Ich lese, ich schreibe, ich programmiere. Und so ein ganz klein bisschen mache ich auch noch ganz andere Sachen.
Seit drei Monaten ziehe ich ein hartes Programm durch. Ein wenig Programmieren habe ich ja schon immer können, Gestaltung von Webseiten, mal die eine oder andere Verhübschung mit JavaScript, kleinere Spiele mit Python. Aber all das hat mir schon lange nicht mehr gereicht. Seit zwei Jahren springe ich zwischen Java und Python (und gelegentlich anderen Sprachen) hin und her.
Möglichst jeden Tag versuche ich einen bestimmten Aspekt der Java-Programmierung zu wiederholen und ein kleines, halbwegs sinnvolles Programmchen damit zu schreiben. Und sofern mir die Zeit bleibt, erarbeite ich mir auch neue Sachen; oder ich reflektiere. Derzeit diszipliniere ich mich, meine Programme vorher mit UML zu entwerfen und diese dann nach Plan umzusetzen. Funktionieren diese Programme nicht, arbeite ich zunächst nicht an den Programmen direkt weiter, sondern gleiche Ideen zu meinem Plan mit den Ideen ab, die mir während des Programmierens noch gekommen sind, und mit den Fehlermeldungen oder Fehlfunktionen des „fertigen“ Programms.
Das mag mühselig erscheinen. Aber gerade derzeit schreite ich wieder mit Riesenschritten voran. Ich habe es noch nie geschafft, innerhalb von einer Stunde zwölf Klassen zu schreiben. Vor allem dann auch mal zwölf (oder mehr) Klassen, die auf Anhieb genau das miteinander getan haben, was ich von ihnen haben wollte.
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08.11.2018
27.05.2018
In Kürze
Zeit zum Schreiben? Ja, aber wenig bis gar keine Zeit, es dann für die Veröffentlichung zu überarbeiten.
Was ich mache, gemacht habe? Einen Kanban-Kurs. Kanban ist auch als Solo wunderbar. Kleine, konkrete Ziele setzen, wie man dies Tag für Tag in der Schule macht. Nur ist es im privaten Bereich etwas entspannter.
Einen Scrum-Kurs. Spannend, und erinnert ein wenig an die Montessori-Pädagogik (jedenfalls mehr als an die alltägliche Schulpraxis).
Dann noch: Python, insbesondere itertools und functools, numpy und pandas. Letzteres wieder über einen Kurs, den ich aber durch ausgiebige Ausflüge in die Dokumentationen anreichere. Auch dafür habe ich eigentlich keine Zeit. - Tant pis!
16.04.2018
Gewaltfreie Kommunikation
Ich gebe zu,dass die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg bei mir ein etwas schwieriges Thema ist. Kennengelernt habe ich diese in einer Situation, die für mich beruflich recht anstrengend war. Und dort über eine Frau, die ihre Sätze nicht zu Ende bringen konnte. Sie hat sozusagen nur halbe Sätze geäußert, mit denen sie ein sinnvolles Ganzes angekündigt hat, aber dann nie dazu gekommen ist. Ich kann das gar nicht nachmachen. Vielleicht ahnt ihr aber, dass mich dieser Mensch innerhalb kürzester Zeit zur Weißglut getrieben hat.
Eine zweite Erfahrung habe ich dann in einem Seminar, einer Fortbildung gesammelt. Auch diese war nicht glücklich. Wir haben, glaube ich, ziemlich aneinander vorbeigeredet. Allerdings, so muss ich sagen, fand ich das nun nicht so schlimm, da ich deutlich in anderen Welten gelebt habe, als die anderen drei Teilnehmer. Dann ist in einer solch kurzen Zeit von anderthalb Stunden auch schlecht ein Brückenbau möglich.
Bedürfnis und Strategie
Die gewaltfreie Kommunikation stellt mit ihrem Modell von Bedürfnis und Strategie eine recht alte Figur in einen neuen begrifflichen Zusammenhang, ohne damit wirklich etwas Neues zu sagen. Das Bedürfnis ist stärker psychologisch und zum Teil auch biologisch, während die Strategien erlernt sind. Das Verhältnis zwischen ihnen ist weder notwendig noch beliebig. Der Fachbegriff dafür lautet: er ist kontingent.
Damit hat die Strategie, mit der ein Mensch sein Bedürfnis erfüllt, keinen Signalcharakter. Ein Signal muss nur zugeordnet werden, während die Strategie interpretiert werden muss. Interpretation bedeutet an dieser Stelle, dass weitere Einflüsse bedacht und überprüft werden.
Der Zusammenhang, der hier vorgestellt wird, ist natürlich kein neuer. So hat zum Beispiel Sigmund Freud das Verhältnis zwischen Trieb und Triebobjekt gedacht: der Trieb heftet sich mit seiner Energie an ein Triebobjekt, kann sich von diesem aber auch wieder lösen, wenn ein anderes, scheinbar günstigeres Objekt auftaucht. Das Verhältnis zwischen beiden muss zwar notwendig existieren (jeder Trieb hat notwendig ein oder mehrere Objekte), aber nicht notwendigerweise so.
Gerade lese ich von Gottfried Orth und Hilde Fritz das Buch Gewaltfreie Kommunikation in der Schule (Paderborn 2013), und auch wenn mich die Theorie nicht hinreißt, bin ich doch von der Praxis recht angetan und war den ganzen Tag am Kommentieren, neben all den anderen Sachen, die ich getan habe.
Und was ich sonst noch tue
Gestern waren wir im Garten. Heute habe ich mich mit den Vera 3-Arbeiten beschäftigt, diese ein wenig quer kommentiert, verschiedene Filme und Arbeitsblätter zu Steinzeit-Menschen angesehen, einige Lehrvideos bearbeitet, Lernhefte zusammengestellt (ohne eins wirklich fertigzumachen), gezeichnet, E-Mails geschrieben, usw. Kein arbeitsfreier Sonntag, sondern ein arbeitsreicher. Loben wird mich dafür wohl niemand. Aber so ist das eben.
Außerdem habe ich in Slavoj Žižeks Buch Der Mut der Hoffnungslosigkeit weiter gelesen, aber nur zwei kurze Unterkapitel. Mehr Zeit war gar nicht.
23.11.2017
Nachrichten aus der Zwischenwelt
Ich weiß nicht, wann ich für die Zeiten, in denen ich eigentlich nichts veröffentliche, die Überschrift Nachrichten aus der Zwischenwelt erfunden habe. Nun, es ist wohl, nach zwei Wochen Funkstille auch angebracht.
Es ist ja auch nicht so, dass ich nicht schreibe. Ich kommentiere sehr viel, aber erstens derzeit querbeet, nach den täglichen Anforderungen und Erinnerungsresten, und zweitens vieles zu Schülern und persönlichen Dingen, also nichts, was ich ungefiltert an die Öffentlichkeit geben würde.
Insbesondere meine Auseinandersetzung mit der Mathedidaktik schreitet nur langsam voran. Oder schnell, je nachdem. Denn ich habe ziemlich rasch mehr als nur einige fachliche Lücken in meinem Verständnis entdeckt; und soweit ich dies in einem solchen frühen Stadium sagen kann, auch fachliche Lücken in der Literatur. Sich mit seinen eigenen Lücken auseinanderzusetzen ist sinnvoll; inwiefern die Lücken in der Fachliteratur sich als Täuschungen herausstellen, bleibt abzuwarten.
Doch ich habe auch nicht wirklich Zeit. Die Arbeit an der Didaktik ist doch noch deutlich etwas anderes als die Unterrichtsplanung. Und die steht nun mal im Mittelpunkt.
06.11.2017
Diagrammatik
Über was ich mir heute Gedanken gemacht habe!
Neben all den kleinen, berufsbedingten Texten entwickelt sich die Arbeit an der Diagrammatik zu einem Thema, das so ziemlich alles, was ich bisher in meinem Leben geschrieben habe, umfasst.
