24.04.2013

Nietzsche und die Sphinx

Ich habe ein wenig zu der Sphinx bei Nietzsche gestöbert, aber kaum etwas gefunden. Einmal noch setzt er die Sphinx als Titel der Natur (in dem ersten Fragmentbuch, 10[1], schreibt er: „die Sphinx Natur“)
In Jenseits von Gut und Böse, § 1, symbolisiert die Sphinx eine Inversion (Umkehrung) der Ideen. Zunächst wird die Sphinx mit dem Willen zur Wahrheit gleichgesetzt. Dieser stellt uns Fragen. Schließlich aber wenden wir uns um und befragen den Willen zur Wahrheit selbst. Interessant an dieser Stelle ist lediglich, dass die Sphinx sowohl ein Symbol des Willens, als auch eine Allegorie der Inversion ist.
Schließlich schreibt Nietzsche im selben Buch, § 208: „Auch das Ungewisse hat seine Reize, auch die Sphinx ist eine Circe, auch die Circe war eine Philosophin.“ Diese Kette von Ersetzungen ist aber ebenfalls nur mäßig interessant: von der Rätselstellerin, zur Verführerin, zur Denkerin. Von diesem letzten Fragment ist der thematische Schwerpunkt der europäische Skeptiker. Dieser eine Satz scheint mir nur eine polemische Erweiterung zu sein.

Ansonsten wird die Sphinx zwar häufiger erwähnt, aber nur in Erinnerung der ganzen Geschichte bei Ödipus. Als eigenständiges Symbol scheint sie nicht mehr aufzutauchen.

Manchmal also ist ein Wort nur ein Wort und manchmal ist eine zitierte mythische Figur kein Symbol, kein rhetorischer Kniff, keine schwere Bedeutsamkeit, sondern einfach nur die mythische Figur.
Meine Art und Weise, an Literatur heranzugehen, ist zwar grundlegend vorsichtig, aber vor der Überinterpretation (und gerade vor ihr) nicht geschützt. Ihr erlebt das ja nicht mit, aber häufig muss ich zurückrudern und zu umfassende Aussagen revidieren.

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