Ein fleißiges Wochenende liegt hinter mir. Seltsamerweise sind die einfachen Unterrichtsinhalte manchmal psychologisch die kompliziertesten.
Lesenlernen
Das ist auch schon beim Erlernen des grundlegenden Lesens (der Erfassung von Wörtern) so. Beim Erlesen von Wörtern spielte nicht nur die Abfolge von Buchstaben eine Rolle, sondern auch die Wortmelodie, die die Silbentrennung unterstützt; die Silbentrennung wiederum ist wichtig für das Erlernen von Rechtschreibstrategien, und diese wiederum stützen zum Teil die grammatischen Kompetenzen. Es lohnt sich also, in diese Phase des Lesenlernens einige Zeit zu investieren.
Geometrie
Geometrische Kompetenzen
In die Entwicklung geometrischer Kompetenzen spielen zahlreiche Aspekte hinein, so zum Beispiel die Körperbeherrschung, die für eine gute Raum-Lage-Beziehung stützend wirkt, und diese ist wiederum wichtig dafür, dass geometrische Formen rascher behalten und komplexer angewendet werden können.
Fast noch wichtiger allerdings ist, wie sich solche geometrischen Kompetenzen, die oftmals in der schulischen Geometrie bereits ein Konglomerat bilden, auch auf andere Weise in höhere kognitive Prozesse einbinden lassen; hier findet man zum Beispiel das Programmieren (aber hier bin ich noch nicht sicher, was alles dazu gehört: ich habe gerade erst angefangen, darüber nachzudenken). Fast ein Selbstgänger (zumindest bei mir) ist das Erzählen: die räumliche Anordnung und die Bewegung der Figuren innerhalb dieser erfordern so ziemlich alle Kompetenzen, die man auch in der Geometrie einübt. Aber eigentlich ist es ja umgekehrt: Kinder entwickeln relativ früh die Grundlagen für das Erzählen, und parallel dazu werden sich vermutlich, im Austausch und unterstützend, erste geometrische Kompetenzen entwickeln.
Lernziele
Seit einigen Jahren benutze ich, allerdings nur gelegentlich, die Lernzieltaxonomie von Anderson und Krathwool, um mich mit einem Lernstoff auseinanderzusetzen. Gelegentlich deshalb, weil dieses Modell so umfassend ist, und auch nicht immer klar gegeneinander abgrenzbar, dass die Arbeit damit viel Mühe macht. Trotzdem lohnt es sich. Derzeit ist es also die Geometrie, die ganz grundlegende, wie zum Beispiel, durch einen Punkt eine Linie zu ziehen, und das mithilfe des Geodreiecks. Ganz so einfach ist das nämlich nicht, denn das Geodreieck muss etwas neben dem Punkt angelegt werden. Zudem gibt es eine ganze Menge drumherum zu beachten, zum Beispiel dass der Bleistift gut angespitzt ist, dass das Papier und das Geodreieck gut festgehalten werden, solche Sachen eben.
Teilleistungen
Teilleistungen sind jene Kompetenzen, die in einer Handlung zusammenwirken. Anders als im Kompetenzmodell, wie es in der Schule angewendet wird, gehe ich nicht davon aus, dass es eine eindeutige Kompetenz hinter einer eindeutigen Performanz (eine Ausführung oder Handlung) gibt, sondern verschiedene, die, je nachdem, wie gut sie aus geprägt sind, eine Handlung befördern oder behindern. Bei einer sogenannten Teilleistungsschwäche kann man so Aufgabenstellungen suchen, die entweder eine solche Teilleistung einüben (wenn man diese fördern will) oder sich gerade auf eine solche Teilleistung nicht stützen, wenn man das Kind zu einem Erfolg führen möchte. Beides ist nicht so einfach zu erreichen, und gelegentlich stößt man auf Situationen, in denen man als Lehrer ganze Schritte zurück gehen muss, um sehr viel grundlegender an bestimmte Aufgaben und kulturelle Anforderungen heranzugehen und diese den Schülern zu vermitteln.
Jahrestage
Mein freies Wochenende habe ich auch dazu benutzt, um ein wenig in Jahrestage herumzustöbern. Bisher habe ich aber nur einige typische Auffälligkeiten gesammelt.
Mir ist aufgefallen, dass ich schon lange nicht mehr über eine synästhetische Metapher, bzw. (so die Kurzform) eine Synästhesie, gestolpert bin. Bei Johnson finden sich diese relativ regelmäßig. Eine erste, sehr schöne, auf Seite 11:
Aus den Seitenstraßen schlägt hitziges Gegenlicht quer.
Besonders auffällig allerdings ist die Verdichtung, die Johnson vornimmt. Er führt Alltägliches und Zeitungsmeldungen, dann auch Erinnerungen und Erzählungen zusammen und komponiert sie zu Korrespondenzen und Kontrasten.
Die seltsam kühle Berichterstattung von dem, was in der Zeitung steht oder was Menschen gesagt haben, aber zugleich der zum Teil sehr emotionale Kontrast zwischen diesen berichtenden Sätzen, erzeugt eine eigentümliche Spannung.
Dies beginnt schon auf den ersten Seiten, in der zwei ähnliche Orte, zweimal Strand, Bahn, Spaziergang, ineinander vermischt werden, in der zweiten Zeiten in Deckung gebracht werden: an der Ostsee als Kind, an der Küste New Jerseys als Erwachsene.
Ansonsten?
Freitag habe ich, wie sich das über die Woche hinweg schon angekündigt hat, gefiebert. Heute habe ich mich noch einmal über Mittag lange hingelegt und fest geschlafen, obwohl ich gestern Abend früh ins Bett bin. Meine Notizen zu dem Aufsatz von Judith Butler befinden sich jetzt in meinem Zettelkasten, dafür habe ich wieder zahlreiche Kommentare zur Geometrie verfasst (siehe oben).
Auch einige politische Artikel habe ich durchkommentiert, einige etwas ältere, lauter Artikel zur Islamisierung – mich stört der suggestive Charakter. Viele der angesprochenen Fakten habe ich nicht in anderen Quellen finden können. Dafür scheinen sich die Islam-Gegner fleißig gegenseitig zu zitieren. Gut: Ganz so einfach ist es nicht, und ich habe bisher noch keine Bücher dazu gelesen. Aber in gewisser Weise findet man dieselben Phänomene, wie bei den populärwissenschaftlichen Darstellungen des Neuroeducation: wirkliche Fachliteratur findet selten Erwähnung. Dafür gibt es die üblichen rhetorischen Verdrehungen und die Mechanismen, mit denen Feindbilder aufgebaut werden.
Aber ich halte mich zurück. Erst mal keine Politik, nicht offiziell.
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