Was ist Diagrammatik?
Dazu möchte ich nicht allzu ausführlich werden. Als Diagramme kann man alle Erzeugnisse bezeichnen, die einen Erkenntnisgewinn beabsichtigen und auf eine Fläche aufgetragen werden. Das ist nur eine grobe Definition. Aber sie zeigt, auch wenn dann noch ein paar Einschränkungen dazu kommen, auf ein weites Feld.
Daran kann man nun aber so ziemlich alles, was in Büchern vorkommt, festmachen. Denn nicht das Material, sondern der Blickwinkel auf das Material ist letztendlich entscheidend, ob ich etwas als Diagramm verstehe oder nicht. Selbst Bilder sind Diagramme, so das berühmte Bild Las Meninas von Velazquez. Dieses hat der französische Philosoph Michel Foucault seinem Buch Die Ordnung der Dinge in einer mittlerweile ebenso berühmten Interpretation vorangestellt.
Vielfalt der Diagramme
Was gehört noch dazu (und was habe ich heute in meinen Notizen erwähnt)? Bilder vom Zirkel und der Gebrauch des Zirkels selbst, Bilder von Wetterströmungen, die Kinderszenen von Schumann, den seltsamen dreidimensionalen Kupferstichen von Escher, eine Website von einem ökologischen Landwirtschaftsbetrieb und eine von einer Ferienanlage für Klassenfahrten, Mindmaps und Cluster, ein Interview mit Reichsbürgern (gerade im Tagesspiegel erschienen), Schreibpläne von Nietzsche in der Zeit vor der Veröffentlichung des Zarathustra, ...
Interessiert bin ich daran auch deshalb, weil ich ganz zu meiner Anfangszeit als Schreibcoach den Begriff "verorten" als einen meiner zentralen Arbeitsbegriffe neu definiert habe. Damit meinte ich, dass Figuren einer Erzählung immer in einem Raumbezug auftauchen müssen, damit sich dem Leser die Szene erschließt und vorstellbar wird. Auch das ist eine Art von Diagrammatik. Deshalb ist mir der Gedanke sehr vertraut.
Bis in die Unendlichkeit ... (haha!)
Nun, auch bei meiner Arbeit mit den Schulbüchern führt mich die Auseinandersetzung nicht nur zu einer genaueren Betrachtung der Schulbücher selbst - denn jede Schulbuchseite kann als Diagramm gelesen werden -, sondern auch darüber hinaus: wenn man die Möglichkeiten abschätzen möchte, wie Diagramme verstanden werden, spielen psychologische Theorien eine wichtige Rolle. Und diese kommen dann mit weiteren Diagrammen.
So öffnet sich hinter Verknüpfung ein weiterer Knotenpunkt. Und das hat mich, nachdem ich den Morgen etwas schläfrig herumgelümmelt habe, den Nachmittag umso fruchtbarer gemacht.
Weiterhin ist mein zentraler Referenztext Figuration, Erkenntnis, Anschauung von Sybille Krämer. Ein großartiges Buch, ich sagte es bereits.
09.10.2017
Einer langen Beschreibung Reise in die Mathematikdidaktik
Dass man sich gelegentlich Zeichen für Zeichen, Satz für Satz, Sinneinheit für Sinneinheit und Sinnmöglichkeit für Sinnmöglichkeit durch einen Text hindurch arbeitet, gehört nicht zur alltäglichen Beschäftigung der Normalbürgerin. Dies ist die Aufgabe von Philologinnen und Vertreterinnen der grounded theory (oder einer ähnlichen Theorie).
Meist bin ich zu faul dazu. Selbst der Homo Faber, dem ich über zwei Jahre hinweg die Treue gehalten habe, ist mir in vielen Aspekten noch sehr offen geblieben. Neuerdings liegen auf meinem Schreibtisch drei Bücher, aus denen ich doch mittlerweile eine relativ ausführliche Betrachtung von bereits zwei Seiten geliefert habe. Bei den drei Büchern handelt es sich um die Mathefreunde 2-4 (Cornelsen-Verlag).
Ich habe hier Betrachtung geschrieben, weil es sich weder um eine reine Beschreibung, noch um eine Interpretation handelt. Natürlich steht die Beschreibung am Anfang. Auch wenn dies eine recht langweilige Aufgabe ist, weil sie nichts anderes macht, als die Seite sprachlich zu reproduzieren, liefert sie für die folgenden Aufgaben eine gewisse gute Grundlage.
Die reine Beschreibung habe ich dann zum einen in eine semiotische Betrachtung, zum anderen in eine diskursanalytische übergehen lassen, zum dritten aber in eine didaktisch-methodische. Im diskursanalytischen Teil folge ich insbesondere Sybille Krämer.
Wozu nützt aber eine solche Betrachtung? Warum ist es so wichtig, in zahlreichen Anmerkungen eine einzelne Seite nach jeder erdenklichen Richtung zu durchdenken?
Man könnte doch meinen, dass ein Bündel von Additionen im Zehnerraum einer solchen Mühe nicht wert ist. Wichtig sei doch, dass schließlich das Zusammenziehen der Mengen mehr oder weniger automatisch erfolgt und für eine Erweiterung auf den Zwanzigerraum zur Verfügung steht.
Tatsächlich hat ein solches genaues Vorgehen aber einen nicht zu unterschätzenden Nutzen. So im Falle von Verunsicherungen der Grundlagen, zum Beispiel der Mengenerfassung, oder bei „Teilleistungsstörungen“ (so haben manche „Fernsehsofakinder“ ein mangelndes Körpergefühl und dadurch wenig Erfahrung mit räumlichen Beziehungen, so dass ein Arbeitsblatt nicht mehr auf die gewünschte Art und Weise erkannt wird, sondern die Aufgaben teilweise durcheinandergeraten).
Eine lange und gründliche Beschäftigung ermöglicht mir nicht nur, solche Abweichungen im Lernprozess sehr viel früher und genauer zu erkennen, sondern diese auch gezielter zu unterstützen. Mir fallen leichter weitere Visualisierungen ein, oder auch Gegenstände im Klassenzimmer oder Situationen im Schulalltag, in denen bestimmte Rechnungen eine Rolle spielen (das sind dann diese seltsamen Momente, in denen die Schüler auf die Essensausgabe warten und ich verkünde: wir haben 36 Minifrikadellen, was könnt ihr rechnen?).
Der Zwischenschritt vom Unterrichtsmaterial zur Unterrichtsplanung über die Semiotik, die Diskursanalyse, die Entwicklungspsychologie und die Bildungssoziologie bedeutet für mich eine flexiblere und umfassendere Betrachtung der Mathematik im kulturellen Leben. Die Wiederholung der einzelnen Gebiete anhand eines einzelnen Materials vertieft meine Kenntnis darin; ich lese nicht nur die Mathematikbücher, sondern natürlich auch immer wieder in den Werken, mit denen ich mich schon längere Zeit auseinandergesetzt habe.
Schließlich ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil, dass die einzelnen theoretischen Versatzstücke einander zu beleuchten beginnen, so dass eine Passage von Umberto Eco mit einer Passage von Wittgenstein, ein Begriff von Piaget mit einer Hypothese von Anselm Strauss zu korrespondieren beginnt. Hier erfinde ich mir mal eine neue Lesart von Kant, dort verschiebt sich meine Perspektive auf Judith Butler.
Übrigens nutze ich mittlerweile beständig Visualisierungen, die ich dann wieder als Beschreibungen in meine fortlaufende Dokumentation meiner Gedanken einfüge. Zum Teil scanne ich diese, nachdem ich sie ordentlich abgezeichnet habe, ein.
Allerdings scheitere ich mit meinen Versuchen, diese beständig und immer weiter in kleine Artikel zu gießen. Während des Schreibens tauchen andauernd neue Ideen auf, weitere Betrachtungen, weitere Fragen.
