Umwege
Immer noch beschäftige ich mich mit der Konnotation und hier insbesondere mit den Codierungen. Die Konnotation sei, so Roland Barthes, "ein gewolltes, sorgfältig ausgearbeitetes Geräusch, das in den fiktiven Dialog von Autor und Leser eindringt" (S/Z, 13).
Diese Formulierung hat mich eigentlich seit Jahren beschäftigt (bzw. die ganze Passage drumherum), seit 1996, um genau zu sein, das Jahr, in dem ich mir dieses Buch zugelegt habe.
Man kann die Konnotationen mit den Codierungen gleichsetzen, wie Umberto Eco sie benutzt (Einführung in die Semiotik), obwohl mir das ein wenig Bauchschmerzen verursacht, denn der Begriff der Konnotation wird auch bei Eco ausführlich diskutiert, aber nie eindeutig mit der Codierung verglichen.
Eine Codierung ist eine kulturelle Einheit von unterschiedlichen Elementen. Am typischsten sind "Oppositionen", die sich gegenseitig ergänzen, wie zum Beispiel Mann und Frau, Krieg und Frieden oder Mann und Maus. Typisch sind aber auch "Mengen", zum Beispiel die vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Luft), die vier Jahreszeiten, die zwölf Sternzeichen, und so weiter.
Neben solchen kulturell geprägten Codierungen gibt es aber auch sehr subjektive und flüchtige, ein Problem, das mir bei der Untersuchung des Spannungsaufbaus in Romanen immer wieder Ärger bereitet hat. Offensichtlich gibt es eine ganze Spannbreite an Möglichkeiten, den Leser zu befriedigen oder abzustoßen. Und am hilfreichsten erscheinen mir zu Zeit meine Anmerkungen zu den semantischen Gedächtnisses. Dieses bietet eine zumindest abstrakte Einteilung der Codierungen in subjektiver Form (Proposition, Skript, Image, Vernetzung).
Diese Formulierung hat mich eigentlich seit Jahren beschäftigt (bzw. die ganze Passage drumherum), seit 1996, um genau zu sein, das Jahr, in dem ich mir dieses Buch zugelegt habe.
Man kann die Konnotationen mit den Codierungen gleichsetzen, wie Umberto Eco sie benutzt (Einführung in die Semiotik), obwohl mir das ein wenig Bauchschmerzen verursacht, denn der Begriff der Konnotation wird auch bei Eco ausführlich diskutiert, aber nie eindeutig mit der Codierung verglichen.
Eine Codierung ist eine kulturelle Einheit von unterschiedlichen Elementen. Am typischsten sind "Oppositionen", die sich gegenseitig ergänzen, wie zum Beispiel Mann und Frau, Krieg und Frieden oder Mann und Maus. Typisch sind aber auch "Mengen", zum Beispiel die vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Luft), die vier Jahreszeiten, die zwölf Sternzeichen, und so weiter.
Neben solchen kulturell geprägten Codierungen gibt es aber auch sehr subjektive und flüchtige, ein Problem, das mir bei der Untersuchung des Spannungsaufbaus in Romanen immer wieder Ärger bereitet hat. Offensichtlich gibt es eine ganze Spannbreite an Möglichkeiten, den Leser zu befriedigen oder abzustoßen. Und am hilfreichsten erscheinen mir zu Zeit meine Anmerkungen zu den semantischen Gedächtnisses. Dieses bietet eine zumindest abstrakte Einteilung der Codierungen in subjektiver Form (Proposition, Skript, Image, Vernetzung).
Walter Benjamin
Von hier aus bin ich zu einer Untersuchung der Textstrategien in Benjamins Denkbildern übergegangen. Diese Denkbilder halten eine "gegenstrebige Fügung" fest oder, wie immer gerne zitiert wird, eine "Dialektik im Stillstand". Tatsächlich lassen sich diese Texte mithilfe der Formen des semantischen Gedächtnisses gut aufschlüsseln. Das semantische Gedächtnis ist selbst eine Codierung von Codierungen (die vier Typen sind wiederum Codierungen, bzw. Mengen von Codierungen).
Nun gibt es hier immer noch das riesige Problem, wie sich eher kulturelle Codierungen von eher subjektiven, bzw. individuellen unterscheiden lassen. Bei Benjamin wird dies besonders deutlich, weil seine Denkbilder zwischen einem fast gänzlich privaten Erleben und einer weit reichenden und kritischen Bedeutung hin und her changieren.
Diese Möglichkeit hängt eng mit den Ähnlichkeitsbegriffen bei Benjamin zusammen und mit solchen Begriffen wie Entstellung oder Bild (vergleiche dazu das wundervolle Buch von Sigrid Weigel: Entstellte Ähnlichkeit).
Nun gibt es hier immer noch das riesige Problem, wie sich eher kulturelle Codierungen von eher subjektiven, bzw. individuellen unterscheiden lassen. Bei Benjamin wird dies besonders deutlich, weil seine Denkbilder zwischen einem fast gänzlich privaten Erleben und einer weit reichenden und kritischen Bedeutung hin und her changieren.
Diese Möglichkeit hängt eng mit den Ähnlichkeitsbegriffen bei Benjamin zusammen und mit solchen Begriffen wie Entstellung oder Bild (vergleiche dazu das wundervolle Buch von Sigrid Weigel: Entstellte Ähnlichkeit).
