19.03.2017

Wollen

1.
Beim Willen kommt es auch darauf an, WAS ich will. Ich will meinen Arm heben: aber ich kann ihn heben und eben das ist zugleich das Wollen. Aber wenn mein Arm in Gips ist, kann ich ihn nicht heben, obwohl ich es will, weil es mich z.B. unter dem Arm juckt.
2.
Kann ich das sagen: Ich will, dass es mich unter meinem Arm nicht mehr juckt; auch wenn ich weiß, dass ich nichts tun kann.
Und was mache ich, wenn ich etwas Unmögliches will?
3.
Aber ist es nicht Voraussetzung für den Willen, dass man nichts tun kann? Man kann auch sagen: ich kann mir mein Tun nicht vorstellen. Und eben das verändere ich durch meinen Willen.
4.
Ich habe etwas gewollt und habe es erreicht. Nun ist mein Wille zu Ende.
5.
Ich will etwas, aber ich weiß nicht was. - Ist das ein Anfang des Wollens?
6.
Betrachte andere Sätze des Wollens:
Ich will, dass du ehrlich bist.
Ich will ins Kino gehen.
Ich will Programmierer werden.
Ich will ein Mond aus grünem Käse werden.
Es macht schon einen Unterschied, ob man einen Zustand oder eine Handlung will. Weil es einen Unterschied macht, ob man einen Zustand oder die Herstellung eines Zustands in den Blick nimmt.
7.
Das transzendente Objekt ist nur deshalb ein Punkt, weil ich es nie fassen kann. Der Punkt ist das Unfassbare.
8.
Das Wollen unterscheidet sich aber auch danach, ob es einen Widerstand gibt.
Ich habe den Arm gehoben, weil ich es wollte. (Und ich sagte nicht: Ich habe den Arm gehoben, obwohl ich es wollte; genauso wenig wie: Ich habe den Arm gehoben, obwohl ich es nicht wollte.)
Ich wollte den Arm heben, konnte es aber nicht. (Der Gips hinderte mich daran.)
Beide Male drücke ich eine Kausalität aus.
9.
Ich will, dass sich die Erde um die Sonne dreht.
Warum ist eine solche Aussage lächerlich? Nun, es gibt keinen Widerstand gegen die Aussage. Oder wenn es einen Widerstand gibt, dann nicht durch die Erde oder die Sonne (Galilei und die Kirche).
(Eine unkomplizierte Möglichkeit und eine unkomplizierte Unmöglichkeit sind dem Willen gleich.)
10.
Ich will, dass sich die Erde nicht mehr um die Sonne dreht.
Auch diese Aussage ist lächerlich. Aber warum ist sie lächerlich? Vielleicht, weil es nichts zu tun gibt. - Aber man kann es sich ja trotzdem vorstellen. Und wenn man versucht, die Welt entsprechend zu ändern, wird man eben scheitern.
11.
Sieh den Willen als das Experiment an, wie ich eine Kausalität in der Welt ändern kann. (Aber die Kausalität ist ein Produkt meiner Vorstellung.)
12.
Ich möchte erfahren, wie sich die Welt ändern lässt, und manche dieser Erfahrungen sind billig, andere unmöglich.
13.
Ich will mir ein Brot schmieren. - Warum sagst du das und tust es nicht einfach? Es hindert dich doch niemand.
14.
Im Willen erfahre ich die Hindernisse der Welt. Ich erfahre auch ihre je eigene Qualität und Intensität. - Hier ist die Erfahrung aber eine Begleiterscheinung meines willentlichen Tuns.

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