Eigentlich…
Arbeit an der Kritik
Eigentlich wollte ich etwas über die Kritik schreiben. Abgesehen davon, dass ich viel zur Mathematikdidaktik lese, hatte ich vor einigen Wochen sowieso angefangen, diesem Teilgebiet der politischen Philosophie nachzugehen, der Frage nach der Kunst, nicht so viel und nicht auf diese Weise regiert zu werden (so die ungefähren Worte des französischen Philosophen Michel Foucault), bzw. das Staunen darüber, dass eine solche Art des Regiert-Werdens möglich ist.
Ich habe also relativ viel geschrieben, zusammengefasst, geordnet, und stehe trotzdem an einem Punkt, an dem ich sagen kann, dass ich nicht wirklich weiter weiß. Denn in einem bin ich mir relativ sicher: Kritik kann nicht um den Preis der Verleugnung von Tatsachen geübt werden; und tatsächlich, wenn man beginnt, sich mit der Kritik als einer von dem kritisierten Objekt unabhängigen Kategorie zu beschäftigen, gerät man rasch in einen Bereich, den man tatsächlich mit und gegen Akif Pirinçci als Kopfgeburt bezeichnen könnte.
Das Dilemma der Kritik
Das Dilemma, auf das ich mich beziehe, ist also folgendes: die Kritik erschafft sich ein Objekt, nimmt aber auch zugleich Stellung, so dass sich hier eine doppelte Bewegung der Konstruktion und Positionierung findet, die die Grenze zwischen Epistemologie und Politik, zwischen Erkenntnis und normativen Ansprüchen verwischt.
Tatsächlich war es für mich immer sehr beruhigend, dass ich mich auf ein relativ technisches Vokabular bei meinen Analysen verlassen konnte. Die Frage, von wo aus ich spreche, hat sich damit eigentlich nie gestellt. Allerdings hat sich in den letzten Jahren der Ton in gewissen Veröffentlichungen dermaßen radikalisiert und auch dermaßen zu einem nur behaupteten zivilen, tatsächlich aber dreist-dummen Unfrieden verschärft, wie auch die ökonomischen Zwänge bei den eigentlich bürgerlichen Presseorganen zu einer zum Teil fahrlässigen Schlampigkeit geführt, dass mir gerade Hören und Sehen vergeht.
Souveränität und Staunen
Kritik soll angeblich zu einer größeren Souveränität verhelfen, zu einer Bemeisterung der eigenen politischen Situation, und, wenn man Nietzsche und Foucault glauben darf, entlang von selbstgesetzten, ästhetisierenden Tugenden (das eigene Leben als Werk); von einer solchen Souveränität bin ich weit entfernt. Nichts erscheint mir einfach, alle Analysen, die ich derzeit skizziere, entgleiten mir irgendwann, zeigen sich als begrenzt, zum Teil auch als widersinnig. Das eine oder andere würde ich schon gerne veröffentlichen, zur Diskussion stellen, aber die Befürchtung, dass dies missverstanden wird, ist mir dann doch zu groß.
Ich staune also, ich staune über einzelne Akteure, über die politische Situation, über Phrasen und Worte, und schließlich sogar über mich selbst.
Vielleicht geht es dem einen oder anderen in unserem Land ja genauso, und vielleicht tröstet es den einen oder anderen, dass zeitweilige Verwirrung noch lange kein Grund zur Verzweiflung ist.
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