27.11.2012

»Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer gefährlich überfremdet.«

Es gibt manchmal so hässliche Sätze, wie zum Beispiel dieser hier. Was sagt dieser Satz? Im Prinzip nur: Überfremdung überfremdet. Er ist eine Tautologie.
Die wichtigen Aussagen in diesem Satz werden am Rande getroffen, zum Beispiel in dem Wörtchen „gefährlich“. Dabei geht es gar nicht darum, dieses Wörtchen generell abzulehnen. Die Frage ist nur: gefährlich in welcher Weise, durch was genau und in Bezug auf was? Ich bin an dieser Stelle immer bass erstaunt, dass dann große deutsche Schriftsteller herbeizitiert werden, die die wenigsten Deutschen jemals gelesen haben. Schon vor 30 Jahren nicht und heute erst recht nicht mehr. Und irgendwie entzieht das diesem Satz jegliche sinnvolle Basis.
Aber irgendwie habe ich hier sowieso das Gefühl, dass die Deutschen in Sachen Kultur recht debil sind. Es gibt nur noch wenige Menschen, die sich ernsthaft mit einem klassischen Literaten, einem Musiker, einem Schriftsteller beschäftigen. Gerade habe ich gesehen, dass die drei beliebtesten Liebesromane des vergangenen Jahres die drei Shades of Grey sind. Hatten wir da nicht auch: Kirchhoffs Die Liebe in groben Zügen? Walsers Dreizehntes Kapitel? Genazino?
Na gut. Da ich neulich die Leser von ChickLit als unkultiviert bezeichnet habe (allerdings in einem etwas eigenen Zusammenhang), hat eine dieser Damen beschlossen, dass ich arrogant sei und man mich nicht mehr lesen dürfe. Ich leide zwar noch nicht unter Leserschwund. Aber ab jetzt. Arrogante Blogger sind auf jeden Fall böse.

(Nachtrag, der etwas hinkt: Eben, 15.01.2013, schrieb mir ein Leser folgenden Satz: "Milchgeschmack ist durch die Zufuhr von Kakao gefährdet.". Im ersten Moment stimmt's noch, im zweiten nicht mehr. Aber er ist genauso absurd.)

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