16.09.2017

Frustriert, und dann doch wieder nicht

Mittlerweile habe ich aufgegeben, den politischen Begriffen hinterherzulaufen. Wenn man diese mit philosophischem Hintergrund versieht, wird die ganze aktuelle Diskussion immer abstruser. Insbesondere die AfD (aber nicht nur die) tut sich damit hervor, jeglichen noch greifbaren Kern aus den Begriffen zu entfernen.
Ich benutze Wörter wie Inklusion oder Gender nur noch mit Bauchgrimmen. Bei den Gegnern trifft man lediglich in der Reaktion auf eine deutliche Aussage, nicht aber in der Begründung, und bei den Befürwortern findet man in der Begründung zu viele Unschärfen, zumindest oftmals. Damit sage ich natürlich nicht, dass ich den Anspruch der Gender-Theorie oder der inklusiven Praxis aufgebe; aber ich kann mich zu oft nur noch oberflächlich mit anderen Vertretern gemein machen.

Hinterherhetzen

Ja, haha, tolles Wortspiel. Aber den Dummheiten der faschistischen Vertreter rennt man nun echt hinterher. Da werden "Nachrichten", die bereits durch rechtsradikale Presseerzeugnisse vorgefiltert wurden, massenweise im Netz verbreitet. Nicht mehr gezeigt werden die Darstellungen, die das relativieren oder geradezu anders darstellen. Heute zum Beispiel: Übergriff von Asylanten auf dem Volksfest ... (nun, wo auch immer). Verschwiegen wird uns, dass vorher irgendjemand einen Bierhumpen auf die Asylanten geworfen hat.
Gauland etwa dreht mittlerweile völlig durch. Hat er sich schon mit seiner Hetze gegen Özuguz und deren Kulturbegriff nicht nur an den Gepflogenheiten der Diskussion vergriffen, sondern auch den wissenschaftlichen Anspruch aufgegeben, den Kulturwissenschaftler zu etablieren versucht haben, ist er mit seiner neuesten Aussage zur Nazi-Vergangenheit vollends unerträglich geworden. Denn wenn man dies mal nicht unter dem Begriff der Verharmlosung denkt, sondern konsequent weitertreibt, dann sind auch Goethe, Kleist, Droste-Hülshoff, Heine, Schnitzler, Kant, Mendelsohn, etc. nicht mehr für uns bestimmend. Da hat man mit den düstersten Zeiten der deutschen Kultur auch gleich ihre hellsten Sterne versenkt. So etwas ist nicht patriotisch, sondern Kulturverrat.
Schlimm ist das. Kaum zu ertragen. Es gibt so großartige Denker und Dichter, die in deutscher Sprache geschrieben haben; aber wenn man diese "Patrioten" ansieht, verliert man doch den Glauben an unsere Kultur.

Aber ...

Es gibt auch schöne Sachen in meinem Leben. Ich konnte in den letzten zwei Wochen trotz Start auf einer neuen Dienststelle viel lesen. Das war nun nicht meine ganz bevorzugte Lektüre, meist Mathedidaktik, aber auch sonstige Didaktiken, doch auch das kann Spaß machen und einen weiterbringen. Eine Kollegin hat sich gesorgt, dass ich mich eventuell überlasten würde. Nun, am Ende der Woche brauche ich mehr Schlaf als zu Beginn; ich kann nicht sagen, dass mir die Arbeit leicht von der Hand geht, aber es ist erträglich, und vieles wird sich auch einschleifen. Ich hatte schon Arbeiten, die nach einem Jahr anstrengender waren als das, was ich jetzt erlebe.

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