27.08.2016

Zu Flüchtlings- und anderen Katastrophen

Mein Verhältnis zu Peter Sloterdijk bleibt ambivalent. Die Ursachen dieser Ambivalenz mag ich hier aber nicht erläutern. Denn manchmal muss man ihn einfach auch lieben, wie zum Beispiel hier:
Apokalyptischer Alarm setzt keinen religiösen Seelensturm mehr voraus, Warnungen vor Untergängen implizieren nicht, dass prophetische Individuen sich zum Sprachrohr transzendenter Enthüllungen erklären. Das aktuelle Alternativbewusstsein zeichnet sich durch etwas aus, was man als pragmatisches Verhältnis zur Katastrophe bezeichnen könnte. Das Katastrophische ist eine Kategorie geworden, die nicht mehr zur Vision, sondern zur Wahrnehmung gehört. Heute kann jeder Prophet sein, der die Nerven hat, bis drei zu zählen.
Sloterdijk, Peter: Eurotaoismus. Frankfurt am Main 1989, S. 103
Auch dieses Buch habe ich gelesen, nicht gründlich, keineswegs philologisch (die Artikel und Bücher, die ich gründlich gelesen habe, lassen sich in einer halben Minute aufzählen). Nur, um noch mal ein wenig darauf zu pochen, dass die Kunst der Interpretation kein Hauruck-Unternehmen ist, keines, das in tweets und gepolterten Statements verwirklicht werden könnte. Über den Anspruch, ein solches zu verwirklichen, so möglich, sollten wir aber nicht so einfach hinweggehen.

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