16.10.2012

Evolution, allerdings nur arbeitstechnisch

Eigentlich wollte ich in meinem Blog möglichst wenig über meine Arbeit und meine Kunden schreiben und wenn, dann eher indirekt, also, indem ich Themen aufgreifen.
Gerade habe ich zwei Sitzungen mit einem Biologen vereinbart, der über Evolution und Ökologie von einer zwittrigen Schneckenart schreibt. Man mag dies für ein wenig spannendes Thema halten. Tatsächlich kommt es mir aber derzeit ganz gut zupass. Denn auch wenn ich mich im allgemeinen ganz gut mit der Evolutionstheorie auskenne, sind dies doch nur die theoretischen Sätze. Es ist aber wichtig, auch für einen Laien wie mich, hier einige praktische Sätze zu kennen (zu Unterscheidung dieser beiden Satztypen siehe: Praktische und theoretische Sätze — Kant und die gender-Theorie).
Und warum sollten es nicht mal Schnecken sein? Das ist doch mal etwas anderes als die immer herbeigequälten Darwinfinken oder die Giraffen. Das einzige Problem an diesen Schnecken ist, dass ihr lateinischer Name so umständlich und lang ist, dass ich mit dem Kunden vorhin darüber gefrozzelt habe, dass man diesen durch „jene höhere Schnecke, welche wir verehren“ ersetzen könnte und der Text würde kürzer werden.

Im übrigen wird dies eine ganz angenehme Erfahrung (das Coaching), da dieser Kunde eigentlich nur eine Unsicherheit bei der Trennung von Urteilen und Argumentationen zeigt, was zu Verunsicherungen in der Begriffsbildung führt. Die Struktur des Textes, aber auch den Schreibstil habe ich gelobt. Manche meiner Kunden wissen, dass ich hier überhaupt kein Blatt vor den Mund nehme (und leiden daran dann auch sehr gerne). Mein Lob hat also einen gewissen Seltenheitswert.
Nun habe ich die Erfahrung gemacht, dass Menschen dann gut schreiben, wenn sie ihr Thema lieben und es bereits gedanklich hervorragend durchdrungen haben (es gibt allerdings immer auch wieder den genau gegenteiligen Effekt: das Thema ist eigentlich hervorragend geklärt, und die Menschen bekommen es überhaupt nicht aufs Papier). Und dieser Mensch liebt sein Thema. Genau das macht mein Arbeiten dann auch so angenehm: hier will jemand schreiben und fühlt sich nicht einfach nur dazu verpflichtet, weil er/sie den Abschluss haben möchte.

Im übrigen möchte ich eine dringende Empfehlung für das gute Schreiben aussprechen:
Bildet euch so umfassend wie möglich! — Denn meine Erfahrung ist, dass die breit gebildeten Kunden manchmal nur eine Bestätigung brauchen, ob ihre Art und Weise zu schreiben gut ist. Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen einer guten Allgemeinbildung und einer guten Schreibkompetenz.
Außerdem bewirkt eine gute Allgemeinbildung einen antiparanoiden Effekt. Man urteilt vorsichtiger, argumentiert gewissenhafter und sieht mehr Feinheiten in einer Fragestellung.

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