23.11.2012

Die Klimax in Jurassic Park

Eine Klimax ist eigentlich eine rhetorische Figur, eine mindestens zweifache, häufig dreifache Steigerung in der Wortfolge, zum Beispiel: „wir haben gebittet, gefleht, beschworen …“. Man kann solche Figuren allerdings auch ganz gut in die Struktur von Narrationen übertragen, d.h. in die Erzählstruktur. Ich glaube, das muss man bei der Klimax nicht großartig erläutern.

Gerade schiebe ich meine Kommentare zu dem Film Thor in meinen Zettelkasten. Hier habe ich eine Zwischenanmerkung zu Jurassic Park gemacht, die ganz nützlich sein könnte, auch wenn sie nichts aufregendes bietet, sondern die klassische Struktur der Spannung einfach aus einem anderen Aspekt beleuchtet:
Die Klimax in Jurassic Parc könnte man ungefähr so beschreiben: drei Adjektive werden miteinander koordiniert, nämlich gefährlich, gefangen, instinktgesteuert; dann werden diese nach und nach umgedreht: zunächst gefährlich, frei, instinktgesteuert (der Tyrannosaurus Rex), dann gefährlich, frei, intelligent (die Raptoren).
Das erste Adjektiv (gefährlich) beschreibt die allgemeine Veranlagung, den grundsätzlichen möglichen Konflikt. Das zweite Adjektiv (gefangen) beschreibt die Maßnahme, die den Konflikt unterdrückt, im Laufe der Geschichte allerdings umgeändert wird. Und das dritte Adjektiv (instinktgesteuert) bezieht sich auf eine Steigerungsmöglichkeit, die erst gegen Ende der Geschichte zum Tragen kommt.

Bei Harry Potter kann man die Todesser folgendermaßen belegen: skrupellos, verfolgt, sterblich. Das letzte Adjektiv trennt (scheinbar) die Todesser von ihrem Meister (Voldemort)
Daraus könnte man nun eine Übung entwerfen: zunächst drei Adjektive, wobei das erste Adjektiv die grundsätzliche Bedrohung ausdrückt; das zweite Adjektiv beschreibt zunächst das, was den Konflikt unterdrückt; und das dritte Adjektiv beschreibt eine Steigerung, bzw. Steigerungsmöglichkeit des Konflikts.
Für die Geschichte dreht ihr als erstes das zweite Adjektiv um. Nehmen wir als Beispiel ein klassisches Genre: das Spukhaus. Nehmen wir weiter an, das Adjektiv heißt versiegelt, als versiegelt in dem Sinne, dass der tatsächliche Spuk hinter irgendeiner magischen oder technischen Barriere verschlossen ist. Das Umdrehen dieses Adjektives geschieht selbstverständlich in einer Handlung. Hier muss diese Barriere in irgendeiner Weise aufgebrochen werden. Besonders neu ist das allerdings nicht. Es ist ja nichts anderes als der Übergang von der Einleitung in die Durchführung, also der Übergang in den ersten richtigen Konflikt.
Als zweites wird dann das dritte Adjektiv umgedreht. Nehmen wir an, dieses lautet zunächst „nicht besessen“. Jetzt gibt es aus irgendwelchen Gründen einen Geist, der von den Menschenbesitz ergreift. Der wird nun auch freigelassen und sorgt erst recht für den typischen Splatter.
All das ist tatsächlich nicht sonderlich aufregend. Mit ein bisschen Übung allerdings könnt ihr diese Technik abwandeln und euch einfach an zufällig zusammengestellte Adjektive halten, sagen wir zum Beispiel: klug, nicht technisch, zerreißbar. Und jetzt wird es interessant: weil diese drei Adjektive nämlich nicht offensichtlich als Klimax funktionieren. Ich kann daraus trotzdem eine Klimax erschaffen, muss aber ein bisschen mit der Geschichte herumtricksen und herum probieren. Und hier ist diese zufällige Zusammenstellung ein großer Motor für die Kreativität. Die Geschichten, die daraus entstehen, solltet ihr allerdings nicht unbedingt eurem Publikum präsentieren, jedenfalls die meisten nicht.

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