne schon vorher besetzt gewesen und zwar durch den Journalismus.

Der Journalismus nun hat keine deskriptive Poetik, sondern eine normative. Er definiert, was eine Nachricht, ein Bericht, eine Glosse ist und gibt Tipps zum Schreiben solcher Textsorten.
Oder es gibt die Schreibratgeber: Wie Sie einen verdammt guten Roman schreiben; Krimis schreiben; How to write a Mystery.
Diese Bücher schreiben vor, wie man einen Roman, einen Krimi, einen Vampirroman, einen Fantasy schreiben soll, ebenso wie man in der Journalistenschule lernt, wie man eine Nachricht verfasst.

Der Unterschied lässt sich an "schlechten" Romanen deutlich machen. Die wissenschaftliche Poetik müsste den schlechten Roman wertneutral ansehen und untersuchen, welche Techniken der Autor verwendet, wie sein Roman aufgebaut ist, welche rhetorischen Mittel er verwendet und wie häufig. Die normative Poetik dagegen untersucht, ob der Autor bestimmten Regeln des Schreibens gefolgt ist, wobei die Untersuchung häufig nur punktuell stattfindet und sehr viel mehr eine Geschmacksfrage ist und was üblich gerne gelesen wird. Wenn ich bei John Asht die Adjektivitis kritisiere, dann beziehe ich mich auf eine normative Poetik und auf die Norm, wesentlich sparsamer mit Adjektiven umzugehen. 
In einer deskriptiven Poetik hätte ich zuerst die Anzahl der Adjektive in einem Textabschnitt ermittelt, diese dann zum Beispiel weiter aufgeteilt (sind Farb-Adjektive besonders häufig? gibt es besonders viele zusammengesetzte Adjektive wie sonnenhell und kastanienbraun? etc.).
In meiner Argumentation dagegen habe ich eine Mischform verwendet: ich habe in etwa deskriptiv gearbeitet, aber keine vollständige Aufzählung erstellt, sondern Beispiele gebracht. Dann aber bin ich umgeschwenkt und habe diese Beispiele in Bezug auf Schreibnormen bewertet.

Argumentationslehre
Die Argumentationslehre oder Dialektik (das "Auseinanderfalten" der Wörter) bezieht sich auf die Anordnung von Argumenten (das sind auf deutsch: Beweisgründe, also Aussagen über die Welt, die als Beweise in einer Argumentation taugen können), die Form der Schlussfolgerungen (zum Beispiel Induktion und Deduktion), und geht von hier aus in die Aufsatzlehre über, die die Anordnung von Redeteilen (die dispositio in der Rhetorik), bzw. die Anordnung von Textteilen (zum Beispiel: Einleitung: Vorstellen der Hypothese, Hauptteil: Argumentation verschiedener Standpunkt, Schluss: Zusammenfassung und Stellungnahme) behandelt.
In die Argumentationslehre gehören mittlerweile aber auch Texte, die nur unterschwellig argumentieren, so zum Beispiel die Beschreibung eines Ortes oder die Schilderung einer Handlung in einem Roman. Darauf hatte ich in meinem Beitrag zu John Asht ganz am Schluss angespielt. Diese Form der Argumentation wird nicht systematisch dargestellt, auch, weil sie, wenn man sie wissenschaftlich beschreiben will, äußerst voraussetzungsreich ist. Häufig findet man sie aber in Monografien zu bestimmten Werken, zum Beispiel zur Mutter Courage von Brecht, dann aber nicht mit dem Hinweis auf eine Argumentation, sondern auf den Verlauf der Geschichte oder eines Geschichtsabschnitts und was der Autor damit zeigen will.
Neulich las ich in diesem Zusammenhang von einer metaphorischen Argumentation. Dieser Begriff ist für Geschichten aber selten richtig und verkürzt um die wesentlich wichtigere metonymische Argumentation (siehe Argumentation und Erzählung und Krimis plotten und schreiben: Spuren, Indizien, Rätsel, außerdem eine Einführung in die Metonymie: Metonymien: Konnotationen). Trotzdem gibt es auch metaphorische Formen, allerdings nicht (oder äußerst selten) in dem üblichen Unterhaltungsroman, sondern eher bei Max Frisch oder Elfriede Jelinek.
Falls Sie hier ein wirklich gutes Buch lesen wollen:
  • Bayer, Klaus. Argument und Argumentation. Göttingen 2007
Das ist auch hinreichend verständlich geschrieben und mit schönen Beispielen aus Literatur und Alltag belegt.
Ansonsten habe ich hier einen Artikel verfasst, der erstmal grundsätzlich die Anordnung von Argumenten beschreibt (allerdings noch nicht die Schlussfolgerungen):

Logik
Dies ist die Lehre von den (guten) Bedingungen einer (guten) Schlussfolgerung.
Dazu gehörte zum Beispiel lange der Satz vom ausgeschlossenen Dritten. Ein Mensch sei entweder ein Mann oder eine Frau. Etwas anderes sei nicht möglich. Der Logiker Johansson allerdings zeigte, dass aus einem Widerspruch eine beliebige Aussage folgt. Etwas ähnliches schreibt der deutsche Soziologe Niklas Luhmann für den sozialen Konflikt (in Soziale Systeme, im Kapitel zum Konflikt): auf der einen Seite sind Konflikte durch eine harte Gegeneinandersetzung gekennzeichnet: du hast schuld - nein, du - nein, du - usw. Auf der anderen Seite ziehen Konflikte fast beliebige Ereignisse an, um sie auf den Konflikt zu trimmen: Dass du die Butter in die linke Ecke des Kühlschranks gestellt hast, zeigt mal wieder, dass du mit mir nicht zusammenleben möchtest und deshalb generell zur Untreue neigst.
Heute hat man das Geschlechterverhältnis in ganz andere Kategorien eingeteilt. Es gibt ein biologisches und ein kulturelles Geschlecht; und während das biologische Geschlecht zwar eindeutig ist, aber wenig besagt (obwohl es durchaus biologische Einflüsse gibt), ist das kulturelle Geschlecht vieldeutig und für das konkrete Sexualverhalten äußerst wichtig. Man sehe sich nur männliche Homosexuelle an.
Die Logik ist also ein wichtiger Bezugspunkt für Argumentationen.

