Es ist nicht unbedingt günstig, ein Buch zu empfehlen, das derzeit vergriffen ist. Der ›Thesaurus der exakten Wissenschaften‹ ist 2001 im Verlag Zweitausendeins erschienen und von Michel Serres und Nayla Farouki herausgegeben. Im Original heißt es ›Le Trésor. Dictionnaire des Sciences‹ [Der Schatz. Wörterbuch der Wissenschaften].
Das Buch enthält auf über tausend Seiten eine Darstellung von wichtigen wissenschaftlichen Begriffen, alphabetisch geordnet, mit Verweis auf andere Einträge, Illustrationen und, sofern die Beiträge nicht besonders kurz sind, einer übersichtlichen Aufteilung. Der Schwerpunkt liegt, wie der deutsche Titel schon sagt, auf den exakten Wissenschaften, will sagen auf den Naturwissenschaften und den Strukturwissenschaften (also Mathematik und Logik).
Der Leser findet einen Abschnitt über den Urknall, das Universum, dem Wind und das Klima. Er kann sich über Gen-Kartierung, Artensterben, genetische Drift und Polymorphismus informieren. Ebenso enthält das Buch Einträge über Symmetrie, Plastizität, Kybernetik, Multimedia oder die Funktion. Insgesamt also hat die ganze Bandbreite von der Quantenphysik über die nichtlineare Logik, die Chemie, Physik und Biologie bis hin zur Astronomie, Meteorologie und wissenschaftstheoretischen Hintergründen hier ihren Platz. Sogar der Tod bekommt einen Eintrag und auch Schrödingers Katze fehlt nicht.
Die einzelnen Beiträge wurden von Experten geschrieben. Sie sind aber allgemeinverständlich gehalten. Als ich mir dieses Buch vor vielen Jahren gekauft habe, saß ich später mit einigen Freunden in Hamburg im Schanzenpark. Und irgendjemand wollte wissen, ob die Relativitätstheorie darin erklärt sei. Sie ist es natürlich. Ich begann nun vorzulesen, was der Autor dazu zu sagen hatte und als ich fertig war, konnten sogar diejenigen meiner Freunde, die sonst wenig Affinität zur Technik haben, sagen, dass sie jetzt die Relativitätstheorie wirklich verstanden hatten.
Es lohnt sich also, sich dieses Buch zuzulegen. Schwachstellen habe ich bisher noch nicht gefunden, was aber auch daran liegen kann, dass ich ein interessierter Laie und kein Fachmann bin.
Für den blutigen Anfänger gibt es aber zumindest einen Stolperstein. Die Begriffe der Informationstheorie werden häufig mit Alltagsbegriffen bezeichnet, meist aus dem Gebiet der Sprache, zum Beispiel Grammatik, Syntax oder Ähnliches. Die jeweiligen Begriffe, die sich dahinter verbergen, sind aber durchaus nicht gleichzusetzen. Wer also den Eintrag zur Grammatik liest, findet keine Darstellung einer philosophischen, sondern einer informationstechnischen Grammatik. Dies wird von dem Buch nicht deutlich genug hervorgehoben, obwohl man es natürlich aus dem Titel schon erlesen kann.
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