Ich beobachte an mir, dass ich, je stärker ich mich zunächst auf die reine Darstellung des Sinnlichen konzentriere, umso mehr Material für meine Gedanken und Spekulationen bekomme; die Askese verknüpft sich mit einer großen Flexibilität.
16.09.2017
Frustriert, und dann doch wieder nicht
Mittlerweile habe ich aufgegeben, den politischen Begriffen hinterherzulaufen. Wenn man diese mit philosophischem Hintergrund versieht, wird die ganze aktuelle Diskussion immer abstruser. Insbesondere die AfD (aber nicht nur die) tut sich damit hervor, jeglichen noch greifbaren Kern aus den Begriffen zu entfernen.
Ich benutze Wörter wie Inklusion oder Gender nur noch mit Bauchgrimmen. Bei den Gegnern trifft man lediglich in der Reaktion auf eine deutliche Aussage, nicht aber in der Begründung, und bei den Befürwortern findet man in der Begründung zu viele Unschärfen, zumindest oftmals. Damit sage ich natürlich nicht, dass ich den Anspruch der Gender-Theorie oder der inklusiven Praxis aufgebe; aber ich kann mich zu oft nur noch oberflächlich mit anderen Vertretern gemein machen.
Hinterherhetzen
Ja, haha, tolles Wortspiel. Aber den Dummheiten der faschistischen Vertreter rennt man nun echt hinterher. Da werden "Nachrichten", die bereits durch rechtsradikale Presseerzeugnisse vorgefiltert wurden, massenweise im Netz verbreitet. Nicht mehr gezeigt werden die Darstellungen, die das relativieren oder geradezu anders darstellen. Heute zum Beispiel: Übergriff von Asylanten auf dem Volksfest ... (nun, wo auch immer). Verschwiegen wird uns, dass vorher irgendjemand einen Bierhumpen auf die Asylanten geworfen hat.
Gauland etwa dreht mittlerweile völlig durch. Hat er sich schon mit seiner Hetze gegen Özuguz und deren Kulturbegriff nicht nur an den Gepflogenheiten der Diskussion vergriffen, sondern auch den wissenschaftlichen Anspruch aufgegeben, den Kulturwissenschaftler zu etablieren versucht haben, ist er mit seiner neuesten Aussage zur Nazi-Vergangenheit vollends unerträglich geworden. Denn wenn man dies mal nicht unter dem Begriff der Verharmlosung denkt, sondern konsequent weitertreibt, dann sind auch Goethe, Kleist, Droste-Hülshoff, Heine, Schnitzler, Kant, Mendelsohn, etc. nicht mehr für uns bestimmend. Da hat man mit den düstersten Zeiten der deutschen Kultur auch gleich ihre hellsten Sterne versenkt. So etwas ist nicht patriotisch, sondern Kulturverrat.
Schlimm ist das. Kaum zu ertragen. Es gibt so großartige Denker und Dichter, die in deutscher Sprache geschrieben haben; aber wenn man diese "Patrioten" ansieht, verliert man doch den Glauben an unsere Kultur.
Aber ...
Es gibt auch schöne Sachen in meinem Leben. Ich konnte in den letzten zwei Wochen trotz Start auf einer neuen Dienststelle viel lesen. Das war nun nicht meine ganz bevorzugte Lektüre, meist Mathedidaktik, aber auch sonstige Didaktiken, doch auch das kann Spaß machen und einen weiterbringen. Eine Kollegin hat sich gesorgt, dass ich mich eventuell überlasten würde. Nun, am Ende der Woche brauche ich mehr Schlaf als zu Beginn; ich kann nicht sagen, dass mir die Arbeit leicht von der Hand geht, aber es ist erträglich, und vieles wird sich auch einschleifen. Ich hatte schon Arbeiten, die nach einem Jahr anstrengender waren als das, was ich jetzt erlebe.
31.08.2017
Lesen, schreiben
Ich lese, insbesondere Pädagogikbücher. Von Gerald Hüther und Uli Hauser Jedes Kind ist hochbegabt; aber dieses Buch fand ich enttäuschend. Es beinhaltet einfach zu viele Selbstverständlichkeiten. Es kommt nicht auf den Punkt, oder trifft zumindest nicht meinen Punkt. Sicherlich: es macht Werbung für die richtige Sache. Wer sich mit der Grundtendenz moderner Pädagogik auseinandersetzen möchte, mit einer ethischen Haltung gegenüber Kindern und einigen Hintergründen, der sollte dieses Buch lesen (oder eines der anderen Bücher zu diesem Thema; die aber wären nicht mittlerweile Legion, wenn sich in Familie, Schule und Politik tatsächlich etwas geändert hätte).
Kinderbücher, heute sogar vier. Die Konferenz der Tiere; ein teilweise sehr schönes Buch, aber diese Geschlechterrollen - ahhrrg! wenn ich nicht so blond wäre, könnte ich mich schwarz ärgern. Der Räuber Hotzenplotz, natürlich, einer der großen Klassiker (aber nicht mein Lieblingsbuch, obwohl ich mit größter Bewunderung von diesem Buch spreche, an dem jedes Wort, jeder Satz notwendig ist). Von Astrid Lindgren Pippi Langstrumpf (alle drei Bücher, die ich in einem besitze). Dort wurde aus dem Papa, der als Negerkönig residiert, mittlerweile ein Südseekönig. Die Zeichnungen dazu sind neuerdings auch "unrassistisch", soll heißen, dass sie immer noch Folklore und Frauen in Bambusröckchen darstellen. Mir haben auch die schwarzen Gestalten nicht geschadet - hoffe ich! - und diese neue Darstellung ist nicht unbedingt eine Verbesserung. Bücher sind eben Bücher und Erziehung ist Erziehung.
Rico und Oskar und der Tieferschatten; ein moderner Klassiker. Weil Henrike neulich anmerkte, dass zahlreiche Schullektüren von männlichen Autoren geschrieben seien, habe ich jetzt die "gender"-Brille aufgesetzt. Aber so ganz kann und mag ich dem nicht folgen. Da wir zum Beginn der dritten Klasse das Thema Konflikte lösen und Kinderrechte behandeln, finde ich die Konferenz der Tiere als Vorlesebuch sehr angebracht, trotz sexistischer und rassistischer Untertöne.
Was noch? Den Zarathustra, in den letzten Tagen; zum hundersten oder tausendsten Mal. Was für ein Buch!
Und Sartre, Was ist Literatur?, einige wenige Seiten. Nach und nach gewinnt dieses Buch eine Kontur, die ich letzten Jahr, als ich es nach fast dreißig Jahren erneut gelesen habe, nicht so wahrnehmen konnte. Deshalb: wenige Seiten, viele Kommentare und Fragmente dazu.
29.07.2017
Liebes Tomcat,
würdest du bitte dann laufen, wenn ich dich dringend brauche? und nicht, wie heute, erst, nachdem der ganze Zauber und die Terminabgabe vorbei ist?
07.04.2017
Knapp vorbei: Zu viel zur Analogie
Ich habe ein Problem. (Mal wieder!)
Vor einigen Jahren, ich glaube 2008 oder /09, bin ich auf eine Doktorarbeit über angewandte Mathematik in der Schule gestoßen. Darin gab es einen langen Abschnitt über die Verbindung zwischen Modell und Schema, der mich begeistert hat, und dann über einen langen Zeitraum hinweg geführt und angeregt hat. Mehrmals hatte ich euch dann versprochen, dazu etwas Grundsätzliches zu schreiben, aber wie das mit dem Grundsätzlichen bei mir so ist: bei der Arbeit darüber bin ich auf andere Aspekte gestoßen, habe mich von diesen einfangen lassen und - das war's mit den guten Vorsätzen und den nicht ganz so guten Versprechen.