Topik
Das ist die Lehre von den Orten, an denen man Argumente findet. In der Rhetorik gehört sie zu der inventio, also dem Finden und Erfinden eines Stoffes.
Nehmen wir an, ich wollte einen Artikel schreiben, in dem ich die Arbeitsunwilligkeit bestimmter Bevölkerungsschichten anprangern möchte. Dort macht es einen Unterschied, ob ich eine Statistik zitiere, um mein Argument zu stützen, oder eine bekannte Person, die sich abfällig über Arbeitslose geäußert hat. 
Klassische Topiken haben hier eine rechte Systematisierungswut entwickelt und unterscheiden zum Beispiel zwischen beliebten und wenig beliebten Personen. So würde es einen Unterschied machen, ob ich Franz Beckenbauer, Peter Sloterdijk oder Guido Westerwelle zitieren würde. Franz Beckenbauer könnte meinen Zuhörern zu bodenständig sein. Sloterdijk als berühmtester, lebender Philosoph wäre genau der richtige und Westerwelle gilt eher als verpönt.
Trotzdem gibt es hier auch Möglichkeiten, eher verpönte oder allzu bodenständige Personen sprechen zu lassen, zum Beispiel, um einen Gedankengang weiter auszuführen und diesen dann ins Absurde zu treiben oder mit seinen eigenen Argumenten zu schlagen. Und auch so etwas lehrt die Topik, insbesondere die juristische Topiklehre für die Gerichtsrede mit fingiertem Einlenken auf die Position des Klägers oder Verteidigers oder die Predigtlehre mit einem ebensolchen Einlenken auf die Position der Schwach- und Ungläubigen.
Die Topik ist ein stiefmütterlich behandeltes Gebiet der Rhetorik. Der modernen Rhetorik ist die Haltbarkeit ihrer Argumente ja sch***-egal: die wollen teilweise nur verkaufen und sich selbst verkaufen, ob das Produkt nun Substanz hat oder nicht. In den Wissenschaften scheint diese Lehre als unschick zu gelten, da hier offenbar die Überzeugung herrscht, ein Argument fände sich immer in der Sache selbst. Doch bei hochkomplexen und dynamischen Sachverhalten, also zum Beispiel der Gesellschaft in der Soziologie oder der Seele in der Psychologie, hat man keine einfachen und schlicht zutage liegenden Sachverhalte. Und hier ist eine Topik schon nützlich, um alle möglichen Gebiete, die eine Argumentation stützen können, systematisch zu überprüfen.

Argumentieren

Habe mir heute einige Bücher geleistet (was sonst?). 
Unter anderem Argumentieren von Andreas Edmüller und Thomas Wilhelm. Hier meine Rezension zu diesem Buch.
Es ist, mit Verlaub, doch manchmal bitter, was sich manche dieser "Rhetoriktrainer" zusammenscheißern.

25.01.2012

Systemische Kommunikation

Ich bin sehr überrascht. Mein Buch Einführung in die systemische Kommunikation wird sehr geschätzt und viel gekauft. Hochgerechnet werde ich diesen Monat 800 Exemplare verkaufen. Und das freut mich natürlich sehr.
Enttäuscht dagegen bin ich von dem Verkaufsstart Kindle-Texte mit Winword und OpenOffice formatieren. Obwohl die Kollegen, denen ich das Buch habe kostenlos zukommen lassen, begeistert sind und trotz der sehr guten Rezensionen, will niemand das Buch haben. Und ich dachte, das müsste ein ziemlicher Selbstgänger sein, weil zur Zeit so viele Menschen sich mit einer Kindle-Veröffentlichung herumschlagen und dazu natürlich auch eine gute Formatierung gehört.

Uexküll und Deleuze

Ich bin seit Tagen wieder dabei, Uexküll und Deleuze zu lesen, Uexküll, weil ich den seit einem Jahr am Wickel habe und nie richtig dazu komme, mit für ihn Zeit zu nehmen, Deleuze, weil sich für mich einiges klärt, was er so schreibt, seit ich Uexküll lese.

