Es ist immer wieder beruhigend, wenn man nach einem meilenweiten Weg feststellt, dass man an eine vertraute Stelle kommt: dem Ausgangspunkt der Wanderung.
So geschehen heute: mit einem Bild, das ich bearbeiten wollte.
So geschehen heute: mit einem Bild, das ich bearbeiten wollte.
Videos
Ich solle, so eine nette Stimme, meine Videos nicht so schnell veröffentlichen. Sie käme mit den Aufgaben gar nicht nach.
Nun, ich habe heute auch an einem Jingle für ein regelmäßiges Video zu allen möglichen Themen rund ums Coaching, Literatur und Rhetorik/Logik gearbeitet. Zum sechsten Mal; denn neben der Musik für das Intro machen mir die Design-Entwürfe arge Probleme. Zwischendurch bin ich dann für zwei Stunden zu meinem guten Gabriel Tarde gehüpft.
Geschlossene ideologische Systeme
Meine Aufzeichnungen zu Tarde wuchern weiter vor sich hin. Sie passen sehr gut zu Hannah Arendt. Heute habe ich auch einiges zu Lotman geschrieben, zu dem sich von Tarde aus ein rascher Übergang entwickelt hat. Außerdem einige Passagen aus Csikzentmihalyis Buch Kreativität und Hermann Brochs Soziologie der Massen.
Tarde ist tatsächlich sehr aufschlussreich. Seine Verbindung von Begehren und Überzeugung stellt eine frühe Form der Motivation dar, wie sie dann von Heckhausen, Oerter und einigen anderen ausgearbeitet wurde. Das Problem der Psychologen: die Motivation bekommt fast sofort einen introvertierten Touch, während Tarde diese eher expansiv darstellt, auch wenn sie nur private Ziele verfolgt (und man höre, dass expansiv und privat keine Gegensätze darstellen).
Tarde jedenfalls schreibt:
„Daher rühren die endlosen Meinungsverschiedenheiten, Rivalitäten und Verstimmungen zwischen Menschen, die mit sich selbst letztlich in Einklang sind. Jeder hat für sich ein in sich logisches Ideensystem übernommen und verhält sich konsequent dazu. Daher rührt auch die scheinbar fast vollständige Unmöglichkeit, den Krieg und jene allgemeinen Leidensprozesse, unter denen alle leiden, auszurotten, obwohl der innere Kampf zwischen verschiedenen Begehren oder Meinungen, den einige in sich tragen, meistens mit einem endgültigen Friedensvertrag endet.“Tarde, Gabriel: Die Gesetze der Nachahmung. Frankfurt am Main 2009, Seite 55
Daher kommt wahrscheinlich auch die Polarität zwischen Lernbereitschaft und Durchsetzungskraft. Menschen, die es rasch schaffen, mit sich selbst wieder in Einklang zu kommen (aber eben nicht zur Wahrheit), verhalten sich so, als müsse ihr logisches Ideensystem für alle anderen Menschen auch gelten. Sie geraten demnach sehr viel schneller in dieses Freund-Feind-Denken hinein, als Menschen, die lernbereit oder unsicher sind. Besonders schwierig wird das dann, wenn solche Ideensysteme auf eine Gruppe stoßen, die nur halb oder einseitig interessiert ist.
In diesem Sinne heißt „etabliert“ eigentlich nur, dass eine bestehende Meinung einer individuellen Person durch andere Personen gestützt wird und dass dieser sich
darauf verlassen kann, dass diese Unterstützung weiterhin besteht. Zum Teil haben diese Unterstützer allerdings deutlich andere Interessen, wie dies zum Beispiel im Milieu der selfpublisher zu sehen ist, dass erfolgreiche Autoren gelobt werden, weil sich die Lobenden daraus einen Vorteil erhoffen. Darin ist nicht unbedingt eingeschlossen, dass die Bücher der erfolgreichen Autoren geschätzt werden.
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