Neulich habe ich meinen Zettelkasten durchforstet. Da suite101 seit längerer Zeit offline ist, ich aber viele Artikel von meinem Blog dorthin verlinkt habe, dachte ich mir, es wäre ganz gut, wenn ich diese aktualisiere und dann hier veröffentliche. Der Einfall kam mir zu dem Stichwort Analogie, der für die Hyperbel und - das war mein eigentlicher Aufhänger - den Humor wichtig ist. Die Analogie bildet für diese eine der Grundlagen. In meinem Zettelkasten habe ich dann zig Notizen zur Analogie gefunden, die mich zum Modell, zur Geometrie, zur Literaturwissenschaft, zur gender-Theorie, und und und geführt haben.
Daraus sind zahlreiche weitere Aufzeichnungen entstanden. Diese systematisiere ich im Moment. Eine Veröffentlichung ist aber noch nicht in Sicht. Um mit ihnen besser arbeiten zu können, wäre es sinnvoll, sie in den Zettelkasten einfließen zu lassen.
Und dort kommt nun mein eigentliches Problem in Reichweite. Seit Monaten programmiere ich an meinem eigenen Zettelkasten herum. Grundzüge stehen, aber immer wieder begebe ich mich auf neues Terrain, probiere dieses und jenes aus, schreibe kleine Zwischenprogramme, oder auch ganz abseitig davon, einfach aus Lust am Programmieren. Und sehe dabei, wie ich mir einen neuen, mir bequemeren Zettelkasten erstellen könnte. Nur: ich kann diesen noch nicht zu Ende führen. Immer sind es irgendwelche Bedenken, die mich davon abhalten.
So bin ich fleißig, geradezu überproduktiv, und doch fühle ich mich ausgebremst.
Nebenher verfasse ich fleißig weitere Notizen zu Sybille Krämer, bzw. ihrem Buch Figuration, Anschauung, Erkenntnis. Gerade habe ich das Descartes-Kapitel zu Ende gelesen, ein großartiges Kapitel, überaus mathematisch, sehr präzise und sehr distanziert geschrieben, so dass man beides zugleich bekommt: ein Gespür für das, was Descartes' Texte antreibt, aber auch für das, was über diese hinausgeht. Das ist eine großartige Weise, Kritik zu üben: aus dem Gedankengebäude heraus arbeitet die Autorin die Brüche und Missklänge nach und nach heraus. Zudem passt Vieles, was Krämer schreibt, in das Thema des visuellen Modellierens.
Nun würde ich gerne systematischer werden. Mir fehlt mein Zettelkasten. Ich möchte nicht in meinen alten weitere Zettel hineinarbeiten, weil ich diesen mehr und mehr nicht mehr passend finde, weil ich weiß, dass es demnächst (nur wann genau?) einen neuen, mir bequemeren, von mir leichter veränder- und anpassbaren geben wird.
Unglücklich bin ich damit aber nicht. Eher fiebrig.
Und à propos fiebrig: die letzten zwei Tage war ich ziemlich trübe im Kopf. Das lag wohl daran, dass ich, nachdem ich am Montag mehrere Stunden wie im Fieber mich durch eine ganze Reihe von Büchern durchkommentiert habe (angefangen mit Wittgenstein), danach noch Stunden über zwei Programmen gesessen habe, und dann war es irgendwie Mittwoch, ich bin mir nicht ganz sicher, wie das passiert ist. Jedenfalls musste ich danach sehr lange schlafen.
17.03.2017
Große deutsche Lyrik; und wofür sich Türken schämen sollten
Es gibt sie noch, die große deutsche Lyrik. Thomas Gsella hat ein Gedicht auf den Jahrestag eines Schmähgedichts geschrieben. Das ist herrlich, zeugt von der Beherrschung der deutschen Sprache und trifft scharf.
Erdogan dagegen ruft zum Kinderkriegen auf. Und macht sich mit seiner Aussage
„Die türkische Justiz ist zweifellos gerechter, unabhängiger und unparteiischer als die deutsche Justiz.“
mal wieder völlig lächerlich. Zu den neuesten Entgleisungen Erdogans siehe Erdogan ruft Türken in Europa zum Kinderkriegen auf.
Wenn ich Türke wäre, würde ich mich für Erdogan aber sowas von schämen. Ich schäme mich ja selbst ein wenig für so viel Unsinn, obwohl ich dem Fremdschämen abgeschworen habe.
Übrigens habe ich gerade wieder auf Facebook einen solchen Selbstgerechten an der Backe; Erdogan ist entschieden kein türkisches Problem, und wer sich nicht als Autokrat im großen Stil etablieren kann, tut es eben im kleinen.
Dem darf ich noch einen kurzen, persönlichen Lagebericht hinzufügen:
Wittgenstein weiterkommentiert, wie immer mit allerlei Nebenliteratur im Schlepptau
den Winter über habe ich mich in UML eingearbeitet und viel zu wenig programmiert: gerade sitze ich an einem umfangreicheren Grafikprogramm; und verstehe UML erst jetzt so richtig, bzw. lerne gerade die gute Anwendung (für Neulinge: UML ist eine Sammlung von Methoden, um sich das Programmieren komplexer Anwendungen übersichtlich zu machen)
Politik nervt; aber politische Philosophie ist klasse (lese, kommentiere recht viel Habermas: der ist mir weiterhin suspekt - ich hatte mich einst, vor mittlerweile 25 Jahren, für Niklas Luhmann entschieden; und so sehr ich auch Habermas' Kleine politische Schriften anregend finde, so sehr bleibt mir seine Art von Hintergrund unter Dogmatismusverdacht, will sagen, dass ich mit meinem Luhmann immer noch sehr glücklich bin)
05.03.2017
Politische Demarkationslinien, und was sonst noch so los ist
Dass Yücel festgenommen wurde, ist schlimm; aber anderes war eigentlich auch nicht zu erwarten. Man muss Yücel nicht leiden können. Allzuoft scheint er sich auf seine patriarchalen Gesten zu verlassen. Nur kann ein Unrecht nicht durch ein anderes Unrecht aufgewogen werden. Erdogans Behauptungen sind, gerade vor dem Verdacht, deutsch-türkische Imame hätten muslimische Deutsche ausspioniert, mehr als nur steil. Dass er, Erdogan, die fehlende deutsche Meinungsfreiheit beklagt, macht ihn vollends zum Kasper.
Volksverhetzung ist ein Straftatbestand in Deutschland. Welches Volk dort nicht verhetzt werden soll, steht nicht im Gesetzbuch. Wir müssen jedenfalls nicht hinnehmen, dass ein ganzes Volk in Zensur genommen wird, auch wenn dies bei vielen freiwillig geschehen sein mag, und auch, wenn dies nicht das deutsche Volk ist. Die neue Form des türkischen Präsidialamtes hebelt viele demokratische Selbstverständlichkeiten aus. Dem darf auf deutschem Boden nicht stattgegeben werden.
Alexander Grau hingegen fragt, ob man genauso empört reagiert hätte, wenn ein Akif Pirinçci in Untersuchungshaft gekommen wäre. Keine Ahnung, möchte ich sagen. Akif Pirinçci sitzt nicht in Untersuchungshaft. Das eben ist der Unterschied. Warum ins Blaue und Graue spekulieren?
Ich benutze das Wort Meinungsfreiheit nicht mehr, oder nur noch ganz selten. Ich frage, woher eine Tatsache stammt; ob der Redner die Quelle kennt, ob er zwischen Tatsache und Meinung trennen kann; oder ich frage ihn, was er will, warum er genau die Lage so beurteilt.
Meinungsfreiheit ist ein Rechtsgut an sich; aber philosophisch gesehen sind ihr weit engere Grenzen gesteckt. Sie ist voraussetzungsreich und funktional. Voraussetzungsreich ist sie, weil der Meinungshabende eine (Selbst-)Informationspflicht besitzt, die eben darin besteht, möglichst vielfältige verfügbare Tatsachen zu sammeln. Diese sollte er dann auch, mit Quellenangabe, ausweisen können. Funktional ist die Meinungsfreiheit, weil sie nicht in einer Art Selbstbehauptung (d. i. Rechthaberei) besteht, sondern in eine Diskussion von Begriffen münden muss. - All dies wird nicht beachtet. Die wahrlich feine Grenzlinie zwischen Beleidigung und Argumentation ist aber auch ein allzu akademisches Thema, nicht wahr?