Hier sind einige meiner Anmerkungen, die ich heute fabriziert habe:

Ganzheit 
Driesch: Ganzheit als Charakteristikum des Lebendigen, "denn die anorganischen Natur kennt nur Summen, jedoch keine Ganzheit, die — ich kann mich nicht anders ausdrücken — eine planmäßige Anordnung ihrer Teile darstellt." (Seite 293) 

Die Ganzheit organisiert sich durch Funktionen. Die Ganzheitlichkeit (zum Beispiel des Menschen) muss also in den Funktionen gesehen werden, die dieser tatsächlich ausübt, also in den Affekten, die ein Mensch in (also zusammen mit) seiner Umwelt "hat". (Zu Seite 293) 

Planmäßigkeit
Uexküll erörtert dann den Begriff der Planmäßigkeit: 
"Kant hat die Kausalität der konstitutiven Tätigkeit des Verstandes zugerechnet, dagegen die Planmäßigkeit dem regulativen Gebrauch der Vernunft zugewiesen. Das erweckt den Eindruck, als könne ein Plan niemals der integrierende Teil eines Gegenstandes sein, sondern sei bloß eine, wenn auch mit Notwendigkeit hinzugedachte menschliche Regel. Driesch hat diese Frage eingehend behandelt und nachgewiesen, dass die Planmäßigkeit ebenfalls zu den konstitutiven Eigenschaften zu rechnen sei." (Seite 293 f.) 
Das ist allerdings eine Geschmacksfrage. Natürlich sind Gegenstände in irgendeiner Weise strukturiert. Aber die Frage ist natürlich, wie diese Struktur und die Planmäßigkeit der Vernunft zusammenhängen. Ist die Planmäßigkeit die Arbeitsweise der Vernunft, kann diese nicht den Gegenständen eigen sein. Es ist jedoch klar, dass die Planmäßigkeiten ebenso wenig nützlich ist, wenn Sie nicht auf die Struktur eines Gegenstandes Rücksicht nimmt. 
Die Planmäßigkeit drückt sich deshalb auch nicht darin aus, dass die Vernunft dem Gegenstande eine Regel zukommen lässt, sondern darin, dass überhaupt eine Regel erdacht wird. So qualifiziert Uexküll sonst argumentiert, geht er hier fehl. Die Planmäßigkeit ist ein Vermögen der Vernunft, keine Eigenschaft der Dinge. Die Vernunft verarbeitet die erfahrenen Kausalitäten zu Regeln. 
Und natürlich kann die Vernunft nichts verarbeiten, was sie nicht an Stoff vom Verstand geliefert bekommen hat. 

"Wenn man Gestalt und Ganzheit ihren Teilen gegenüberstellt, wird man bei den Teilen der Gestalt sogleich auf den unterschied von leitenden und begleitenden Eigenschaften stoßen, …" (Seite 293) 

Gegen den populären Begriff des ganzheitlichen Denkens 
Folgt man dem Begriff der Ganzheit, wie Uexküll ihn hier zitiert, dann besteht ein Mensch aus zahlreichen Ganzheiten und nicht, wie dies der populäre Begriff suggeriert, als eine Ganzheit an sich. Letzten Endes sind Ganzheiten nur die funktionalen Zusammenhänge, die ein Mensch tätigt oder erleidet. 
Deleuze und Guattari schreiben irgendwo in ihrem Kafka-Buch, dass auch eine Sackgasse ein Ausweg sei. Und das liegt natürlich daran, dass auch eine Sackgasse in einen funktionalen Zusammenhang eingebunden ist. Es gibt keine unfunktionalen Ganzheiten, bzw. keine Elemente, die nicht irgendwie eingebunden sind. (Zu Seite 293) 

Wenn der Mensch aus Ganzheiten besteht, dann ist es grundsätzlich auch möglich, dass solche Ganzheiten "verschwinden" oder neue dazu gelernt werden können. Und setzt man diese Gesamtheit der Ganzheiten mit der Seele gleich (oder der Psyche), dann kann ein Mensch seine Seele ausweiten oder einschrumpfen. (Zu Seite 293) 

Es gibt, um ein Wort von Nietzsche zu verwenden, eine Diätetik der Seele, also eine Sorge um die eigenen Ganzheiten, die eigenen funktionalen Zusammenhänge. 

Die Ganzheiten sind immer heterogen. Sie bestehen aus einer Gewohnheit (zyklische Zeit) und einem Produkt (lineare Zeit). Das Produkt ist immer "außen", während die Gewohnheit "innen" ist. Aber doch letzten Endes ist das nur eine analytische Trennung, keine, die in der Praxis ebenfalls getrennt werden könnte. 
Wer eine Ganzheit "hat", "hat" auch das Produkt und die Gewohnheit. 
Deshalb schreibt Deleuze auch, man müsse das Kind seiner Ereignisse werden. Es ist nämlich völlig unsinnig, gegen ein Produkt anzukämpfen; stattdessen muss man die Gewohnheit in einen anderen Zusammenhang bringen, sie ausspielen, mit einem Wort: man muss "werden". 

"Es ist nicht schwierig, sich davon zu überzeugen, dass jeder Gebrauchsgegenstand und jede Maschine ein Planträger ist." (Seite 294) 
Wenn man meine Kritik (oben) ernst nimmt, dann sind Gegenstände und Maschinen nur Merkmalsträger. Aber diese Merkmale werden dann so verarbeitet, dass sie in einem Plan funktionieren. Bzw. natürlich nicht funktionieren, wenn der Plan nicht zu dem Gegenstand oder der Maschine passt. 

Der Begriff (die Deleuze und Guattari ihn definieren) ist ein solcher Plan. (Zu Seite 294) 

Uexküll vollzieht übrigens die gleiche Trennung, nur eben nachdem er den Plan auch in die Gegenstände hineingelegt hat (ich rede von der Trennung zwischen Planmäßigkeit und Struktur eines Gegenstandes): 
"Es ist nicht schwierig, sich davon zu überzeugen, dass jeder Gebrauchsgegenstand und jede Maschine ein Planträger ist. Bedeutsam ist dabei zweierlei: erstens, dass jeder Plan, obgleich er die Form der Materie bestimmt und die Bewegungen der Maschine beherrscht, selbst wieder Stoff noch Bewegung ist und zweitens, dass der Plan in allen menschlichen Erzeugnissen heteronom ist, d.h. nicht aus der Maschine selbst stammt im Gegensatz zu allen Lebewesen, deren Pläne autonom sind." (Seite 294) 
Was ich also als Planmäßigkeit und Gegenstandsstruktur bezeichnet habe, bezeichnet Uexküll als autonome und heteronome Pläne. 

