Ich hatte mit großer Motivation letztes Jahr Betrachtungen zur Mikrologik des Textes begonnen. Dann kam mir meine Dozententätigkeit in die Quere, die mich voll und ganz aufgefressen hat. Mittlerweile bin ich hier zu einem Ende gekommen und habe wieder mehr Zeit für Texte. Ich werde meine Artikel zur Mikrologik trotzdem nicht weiterführen.
Das liegt unter anderem daran, dass ich zu keiner guten Formalisierung komme. Diese bräuchte ich, um die Mikrologik lehrbar zu machen. Immer wieder stoße ich an solche Grenzen, zum Beispiel auch beim Krimi. Eigentlich hat jeder Krimi eine letzte, unlogische Schicht, die sich weder erzählerisch noch psychologisch erklären lässt.
So ist in dem Wallace-Krimi Feuer im Schloss ein Protagonist (Keith Keller) ein ziemlicher Erpresser und Dieb. Er stiehlt der Frau eines Adeligen ein Diamantenhalsband und verkauft es. Als die Polizei dies herausfindet, spricht der Adelige den Erpresser nicht darauf an oder fordert sogar die Rückgabe des Geldes, die dieser beim Verkauf erhalten hat, sondern löst einfach das Halsband aus. Es ist unklar, warum er dies tut. Nun könnte man sagen, dass eine solche Behandlung des Themas schlecht sei. Der Krimi selbst aber ist äußerst spannend und wenn man nicht so genau hinschaut, durchaus gut konstruiert. Das Ende kommt ziemlich überraschend, aber mit dem Effekt: ich hätte es wissen können, aber ich habe es nicht gesehen. Es ist also kein Ende, wo der Gott aus der Maschine plötzlich die Lösung liefert.
Was auf der einen Seite natürlich beruhigend ist, dass Wallace, Chandler, Camilleri und andere Autoren keine komplett logisch durchkonstruierten Krimiplots entwerfen und trotzdem gut unterhalten, sollte natürlich nicht zu einer Nachlässigkeit führen. Es gibt einfach Sachen, die man recherchieren kann. So hat mich damals Die Therapie von Sebastian Fitzek sehr aufgeregt, weil er nicht nur furchtbar schlecht geschrieben hat, sondern auch seine Darstellung einer psychischen Krankheit völlig irreal war. Genauso nerven mich diese Psychose-Thriller, die vor allem eines zeigen: dass der Autor, bzw. die Autorin keine Ahnung von Psychologie haben. Nun gut, das ist wohl auch ein Zeichen der Zeit. Kennt man jemanden und hat drei Ratgeber gelesen, dann kann man wohl auch Psychologie.
14.04.2013
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