Es mag sein, dass unsere Verfassung den weiteren Begriff der Meinungsfreiheit schützt. Jeder halbwegs gebildete Mensch sollte aber soviel Stolz besitzen, dass er dem philosophischen, engeren nach bestem Wissen und Gewissen folgt.
Meinungsfreiheit ist kein geschwätziger Aktionismus, sondern ein strenge, sittliche Haltung.
Was mache ich sonst?
Lesen, na klar: im Moment sind es vier Artikel über Wittgenstein, zwei zur Willensbildung, zwei zum Begriff der Seele. Alle vier sind so unterschiedlich, wie es nur sein kann. Zudem liegen die Bände 1 (Tractatus, PU, ...) und 8 (Gewissheit, Zettel, ...) beständig neben mir. Ich knüpfe bei meinen Kommentaren und Weiterentwicklungen immer wieder an andere Themen an (Leseunterricht, Geometrieunterricht, dialektische Hermeneutik (Sartre), Passagen-Werk (Benjamin)). Nichts davon ist vollendet; vieles im Umbau begriffen.
Veröffentlichen? Eher nicht, oder noch nicht. Im Moment suche ich nach einem neuen Zusammenhang. Der aber wird sich nicht direkt in einzelnen Betrachtungen ausdrücken. Fest steht nur, dass ich mich von den großen Begriffen - wie eben der Meinungsfreiheit - weiter distanzieren möchte. Präzision statt Pathos, so gut es eben geht.
Lest mehr Kant! Und mehr Wittgenstein!
03.02.2017
Kleine Übersichten
So ohne meinen eingerichteten Computer habe ich mich zunächst recht verloren gefühlt: alles, was ich bisher notiert habe, alle meine Arbeitsergebnisse liegen zwar auf meiner externen Festplatte, sind mir mit dem alten Computer, auf dem ich gerade schreibe, nicht zugänglich.
Mittlerweile habe ich die ersten drei Kapitel von Sartres Was ist Literatur? so weit durchgearbeitet, dass ich mir ein Zentrum für zukünftige Arbeiten geschaffen habe; und eigentlich bin ich damit zu einer Arbeitsweise zurückgekehrt, die ich in der Zeit vor dem exzessiveren Computergebrauch gepflegt habe.
Sartre ist übrigens kein einfacher, fragloser Mittelpunkt: er inspiriert mich derzeit eher, als dass er mich fundiert.
Was habe ich also gemacht?
Ich habe Übersichten angelegt:
Mittlerweile habe ich die ersten drei Kapitel von Sartres Was ist Literatur? so weit durchgearbeitet, dass ich mir ein Zentrum für zukünftige Arbeiten geschaffen habe; und eigentlich bin ich damit zu einer Arbeitsweise zurückgekehrt, die ich in der Zeit vor dem exzessiveren Computergebrauch gepflegt habe.
Sartre ist übrigens kein einfacher, fragloser Mittelpunkt: er inspiriert mich derzeit eher, als dass er mich fundiert.
Was habe ich also gemacht?
Ich habe Übersichten angelegt:
- von den kleineren sujets in jedem Abschnitt, also keine Abschnittsüberschriften, sondern eher kleine Inventare, auch wenn diese manchmal nur ein Stichwort für einen Absatz umfassen,
- Listen mit Schreib- und Weiterdenkaufgaben (es gibt zum Beispiel bestimmte Begriffe bei Sartre, die auch bei Dewey auftauchen, aber doch unterschiedliches bedeuten),
- kleine Mindmaps,
- kritische Kommentare (die ich zunächst nur auf Zetteln notiert habe),
- schließlich: ein Glossar mit wichtigen Begriffen (dieses allerdings nur für das erste Kapitel).
Ob ich dieses Glossar allerdings veröffentliche, muss ich mir noch schwer überlegen. Es ist nicht nur sehr roh, d.h. eine recht flüchtige Aufnahme, die viele Fehler enthält, sondern auch bereits sehr lang. Zumindest müsste ich mir eine gute Ordnung überlegen, die dieses Glossar, wie rudimentär auch immer, handhabbar macht. - Vielleicht bekomme ich meinen neuen Computer morgen (er ist unterwegs); dann kann ich mir konkreter darüber Gedanken machen.
Trotzdem bin ich zufrieden: gutes Lesen bedeutet ja, auf verschiedene Arten und Weisen in das Geschriebene einzudringen; und genau dies habe ich getan (Steigerungen sind weiterhin möglich).
29.01.2017
Deutschland zerfällt, oder?
Ich wollte nicht mehr, aber es hat dann doch ein nicht allzu geringes Suchtpotential: das facebook.
Es gibt da so lustige Menschen, die Zensur und Kritik verwechseln. Oder Kritik und Beleidigung. Oder Meinungsfreiheit mit ungehindertem Pöbeln, möglichst auf Intuition basierend und argumentationsfrei.
Es gab mal eine Zeit in Deutschland, da hat man sich wenigstens noch die Mühe gegeben, größere Zusammenhänge zu stiften. Und an den Sachen dran zu bleiben. Wenn man derzeit weite Diskussionen ansieht, so geht es wie auf dem Schulhof zu, wenn dort zwei besonders zänkische Kinder aufeinandertreffen: Du bist Schuld! - Nein, du! - Nein, du! Besonders lustig dabei immer wieder die Rechtspopulisten, die Rassisten, die Ultranationalisten.
Nichts gegen den Nationalismus; ich bin eindeutig ein Kulturnationalist. Das habe ich mir schwer erarbeitet, auch wenn ich noch die vielen Lücken sehe, die dort klaffen (so fehlt mir immer noch in weiten Teilen der Hegel, und wenn ich auch schon einiges von Kant gelesen habe, so zerteilt sich die Frucht meiner Lektüren in tausenden kleinerer Anmerkungen, die noch nicht zu einem größeren Ganzen zusammenrücken wollen).
Entschieden habe ich aber etwas gegen Menschen, die sich auf die Staatsbürgerschaft berufen und dann so tun, als seien sie schon deshalb besonders gute Deutsche. Vielleicht erhält man damit so etwas wie den deutschen Staat, aber von Kultur fehlt dann immer noch jede Spur. Das ist ein bequemer, fauler, feiger Nationalismus. Das sind all die Menschen, die die deutsche Kultur innerlich so ausgehöhlt haben, dass sie beim kleinsten Stich in sich zusammenfallen. Das sind die, die Grimmelshausen nicht kennen, Heine nicht lesen wollen, sofort wissen, dass Wagner der bedeutendere Komponist als Schumann war und Mahler komplett ignorieren; und wenn man zu deutschen Malern fragt, dann kommt meist gar nichts mehr (oder Spitzweg! ausgerechnet Spitzweg!).
Deutschland ist in seiner Kultur so vielfältig, Deutschland hat so viele hervorragende Impulse auch aus dem Ausland aufgenommen (und dorthin zurückgegeben), dass man nicht einen gemeinsamen Nenner, eine Art durchgängiges Wesen finden wird. Wer das nicht sieht, der kennt eben seine deutsche Kultur nicht, und was immer er dann auch verteidigt: die deutsche Kultur oder unser "großartiges deutsches Volk" wird es nicht sein. So ist ein gewisser Nationalismus gerade nicht Nationalismus, sondern Anti-Nationalismus, kulturverachtend, kleingeistig, undeutsch, geradezu beschämend feige.
Es gibt Menschen, die von einem Goethe oder einem Wagner so löblich reden, nicht, weil sie die Erinnerung an diese lebendiger machen wollen, sondern die Erinnerung an eine Christa Wolf oder einen Uwe Johnson noch toter.