Karte und Territorium
Hier können wir auch die Begriffe von Karte und Territorium (die mir bei Deleuze in der Vergangenheit viel Schwierigkeiten gemacht hat) verschieben. Die Karte besteht nicht aus den Vorstellungen, die ich mir von einem "Territorium" mache, sondern aus den Merkmalen. Das Territorium dagegen entwickelt sich entlang dieser Merkmale, es sind die Ganzheiten, die sich herausbilden, sobald ich mit einer Karte "tätig" umgehe. Das Territorium ist also nicht die Realität (wie man dies im Konstruktivismus häufiger als Begriff findet), sondern gehört zum Menschen (zu seiner Seele) notwendig dazu. Der Mensch (seine Seele) ist das Territorium, das er bewohnt.

Überschriften im Kindle

Nachtrag zum Nachtrag (12. Februar 2012): Herr Schulze weist sehr richtig darauf hin, dass es sich bei den Anführungsstrichen um das so genannte Zollzeichen handelt, bzw. das Sekundenzeichen. Dieses besteht aus zwei dicht nebeneinanderliegenden Apostrophen, so wie es unten im Text zu sehen ist. Andere Formen des Anführungszeichens dagegen können verlinkt werden.


Noch ein Nachtrag zu meinem Kindle-Formatierungsbuch:
Überschriften mit Anführungsstrichen werden im Inhaltsverzeichnis nicht verlinkt!

Wer also solche Überschriften in seiner Datei hat:
  • "Ich habe das nie so gesagt!"
  • Der "typische" Fehler
wird später, auf Kindle, im Inhaltsverzeichnis keinen entsprechenden Link finden.

Wer trotzdem solche Überschriften haben möchte, kann allerdings eine Textmarke vor die fehlerhafte Überschrift setzen und diese dann manuell verlinken (durch einen internen Hyperlink).

24.01.2012

John Asht

Völlig an mir ist bisher ein Internet-Aufreger vorbei gegangen, der seit dem 17. Dezember letzten Jahres im Internet tobt.

Gehobene Literatur?

Losgetreten wurde dieses Sturm von Myriel, die in ihrem Blog Bücherzeit ein Buch von einem gewissen John Asht rezensierte. Dieses Buch, Twin-Pryx. Zwillingsbrut, riss die Bloggerin nicht zu Begeisterungsstürmen hin, sondern zu folgendem:
Bei meinem ersten Versuch mit diesem Buch habe ich es nicht mal bis Seite 30 geschafft, beim zweiten Anlauf immerhin bis Seite 90. Einen Dritten wird es nicht geben. Denn auf diesen Seiten sind mir schon so viele Dinge aufgefallen und haben mir quer im Magen gelegen, so dass ich gar nicht erst wissen möchte, wie es weiter geht.
Daraufhin postete ebenbesagter Autor folgendes:
Na ja, von einer 23-jährigen Fantasy-Leserin, die mit gehobener Literatur überhaupt nichts anfangen kann, erwarte ich auch nicht mehr als eine solch’ unqualifizierte Pseudo-Rezi.
Womit klar ist, dass Herr Asht sein eigenes Werk als gehobene Literatur bezeichnet. Aber wenn Herr Asht nur ein billiges Machwerk geschrieben hätte (was die Rezensentin übrigens nie behauptet hat), dann ist es tatsächlich kaum mehr als einer Pseudo-Rezi wert.

Genres

Asht fährt dann fort:
Mädel, schreib’s dir hinter die Ohren: Phantastische Literatur ist nicht „Fantasy“.
Also, tu uns allen einen Gefallen und bleib bei deinen Zwergen und Elfen – für mehr reichts nicht!
Der erste Satz ist eine recht mystische Behauptung: wer legt denn die Grenzen des Genres fest? Die Literaturwissenschaft hat sich seit langer Zeit (zumindest theoretisch) von den Klassikern als ihrem einzigen Untersuchungsobjekt befreit (vgl. zum Beispiel Bachtin, Michael: Die Ästhetik des Wortes). Was natürlich nicht heißt, dass man jetzt Brecht oder Goethe nicht mehr lesen sollte.
Aber auch die feineren Grenzen geraten ins Schwimmen: Harry Potter etwa ist zu großen Teilen wie ein Kriminalroman geschrieben, wenn auch als Kriminalroman in einer phantastischen Welt. Andrea Camilleri belebt die Burleske im Kriminalroman. Steam Punk versucht der Fantasy-Literatur neue Szenerien einzuhauchen, ebenso die sogenannte Urban Fantasy. Und der Thriller wird heutzutage ja recht wahllos auf alle möglichen Werke draufgepappt, wenn diese sonst nicht einzuordnen sind.
Zu der phantastischen Literatur zählen, folgt man Tzvetan Todorov (Phantastische Literatur) oder Brittnacher (Ästhetik des Horrors) vor allem Topoi, also typische Figuren-/Konfliktkonstellationen, bzw. auch bestimmte Figurentypen, wie bei Harry Potter die Geschichte vom verlorenen Sohn aufgenommen wird oder in Twilight die Schöne und das Biest. Nun wird die Kritik der topoi generell nicht mehr gepflegt. Warum auch? An einem Roman wird doch (oft) gerade das Neue und Abweichende geschätzt, also das, was die Grenzen eines topos aufweicht. (Michael Crichtons Werk Jurassic Park wird als Thriller bezeichnet, ist aber auch eine "realitätsnahe" Dystopie.)
Deshalb wirkt die Antwort von Antje Roder, offensichtlich die Inhaberin des Verlages, in dem Herr Asht sein Werk veröffentlicht hat, besonders lächerlich:
Sie sind keine studierte Literaturkritikerin – das sieht man allein schon daran, dass Sie den fantastischen Abenteuerroman „Twin-Pryx, Zwillingsbrut“ fälschlicherweise in die Kategorie „Fantasy“ abgeheftet haben.
Wo aber könnte man (abgesehen davon, dass der Begriff des Genres ein sehr zweifelhafter ist) Literaturkritik studieren? Es gibt Literaturwissenschaftler und es gibt Kulturjournalisten. Vermutlich auch einige andere Studiengänge, die sich "offiziell" dazu berechtigt fühlen.
Und - ich kann es nur noch einmal betonen -: warum sollte sich ein Literaturkritiker mit dem Werk von Herrn Asht herumschlagen? Es ist schließlich "nur" Fantasy!

