I Do not want what I haven't got hieß das zweite Studio-Album von Sinéad O'Connor, das 1990 zu einem der erfolgreichsten Alben des Jahres wurde. Es wäre ein Album ganz nach Geschmack des CSU-Generalsekretärs Andreas Scheuer. Dieser verzichtet jetzt auf einen Doktortitel, den er gar nicht besitzt. Das habe ich auch schon einmal getan. Wie hasse ich diese Nachahmer.
Feinde sind Freunde. Dies lehrt uns unser Präsidenten-Pastor nicht nur in seinen Predigten, sondern auch unfreiwillig durch die Art und Weise, wie seine Reden aufgenommen werden. Neo-Liberalismus; das war das Thema. Gauck finde es merkwürdig, dass das Wort ›neoliberal‹ heute so negativ besetzt sei. Ich hätte ihn jetzt gerne zu dem Wort ›neomarxistisch‹ befragt, eventuell auch zu dem Wort ›poststruktural‹. Im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit unseres Bundespräsidenten bin ich aber eindeutig benachteiligt.
Tatsächlich wundert es mich eher, dass Gauck sich wundert. Das Problem an Ideologien ist doch auch, dass sie sich nicht definieren lassen. Wie Kant sehr treffend geschrieben hat, entstehen Verstandesbegriffe durch Abstraktion, d.h. durch Weglassen von Merkmalen, während Vernunftbegriffe, also Ideen, nur durch Beispiele illustriert werden können. Die Schlüsse, die Immanuel Kant daraus zieht, sind bereits weitreichend. Und was Hannah Arendt dann aus dieser Idee macht, 150 Jahre später, klingt zunächst sehr befremdlich und dann sehr wundervoll. Um es kurz zu machen: Ideen sind nicht dazu da, um Menschen zu vereinen, sondern um sie unterschiedlich zu machen. Das Problem von Ideologien ist, dass sie aus nur wenigen Ideen bestehen und dass sie dadurch den Menschen zu wenig Unterscheidungsmöglichkeiten zugestehen, wobei hier Unterscheidungsmöglichkeiten auf die Grunddifferenz ich/anderer bezogen ist. Man könnte also behaupten, dass Ideologien aus zu wenig Ideen bestehen und deshalb so dogmatisch seien.
Schaut man sich die großen Liberalen Anfang des Jahrhunderts an, so trifft man dort viele sehr belesene und sehr durchdachte Köpfe, zum Beispiel Alfred North Whitehead. Dessen Ideen allerdings zur sozialen Ordnung sind ganz entscheidend eben nicht von der Wirtschaft geprägt, sondern von dem Kampf um die Ideen und dem, was Kant so schön in dem Satz ›Räsonniert soviel ihr wollt, …‹ ausgedrückt hat.
Und hier findet man bei den alten Liberalen durchaus einen Zug, der sich im modernen Neoliberalismus überhaupt nicht mehr finden lässt (zu Walter Eucken kann ich allerdings nichts sagen): dass dieser Wettbewerb nicht dazu da ist, einen Sieger zu ermitteln, sondern sich zu vereinzeln. Und damit ergibt sich eine gewisse Nähe zu den marxistischen Lehren. Was bei Marx die Arbeit und die Verfügbarkeit der Produktionsmittel bewirken soll, also eine Stellung des Subjektes zu den Objekten, drückt sich bei Whitehead durch eine Stellung verschiedener Subjekte zueinander aus. Und der Leitfaden, an dem sich diese Whiteheadschen Subjekte orientieren, ist auch nicht die Leistung und schon gar nicht die wirtschaftliche Leistung, sondern die Kreativität (wobei diese nicht mit der Kreativität verwechselt werden darf, wie wir sie heute kennen).
Wer auch immer sich ein wenig mit der Geschichte des Liberalismus auskennt, wird sich nicht wundern. Denn das, was heute als Neoliberalismus gilt, hat mit dem Liberalismus kaum noch etwas zu tun. Und so kann man sich nur über Gauck wundern, wenn er hier versucht, einen Begriff im Alleingang umzubesetzen.
Im übrigen ist es doch klar, dass eine wirtschaftliche Freiheit und der wirtschaftliche Wettbewerb nicht ohne Strukturen laufen kann und die Frage ist auch, ob diese Strukturen durch die Politik und durch welche Politik vorgegeben wird, oder durch wirtschaftsnahe Institutionen, wie zum Beispiel Banken und große, global agierende Firmen. Solange diese eine strukturelle Macht besitzen, kann von einer wirtschaftlichen Freiheit kaum die Rede sein. Es ist natürlich die Frage, ob eine radikale wirtschaftliche Freiheit wirklich wünschenswert ist. Schließlich wollen die meisten Menschen nicht auf Massenverfertigung verzichten. Und es ist kaum anzunehmen, dass ein einzelner Mensch in der Lage wäre, auch nur einen einzigen iPod oder ein dem iPod vergleichbares Gerät zu bauen. Massenproduktion ist einfach notwendig und damit eben auch große Firmen. Die Frage ist auf der anderen Seite, ob diese auf diese Art und Weise notwendig sind, wie wir sie heute kennen.
