12.03.2012

Kant, Homo Faber und Adorno

Mittlerweile bin ich dabei, zu Max Frischs ›Homo faber‹ eine Interpretationshilfe zu schreiben. Diese soll vor allem für Schüler sein. Zur Zeit quäle ich mich durch die Inhaltsangabe. Seit gestern habe ich nur die kurze Fassung geschafft; gerade beginne ich mit der längeren (es soll zwei Inhaltsangaben geben: eine sehr knappe, und eine etwas ausführlichere, in der Aspekte der Interpretation bereits besprochen werden).
Warum ich mich mit der Inhaltsangabe so herumquäle: Bei der Lektüre von Schriften Adornos bin ich auf zahlreiche Verbindungslinien zum ›Homo faber‹ gestoßen. Außerdem findet sich in dem Buch ›Lektürehilfen: Homo faber‹ aus dem Klett-Verlag, Autor: Manfred Eisenbeis, ein sehr schöner Abschnitt über das Problem des Bildnisses (womit Frisch die Rollen bezeichnet, die wir gesellschaftlich spielen). Auch das ist ein wichtiges Thema von Adorno, dieser Zwang zur Identität, ebenso die déformation professionelle, die sich sowohl im Roman als auch in der Minima Moralia finden. Schließlich gibt es zahlreiche Geräusche im ›Homo faber‹, die in die Nähe der ›identitätslosen Musik‹ geraten.
Ich habe also eigentlich interessantere und anspruchsvollere Ideen. Was mich an zahlreichen Interpretationen des ›Homo faber‹ so entnervt: die Behauptung, dass dort etwas drin steht, was gar nicht zu finden ist, zum Beispiel Fabers Tod, oder dass er Magenkrebs habe. Faber befürchtet, er hätte Magenkrebs. Aber nirgendwo findet sich explizit diese Diagnostik. Genauso steht nirgendwo, dass Faber stirbt oder sterben muss. Zugegeben drängt einen der Roman zu diesem Schluss; aber dies sagt ja mehr über das Lesen aus, als über den Roman selbst.

Außerdem letzte Woche: Aufzeichnungen zu Kant, vor allem zu dessen Aufsatz Was ist Aufklärung?, aber auch zu Abschnitten aus dem Streit der Fakultäten, der praktischen und der reinen Vernunft. Auch hier Beziehungen zu Max Frisch. Gelesen habe ich auch ›Freiheit‹ von Joachim Gauck; ein leider recht banales, um nicht zu sagen naives Werk.

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