Wege in die ferne Vergangenheit
Was machst du? ist wohl eine geläufige Frage, deren Absicht aber äußerst vage ist. Viele Menschen stellen sie, um eine Art Schnappschuss, ein twitter-statement, zu bekommen. Das ist nicht so mein Fall. Was machst du? spiegelt bei mir immer auch Umgebungen wieder, Kontexte, in denen ich mich aufhalte. Aus verschiedenen Gründen eliminiere ich allzu Persönliches, aber für all diejenigen, die mir auf einer etwas allgemeineren Ebene folgen wollen, sei hier eine etwas längere Antwort gegeben. Zum Teil zeigt sie Kontinuität an, zum Teil neue Entwicklungen.
Algorithmen und Text(muster)semantik
Aus verschiedenen Gründen bin ich gerade bei Sartre gelandet. Zum einen liegt das daran, dass ich mich mit der Konstruktion von Textmustern beschäftige. Das wiederum ist ja ein altes Thema von mir. Im Moment ist es aber auch ein frisches, und eines, was bei mir sehr in Bewegung geraten ist, weil ich den Zusammenhang zwischen Satzsemantik und Textmustersemantik genauer diskutiere: ich bin auf der Suche nach Algorithmen, die ich in mein Programm einbauen kann; diese Algorithmen lösen - bestenfalls - das Problem, dass die Bedeutung eines einzelnen Satzes immer auch vom Kontext abhängig ist.
Mein Programm? Nun, ich schreibe an einem Zettelkasten, ähnlich jenem von Daniel Lüdecke. Nachdem ich mich Mitte letzten Jahres grundsätzlicher um die Abbildung von Daten in Datenbanken gekümmert habe, bzw. überhaupt um das Zusammenspiel von verschiedenen Datensätzen, konnte ich einige ganz gute Erfolge verzeichnen. Anfang Dezember bin ich dann aber massiv mit dem Problem konfrontiert worden, dass mein Programm zu umfangreich geworden ist, um ohne Planung und ohne grundlegende Struktur weiter geschrieben werden zu können. Das habe ich dann in den letzten zwei Monaten gemacht (sofern ich Zeit hatte), Stichwort dazu: design patterns (Entwurfsmuster), die ich vor allem an Heide Balzerts Lehrbuch der Objektmodellierung und an Matthias Geirhos Entwurfsmuster diskutiere. Zwar werde ich jetzt mit dem Programmieren noch einmal von vorne anfangen müssen, zumindest fast von vorne, insbesondere um eine bessere Trennung der Objekte zu erreichen, aber ich denke, der Aufwand hat sich gelohnt.
Sartre: Was ist Literatur?
Nun, davon wollte ich eigentlich nicht erzählen.
Sartre, insbesondere seine Schriften zur Literatur, haben schon etwas sehr Beeindruckendes an sich. Mir fehlt aber, bei einem neuerlichen Lesen vom Saint Genet (und auch seinem Baudelaire und dem Mallarmé) eine größere Klarheit in seinen Schriften. In allen diesen Texten fallen mir die Wiederholungen unangenehm ins Auge, und gerade im Moment, da ich mich intensiver mit Was ist Literatur? auseinandersetze, die unscharfe Begrifflichkeit.
Um hier Klarheit einzuführen, nutze ich die Technik eines gelassen gehandhabten Glossars. Gelassen gehandhabt heißt dabei, dass ich 1.) Begriffe aus einem gelesenen Text herausschreibe, 2.) diese dann anhand einiger Textstellen definiere, bzw. umschreibe und 3.) diese nach und nach revidiere.
Der erste Schritt ist recht intuitiv; häufig ergänze ich meine Liste später um weitere Begriffe.
Der zweite Schritt fasst nicht nur die explizite Definition zusammen, sondern auch den Gebrauch eines Wortes, wenn er mir wichtig erscheint. Zudem knüpfe ich in diesem Schritt Verbindungen zu anderen Begriffen. Schließlich formuliere ich hier erste Kritiken und schreibe weiterführende Fragen auf.
Schließlich lässt sich der dritte Schritt kaum noch zu gewissen Techniken zuordnen. Auch hier arbeite ich, wenn auch auf einer ganz anderen Ebene, wieder sehr intuitiv, wenn auch immer mit dem Text vor mir, zu dem ich arbeite. Rekonstruktion und Weiterentwicklung gehen Hand in Hand.
Wenn es mir wichtig erscheint, dann schreibe ich zum Schluss erneut eine Liste mit allen Begriffen, aber so gekürzt, dass scharfe und prägnante Definitionen entstehen. Dies ist eine sehr reduzierende Arbeit, die dem Text selbst meist nicht gerecht wird, aber ein guter Ausgangspunkt für das eigene Denken.
Reise in die ferne (Bücher-)Vergangenheit
Das wilde Denken
Auch das war es nicht, was ich eigentlich erzählen wollte.
Ich habe mich, so schrieb ich, auf eine Reise in ferne Vergangenheiten begeben, in Folge meines kleinen, ausufernden Programmes. Roland Barthes liegt neben mir, zunächst einmal die wunderbare Einführung von Ottmar Ette: Roland Barthes. Eine intellektuelle Biographie, die 1998 im suhrkamp-Verlag erschienen und mittlerweile leider vergriffen ist; seine Einführung aus dem Junius-Verlag ist ebenfalls gut, setzt aber ganz andere Akzente.
Nun, dieses Buch habe ich seit 15 Jahren nicht mehr (durch)gelesen. Im Moment bin ich dabei, langsam, kontemplativ. Ich verfasse zu jedem Abschnitt 1.) Absatzüberschriften, eine kleine, recht fruchtbare Technik, um sich über Kerngedanken und Argumentationsabfolgen Gedanken zu machen, und 2.) Listen mit wichtigen Begriffen, zum Teil schon mit kurzen, prägnanten Definitionen, die eher scharf als richtig sein sollen, aber für den weiteren Verlauf der Lektüre sehr wichtig sind. Zumal ich auf diese Definitionen immer dann zurückgreifen kann, wenn ich über einen solchen Begriff erneut stolpere.
Dann habe ich die ersten beiden Kapitel aus Lévi-Strauss' Das wilde Denken gründlich durchgearbeitet, aber noch nicht durchkommentiert. Diese beiden Kapitel haben mich schon immer fasziniert, und ihnen habe ich mich in den letzten zwanzig Jahren auch immer wieder gewidmet; meine Kommentare dazu sind vielfältig. Zu Beginn, also etwa 1995, hat mich vor allem der Begriff der Bastelei fasziniert; später wurde das Modell für mich ein Kernbegriff; und neulich, als ich die beiden Kapitel erneut las, habe ich mich am längsten bei den Abschnitten zu Kunst, Ritus und Spiel aufgehalten.
Umarbeiten, umdenken
Bisher habe ich aber immer sehr essayistisch mit diesem Buch gearbeitet. 1995 stand mal eine genauere Diskussion in irgendeinem meiner Arbeitsbücher (resp. meinem "Tagebuch"), aber die ist mir heute kaum noch etwas wert. Ich habe mich zu sehr verändert. Ich habe diese also wiederholt, mit fast denselben Techniken, aber eben von meinem heutigen Standpunkt aus (später, wenn ich mal gestorben bin, und irgendwer meine Texte als interessant entdecken sollte, wird der Vergleich zwischen den beiden Ergebnissen vielfältige Vermutungen zu meinem geistigen Werdegang anstoßen).
Von Lévi-Strauss habe ich dann auch noch Sehen, Hören, Lesen und Das Rohe und das Gekochte gelesen. Ersteres Buch ist neu, auch wenn ich es bereits einmal, vor zwei Jahren, aber nur sehr oberflächlich durchgearbeitet habe.
