Mein Kurs Plotstrukturen läuft und läuft erfreulich gut. Nach und nach rutschen meine Videos bei YouTube nach oben. Dabei fühle ich mich derzeit gar nicht so wohl. Was nicht unbedingt an den Videos hängt, sondern an allgemeineren Lebensumständen. Ein bisschen sieht man mir das auch an. Wobei das auch wieder aufgehoben wird dadurch, dass ich jetzt mehr Erfahrung habe mit meinem Video-Ich.
Video-Ich?
Nun, ich musste mich erstmal daran gewöhnen, dass ich mit der Kamera spreche und in die Kamera hinein. Bisher hatte ich immer nur Teilnehmer und dort habe ich zum Beispiel immer 2-3 Zettel dabei, auf denen mein grober Fahrplan für eine Seminarstunde steht. Vor der Kamera geht das gar nicht. Noch nicht. Mir fehlen einfach die Menschen vor der Nase.
Mein Video für morgen habe ich frühzeitig fertig gestellt. Es wartet nur noch auf die Veröffentlichung. Darin (und im folgenden) geht es um aktive Figuren. Das erscheint als nicht besonders großartig. Es ist trotzdem ein äußerst wichtiges Thema.
Ich habe in letzter Zeit wieder sehr sehr viele selfpublisher gelesen. Und was mir seit Jahren auffällt und auch diesmal wieder (mit zunehmendem Unmut), das ist die hohe Abstraktionslage, mit der die Autoren schreiben. Dabei wäre alles so einfach, wenn man nur ein paar konkretere Wörter einsetzt und dieses Philosophieren lässt. Gerade das Philosophieren (oder Psychologisieren) wirkt doch rasch peinlich, wenn jemand keine Ahnung von der Materie hat.
Ein Beispiel (und nicht ein wirklich schlechtes Buch) ist Noah Fitz' Liebe deinen Nächsten. Folgende zwei Sätze lesen sich wie ergänzende Informationen zum Leben eines Patienten zum Beginn einer Fallbeschreibung.
Video-Ich?
Nun, ich musste mich erstmal daran gewöhnen, dass ich mit der Kamera spreche und in die Kamera hinein. Bisher hatte ich immer nur Teilnehmer und dort habe ich zum Beispiel immer 2-3 Zettel dabei, auf denen mein grober Fahrplan für eine Seminarstunde steht. Vor der Kamera geht das gar nicht. Noch nicht. Mir fehlen einfach die Menschen vor der Nase.
Mein Video für morgen habe ich frühzeitig fertig gestellt. Es wartet nur noch auf die Veröffentlichung. Darin (und im folgenden) geht es um aktive Figuren. Das erscheint als nicht besonders großartig. Es ist trotzdem ein äußerst wichtiges Thema.
Ich habe in letzter Zeit wieder sehr sehr viele selfpublisher gelesen. Und was mir seit Jahren auffällt und auch diesmal wieder (mit zunehmendem Unmut), das ist die hohe Abstraktionslage, mit der die Autoren schreiben. Dabei wäre alles so einfach, wenn man nur ein paar konkretere Wörter einsetzt und dieses Philosophieren lässt. Gerade das Philosophieren (oder Psychologisieren) wirkt doch rasch peinlich, wenn jemand keine Ahnung von der Materie hat.
Ein Beispiel (und nicht ein wirklich schlechtes Buch) ist Noah Fitz' Liebe deinen Nächsten. Folgende zwei Sätze lesen sich wie ergänzende Informationen zum Leben eines Patienten zum Beginn einer Fallbeschreibung.
Nichts konnte ihn im Moment ablenken. Er fühlte sich ohne Arbeit schnell alleingelassen und überflüssig. (Position 44)
Nun sind solche Sätze nicht verboten. Ab und zu gehören sie genau so in den Roman hinein. Sie fassen zusammen, kündigen etwas an oder schließen eine bestimmte Phase in einem Roman ab. Besteht eine Erzählung allerdings allzuhäufig aus solchen Sätzen, und das ist bei diesem Roman der Fall, dann wird daraus rasch tatsächlich eine Fallbeschreibung, der allerdings sowohl die Fachlichkeit des Autors als auch die Fachinteressen des Lesers fehlen.
Solche Sätze weitestgehend zu vermeiden, das ist die Kunst der Hypotypose, bzw. der Verbildlichung. Es geht nicht darum, einen tiefen Charakter zu beschreiben, sondern darum, einen tiefen Charakter anzudeuten, zwischendrin und ohne es eigentlich zu benennen. Und genau dies ist die Kunst, die vielen dieser „kleinen“ Schriftsteller komplett fehlt: den Charakter zwischen den vielen kleinen Handlungen aufsteigen zu lassen und eben nicht dem Leser zu sagen, dass ein Charakter stolz oder eifersüchtig oder schüchtern ist, sondern ihn unter der Bedingung von Stolz, Eifersucht oder Schüchternheit in seinen Handlungen zu schildern.
Beim Durchlesen von Liebe deinen Nächsten ist mir außerdem dieses teilweise wilde Durcheinander von Erzähltypen aufgefallen (Achtung! Damit meine ich nicht Erzählperspektive: die wird nämlich gut durchgehalten.). So hatte ich zum Beispiel vor einiger Zeit geschrieben, dass eine Figur, die mit Er bezeichnet wird und rein grammatisch zunächst auf eine Außenperspektive hinweist, durchaus ein Ich-Erzähler sein kann. Abgesehen davon, dass dieser Satz zwei wütende E-Mails über meine angebliche Inkompetenz ausgelöst hat, gab es auch viele erstaunte Reaktionen und einiges an Einsicht.