Das Mädel

Das abfällige "Mädel" korrespondiert übrigens mit der kaum verhohlenen Arroganz, die dieser Autor an den Tag legt. Und anders als hirnlos zu polarisieren scheint Herr Asht auch nicht zu können.
Da mag die Bloggerin denn auch den nächsten Satz nur zu beherzigen wissen: hat sie doch mit ihrer Rezension einen literarischen Zwerg beglückt (dazu unten mehr). Denn eines ist sicher: Herr Asht schreibt keinesfalls gehobene Literatur.

Literatur-Kriminalität

Man muss sich kein weiteres Bild von dem Autor machen. Wer Ohren hat zu hören, der höre. Er schreibt auf seinem Blog denn auch von der Literatur-Kriminalität, in einem hasserfüllten und abfälligen Ton, ohne auch nur das mindeste an Belegen zu liefern oder mit Gegenargumenten zu kommen.
Gab es da nicht mal sowas wie Verfolgungswahn?

Der Roman

Was also leistet dieser Roman?
Immerhin kann der Autor ordentliche Sätze schreiben. Die Rechtschreibung ist ordentlich überprüft worden. Nur kommt man damit leider nicht weit.
Es gibt zahlreiche verstörende Elemente in diesem Roman, und zwar erzähltechnisch verstörende Elemente. Da ich bei einem solchen Werk vor allem Unterhaltung erwarten würde, sind erzähltechnisch verstörende Elemente nicht angebracht.
Es gibt drei große Tendenzen, die in einem Unterhaltungsroman beachtet werden sollten: Leserorientierung, Spannungsaufbau und Charakterisierung.

Leserorientierung I

Die Leserorientierung orientiert den Leser, wie eine Person in ihre Umwelt "eingebaut" ist. Diese Kategorie ist sicherlich unscharf, da hier jeder Autor auch eigene Wege finden kann. Trotzdem sollte sich ein Autor klar werden, was wann wie wichtig ist. Dass man daran scheitern kann, ist ebenfalls klar.
Es geht also darum, den Leser nicht nur in die Welt einzuführen, sondern in die Welt für die Protagonisten. Doch davon weiß der Autor Asht nur wenig zu sagen. Besonders auffällig jedoch ist, dass im Prolog eine Burg angedeutet, aber nicht wirklich dargestellt wird, diese aber im ersten Kapitel als bekannt vorausgesetzt wird. Gerade diese Burg aber ist wichtig, denn die "junge Frau" aus dem Prolog bewacht die Protagonistin aus dem ersten Kapitel, die in dieser Burg lebt.
Und hier gibt es eine ungeschriebene Regel, die aber von allen "großen" Autoren (Ausnahme: Burlesken) befolgt wird: nimm dir für die Beschreibung der wichtigen Orte Zeit. Zweite wichtige Regel: Wichtige Orte müssen mehrmals (wenn auch variantenreich) beschrieben werden.
Man lese nur Jurassic Parc, in dem Crichton seine Insel Stück für Stück und immer wieder neu in Worte fasst. An dieser Stelle hätte ich, als Lektor, angemerkt, dass der Autor diese Burg zumindest etwas genauer verbildlichen hätte sollen, d.h. beschreiben.
Asht nun schafft weder das eine noch das andere. Seine Orte wirken wie plötzlich dazuerfunden. Als habe er seine Geschichte nicht geplant, vor allem nicht auf Leserorientierung geplant, sondern von mal zu mal eine weitere Wendung gesucht.

Leserorientierung II

Die Leserorientierung ist eine Kategorie, deren Sinn und Zweck ich anzweifle. Anzweifeln tue ich dies, weil die Kategorie zu weit, zu unscharf gefasst ist, also garnicht den Begriff der Kategorie verdient.
Ein anderes Problem ist die Abgrenzung zur Charakterisierung. Protagonisten charakterisieren sich für gewöhnlich dadurch, wie sie sich in einer bestimmten Umwelt verhalten. Damit sind in der Charakterisierung auch Elemente der Leserorientierung enthalten.
Deshalb bezeichne ich die drei Elemente Leserorientierung, Spannungsaufbau und Charakterisierung auch als Tendenzen, nicht als (wissenschaftliche) Kategorien.