Zwischendrin lagen dann noch deCerteaus Kunst des Handelns, und Wilhelm Schmids Auf der Suche nach einer neuen Lebenskunst, beides Werke, die ich im vorigen Jahrhundert sehr geschätzt habe, und die ich wieder sehr schätze. Beides sind Werke, die ich gründlicher lesen sollte, insbesondere auch die Kapitel über das Schreiben und all die Anmerkungen zum Kategorisieren (die für das Erstellen von Algorithmen von großer Bedeutung sind).
Ich befinde mich also - gewissermaßen - auf dem Weg in meine eigene, ferne Vergangenheit, hin zu Büchern, die ich vor Jahren mit Begeisterung gelesen habe, deren Aura aber nach und nach verblasst und dünn geworden ist, und die ich jetzt wohl wiederbeleben muss.
(Von Habermas habe ich jetzt einiges gelesen. Dazu aber später wohl mehr.)
Kaputter Computer
Im Moment wird mir meine Arbeit dadurch erschwert, dass mein Computer kaputt gegangen ist. Wieder einmal rettet mich mein Computer, den ich vor zehn, zwölf Jahren in die Ecke gestellt habe, obwohl er noch funktioniert. Aber er ist langsam, manchmal nervtötend langsam. Wartezeiten von fünf Minuten, in denen er herumrechnet und sich keine Eingabe machen lässt, sind häufig. Zudem komme ich nicht an meine externen Festplatten heran, bin also ohne meine ganzen Daten und selbst ohne meinen Zettelkasten.
Mein neuer Computer wurde am Donnerstag geliefert, war aber kaputt: das Betriebssystem wollte sich nicht laden. Am Samstag, also gestern, wurde er wieder abgeholt. Nun warte ich auf den nächsten. Es ist das erste Mal, dass ich solch einen "Ärger" hatte, aber wie immer ist www.one.de da sehr unkompliziert. Nach zehn guten Computern ist das recht verschmerzbar, auch wenn mir die Wartezeit weh tut.
03.10.2016
Inhaltsanalysen und anderes mehr
Lange Zeit habe ich hier nicht mehr geschrieben; sogar ein Mensch, der mir eigentlich nicht sonderlich nahe steht, hat nachgefragt. Was unter anderem aber auch daran liegt, dass eine gewisse Person vor einigen Jahren behauptet hat, ich sei gestorben. Und seitdem hält sich das Gerücht meines kurzfristigen Ablebens doch hartnäckig.
Was habe ich gemacht?
Bücher, Bücher, Bücher
Žižek und Scrum
Natürlich habe ich gelesen. Gelesen habe ich z.B. Žižek. Das ist nichts Neues. Allerdings habe ich mich etwas ausführlicher mit seinen Büchern Die Metastasen des Genießens und Parallaxe beschäftigt. Nebenher lese ich Bücher über Lacan, den Widmer (Subversion des Begehrens) und Borch-Jacobsen (Lacan - Herr und Meister) und Bowie (Lacan). Sehr fasziniert war ich auch von dem Buch Soziologie der Praktiken von Robert Schmidt, insbesondere von dem Kapitel über Scrum. Dazu muss man wissen, dass Scrum eine Organisationsform des Programmierens ist, die mit der früher üblichen Organisationsform deutlich bricht und eine „flache Hierarchie“ und metakognitive Kompetenzen in den Mittelpunkt stellt. Die metakognitiven Kompetenzen, daran erinnert ihr euch vielleicht, haben mich über einige Jahre hinweg ziemlich beschäftigt, und da ich mich im Moment hauptsächlich mit dem Programmieren beschäftige, habe ich hier einen schönen Anknüpfungspunkt gefunden.
Politische Emotionen
Manchmal trifft man aber auch auf Bücher, denen man kein Wort glaubt, die einem aber in der Seele so gut tun, weil sie alles, worüber man resigniert, trotzdem behaupten. Ein solches Buch habe ich mit Politische Emotionen von Martha Nussbaum gefunden. Das erste, was mir an dieser Frau imponiert, ist, dass sie unglaublich belesen ist. Außerdem kann sie über weite Strecken dermaßen scharf argumentieren, dass ich mich kaum dieser blendenden Faszination entziehen konnte; ich war gefesselt, ich konnte mich nicht satt lesen. Und trotzdem. Ähnlich wie bei Hannah Arendt taucht auch bei Nussbaum in mir sofort Widerspruchsgeist auf, und ich würde mich jetzt gründlichst danach fragen, ob dies nicht daran liegt, dass ich es hier mit einer Autorin zu tun habe, also mit einer Frau, die Philosophie treibt, und dann auch noch politische Philosophie. Mich beruhigt, dass meine Reaktion auf Judith Butler und Luce Irigaray ganz anders gewesen sind.
Was beunruhigt mich nun an diesem Buch? Mich beunruhigt, dass die Emotionen hier ausschließlich politisch gelesen werden. Meine Auffassung von Emotionen ist deutlich durch die Evolutionsbiologie geleitet und dann vor allem auch durch die Aussage, dass man seinen Emotionen Widerstand leisten müsse, um zu einer gewissen Freiheit zu gelangen. Dieses letzte Argument stütze ich, wenn auch noch recht dürftig, zum einen auf Vygotsky, bzw. eigentlich noch auf Pawlow, der eine „Freiheitsreaktion“ in Bezug auf das eigene instinktive Handeln behauptet hat; und zum anderen auf die (ethische) Forderung der Psychoanalyse, sich der Gegenübertragung zu widersetzen, also sich nicht zum Spielball ansteckender Emotionen zu machen.
Das ist aber nur der eine Vektor, der mich gegenüber Nussbaum misstrauisch macht. Ein anderer Aspekt ist, dass sie deutlich all jene Emotionen bevorzugt, die Guilford als synthetische Emotionen beschreibt. Guilford hat die Emotionen in zwei große Kategorien eingeteilt, die synthetischen und die analytischen. Letzten Endes, so möchte ich behaupten, sind die analytischen Emotionen grundlegend für ein wissenschaftliches Neugierverhalten; und insofern kann ich den Ausführungen von Nussbaum nur bedingt folgen, da für mich die Wissenschaftlichkeit höher steht als demokratische Prozesse (die Nussbaum im Sinn hat).
Programmieren
Im Auftrag der Inhaltsanalyse
Habe ich noch mehr gelesen? Auf jeden Fall. In den letzten Wochen habe ich, wie ich schon einmal geschrieben habe, an einem Programm zur Analyse von semantischen Rollen gearbeitet. Eine semantische Rolle ist zunächst eine Kategorie, die man auf Satzteile anwendet. Es geht also um die Analyse eines Satzes, allerdings nicht in einem rein grammatischen Sinne, sondern in Bezug auf die Bedeutung des Satzes, wobei die Grammatik allerdings eine wichtige Rolle spielt. Ich hatte mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. Und am Anfang hat es so ausgesehen, als würden sich diese Probleme einfach nur vervielfachen, und keines davon lösen lassen. Doch jetzt, einige Wochen später, konnte ich zumindest ein paar Annäherungen programmieren, die mich nicht vollständig verzweifeln lassen.
Befriedigend sind meine Lösungen allerdings noch nicht. Erstens stöbere ich (wie ein Wahnsinniger) in meinen linguistischen Büchern herum, immer auf der Suche nach Anregungen, wie ich meine Probleme noch lösen könnte. Zweitens habe ich mittlerweile ein Programm geschrieben, das wahrscheinlich dermaßen viele Wiederholungen und ähnliche Programmteile enthält, dass ein erfahrener Programmierer die Hände über den Kopf zusammen schlagen würde. Ich habe, in Bezug auf das Programmieren, noch keine vernünftige Ordnung gefunden, auch wenn das Programm mittlerweile hinreichend gut funktioniert.
Wozu programmiere ich das überhaupt?
