18.01.2014

Kleine Rassismus-Kontrolle

Worüber sich die Welt aufregt, das ist in Paris gängige Praxis. Ein französisches Restaurant in Islamabad hat pakistanische Gäste des Hauses verwiesen: weil sie Pakistani sind. Tatsächlich wird dies in manchen Restaurants in Paris ebenso gehandhabt. Selbst George Michael und Cate Blanchett wurden dazu gedrängt, mit Tischen für "gewöhnliche" Gäste zufrieden zu sein.

Allerdings scheint mir das nicht ein Problem der Nationalität zu sein, sondern dass die Elite unter sich bleiben will und dass die Elite vorwiegend weiß und reich, heterosexuell und kinderlos ist. Zumindest sind die Kinder immer gut betreut, so dass sie nicht weiter auffallen und bei Restaurant-Besuchen nicht stören. (HIER)

Ein ganz anderes Problem hat derzeit der CSU-Abgeordnete Josef Schmid, der in München Oberbürgermeister werden will. München ist seit 20 Jahren fest in der Hand der SPD und mit dem Namen Ude verbunden. Großstädte haben ein ganz anderes Klientel als die Landbevölkerung. Das gilt auch für Bayern. Schmid also präsentiert sich als weltoffen, sieht Zuwanderung auch als Chance und hat einen expliziter schwulen Stadtteil für schützenswert erachtet. Doch die Stammtisch-Brüder machen ihm gerade einen Strich durch die Rechnung, indem sie die Debatte um Wirtschaftsflüchtlinge anheizt. Das gefällt dem möglichen Koalitionspartner Bündnis Die Grünen überhaupt nicht. Und viele Münchner sind davon auch nicht begeistert. (HIER)

Überhaupt ist Wirtschaftsflüchtling ein seltsamer Begriff. Als ob man der Wirtschaft entfliehen könnte. Da Wirtschaft immer auch auf dem Tausch zwischen Menschen ausgelegt ist, sollte man übrigens meinen, dass mehr Menschen auch zu mehr Wirtschaft führen. Und auch der Besitz von Land und harten Produktionsmitteln ist in Zeiten einer Informationsgesellschaft nicht mehr unbedingt notwendig. Tatsächlich verläuft die Wirtschaft, wir ahnen es ja alle, etwas komplizierter als gerade eben dargestellt. Vor einigen Jahren erregte in Neukölln eine ganz andere Form der Ausbeutung Aufmerksamkeit. Dort wurden rumänische Familien illegal in Wohnungen eingepfercht und dann zu einer Art Arbeitsdienst gezwungen, wobei der Lohn von dem betreffenden Ausbeuter einbehalten wurde.
Dagegen ist Wirtschaftsflüchtigkeit doch gerade zu ein Witz. Ich glaube, dass unserer Gesellschaft einfach das Bewusstsein für Initiativen fehlt, die nicht auf den üblichen Marktwert reagieren.

Und damit sind wir bei unseren Hartz IV-Empfängern. Eine neue Studie hat nachgewiesen, dass die Strafaktionen von Hartz IV-Empfängern sich katastrophal auf die Lebenslagen der Betreffenden ausüben. Psychologisch gesehen ist Stress sowieso sehr schädlich. Eher sollte man diesen Menschen die Möglichkeit verschaffen, kreativ neue Wege zu beschreiten. Und das darf man dann auch gerne betreut machen und mit einem gewissen liebevollen Nach-vorne-Stupsen.
Meine Ansicht dazu ist: man soll die Menschen nicht vor dem Fallen bewahren, aber ihnen beim Aufstehen helfen.

Die Praxis der Regierung Erdogan ist mehr als fragwürdig. So sehr ich dem türkischen Volk eine Mitgliedschaft in der EU gönne. Dieser Regierung kann und will ich nicht zustimmen. Wir haben mit den Ungarn schon einen großen Ausreißer aus der Demokratie. Wir haben eine Bankenlandschaft, die zum Teil menschenverachtend ist. Wir brauchen nicht noch einen Haufen Idioten, die die Macht vor und über die politische Meinungsfreiheit stellen.

NSA?
Natürlich müssen Terroristen bekämpft werden. Sie sind immer die Vorboten von Fanatismus und kruder Ideologie. Aber sie sind nicht selbst das ideologische System. Deren Vertreter treten gerne in der Pose von Saubermännern auf.
Was ich damit sagen will: solange Snowden nicht rehabilitiert wird, kann Obama quatschen was er will. Man kann nicht immer verhindern, dass Institutionen Unrecht tun. Aber in einer Demokratie sollte der Rückweg zum Recht leicht fallen und nicht durch irgendwelche Feigenblätter verdeckt werden. Das Unrecht gegenüber Snowden kann durch keine andere Maßnahme abgeschwächt werden. Genauso wenig wird der Mord an einem Menschen durch die Rettung von zehn Menschenleben aufgehoben. Genau das ist doch damit gemeint, wenn man die Würde des Menschen für unantastbar hält. Sie darf nicht relativiert werden.

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