Leserorientierung III

Was bietet Asht in Bezug auf Leserorientierung?
Wenig.
Die Burg taucht im Prolog zwar sofort auf, wird dann aber eher in Teilorte zersplittert (Burggraben), denn sinnlich beschrieben. Sie ist "da", aber eher als ideell-abstraktes Gebilde.
Ebenfalls:
"Ich bin da", sprach sie zu dem Wirbel, der sich nun in den Schatten der großen, frei stehenden Eiche bewegte.
Diese Eiche, die auffällig sein sollte und narrativ relevant (wenn auch nur in diesem Abschnitt), wird vorher mit keinem Wort erwähnt. Es erscheint wie der launische Einfall des Autors, nicht wie eine durchkomponierte Szene. Launisch ist dies auch auf grammatikalischer, bzw. syntaktischer Ebene, weil das Wort "der" in "der großen, frei stehenden Eiche" suggeriert, dass der Autor diesen Baum schon vorher eingeführt habe.
Erzählerisch birgt diese Stelle noch eine zweite Unklarheit: bewegt sich der Wirbel in den Schatten hinein (dann wäre der Akkusativ korrekt) oder bewegt sich der Wirbel im Schatten selbst (dann müsste dort der Dativ stehen).

Häufung rhetorischer Figuren

Weiters scheint der Autor immer wieder in das Gebiet der durchrhythmisierten Prosa einzudringen. Dies macht sich durch die Häufung rhetorischer Figuren deutlich, zum Beispiel durch Frequenzen auf der phonologischen Ebene, sprich (auf deutsch gesagt): Häufungen gleicher Laute, zum Beispiel in der Alliteration und der Assonanz:
  • wohlgeformter Wuchs (Alliteration)
  • Maag Mell (Alliteration)
  • Bergbrise (Alliteration)
  • Sommeranfang, Landschaft, war, bald, Waldrand (Assonanz durch den Vokal a)
  • ...
Eine weitere Häufung findet auf der Satzebene statt, vor allem durch Inversionen (Satzumstellungen) und durch Passivkonstruktionen (die zwar nicht zu den "rhetorischen" Mitteln gehört, man aber durchaus als eine solche behandeln kann):
  • "Aus einem dieser dunklen Flecken trat eine junge Frau am Waldrand hervor ..." (Inversion)
  • "Ihre kastanienbraunen Haare waren von einem bunten Stirnband umkränzt ..." (passivische Konstruktion)
Die bei jungen Schriftstellern sehr beliebte Inversion ist sowieso ein rechter Unsinn. Was macht nämlich eine Inversion? Sie stellt einen besonders bedeutsamen Satzteil vorneweg. Ist dieser Satzteil allerdings nicht wirklich bedeutsam, wie zum Beispiel hier "dunkle Flecken" (sie haben für die Geschichte keinerlei Relevanz), dann wirkt die vermeintliche Bedeutsamkeit eher lächerlich.
Noch schlimmer aber sind die Häufungen von Inversionen, die ständig Bedeutsamkeit suggerieren.

Adjektivitis

Ein nächstes Problem sind die Adjektivhäufungen, die zudem oft Komposita sind (kastanienbraunes, altkeltischer), mit Modalwörtern versehen sind (angenehm kühle, kunstvoll geflochtene, auffallend mystisch grüne), ergänzt sind.
Diese bremsen den Lesefluss. Nun ist das noch kein Nachteil, kein Tadel, wenn der Roman (1) diesen Stil durchhalten würde und (2) diese Art des Schreibens Sinn machen würde. Zu dem ersten Punkt kann man dem Autor Asht allerdings nur eine gebrochene Schreibweise zusprechen, was den zweiten Punkt fragwürdig werden lässt.
In Fantasy-Romanen (oder auch phantastischer Literatur) ist eine solche Schreibweise allerdings schon deshalb fraglich, weil der Leser sie gerne "verschlingen" möchte. Hier wird die Häufung von Adjektiven als Adjektivitis gebrandmarkt. Kern des sinnlich-konkreten Schreibens ist eben nicht das Adjektiv, sondern die konkrete Tätigkeit. Adjektive sind notwendig, sollten aber vorsichtig gesetzt werden. Asht schreibt zumindest genreuntypisch und muss daher mit Ablehnung rechnen.

Manierismus

Ich denke, es reicht an dieser Stelle.
Die Häufung von rhetorischen Figuren führen zu einem ungewöhnlichen Schreibstil, den man als manieristisch bezeichnen muss. Der Manierismus stellt die Häufung rhetorischer Figuren bewusst oder unbewusst über die inhaltliche Klarheit.
Nun ist Asht nicht wirklich unklar: aber es gibt keinen "Drive", keinen Sog, der mich als Leser in den ersten Konflikt zieht und das liegt an einer Sprache, die sich immer wieder über die Handlung schiebt, mich also daran erinnert, dass ich lese und mich nicht eine Geschichte "erleben" lässt. Das wäre kein Fehler, ist aber - wie gesagt - genreuntypisch.