Bei Fitz wird nun deutlich, dass er stark zwischen einer Ich-Erzählsituation und einer Er-Erzählsituation hin und her springt. Das ist zunächst nicht falsch, aber eher nicht mit einem Thriller als Genre rückverbunden. Thriller stehen sehr häufig (auch wenn die Autoren das strikt anders sehen würden) in einer Ich-Erzählsituation. Das muss nicht so sein, ist aber sehr gebräuchlich.
Fitz nutzt allerdings diese Erzähltypen des Er-Erzählers, um sofort weiter in einen auktorialen Erzählmodus hinein zu gleiten. Und hier wird deutlich, dass die Erzählperspektive innerhalb des Romans durchgehalten werden mag, während die Perspektive des Erzählers völlig durcheinander gerät und eben dann doch wieder so etwas wie ein sehr ungünstiger Perspektivwechsel geschieht.
Das erklärt dann auch die teilweise völlig wütende Rezensionen, die dieses Werk schmähen. Ich kann sie nachvollziehen. Bloß gelingt es mir leichter, diesen Roman auf verschiedenen Ebenen zu betrachten. Es ist natürlich kein Vergnügen, ihn zu lesen. Und darauf haben die Leser ja Anspruch. Aber es wäre falsch zu behaupten, dass der Autor nicht schreiben kann. Für mich ist er eher eine tragische Figur, weil er relativ gut schreiben kann, nur auf einer Ebene, und zwar einer Ebene, die für Leser sehr wichtig ist, komplett versagt. Andere Autoren, die eigentlich längst nicht so gut sind, schaffen es wesentlich besser, diese Schicht zu bedienen und bekommen dadurch bessere Rezensionen.
Der eigentliche Fehler liegt aber darin, den auktorialen Erzähler (bzw. die dazugehörigen Erzähltypen) und die Typen der Ich-Erzählsituation als gleich anzusehen. Doch gerade diese Mischung in einem Roman wird eigentlich nur in der ironischen und humorvollen Literatur benutzt. Der Autor dagegen versucht ernst zu bleiben und das beißt sich fürchterlich. Gerade hier wäre ein deutlicher Bruch zwischen der Figur in der Geschichte und dem Erzähler notwendig.
Solche Sätze weitestgehend zu vermeiden, das ist die Kunst der Hypotypose, bzw. der Verbildlichung. Es geht nicht darum, einen tiefen Charakter zu beschreiben, sondern darum, einen tiefen Charakter anzudeuten, zwischendrin und ohne es eigentlich zu benennen. Und genau dies ist die Kunst, die vielen dieser „kleinen“ Schriftsteller komplett fehlt: den Charakter zwischen den vielen kleinen Handlungen aufsteigen zu lassen und eben nicht dem Leser zu sagen, dass ein Charakter stolz oder eifersüchtig oder schüchtern ist, sondern ihn unter der Bedingung von Stolz, Eifersucht oder Schüchternheit in seinen Handlungen zu schildern.
Beim Durchlesen von Liebe deinen Nächsten ist mir außerdem dieses teilweise wilde Durcheinander von Erzähltypen aufgefallen (Achtung! Damit meine ich nicht Erzählperspektive: die wird nämlich gut durchgehalten.). So hatte ich zum Beispiel vor einiger Zeit geschrieben, dass eine Figur, die mit Er bezeichnet wird und rein grammatisch zunächst auf eine Außenperspektive hinweist, durchaus ein Ich-Erzähler sein kann. Abgesehen davon, dass dieser Satz zwei wütende E-Mails über meine angebliche Inkompetenz ausgelöst hat, gab es auch viele erstaunte Reaktionen und einiges an Einsicht.
Bei Fitz wird nun deutlich, dass er stark zwischen einer Ich-Erzählsituation und einer Er-Erzählsituation hin und her springt. Das ist zunächst nicht falsch, aber eher nicht mit einem Thriller als Genre rückverbunden. Thriller stehen sehr häufig (auch wenn die Autoren das strikt anders sehen würden) in einer Ich-Erzählsituation. Das muss nicht so sein, ist aber sehr gebräuchlich.
Fitz nutzt allerdings diese Erzähltypen des Er-Erzählers, um sofort weiter in einen auktorialen Erzählmodus hinein zu gleiten. Und hier wird deutlich, dass die Erzählperspektive innerhalb des Romans durchgehalten werden mag, während die Perspektive des Erzählers völlig durcheinander gerät und eben dann doch wieder so etwas wie ein sehr ungünstiger Perspektivwechsel geschieht.
Das erklärt dann auch die teilweise völlig wütende Rezensionen, die dieses Werk schmähen. Ich kann sie nachvollziehen. Bloß gelingt es mir leichter, diesen Roman auf verschiedenen Ebenen zu betrachten. Es ist natürlich kein Vergnügen, ihn zu lesen. Und darauf haben die Leser ja Anspruch. Aber es wäre falsch zu behaupten, dass der Autor nicht schreiben kann. Für mich ist er eher eine tragische Figur, weil er relativ gut schreiben kann, nur auf einer Ebene, und zwar einer Ebene, die für Leser sehr wichtig ist, komplett versagt. Andere Autoren, die eigentlich längst nicht so gut sind, schaffen es wesentlich besser, diese Schicht zu bedienen und bekommen dadurch bessere Rezensionen.
Der eigentliche Fehler liegt aber darin, den auktorialen Erzähler (bzw. die dazugehörigen Erzähltypen) und die Typen der Ich-Erzählsituation als gleich anzusehen. Doch gerade diese Mischung in einem Roman wird eigentlich nur in der ironischen und humorvollen Literatur benutzt. Der Autor dagegen versucht ernst zu bleiben und das beißt sich fürchterlich. Gerade hier wäre ein deutlicher Bruch zwischen der Figur in der Geschichte und dem Erzähler notwendig.
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