Heino, so lockt die Bild-Zeitung aus ihm hervor, hat in seinem ganzen Leben noch keine Bücher gelesen. Sie würden ihn langweilen. In einem Kommentar sagt ein Stefan:
Auch für mich ist eine Welt zusammengestürzt. Bis jetzt war Heino für mich eine Geistesgröße.
Der meint das jetzt hoffentlich ironisch!
Ich puzzle weiter an meinem Hegel herum. Der sollte ja eigentlich nur ein Zwischenschritt sein zu einigen Passagen bei Judith Butler, nimmt jetzt allerdings ganz schön viel Zeit in Anspruch.
Durch meine Arbeit habe ich in den letzten Tagen relativ viel zur Pädagogik geschrieben, bzw. Studenten unterstützt. Man liest noch Levinas an den pädagogischen Fakultäten. Von dem habe ich nur das Buch Totalité et infini, ein Werk, das ich in Paris überflogen habe und danach nie wieder. Für dieses Zwischendiplom reichte aber meine Sekundärliteratur; es ging ja für mich auch nur darum, ob das Inhaltsverzeichnis und die grundlegenden Thesen in Ordnung sind. In vier Wochen werde ich das Ganze dann noch einmal lektorieren. Und ich glaube, das wird sogar ein Vergnügen.
Ein zweites Buch bin ich gerade am Lesen, auch arbeitsbedingt. Weil ich es interessant fand, was heute so in der Literaturwissenschaft, bzw. in diesem Fall: Kommunikationswissenschaft, habe ich mir Inhaltsanalyse von Patrick Rössler gekauft (Konstanz 2010).
Die Kundin soll, zusammen mit einem kleinen Team, den Kulturteil von (historischen) Zeitungen nach bestimmten Kriterien analysieren. Das Team hat ihr den Theorieteil aufgedrückt und jetzt weiß sie nicht weiter. Das ist typisch für Arbeitsgruppen an Universitäten. Und es ist etwas blind von den anderen Studenten, dass sie den wichtigsten Aspekt, nämlich die Auswahl der Kategorien, nicht mitgestalten. Dafür wird die empirische Arbeit und die Auswertung hinterher umso schwieriger, während meine Kundin aus dem Schneider ist, da sie den Anfang setzt. Jedenfalls hat sie sich früh darum gekümmert, ihren eigenen Teil ordentlich zu machen. Und für mich war es eine Herausforderung, denn diese Art der Inhaltsanalyse kannte ich und kannte ich irgendwie auch nicht. Irgendwie soll an dieser Stelle heißen: die Begriffe waren mir neu. Das Verfahren allerdings sehr vertraut.
Schließlich fülle ich noch meinen Zettelkasten auf. Meine Notizen quellen nämlich schon wieder über. Ein mühsames, wenn auch langfristig fruchtbares Geschäft, sich einen Zettelkasten zu halten. Gerade finde ich eine meiner Anklagen der aktuellen Kultur:
das ist nun allerdings eine sehr lustige Idee: dass die sprachliche Ausgestaltung zur Überzeugung der Zuhörer beitragen, weil diese verderbt seien tatsächlich hat Aristoteles insofern recht, als die heutigen Zuschauer und Zuhörer, die heutigen Leser, sich sehr stark an der Oberfläche aufhalten und wenig Kompetenz für die Argumentation und die Inhalte besitzen: die Zergliederung eines Themas nach sachlichen Aspekten wird kaum noch gepflegt und beachtet (zu Göttert, Seite 91)
Siehe dazu auch: Inkompetenz als Wahlmotiv.
2 Kommentare :
Hallo Frederik,
Wegen der mühsamen Arbeit am/ im Zettelkasten kann ich nur zustimmen - Aber die Mühe lohnt sich, auch wenn es wahrscheinlich Jahrzente dauert bis sich >die Bücher selbst schreiben<. Einen äußerst lesens- und sehenswerten Katalog zum Thema Zettelkästen. Maschinen der Phantasie kann man im Deutschen Literaturarchiv Marbach bestellen. Der Ausstellungsbesuch in Marbach, noch bis Mitte September, ist bei mir schon fest eingeplant.
Gruß,
Gernot
Lieber Gernot!
Vermutlich sollte man das zunächst nicht erwarten: dass sich die Bücher selber schreiben. Ich denke, das war auch eine Übertreibung Luhmanns. Er hat ja immer schon eine etwas manieristische Form der Bescheidenheit gehabt.
Für mich ist der Zettelkasten deshalb fruchtbar, weil ich zum einen meine wichtigen Zitate rasch wieder finde, auch meine kleinen Überblicke über Modelle, zum anderen ergeben sich Querverbindungen, an die ich vorher nicht gedacht habe.
Daniel Lüdecke hat den Zettelkasten ja eher so geplant, dass man pro Arbeit einen neuen Zettelkasten, das heißt eine neue Datei anlegt. Diese Zettel filtert und ordnet man später auf dem Schreibtisch. Gerade so arbeite ich aber nicht. Mir behagt dieses kleine Chaos, das ich dort anrichte. Es gibt mir zu vielen kleinen Texten Anlass. Und hier werde ich mich wahrscheinlich immer von Niklas Luhmann unterscheiden: ich schreibe keine großen, systematischen Texte, sondern springe sozusagen von Inselchen zu Inselchen.
Sehr lohnenswert ist es auch, seine Romane mit dem Zettelkasten zu planen. Zumindest für die Planung ist der Schreibtisch ideal, weil man Ereignisse und zum Beispiel die Auflösung eines Mordes super gut damit logisch machen kann. Nachteil: den Roman selbst (also meistens ein Krimi) sollte man nicht auf dem Zettelkasten schreiben. Das ist wieder unbequem. Aber wenn man einen großen Bildschirm hat oder, wie ich, zwei Bildschirme, kann man sich den Zettelkasten auf die eine Seite und das Schreibprogramm (hier benutze ich yWriter) auf die andere Seite packen.
Liebe Grüße,
Frederik
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