Feinde sind Freunde. Dies lehrt uns unser Präsidenten-Pastor nicht nur in seinen Predigten, sondern auch unfreiwillig durch die Art und Weise, wie seine Reden aufgenommen werden. Neo-Liberalismus; das war das Thema. Gauck finde es merkwürdig, dass das Wort ›neoliberal‹ heute so negativ besetzt sei. Ich hätte ihn jetzt gerne zu dem Wort ›neomarxistisch‹ befragt, eventuell auch zu dem Wort ›poststruktural‹. Im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit unseres Bundespräsidenten bin ich aber eindeutig benachteiligt.
Tatsächlich wundert es mich eher, dass Gauck sich wundert. Das Problem an Ideologien ist doch auch, dass sie sich nicht definieren lassen. Wie Kant sehr treffend geschrieben hat, entstehen Verstandesbegriffe durch Abstraktion, d.h. durch Weglassen von Merkmalen, während Vernunftbegriffe, also Ideen, nur durch Beispiele illustriert werden können. Die Schlüsse, die Immanuel Kant daraus zieht, sind bereits weitreichend. Und was Hannah Arendt dann aus dieser Idee macht, 150 Jahre später, klingt zunächst sehr befremdlich und dann sehr wundervoll. Um es kurz zu machen: Ideen sind nicht dazu da, um Menschen zu vereinen, sondern um sie unterschiedlich zu machen. Das Problem von Ideologien ist, dass sie aus nur wenigen Ideen bestehen und dass sie dadurch den Menschen zu wenig Unterscheidungsmöglichkeiten zugestehen, wobei hier Unterscheidungsmöglichkeiten auf die Grunddifferenz ich/anderer bezogen ist. Man könnte also behaupten, dass Ideologien aus zu wenig Ideen bestehen und deshalb so dogmatisch seien.
Schaut man sich die großen Liberalen Anfang des Jahrhunderts an, so trifft man dort viele sehr belesene und sehr durchdachte Köpfe, zum Beispiel Alfred North Whitehead. Dessen Ideen allerdings zur sozialen Ordnung sind ganz entscheidend eben nicht von der Wirtschaft geprägt, sondern von dem Kampf um die Ideen und dem, was Kant so schön in dem Satz ›Räsonniert soviel ihr wollt, …‹ ausgedrückt hat.
Und hier findet man bei den alten Liberalen durchaus einen Zug, der sich im modernen Neoliberalismus überhaupt nicht mehr finden lässt (zu Walter Eucken kann ich allerdings nichts sagen): dass dieser Wettbewerb nicht dazu da ist, einen Sieger zu ermitteln, sondern sich zu vereinzeln. Und damit ergibt sich eine gewisse Nähe zu den marxistischen Lehren. Was bei Marx die Arbeit und die Verfügbarkeit der Produktionsmittel bewirken soll, also eine Stellung des Subjektes zu den Objekten, drückt sich bei Whitehead durch eine Stellung verschiedener Subjekte zueinander aus. Und der Leitfaden, an dem sich diese Whiteheadschen Subjekte orientieren, ist auch nicht die Leistung und schon gar nicht die wirtschaftliche Leistung, sondern die Kreativität (wobei diese nicht mit der Kreativität verwechselt werden darf, wie wir sie heute kennen).
Wer auch immer sich ein wenig mit der Geschichte des Liberalismus auskennt, wird sich nicht wundern. Denn das, was heute als Neoliberalismus gilt, hat mit dem Liberalismus kaum noch etwas zu tun. Und so kann man sich nur über Gauck wundern, wenn er hier versucht, einen Begriff im Alleingang umzubesetzen.
Im übrigen ist es doch klar, dass eine wirtschaftliche Freiheit und der wirtschaftliche Wettbewerb nicht ohne Strukturen laufen kann und die Frage ist auch, ob diese Strukturen durch die Politik und durch welche Politik vorgegeben wird, oder durch wirtschaftsnahe Institutionen, wie zum Beispiel Banken und große, global agierende Firmen. Solange diese eine strukturelle Macht besitzen, kann von einer wirtschaftlichen Freiheit kaum die Rede sein. Es ist natürlich die Frage, ob eine radikale wirtschaftliche Freiheit wirklich wünschenswert ist. Schließlich wollen die meisten Menschen nicht auf Massenverfertigung verzichten. Und es ist kaum anzunehmen, dass ein einzelner Mensch in der Lage wäre, auch nur einen einzigen iPod oder ein dem iPod vergleichbares Gerät zu bauen. Massenproduktion ist einfach notwendig und damit eben auch große Firmen. Die Frage ist auf der anderen Seite, ob diese auf diese Art und Weise notwendig sind, wie wir sie heute kennen.
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen