Die Analogie beschäftigt mich seit vielen Jahren, genauer gesagt seit 21 Jahren, als ich mir von John Anderson das Buch Kognitive Psychologie für ein Seminar gekauft habe. Dass sich dazu parallel ein Seminar zu Metaphern gesellte, war und ist für mich seitdem ein glücklicher Zufall gewesen. Nun hatte ich vor einigen Jahren eine Reihe von kurzen Artikeln veröffentlicht, die die Analogie als zentrales Mittel von Innovation, Kreativität und Humor beleuchtet haben. Nach dem Ende der wenig ruhmreichen Plattform, auf der diese Artikel erschienen sind, wollte ich meine Beiträge auf meinem Blog veröffentlichen. Das ist jedoch immer wieder daran gescheitert, weil sich mein Denken weiter entwickelt hatte oder weil ich gerade mit anderen Sachen zugange war.
Im März habe ich dann einen neuen Anlauf versucht, habe umfangreich gesammelt, kategorisiert und in Themen gruppiert. Mein Vorsatz, mein ganz fester Vorsatz dabei war, das ganze als das zu nehmen, was es nur sein konnte: als eine Art Zwischenbericht. Mein dreimonatiger Programmierkurs und andere Sachen sind mit dazwischen gekommen.
Nun war ich am Montagmorgen auf einem raschen Sprung im Künstlergroßhandel. Dort sprang mir jenes Buch von Douglas Hofstadter, der auch Gödel Escher Bach geschrieben hat, und Emmanuel Sander entgegen. Zur Analogie; klar, dass ich mir das kaufen musste. Allzu weit bin ich noch nicht gekommen: ich hatte keine Zeit.
Doch tatsächlich bestätigen Hofstadter und Sander schon in der ersten Übersicht, was auch meine vorläufigen Ergebnisse gebracht haben: die Analogie verschränkt sich auf das Innigste mit der Grammatik. Dort, wo die Analogie nicht auf einer formalen Sprache beruht, entstehen kreative Effekte; und dort, wo die Analogie sich als formelles Ereignis einstellt, wirkt sie dogmatisierend und stabilisierend.
All das könnt ihr wahrscheinlich wesentlich besser bei den beiden Autoren als bei mir nachlesen. Eine Empfehlung kann ich noch nicht abgeben, nur einen ersten Eindruck, der auf ein sehr reiches und tiefgründiges Buch schließen lässt. Es gibt allerdings zwei Einschränkungen, die mir auch sofort ins Auge gefallen sind. Im Gegensatz zu seinem ersten Buch befleißigen sich Hofstadter und Sander einer sehr geschwätzigen Schreibweise. Manches hätte kürzer, prägnanter ausfallen dürfen. Hand in Hand geht damit mein zweiter, vorläufiger Tadel: Analogien versteht man am besten, wenn man sie anwendet und vielfältig ausprobiert. Eine Anleitung zum Analogisieren ist dieses Buch aber nicht. Insofern fehlt eine deutlich hervorgehobene Praxis, mit der der Leser in die vielfältigen Freuden der Analogiebildung eingeführt wird. Hier muss dann jeder selbst aktiv werden.
Im Original heißt das Buch übrigens Surfaces and Essences: Analogy as the Fuel and the Fire of Thinking.
04.10.2017
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