Ziel ist so etwas wie eine Inhaltsanalyse, wobei es hier, bei mir, um ganz spezifische Techniken der Datenerfassung geht. Meine Idee ist, dass das Programm die semantischen Rollen von Satzteilen erfasst, und darauf eine Analyse ähnlicher und unterschiedlicher Muster aufbaut. Ich möchte also das, was ich an einzelnen Textabschnitten gezeigt habe, durch ein Programm systematisieren. Die Interpretation wird natürlich weiterhin den Menschen überlassen bleiben; die Auswahl der Muster sollte allerdings, soweit es möglich ist, von einem Computerprogramm geliefert werden.
Die nächste Herausforderung dabei ist allerdings, solche Muster überhaupt festzustellen, d. h. einen Algorithmus zu definieren, der bestimmte Muster herausarbeitet und auf andere Situationen überträgt. Damit bewege ich mich aber deutlich im Bereich der Künstlichen Intelligenz, einem Bereich, der für mich (noch) unerreichbar scheint.
Irgendwann soll dieses Programm folgendermaßen funktionieren: ich gebe eine Menge an Daten ein (Textdateien oder Internet-Adressen), die dann auf Muster hin durchsucht werden; schließlich werden diese Muster in verschiedenen Weisen grafisch dargestellt, sodass der Benutzer direkt auf diese zugreifen kann, und seine Interpretation darauf aufbauen kann.
Alice Munro
Schon lange wollte ich Kurzgeschichten von Alice Munro lesen, die den Nobelpreis für Literatur 2013 zugesprochen bekommen hat. Bisher hatte ich dazu keine Zeit. Jetzt habe ich es geschafft. Und aus den beiden Büchern – Tricks und Liebes Leben – immerhin eine Kurzgeschichte gelesen. Ganz bezaubernd. Wenn es von mir abhängen würde, aufgrund meiner doch sehr reduzierten Leseerfahrung, würde ich Munro tatsächlich den Nobelpreis der Literatur zusprechen. Andere waren schneller und klüger. C'est la vie, c'est la merde.
16.09.2016
Minecraft
Ich hänge mit meinem Programm gnadenlos hinterher. In den Sommerferien, so hatte ich groß getönt, würde ich die Videos zum Programmieren für Minecraft veröffentlichen. Vorher wollte ich noch: Python, HTML, CSS, Javascript und Unity 5. Javascript, dabei bin ich gerade, aber weiter noch nicht. Jetzt hat es mich doch genervt, und zumindest habe ich jetzt schon mal angefangen, selber für Minecraft zu programmieren.
Das ist übrigens ganz einfach. Eigentlich braucht man nur Grundkenntnisse in Python. Das Schwierigste daran scheint mir derzeit die Installation zu sein (die aber auch nicht so kompliziert ist). Das schöne beim Programmieren für Minecraft ist allerdings, dass man eigentlich schon eine fertige Umgebung hat, für die man nur noch kleine und kleinste Plugins schreiben muss. Man kann mit weniger als 20 Zeilen bereits das Spiel so abändern, dass neue, zum Teil ganz andere Spielverläufe möglich werden.
Schicke Sache, kann ich da nur sagen. Ich werde daran jetzt noch ein wenig weiter herum programmieren, und dann mal gucken, ob ich dafür einen Video-Kurs entwerfe.
12.09.2016
Ich weiß ja nicht …
Es ist ganz entschieden zu warm in Berlin. Ich fühle mich ziemlich dösig, schon den ganzen Tag. Am Alexanderplatz ist ein Mann auf den Brunnen geklettert, angeblich ein Ägypter. Er habe sich eine zersplitterte Glasflasche an die Kehle gehalten und Sachen gerufen, die niemand verstanden hat. In Mecklenburg-Vorpommern hat ein offenbar verwirrter Mann seine Freundin im Juni umgebracht und in der Wohnung liegen lassen.
Was habe ich noch gemacht? Parteiprogramme gelesen. Alle sind schrecklich, alle sehr oberflächlich. Ausnahmsweise heute auch die Bild online gelesen. In jedem dritten Satz finde ich einen Rechtschreibfehler. Auch schrecklich, kann ich da nur sagen.
Heute Morgen habe ich ein wenig mit PyQt programmiert; mittlerweile habe ich mir durch dieses riesige Zusatzmodul einige ganz gute Wege bauen können. Aber das wird noch lange dauern, bis ich es auch nur halbwegs gut beherrsche. Außerdem habe ich an meinem Javascript-Kurs fleißig abgearbeitet. Den hatte ich noch, wenn auch nicht ganz vollständig, in den Osterferien geschrieben. Bisher konnte ich aber nur einige wenige Videos erstellen. Ich hatte einfach zu wenig Zeit.
Außerdem wurde ich gelobt. Meine Programmier-Videos seien verständlich, im Gegensatz zu anderen. Liegt vielleicht auch daran, dass ich sie zeitlich immer etwas ausdehne, mir vorher Erklärungen überlege und meist einen einzigen Aspekt in den Vordergrund stelle.
Was Java angeht, so ärgere ich mich gerade ein wenig, aber wirklich nur ein wenig. Anfang der Sommerferien habe ich mir doch die neue Ausgabe zu Java ist auch eine Insel gekauft, weil meine alte noch für Java 6 gilt. Heute erfahre ich, dass in einem halben Jahr nun eine weitere Version herauskommen wird, Java 9.
04.09.2016
Spracherkennung und Bedeutungserkennung
Die neue Version von Dragon NaturallySpeaking zeigt sich jetzt doch deutlich besser: in der letzten Version, der Version 14, wurden kleine Wörter wie in, mit und nicht gerne verschluckt. Das passiert in der neuen Version nicht mehr. Zudem sind einige der Befehle, um Anwendungen zu steuern, jetzt äußerst zuverlässig. Es lohnt sich also schon, auf die neue Version umzusteigen.
Semantische Analyse
Nicht lohnt sich, und das wahrscheinlich noch auf lange Zeit, mein eigenes Programm zum Erkennen von semantischen Profilen zu benutzen. Nun gut, ich hatte auch nichts anderes erwartet. Immerhin werden die Sätze mittlerweile ganz ordentlich analysiert, und auch die Ausgliederung von Nebensätzen geschieht recht zuverlässig. Große Probleme macht die Satzinversion. Und auch die Unterscheidung zwischen Objekten und Adverbialen gelingt nur bedingt gut.
Und all das ist ja nur die Voraussetzung dafür, dass daraufhin eine semantische Analyse stattfindet. D. h., dass mein Programm für die semantische Analyse bisher noch gar keine semantische Analyse durchführt. Aber ich sitze ja auch erst seit anderthalb Wochen daran. Irgendwann soll dies mal so etwas wie Textprofile aus unterschiedlichen Blickwinkeln erstellen.
Was mir derzeit am meisten Probleme macht, ist der Algorithmus, mit dem Sätze am günstigsten aufgespaltet werden, und dann natürlich auch die dazugehörige Datenstruktur. Zudem müsste ich das ganze in eine Datenbank einpflegen oder mir mal anschauen, wie die Wörterbücher für Winword oder so aufgebaut sind: bisher habe ich alle Wörter, mitsamt ihren Wortarten und anderen spezifischen (grammatischen) Komponenten, nur in einer kleinen Textdatei gespeichert, was aber, wenn die Daten komplexer werden sollten (was voraussehbar ist), unhandlich wird.
Jedenfalls ist das bisher das längste Programm, was ich jemals geschrieben habe, mit fast tausend Zeilen Code, und es ist auch das langsamste. Um ein mäßig dickes Buch wie den ersten Band von Harry Potter zu analysieren, braucht es knappe vier Minuten. Und zwar nur mit der Reichweite, wie ich sie eben dargestellt habe. Die eigentlichen analytischen Funktionen habe ich noch gar nicht implementiert.
03.09.2016
Das ganze Nichts
Irgendwie strebt Slavoj Žižek mit seinem Buch Weniger als nichts nicht weniger als das Ganze an.
Das jedenfalls ist der ganze übrig gebliebene Rest von meinem Versuch, ein Buch im Kampfmodus zu lesen, von einem Philosophen, von dem ich keinerlei Ahnung habe.
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