Alltagslogik und Beschreibungen

Man müsste hier noch einiges zur Alltagslogik sagen.
So tritt die junge Frau (im dritten Satz) "aus einem dieser dunklen Flecken ... hervor", und der Leser assoziiert dies mit den Schatten der Schäfchenwolken im zweiten Satz. Wie eine junge Frau allerdings aus dem Schatten einer Schäfchenwolke hervortreten kann, ist unklar.
Der Autor meint wohl, dass die junge Frau aus einem Schatten des Waldes am Waldrand hervortritt, zerreißt aber durch seine Satzinversion ("Aus einem dieser dunklen Flecken trat eine junge Frau am Waldrand hervor") den üblichen Zusammenhang. Dies wird noch durch das pointierte Demonstrativpronomen ("dieser") verschärft.
Beschreibungen in Romanen sind nicht unschuldig. Man sehe sich zum Beispiel die Beschreibungen in Max Frischs Homo Faber oder im Stiller an. Diese fangen den Leser an einer spezifischen Stelle ein und führen ihn zu einer pointiert anderen Stelle. Es gibt bei Frisch dann zwar keine Handlung (oder zumindest nur eine sehr reduzierte), aber eine deutliche Bewegung des Sinns. So gibt es auch in Beschreibungen eine Art Logik, bzw. Argumentation.
Aber man muss garnicht in die "klassische" Literatur gehen. Auch Michael Crichton scheint seine Beschreibungen so anzufertigen. Stephen King ebenso. Joanne Rowling. Stephenie Meyer. Kai Meyer. Und so fort.
Eine solche "narrative Argumentation" gehört mit zur Leserführung und zum Spannungsaufbau. Wer meinen Blog kennt, weiß, dass ich seit Jahren an diesem Problem arbeite. Ich habe noch keine deutliche Lösung gefunden (nur Tendenzen), auch, weil die Poetik des Unterhaltungsromans kaum von seiner Produktionsseite aus untersucht wird, also: Wie schreibt ein Autor einen Unterhaltungsroman? Welche Techniken muss er beherrschen? Die meisten wissenschaftlichen Poetiken sind beschreibend, während eine Poetik der Produktion vorschreibend, also normativ wäre, nur eben nicht auf der Ebene der Übungsbücher, sondern an wissenschaftliche Kategorien angelehnt.

Nachtrag 2017

Im Nachhinein mag ich meine Artikel über Autoren nicht sonderlich, wenn ich diese so umfassend kritisiere. Allerdings tragen Ablehnungen häufig mehr zur Begriffsklärung bei als positive Definitionen und Beispiele. Sie machen die Grenzen klarer. Zudem habe ich gegenüber John Asht nicht das mindeste schlechte Gewissen, hat er sich mittlerweile doch zu einem genau so aufklärungsfreien wie paranoiden (zumindest auf der semantischen Ebene paranoiden) politischen Hetzer weiterentwickelt. Obwohl "weiterentwickeln" vielleicht ein Euphemismus ist. Eher haben sich sein Hass und seine egomanischen Anklagen generalisiert, nach dem Motto: heute hasse ich diesen Kritiker, morgen die ganze kritische Welt.

16.01.2012

HTML und KDP; individuelle Inhaltsverzeichnisse

Mittlerweile habe ich begriffen, wie man Bilder in HTML einbindet und dann auf KDP hochlädt: als ZIP-Datei. Aber das ist insgesamt sehr umständlich.

Sobald ich dazu etwas mehr weiß und einen guten Workflow anbieten kann, kommt der auch in mein Formatierungsbüchlein.

HTML ist leider noch aus einem anderen Grund für mich mittlerweile sehr interessant:
Wer mal versucht hat, ein komplexeres Inhaltsverzeichnis aus einer Winword-Datei auf KDP hochzuladen, wird mit Erstaunen festgestellt haben, dass das normale Inhaltsverzeichnis nur zwei Ebenen besitzt und nur zwei Formatierungen. Überschriften der Ebene 3 sehen dort genauso aus wie Überschriften der Ebene 4.
Nun kann man dieses ganze Problem durch einen etwas umständlichen Arbeitsweg umgehen. Den habe ich heute nachmittag in vielen Variationen ausprobiert, um hier einen guten und raschen Arbeitsprozess dafür zu finden.
Glücklich bin ich mit der ganzen Sache noch nicht.

15.01.2012

Drittens: Kindle-Texte formatieren

Derzeit hat Amazon für KDP seinen modus operandi geändert, was für einige Überraschungen sorgt. 
So hatte ich gestern Nacht eine neue, um zwei Rechtschreibfehler und einen nicht funktionierenden Hyperlink bereinigte Fassung eingestellt, die normalerweise recht schnell (innerhalb weniger Stunden) zur Verfügung steht. Diesmal dauert es allerdings: wie mir Ruprecht Frieling mitteilt, muss man derzeit eine Nachricht an Amazon schicken, mit der Bitte um Veröffentlichung. Das habe ich getan, wird allerdings wahrscheinlich erst morgen realisiert.

Seit letzter Woche gibt es auf KDP auch eine neue Buchvorschau, die ich gestern und heute umfangreich ausprobiert habe und spitzenmäßig finde. Darum habe ich mein Buch heute morgen hier nochmal um ein Unterkapitel erweitert, das dieses erklärt.

Außerdem war ich vorgestern bei einem Freund, einem Architekten, der die neueste Version von InDesign besitzt und habe mit diesem die Formatierung von Kindle-Büchern über dieses Programm ausprobiert, wie Daniel Trautmann das in seinem Buch Adobe InDesign CS 5 + Kindle anbietet.
Das funktioniert nicht!
Der Autor hat ganz offensichtlich irgendetwas geschrieben, und die Möglichkeiten weder umfassend noch in Grundzügen überprüft.
Deshalb: Hände weg von InDesign, wenn ihr einfach nur ein Kindle-Buch veröffentlichen wollt.
Zur Zeit jedenfalls. Ich bleibe an dem Thema dran. Vielleicht klappt es ja zu einem späteren Zeitpunkt und dann dürfte das Ganze mit Adobe für Autoren von Comics und Kinderbüchern spannend werden, also für Bücher, in denen Fließtext und Bilder übereinanderliegen.