Dialektik
Diese gegenstrebige Fügung in Benjamins (späteren) Texten hat mich zu Adorno und Marcuse gebracht. Es gibt zumindest von Marcuse zwei kurze Aufsätze, die sich mit der Dialektik beschäftigen und im achten Band der Gesamtausgabe zu finden sind (194-199, 200-226). (Abgesehen davon, dass neben den beiden großen Hegel-Büchern die Logik in Marcuses Philosophie als eine "dialektische" gesehen werden darf. Dialektisch steht hier deshalb in Anführungsstrichen, weil dieses Wort durchaus uneindeutig ist. Bei den Vorsokratikern bedeutet dies eigentlich nur, dass eine Meinung begründet wird (das ›oi di apoleixeos legontes‹, das ›auf Grund von Beweisen reden‹ des Aristoteles). Später wird die Dialektik eine Kunst der Argumentation, eine Kunst, die Argumente in einen überzeugenden Zusammenhang zu bringen. Mit Hegel, spätestens aber mit Marx wird sie zum Politikum. Sie beruft sich auf bestimmte Methoden und Betrachtungsweisen, so zum Beispiel die historisch-dialektische bei Marx.)
Ähnlichkeit
Eine wichtige Auseinandersetzung in der Frankfurter Schule betrifft Schein und Wesen von gesellschaftlichen Prozessen und hier zum Beispiel das Problem der Ähnlichkeit. Im weitesten Sinne findet sich in diesem Begriff der Ähnlichkeit noch das marxsche Dogma, dass das Sein das Bewusstsein bestimme. Besonders deutlich ist dies bei Benjamin, der zum Beispiel die Bohème oder den Flaneur in Konstellationen vorführt, die diese als eine Art wahren Wesens vorführen, allerdings als ein wahres Wesen des Scheins. So ist der Flaneur ohne die Pariser Passagen nicht denkbar, nicht möglich. Nur in dieser Konstellation erscheint er, gleichsam als ein zweites System von Täuschungen, deren erstes die Ware in ihrer Isolation ist.
Pragmatismus
Die Ähnlichkeit beschäftigt mich also zur Zeit (mal wieder: auch weil ich mir das Buch ›Die Gesetze der Nachahmung‹ von Gabriele Tarde gekauft habe). Gestern Abend und heute bin ich den Spuren bei Adorno gefolgt.
Und hier kommt das eigentliche, was ich schreiben wollte, nämlich, dass ich eine relativ große Nähe zwischen Adorno und Dewey festgestellt habe. Deweys Logik trägt den Untertitel ›Die Theorie der Forschung‹ und hat sehr explizit sich die Aufgabe gestellt, herauszuarbeiten, wie Neues möglich ist. Das allerdings ist auch eine sehr zentrale Frage bei Adorno. Zu der Unterscheidung zwischen dem Pragmatismus und der Dialektik schreibt Adorno in seinem Aufsatz ›Veblens Angriff auf die Kultur‹ (Kulturkritik und Gesellschaft I):
Und hier kommt das eigentliche, was ich schreiben wollte, nämlich, dass ich eine relativ große Nähe zwischen Adorno und Dewey festgestellt habe. Deweys Logik trägt den Untertitel ›Die Theorie der Forschung‹ und hat sehr explizit sich die Aufgabe gestellt, herauszuarbeiten, wie Neues möglich ist. Das allerdings ist auch eine sehr zentrale Frage bei Adorno. Zu der Unterscheidung zwischen dem Pragmatismus und der Dialektik schreibt Adorno in seinem Aufsatz ›Veblens Angriff auf die Kultur‹ (Kulturkritik und Gesellschaft I):
"Die bestehende und die andere Gesellschaft haben nicht zweierlei Wahrheit, sondern die Wahrheit in dieser ist untrennbar von der realen Bewegung innerhalb des Bestehenden und jedem einzelnen ihrer Momente. Daher reduziert sich der Gegensatz von Dialektik und Pragmatismus, gleich jedem echt philosophischen, auf die Nuance. Nämlich auf die Auffassung jenes nächsten Schritts." (94)
Und formuliert im folgenden eine kantsche Frage um:
"wie ist Neues überhaupt möglich?" (95)
Adornos Kritik an Dewey, bzw. dem Pragmatismus, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Seltsamerweise ist Deweys Logik (so empfinde ich das zur Zeit) weniger positivistisch als idealistisch. Sie verortet sich zwar wesentlich historisch, kann aber in vielen Aspekten wenig über Kant hinausweisen (man vergleiche zum Beispiel das Kapitel ›Das Urteil als räumlich-zeitliche Bestimmung: Erzählung und Beschreibung‹ mit Kants transzendentaler Ästhetik).
Insofern finde ich auch Adornos Einwand gegen den Pragmatismus (zumindest bei Dewey) nur halbherzig: Dewey beschreibt die denkbaren Möglichkeiten der dialektischen Bewegung (also die Bedingungen), während Adorno die konkrete Realisierung der dialektischen Bewegung einfordert. Immerhin kann man Dewey vorwerfen, dass er, zumindest in der Logik, die gesellschaftlichen Produktivkräfte in ihrer Gesamtheit ausblendet und so gar nicht zu dem Bewusstsein kommt, dass gesellschaftliche Vorgänge an konkrete dialektische Bewegungen angelehnt sind. Nicht formal, sondern inhaltlich schränkt er die dialektischen Möglichkeiten ein.
Insofern finde ich auch Adornos Einwand gegen den Pragmatismus (zumindest bei Dewey) nur halbherzig: Dewey beschreibt die denkbaren Möglichkeiten der dialektischen Bewegung (also die Bedingungen), während Adorno die konkrete Realisierung der dialektischen Bewegung einfordert. Immerhin kann man Dewey vorwerfen, dass er, zumindest in der Logik, die gesellschaftlichen Produktivkräfte in ihrer Gesamtheit ausblendet und so gar nicht zu dem Bewusstsein kommt, dass gesellschaftliche Vorgänge an konkrete dialektische Bewegungen angelehnt sind. Nicht formal, sondern inhaltlich schränkt er die dialektischen Möglichkeiten ein.
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