Gestern habe ich meinem Spracherkennungsprogramm noch zahlreiche Begriffe aus der strukturalistischen Literaturwissenschaft antrainiert und statt zu schreiben eben meinen Dragon gepflegt (was zunächst viel Arbeit bedeutet, auch wenn sich diese bei mir mittlerweile stark reduziert: aber Dragon braucht zunächst viel Pflege).

Zudem sitze ich - deshalb bin ich gerade wieder an den Grundlagenwerken - an einem Text für Anja Wurm, die mich mit dem Lektorat von experimenteller Prosa herausgefordert hat.
Hieraus wird auf jeden Fall ein weiteres Büchlein entstehen.

13.01.2012

Kindle-Texte über Winword und OpenOffice formatieren, die Zweite

Es sieht gut aus und die internen Verlinkungen klappen vorzüglich.
Das einzige, was mich stört: der Preis. Den habe ich so nicht eingegeben. Eigentlich sollte das Buch 1,49 Euro kosten. Jetzt kostet's 1,53 Euro.
Das Buch liegt übrigens deshalb über dem Minimalpreis, weil es teilweise recht große, farbige Abbildungen enthält. Da Amazon die Download-Größe berechnet und dem Autoren abzieht, habe ich mir eine kleine Marge eingebaut.

Dann hoffe ich mal, dass wir in Zukunft nicht mehr schlecht oder garnicht funktionierende Inhaltsverzeichnisse, nur noch gut eingesetzte Bilder (soweit die Kindle-Formatierung das zulässt) und eventuell sogar ein bisschen mehr Hypertext zu sehen bekommen.

Nach diesem Ausflug in die grundlegenden Techniken in die Dokument-Formatierung kehre ich zu meiner Literaturwissenschaft zurück. Hier beschäftige ich mich gerade mit Isotopien und einigen bezaubernd schönen Passagen aus Zizek (Die Tücke des Subjekts) und Uexküll (Theoretische Biologie).

Gelesen habe ich auch: Lost World von Michael Crichton. War ganz in Ordnung. Etwas schlicht im Stil, eventuell lag's an der deutschen Übersetzung.

12.01.2012

Kindle-Formatierung über Winword und OpenOffice

Die letzten Tage habe ich mich gründlichst mit Kindle-Formatierungen herumgeschlagen und meine Ergebnisse geordnet und dokumentiert. Herausgekommen ist ein umfangreiches Buch mit zahlreichen Bildern. Herausgekommen ist bei mir auch eine wesentlich größere Sicherheit, wie ich Dokumente für Kindle formatieren muss.

Nächstes großes Aufgabengebiet: HTML und Kindle.

Jetzt ist es fünf Uhr morgens und damit die zweite Nacht, die ich mir um die Ohren geschlagen habe. Ich sollte wenigstens noch ein Stündchen, bis Cedric aufwacht, schlafen gehen.

10.01.2012

Der Dilettant

Nein, Herr Rietzschel, Dilettanten sind keine "Meister der Blendung". Zunächst ist ein Dilettant nur jemand, der das, was er macht, noch nicht häufig genug getan hat und noch nicht genügend reflektiert hat. Oder jemand, der etwas als Hobby betreibt, ohne Anspruch auf große Erfolge.
Das andere, da haben Sie vollkommen recht, nämlich diejenigen, die dilettieren, aber niemand darf ihnen das vorwerfen, bzw. die darüber hinweg täuschen, die nennt man Blender.

Was ich auch nicht verstehe: warum hat die Stunde der Dilettanten erst jetzt geschlagen? Solche Dilettanten oder auch Blender gab es schon immer. In der Elitesoziologie findet man die Aussage, dass nicht die intelligentesten, sondern die durchsetzungsfähigsten (rücksichtslosesten) Menschen oftmals die Hierarchie erklimmen. Dafür ist ein durch Konkurrenz betriebenes Gesellschaftssystem eben besonders anfällig.

Siehe zum Beispiel George Bush.

Dilettanten sind mir im übrigen überaus sympathisch. Zumindest, wenn sie wissen, dass sie Dilettanten sind und mit ihren Hobbys keine Ansprüche an die Gesellschaft oder auf verantwortungsvolle Positionen stellen. 
Mit anderen Worten (und um auf mein Metier zurückzugreifen): wenn jemand ein Buch geschrieben hat, bzw. sich eine verworrene Geschichte zusammendilettiert hat und jetzt sofort einen Vertrag mit einem Verlag haben möchte, eventuell sogar von mir die Bestätigung, dass ihr Buch auf jeden Fall veröffentlicht wird, dann kriege ich (innerlich) einen Herzkasper.
Neulich hatte ich eine Kundin, weit über die 60, die Geschichten aus ihrem Leben aufgeschrieben hat. Sie wollte, dass jemand "Professionelles" über ihre Texte schaut. Sie selbst habe, so die Frau, wenig Ahnung von der Materie. Vermutlich lag es auch an dieser Bescheidenheit, dass die Geschichten hübsch geschrieben, stilistisch eingängig, aber trotzdem mit einem gewissen Eigensinn und insgesamt informativ und vergnüglich waren. Wenn es für uns Schreibcoaches eine immer wiederkehrende Erfahrung gibt, dann diese: Demut führt zu Distanz, Distanz ermöglicht Reflexion und Reflexion ermöglicht ein qualitativ besseres Schreiben.